Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland
Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, auch Bundesverdienstkreuz genannt, ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung der Bundesrepublik Deutschland. Er wird für besondere Leistungen auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem, geistigem oder ehrenamtlichem Gebiet verliehen. Derzeit wird der Orden in neun Stufen verliehen. Alle deutschen Bundesländer außer Bremen und Hamburg haben auch eigene Verdienstorden.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Verleihungszahlen
3 Aufteilung ab den 2000er Jahren
4 Verleihung
4.1 Prinzipien
4.2 Vorschlagsrecht
4.3 Aberkennung
5 Form, Material und Herstellung
6 Bisherige Träger
7 Tragweise
8 Hanseatische Ablehnung
8.1 Bremen
8.2 Hamburg
9 Literatur
10 Weblinks
11 Einzelnachweise
Geschichte |
Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland wurde am 7. September 1951 vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss per Erlass gestiftet. In dem Erlaß über die Stiftung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, den er mit Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem Bundesinnenminister Robert Lehr unterzeichnete, heißt es:
„In dem Wunsche, verdienten Männern und Frauen des deutschen Volkes und des Auslandes Anerkennung und Dank sichtbar zum Ausdruck zu bringen, stifte ich am 2. Jahrestag der Bundesrepublik Deutschland den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.
Er wird verliehen für Leistungen, die im Bereich der politischen, der wirtschaftlich-sozialen und der geistigen Arbeit dem Wiederaufbau des Vaterlandes dienten, und soll eine Auszeichnung all derer bedeuten, deren Wirken zum friedlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland beiträgt.“
Der Verdienstorden wird nach internationaler Norm in drei Klassen (Verdienstkreuz, Großes Verdienstkreuz, Großkreuz) und mehreren Stufen verliehen.
Im Jahr 1951 war zunächst folgende Ordnung geplant:
- Verdienstkreuz am Bande
- Verdienstkreuz als Steckkreuz (das später in 1. Klasse umbenannt wurde)
- Großes Verdienstkreuz
- Großes Verdienstkreuz mit Stern
- Großkreuz mit Stern und Schulterband
- Großkreuz in besonderer Ausführung, dessen Verleihung sich Heuss vorbehielt.
Das erste Verdienstkreuz (in der Ausprägung am Bande) erhielt der Bergmann Franz Brandl aus Nentershausen (Hessen) am 19. September 1951 von Theodor Heuss.[1]
Im Jahr 1952 kam es zu einigen Neuerungen: Es wurde eine besondere Ausführung des Verdienstkreuzes für Arbeiter und Angestellte, die 50 Jahre lang für denselben Dienstherrn gearbeitet hatten, eingeführt. Diese Ausführung wurde jedoch bereits 1966 wieder eingestellt.
Zudem wurde das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern in zwei Stufen (Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband) aufgeteilt.
Schließlich kam 1955 als unterste Stufe die Verdienstmedaille hinzu und als oberste Stufe die Sonderstufe des Großkreuzes, die jedoch schon 1953 verliehen worden war.[2]
Die höchste Stufe, die Sonderstufe des Großkreuzes, ist Staatsoberhäuptern und ihren Familienangehörigen sowie mit Amtsantritt dem deutschen Bundespräsidenten vorbehalten.
Daher gibt es den bundesdeutschen Verdienstorden in neun Stufen, von denen eine nicht mehr verliehen wird, und einer Sonderstufe.
Verleihungszahlen |
Da der Anteil an Frauen unter den Anfang der 1980er Jahre rund 6.000 jährlich verliehenen Verdienstorden, darunter seinerzeit rund 1.000 Ausländern, in der Amtszeit von Bundespräsident Karl Carstens (1979–1984) mit rund 14 Prozent deutlich unter dem Bevölkerungsanteil lag, veranlasste ihn dies im Jahr 1983, in die Neufassung der Ausführungsbestimmungen zum Statut des Verdienstordens hineinzuschreiben, dass „Verdiensten bei Tätigkeiten, die nach der Lebenserfahrung vor allem von Frauen ausgeübt werden, besondere Beachtung zu schenken ist“.
