Wald von Fontainebleau
Der Wald von Fontainebleau (franz. Forêt de Fontainebleau) in Frankreich ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Westeuropas. Er ist nach der in seiner Mitte liegenden Stadt Fontainebleau benannt. Die Maler der Schule von Barbizon fanden viele ihrer Bildmotive im Wald von Fontainebleau. Seit 1996 steht der Wald von Fontainebleau auf der Vorschlagsliste Frankreichs zum UNESCO-Welterbe.[1]
Inhaltsverzeichnis
1 Allgemeines
2 Geschichte
3 Nutzung
4 Sehenswürdigkeiten
5 Wissenswertes
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Allgemeines |
Er liegt etwa 50 Kilometer südlich von Paris in der Umgebung der Stadt Fontainebleau (15.000 Einwohner), die durch ihr prächtiges Renaissanceschloss, das im 16. Jahrhundert von König Heinrich II. erbaut wurde, weithin berühmt ist.
Der Wald erstreckt sich über eine Fläche von 25.000 Hektar und liegt in einer Höhenlage von 42 bis 144 m. Durch den Wald führen die Autobahn A6, die ehemaligen Nationalstraßen 5 (von 1978 bis 2006 als Nummer 6) und 7, sowie die Eisenbahnlinie Paris-Lyon(-Marseille). Besonders bemerkenswert sind die oft bizarren Sandsteinformationen, die gerne von Kletterfreunden genutzt werden.
Die Zusammensetzung des Waldes nach Arten: 45 % Eichen, 40 % Kiefern, 10 % Buchen. Daneben findet man hier 3.000 verschiedene Pilzarten und 7.000 Tierarten, davon 5.000 Insektenarten.
Geschichte |
An den Abris und in den Höhlen des Massivs von Fontainebleau gibt es eine Fülle von Gravierungen aus der Steinzeit, (ab etwa 8000 v. Chr.) die von der deutschen Amateurarchäologin Marie E. P. König (1899–1988) erforscht wurden. Um das Jahr 1000 wurde der Wald noch als der „Wald von Brière“ bezeichnet. Seit 1167 ist hier eine königliche Residenz belegt. Da Mitte des 17. Jahrhunderts infolge der intensiven Nutzung nur noch ca. 20 % der heutigen Fläche bewaldet waren, sorgte Colbert, der Minister des Sonnenkönigs dafür, dass es zu groß angelegten Neupflanzungen kam; so wurden allein im Jahr 1716 6.000 Hektar Wald neu geschaffen. 1786 wurden hier Kiefern eingeführt, und 1830 wurden weitere 6.000 Hektar an Kiefern gepflanzt. In dieser Zeit entdeckten die Künstler der französischen Romantik dieses Refugium, das, obwohl zum großen Teil künstlich geschaffen, den Charme einer urwüchsigen Naturlandschaft zum Teil bis heute behalten hat. Seit 1849 führte auch die Eisenbahn nach Fontainebleau, sodass die Gegend auch für die Pariser zu einem beliebten Ausflugsziel wurde. Ein erstes Naturschutzgebiet zur Bewahrung des Waldbestands wurde 1861 eingerichtet.
Nutzung |
Der Sandstein wird bereits seit 1330 kommerziell genutzt. Traditionell dient er der Stadt Paris als Straßenbelag. So wurden im Jahre 1831 3.000.000 Pflastersteine geliefert. Aus Gründen des Naturschutzes wurde diese Nutzung, die 2.000 Menschen Arbeit gegeben hatte, allerdings gegen Ende des 19. Jahrhunderts stark eingeschränkt. Daneben hat auch die Nutzung der Sandbestände für die Glasbläserei, die bis heute fortgeführt wird, eine über dreihundertjährige Tradition.
Seit dem 19. Jahrhundert wurde auch die Nutzung als Erholungsgebiet dieses bis dahin eher naturbelassenen Waldes durch die Einrichtung von Wanderwegen und entsprechenden Beschilderungen gefördert. Heute beträgt die Länge der markierten Wege 365 km. Die Vereinigung Amis de la Forêt de Fontainebleau setzt sich besonders für den Erhalt des Waldes ein.
Das Klettern an den Sandsteinformationen des Waldes – das sogenannte Bouldern – wurde hier erfunden. Noch heute zählt es zu den bekanntesten Boulder- und Klettergebieten weltweit. Bereits um 1900 bestiegen die „Bleausards“ (so nennen sich die dortigen Boulderer) die Sandsteinfelsen. In Fontainebleau wurde im Jahr 1947 der sogenannte Boulderparcours erfunden. Hierbei handelt es sich um eine Aneinanderreihung von einzelnen Boulderproblemen, deren Schwierigkeit eine gewisse Homogenität aufweist. Der Parcours ist durchnummeriert, farblich gekennzeichnet und wird hintereinanderweg geklettert. Manche Parcours sind so gestaltet, dass bei ihrer Begehung der Boden nicht betreten werden muss. Vielmehr ist es möglich, durch Abklettern, Queren und Hinüberspringen durchgängig in Felskontakt zu bleiben.
Sehenswürdigkeiten |
An bekannten Gebäuden der Region sind zu nennen:
- Der Tour Denecourt ⊙48.4338888888892.7261111111111, erbaut 1851 und nach einer teilweisen Zerstörung durch ein Erdbeben (1878) neu errichtet, erlaubt aus einer Höhe von 136 m einen Panoramablick über den Wald.
- Der Aqueduc de la Vanne, der früher das Réservoir de Montsouris in Paris mit Wasser versorgte, jetzt das Réservoir de l’Haÿ-les-Roses in dem gleichnamigen Vorort.
- Der Aquädukt du Loing.
- Das Millet-Rousseau-Denkmal, das an zwei Maler erinnert, die zur Schule von Barbizon zählen, benannt nach dem Dorf Barbizon, in dem auch das Denkmal steht; diese Gruppe, der auch Corot angehörte, kann als Vorläufer der Impressionisten angesehen werden. Der Wald lieferte ihnen zahlreiche Motive.
- Die Abtei von Franchard.
- Das Georges Mandel-Denkmal, das an die Ermordung dieses Ministers am 7. Juli 1944 erinnert.
Wissenswertes |
Ein Abbild des Waldes von Fontainebleau ist im Innenhof der Bibliothèque nationale Site François Mitterrand in Paris zu finden. Dort wurde die Flora des Waldes mit seinem entsprechenden Baumbestand nachgepflanzt.
Der erste Akt von Giuseppe Verdis Oper „Don Carlos“ spielt im Wald von Fontainebleau. Außerdem diente er als Kulisse der Film-Trilogie „Fourmis“ von Bernard Werber.
Literatur |
- Jean-Pierre Hervet, Patrick Mérienne: La Forêt de Fontainebleau. Edition Ouest-France, Rennes 1997, ISBN 2-7373-1939-0.
- Verein Amis de la Forêt de Fontainebleau (Hrsg.): Guide des Sentiers de promenade dans le massif forestier de Fontainebleau. 2004
Weblinks |
Commons: Wald von Fontainebleau – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
www.aaff.fr - Amis de la Forêt de Fontainebleau
Einzelnachweise |
↑ Le massif forestier de Fontainebleau. UNESCO World Heritage Centre, 20. September 1996, abgerufen am 15. Januar 2018 (französisch).
48.397042.69236Koordinaten: 48° 23′ 49″ N, 2° 41′ 32″ O
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