Köttigit
Köttigit | |
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Büscheliges Mineral-Aggregat aus weißen, nadeligen Köttigitkristallen; Fundort: Grube Silbereckle, Reichenbach, Lahr/Schwarzwald, Baden-Württemberg (Sichtfeld 8 mm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen | Zinkarseniat |
Chemische Formel | Zn3[AsO4]2·8H2O[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) | Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana | 8.CE.40 (8. Auflage: VII/C.13) 40.03.06.05 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m |
Raumgruppe | C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 |
Gitterparameter | a = 10,24 Å; b = 13,41 Å; c = 4,76 Å β = 105,2°[1] |
Formeleinheiten | Z = 2[1] |
Häufige Kristallflächen | {010}, {201}, |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2 bis 3[2] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,33; berechnet: 3.24[2] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {010}[2] |
Bruch; Tenazität | faserig[3] |
Farbe | farblos, weiß, hell karminrot, grünlichgrau[4] |
Strichfarbe | weiß bis rötlichweiß[4] |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | Wachsglanz bis Fettglanz, Seidenglanz auf Spaltflächen |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,622[3] nβ = 1,638[3] nγ = 1,671[3] |
Doppelbrechung | δ = 0,049[3] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Achsenwinkel | 2V = 74° (gemessen), 72° (berechnet)[3] |
Pleochroismus | Sichtbar: X = Y = farblos; Z = hellrot[3] |
Köttigit, veraltet auch als Zinkarseniat[5] bekannt, ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Zn3[AsO4]2·8H2O[1] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Zink-Arsenat.
Köttigit entwickelt meist nadelige bis prismatische Kristalle von bis zu 6 cm Länge, kommt aber auch in Form von radialstrahligen bzw. büscheligen Mineral-Aggregaten, faserigen Krusten und derben Massen vor. In reiner Form ist Köttigit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung erscheint er jedoch meist durchscheinend weiß und durch Fremdbeimengungen kann er eine hell karminrote und durch Mischkristallbildung mit Parasymplesit (Fe+32[AsO4]2·8H2O[1]) eine graublaue bis graugrüne Farbe annehmen. Die Kristalloberflächen weisen einen wachs- bis fettähnlichen Glanz auf, Spaltflächen schimmern dagegen eher seidenähnlich.
Inhaltsverzeichnis
1 Etymologie und Geschichte
2 Klassifikation
3 Kristallstruktur
4 Bildung und Fundorte
5 Siehe auch
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Etymologie und Geschichte |
Erstmals entdeckt wurde Köttigit in der Grube Daniel bei Neustädtel (Schneeberg) im sächsischen Erzgebirge und beschrieben 1850 durch James Dwight Dana, der das Mineral nach dem deutschen Chemiker Otto Friedrich Köttig (1824–1892) benannte. Dieser hatte das Mineral erstmals chemisch analysiert.
Klassifikation |
Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Köttigit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Annabergit, Arupit, Barićit, Bobierrit, Cattiit, Erythrin, Hörnesit, Manganohörnesit, Pakhomovskyit, Parasymplesit und Vivianit die „Vivianitgruppe“ mit der System-Nr. VII/C.13 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Köttigit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate ohne weitere Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis vom Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex zum enthaltenen Kristallwasser, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen, RO4:H2O = 1 : 2,5“ zu finden ist, wo es zusammen mit Annabergit, Arupit, Barićit, Erythrin, Ferrisymplesit, Hörnesit, Manganohörnesit, Pakhomovskyit, Parasymplesit und Vivianit in der „Vivianitgruppe“ mit der System-Nr. 8.CE.40 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Köttigit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc.“ ein. Hier ist er ebenfalls in der „Vivianitgruppe“ mit der System-Nr. 40.03.06 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit (A2+)3(XO4)2 × x(H2O)“ zu finden.
Kristallstruktur |
Köttigit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit den Gitterparametern a = 10,24 Å; b = 13,41 Å; c = 4,76 Å und β = 105,2° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Bildung und Fundorte |
Köttigit bildet sich sekundär aus Skutterudit und Sphalerit[6] in der Oxidationszone einiger Zinklagerstätten. Als Begleitminerale können unter anderem Adamin, Gips, Legrandit, Metaköttigit, Symplesit und Parasymplesit, Pharmakosiderit und Skorodit auftreten.[2]
Als seltene Mineralbildung konnte Köttigit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2015) etwas mehr als 60 Fundorte bekannt sind.[7] Neben seiner Typlokalität Grube Daniel bei Neustädtel (Schneeberg) trat das Mineral in Sachsen noch bei Bad Schlema sowie den Gruben „Sauberg“ bei Ehrenfriedersdorf, „Vater Abraham“ bei Lauta (Marienberg) und „St. Johannes“ bei Wolkenstein zutage. Des Weiteren fand man Köttigit in Deutschland unter anderem noch an mehreren Orten im Schwarzwald in Baden-Württemberg wie beispielsweise in der Grube Clara bei Oberwolfach; in Hessen auf den Erz-halden des Richelsdorfer Hüttenwerks; an einigen Orten im Harzgebirge in Niedersachsen wie unter anderem in der Grube Glücksrad bei Oberschulenberg und im Bergbaurevier Sankt Andreasberg; bei Stolberg, Ramsbeck und der Grube Brüderbund in Nordrhein-Westfalen sowie bei Bad Ems und in der Grube Friedrichssegen im rheinland-pfälzischen Rhein-Lahn-Kreis.
In Österreich fand man Köttigit bisher nur im Windbachgraben nahe dem Habachtal sowie auf zwei Schlackenhalden der Astenschmiede zwischen Bucheben und Kolm Saigurn im Raurisertal in den Salzburger Hohen Tauern.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Chile, Griechenland, Irland, Italien, Japan, Mexiko, Marokko, Namibia, Polen, Portugal, Russland, der Slowakei, Tschechien, im Vereinigten Königreich (England) und in den Vereinigten Staaten von Amerika (Nevada, New Jersey, Utah, Utah).[7]
Siehe auch |
- Liste der Minerale
Literatur |
James Dwight Dana: Köttigite. In: A System of Mineralogy 3. Auflage, George P Putnam, New York and London 1850, S. 487–487 (PDF 70,1 kB)- B. D. Sturman: New data for köttigite and parasymplesite. In: The Canadian Mineralogist. Band 14 (1976), S. 437–441 (PDF 348,6 kB)
- Roderick J. Hill: The crystal structure of köttigite. In: American Mineralogist. Band 64 (1979), S. 376–382 (PDF 770,1 kB)
Weblinks |
Commons: Köttigite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Mineralienatlas:Köttigit (Wiki)
Thomas Witzke: Entdeckung von Köttigit
- Webmineral - Köttigite
- Database-of-Raman-spectroscopy - Köttigite
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database - Köttigite
Einzelnachweise |
↑ abcde
Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 481.
↑ abcd
Köttigite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 67,1 kB)
↑ abcdefg
Mindat - Köttigite
↑ ab
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
↑
James Dwight Dana: Köttigite. in: A System of Mineralogy 3. Auflage, George P Putnam, New York and London 1850, S. 487–487 (PDF 70,1 kB)
↑
Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 646.
↑ ab
Fundortliste für Köttigit beim Mineralienatlas und bei Mindat