Im Oktober 2006 führte der damalige Bundespräsident Horst Köhler zusätzlich eine Quotenregelung für Frauen von mindestens 30 Prozent ein. Dieses Minimum wurde 2007 mit 30,3 Prozent erstmals erreicht und in den folgenden Jahren (2008: 31,2 Prozent; 2009: 30,5 Prozent) eingehalten. Die Vorschlagslisten der Ministerpräsidenten der Bundesländer, über die die Ordensanträge vorwiegend beim Bundespräsidialamt eingereicht werden, werden nur noch angenommen, wenn von zehn Personen, die mit dem Verdienstorden ausgezeichnet werden sollen, mindestens drei Frauen sind. Wenn den Ländern nicht genügend Frauen vorgeschlagen werden, um diese Quote zu erfüllen, führte dies beispielsweise in Sachsen-Anhalt (Stand 2014) dazu, dass Männer dem Bundespräsidialamt nicht zeitnah zur Ehrung vorgeschlagen, sondern auf eine wachsende Warteliste gesetzt wurden und erst nach längerer Wartezeit ihre Auszeichnung erhalten können.[3]
Seit 1991 sind die Verleihungszahlen stark rückläufig.[4] Von über 5000 Verleihungen im Jahre 1991 und knapp 2500 Verleihungen im Jahre 2007 fiel die Zahl auf 1064 Verleihungen im Jahre 2017 und damit etwa auf den Stand des Einführungsjahres 1951.[5]
Ende 2010 wurde bekannt, dass seit Mitte der 1990er Jahre eine nicht öffentlich gemachte Abmachung zwischen den Bundestagsfraktionen besteht, nach der pro Legislaturperiode 30 Orden unabhängig von tatsächlichen Verdiensten für Abgeordnete des Bundestages entsprechend den Fraktionsstärken reserviert sind. Der Verfassungsrechtler Herbert von Arnim bezeichnete dies als „absolute Anmaßung“ und „ganz neue Form der Selbstbedienung“.[6]
Aufteilung ab den 2000er Jahren |
Stufe | Bandschnalle | Tragweise | Merkmale | Internationale Klasse | Anmerkung |
---|---|---|---|---|---|
Verdienstmedaille | |||||
Verdienstmedaille | linke Brust, am Bande | | Medaille (affiliiert) | →Liste von Trägern | |
Verdienstkreuz | |||||
Verdienstkreuz am Bande | linke Brust, am Bande | | Ritterkreuz | →Liste von Trägern | |
Verdienstkreuz am Bande für Arbeitsjubilare | linke Brust, am Bande mit goldener Spange | goldene Spange mit der Zahl 50 | – | Verleihung von 1952 bis 1966 | |
Verdienstkreuz 1. Klasse | linke Brust, Steckkreuz | | Offizierskreuz | →Liste von Trägern | |
Großes Verdienstkreuz | |||||
Großes Verdienstkreuz | am Halsband | | Komtur | →Liste von Trägern | |
Großes Verdienstkreuz mit Stern | am Halsband, Bruststern links | vierspitziger Bruststern, flach | Großkomtur | →Liste von Trägern | |
Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband | am Schulterband, Bruststern links | vierspitziger Bruststern, gewölbt | Großkreuz 2. Klasse | →Liste von Trägern | |
Großkreuz | |||||
Großkreuz | am Schulterband, Adler maschinengestickt, Bruststern links | sechsspitziger Bruststern | Großkreuz 1. Klasse | →Liste von Trägern | |
Großkreuz in besonderer Ausführung | am Schulterband, rot gefüttert, Adler maschinengestickt, Bruststern links | Lorbeerkranz um das Medaillon, sechsspitziger Bruststern | Großkreuz (Sonderform) | →Liste von Trägern (bisher nur Konrad Adenauer und Helmut Kohl) | |
Sonderstufe des Großkreuzes | am Schulterband, Adler handgestickt, Bruststern links | achtspitziger Bruststern | →Liste von Trägern (Verleihung nur an Staatsoberhäupter (und ihre Ehepartner), Amtsinsigne des Bundespräsidenten als Ordensherr, höchste Form des Ordens) |
Verdienstmedaille des Verdienstordens
Großes Verdienstkreuz im Verleihungsetui
Bundesverdienstkreuz und Schulterband (Teil der Stufe „Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband“, Theodor-Heuss-Haus)
Großkreuz mit Stern und Schulterband
Sonderstufe des Großkreuzes (Staatsoberhäuptern vorbehalten)
Sonderstufe des Großkreuzes im Verleihungsetui
Verleihung |
Jedes Jahr werden auf Vorschlag mehrere Tausend Menschen ausgezeichnet. Insgesamt wurde die Auszeichnung bis Anfang 2014 ungefähr 248.400 Mal verliehen. Im Jahr 2015 wurden 1.404 Personen ausgezeichnet.[5] Bei einer Erstverleihung wird in der Regel höchstens die zweite Stufe (Verdienstkreuz am Bande) und Personen, die jünger als 40 Jahre sind, höchstens die erste Stufe (Verdienstmedaille) verliehen. Nur in Ausnahmefällen wird eine höhere Stufe gewählt
Prinzipien |
Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland kann nach den ordensrechtlichen Bestimmungen nicht postum verliehen werden. Trotzdem erhielten beispielsweise Jürgen Schumann oder Dominik Brunner die Auszeichnungen postum. In diesen Fällen sind meistens die Todesumstände der Grund für die Verleihung.
Als Erstauszeichnung werden im Allgemeinen die Verdienstmedaille oder das Verdienstkreuz am Bande verliehen. Die Verleihung der Verdienstmedaille ist an kein Mindestalter gebunden. Für das Verdienstkreuz am Bande sollte die zu ehrende Person ein Mindestalter von 40 Jahren erreicht haben.[7] Die Verleihung der nächsthöheren Ordensstufe erfordert neue auszeichnungswürdige Leistungen. Bei besonders herausragenden Leistungen ist eine Ausnahme von diesen Bestimmungen möglich.
Die vom Bundespräsidenten verliehene Auszeichnung wird gewöhnlich durch den Ministerpräsidenten, einen Minister des Bundes oder des Landes, den Regierungspräsidenten, den Landrat, den Oberbürgermeister oder den Bürgermeister überreicht. Auslandsdeutsche und Ausländer erhalten ihn oft durch den zuständigen deutschen Botschafter. In einigen Fällen nimmt der Bundespräsident die Aushändigung selbst vor, meist bei höheren Stufen.
Bei einigen Beamten, Richtern und Soldaten erfolgte inzwischen eine automatische Verleihung bestimmter Ordensstufen, sobald diese aus ihrem Amt ausscheiden. Das war so bei der Verleihung des Großen Verdienstkreuzes an den jeweiligen Generalinspekteur der Bundeswehr oder bei der Verleihung des Großen Verdienstkreuzes mit Stern und Schulterband nach dem Ende der Amtszeit als Richter des Bundesverfassungsgerichts.
Diplomaten, die nach längerem Aufenthalt ihr Gastland verlassen, erhalten entsprechend internationaler Gepflogenheit das Bundesverdienstkreuz: So werden Botschafter und manche Militärattachés ohne das sonst bei Ordensverleihungen übliche Prüfungsverfahren ausgezeichnet. Auch der argentinische Oberst Juan José Masi, Militärattaché an der argentinischen Botschaft in Bonn von 1977 bis 1980, dem schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, erhielt auf diese Weise im März 1981 das Große Bundesverdienstkreuz.[8]
Das Procedere der öffentlichen Verleihung ist meist festlich gehalten, die höchsten Auszeichnungsstufen nimmt der amtierende Bundespräsident persönlich vor. Jede geehrte Person wird mit einigen Angaben über ihr Leben und Wirken vorgestellt.[9]
Vorschlagsrecht |
Jeder kann die Auszeichnung eines Anderen anregen. Dazu wendet er sich an die Staatskanzlei des Landes, in dem der Vorgeschlagene seinen Wohnsitz hat. Lebt die Person im Ausland oder ist sie Ausländer, so ist das Auswärtige Amt für den Vorschlag zuständig. Die Auszeichnung eines Mitarbeiters einer Bundesbehörde kann beim zuständigen Bundesminister angeregt werden. Die jeweilige Protokollabteilung hat die Aufgabe, die Angaben zu prüfen, bevor sie an die Ordenskanzlei im Bundespräsidialamt weitergeleitet werden. In der Praxis machen vor allem Behörden, Institutionen, Wirtschafts- und Sportverbände Vorschläge. Anregungen aus der Bevölkerung sind dagegen selten: In Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, wurden im Schnitt der Jahre 2003 bis 2012 jährlich knapp 850 Verleihungen angeregt, von denen mehr als die Hälfte tatsächlich vollzogen wurden. Die Ablehnungsquote lag in NRW im Durchschnitt bei 42,1 Prozent. Den wenigen zugänglichen Daten aus anderen Ländern nach sind die Quoten dort ähnlich.[10]
Neben dem Vorschlagsrecht auf Verleihung des Bundesverdienstkreuzes gibt es auch die Anregung auf Aberkennung eines bereits verliehenen Bundesverdienstkreuzes.
Aberkennung |
Trotz des vorherigen Prüfverfahrens erhielten auch Personen die Auszeichnung, denen sie später wieder aberkannt wurde. Beispielsweise wurde 1964 Heinrich Bütefisch von Mitgliedern des Bundesverbands der Deutschen Industrie für den Orden vorgeschlagen. Das Düsseldorfer Ordenreferat fand beim Verfassungsgericht und beim Justizministerium offenbar nichts gegen ihn Vorliegendes, Bütefisch erhielt den Orden – 16 Tage später wurde er ihm aberkannt. Ein Bürger hatte darauf hingewiesen, dass Bütefisch 1948 im I.G.-Farben-Prozess wegen „Ausbeutung der Arbeit von KZ-Insassen“ zu sechs Jahren Haft verurteilt worden war.[11][12][13]
Form, Material und Herstellung |
Ab der Stufe am Bande gibt es die Ordensinsignien in einer jeweils unterschiedlichen Version für Herren und Damen. Die Damenversionen zeichnen sich durch etwas kleinere Kreuze und Medaillons aus sowie durch ein (ab der Stufe Großes Verdienstkreuz) schmaleres Band, das immer als Damenschleife ausgeführt wird.
Stufe | Herren-Version | Damen-Version | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
Größe | Größe Stern | Band | Größe | Größe Stern | Band | |
Verdienstmedaille | 38 mm | — | 30 mm | 38 mm | — | 30 mm |
Verdienstkreuz am Bande | 55 mm | — | 30 mm | 47 mm | — | 30 mm |
Verdienstkreuz 1. Klasse | 55 mm | — | — | 47 mm | — | — |
Großes Verdienstkreuz | 60 mm | — | 44 mm | 60 mm | — | 40 mm |
Großes Verdienstkreuz mit Stern | 60 mm | 80 mm | 44 mm | 60 mm | 80 mm | 40 mm |
Großes Verdienstkreuz mit Stern am Schulterband | 60 mm | 85 mm | 100 mm | 60 mm | 85 mm | 60 mm |
Großkreuz | 70 mm | 80 mm | 100 mm | 60 mm | 80 mm | 60 mm |
Großkreuz in besonderer Ausführung | 70 mm | 80 mm | 100 mm | 60 mm | 80 mm | 60 mm |
Sonderstufe des Großkreuzes | 70 mm | 90 mm | 100 mm | 60 mm | 80 mm | 60 mm |
Wegen der großen Stückzahlen einerseits und des Kostenbewusstseins andererseits werden die Orden heute nur noch maschinell aus einer Kupferlegierung geprägt und mit einer Goldbeschichtung versehen; farbige Teile bestehen aus Kunstemaille. Hersteller der offiziellen Orden der Bundesrepublik Deutschland ist die Firma Steinhauer & Lück in Lüdenscheid.
Bisherige Träger |
Bisher wurde der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland etwa 257.000 Mal verliehen (Stand Ende 2017).[14]
Tragweise |
Das Großkreuz wird an einem breiten, von der rechten Schulter zur linken Hüfte führenden Bande getragen. Der dazu gehörende goldene Stern wird auf der linken Brustseite getragen.
Das Große Verdienstkreuz wird als Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband an einem breiten, von der rechten Schulter zur linken Hüfte führenden Bande getragen. Der zum Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband gehörende goldene vierspitziger Stern wird auf der linken Brustseite getragen.
Das Große Verdienstkreuz mit Stern wird an einem Bande um den Hals getragen.
Das Verdienstkreuz wird als Verdienstkreuz 1. Klasse an der linken Brustseite angesteckt, als Verdienstkreuz am Bande an einem schmalen Bande an der linken oberen Brustseite getragen.
Die Verdienstmedaille wird am Bande an der linken oberen Brustseite getragen.[15]
Tragweise des Verdienstkreuzes am Bande – Herrenausführung
Tragweise der Bandschnallen; hier: des Verdienstkreuzes am Bande
Tragweise des Verdienstkreuzes am Bande – Damenausführung
Tragweise des Großen Verdienstkreuzes mit Stern und Schulterband
Hanseatische Ablehnung |
Als einziges Land stimmte die Freie Hansestadt Bremen gegen die Stiftung des Bundesverdienstordens. Bremen und Hamburg sind auch die einzigen Länder, die keinen eigenen Verdienstorden gestiftet haben.
Bremen |
Orden zu verleihen oder zu tragen, ist nicht bremischer Brauch. Der Senat der Freien Hansestadt Bremen stellte 1893 einmal fest: „Von altersher ist es Gebrauch, daß Decorationen von Senatsmitgliedern niemals angenommen werden, und so empfiehlt es sich auch – abgesehen von anderen Gründen – schon um deswillen hieran festzuhalten. Auch weil der Bremer Senat nicht in der Lage ist, derartige Höflichkeiten zu erwidern.“ Bürgermeister Theodor Spitta hat diesen Brauch 1952 gegenüber Bundespräsident Theodor Heuss nochmals bekräftigt. Es wurden und werden aber Ehrenmedaillen wie die Bremische Ehrenmedaille oder die Senatsmedaille für Kunst und Wissenschaft der Freien Hansestadt Bremen (wie auch in Hamburg) verliehen. Ausnahme: Das Hanseatenkreuz war eine im Ersten Weltkrieg verliehene Auszeichnung und wurde 1915 gemeinsam von den drei Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck für Verdienste im Krieg gestiftet.[16]
Hamburg |
Nach einem auf das 13. Jahrhundert zurückgehenden und in einem Senatsbeschluss von 1963 bekräftigten Prinzip lehnen manche Hamburger „Auszeichnungen fremder Herren“ ab (Hanseaten und Auszeichnungen). Die ehemalige Senatorin Emilie Kiep-Altenloh war für das Große Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen worden. Daraufhin kam es zu einer Kleinen Anfrage der SPD in der Hamburgischen Bürgerschaft im Mai 1963. Bürgermeister Paul Nevermann erklärte, dass der Senat weiterhin an seiner traditionellen Devise festhält: keine Orden für Senatoren. Zu Vorschlägen von anderer Seite werde sich der Senat gegenüber der verleihenden Stelle dahin äußern, dass von der Verleihung abgesehen werden möge.[17] Die Freie und Hansestadt Hamburg ehrte Emilie Kiep-Altenloh 1963 mit der Bürgermeister-Stolten-Medaille.
Bekannte Ablehner der Auszeichnung waren Helmut Schmidt, Hans-Olaf Henkel, Inge Meysel, Jan Philipp Reemtsma, Günter Grass,[18]Heidi Kabel, Siegfried Lenz[18] und Hans-Ulrich Klose.
Literatur |
- Alexander von Sallach: Die Orden und Ehrenzeichen unserer Republik. Phaleristischer Verlag Autengruber, Konstanz 2004, 2006, ISBN 3-937064-05-2, ISBN 3-937064-04-4; Ausgabe 2011: Battenberg Verlag, ISBN 978-3-86646-079-9.
- Birgit Laitenberger, Dorothea Bickenbach, Maria Bassier: Deutsche Orden und Ehrenzeichen. 6. Auflage, Carl Heymanns Verlag, Köln 2005, ISBN 3-452-25954-4.
- Knut Bergmann: Wer hat, dem wird gegeben? Das Bundesverdienstkreuz als Teil öffentlicher Anerkennungskultur. In: Merkur, 67. Jg., Heft 764, Heft 09, September 2013, S. 844–850. ISSN 0026-0096.
- Knut Bergmann: Nur die üblichen Verdächtigen? Orden und Ehrenzeichen als Anerkennung und Motivation für bürgerschaftliches Engagement. In: Wolfgang Lauterbach/Michael Hartmann/Miriam Ströing: (Hrsg.): Reichtum, Philanthropie und Zivilgesellschaft. Springer VS, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-06012-1, S. 133–152.
Weblinks |
Commons: Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland – Sammlung von Bildern
Broschüre des Bundespräsidialamts zum Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (PDF; 799 KB; 40 S.)- Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland
- Statistik der vom Bundespräsidenten von 2007 bis 2017 verliehenen Verdienstorden
Spiegel Online: 60 Jahre Bundesverdienstkreuz – Die Blechlawine (abgerufen am 25. November 2014)
Einzelnachweise |
↑ @1@2Vorlage:Toter Link/www.bundesarchiv.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Zur Verleihung des ersten Bundesverdienstkreuzes an Franz Brandl).
↑ Siehe den Erlass über die Stiftung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 7. September 1951, sowie den Erlass über die Neufassung des Statuts des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 8. Dezember 1955 (S. 1 und 2): Erlaß von 1951, S. 1, 2.
↑ Hagen Eichler: Bundesverdienstkreuz – Frauenquote stoppt Ehrung von Männern. In: volksstimme.de, 13. Juni 2014.
↑ Zu wenig Frauen, falsche Verdienste - warum der Bundespräsident immer weniger Orden verleiht. In: Der Tagesspiegel, 23. November 2016, abgerufen am 25. Dezember 2016.
↑ ab Offizielle Statistik der Verleihungen von 2007 bis 2017.
↑ Abgeordnete bedienen sich bei Verdienstkreuzen selbst. In: Welt.de, abgerufen am 30. Dezember 2010.
↑ Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.
↑ Steffen Leidel: Vergabepraxis von Verdienstorden in der Kritik. In: Deutsche Welle, 14. April 2005.
↑ Arno Widmann: Die Inszenierung der Schönheit einer Gesellschaft. Der Bundespräsident ehrt 15 Männer und 17 Frauen mit dem Bundesverdienstkreuz – darunter Künstler, Kirchenmänner und Bürgerrechtler. In: Berliner Zeitung, 2./3./4. Oktober 2015, S. 7.
↑ Knut Bergmann: Wer hat, dem wird gegeben? Das Bundesverdienstkreuz als Teil öffentlicher Anerkennungskultur, in: Merkur, 67. Jg., Heft 764, Heft 09, September 2013, S. 844–850, 847.
↑ Kerstin Artz: Das Bundesverdienstkreuz wird 60. In: Rheinische Post, 7. September 2011, S. A6
↑ Spiegel Online: einestages
↑ Orden: Soll und Haben. In: Der Spiegel. Nr. 15, 1964 (online).
↑ www.bundespraesident.de: Der Bundespräsident / Verdienstorden. Abgerufen am 7. April 2018.
↑ Artikel 4 des Statuts des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Abgerufen am 8. Januar 2017.
↑ Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon, Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X, S. 223.
↑ Auch künftig keine Orden für Senatoren (Memento vom 27. Juli 2014 im Internet Archive), In: Hamburger Abendblatt Nr. 119 vom 24. Mai 1963, S. 3 (PDF; 1,5 MB).
↑ ab Lübecker Nachrichten, 8. Oktober 2014, S. 3.
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