Etrurien






Dunkelgrün: Etrurien – Das Kernland der Etrusker. Hellgrün: Siedlungs- und Einflussgebiet der Etrusker (Etrurien im weiteren Sinn).


Etrurien, lateinisch Etruria, synonym Tuszien, auch Tuscien, lateinisch und italienisch Tuscia, ist eine antike Landschaft in Mittelitalien und bezeichnet das Kernland der Etrusker zwischen Arno und Tiber. Später zählte man auch Teile der Toskana nördlich des Arno dazu. Etrurien ist nicht identisch mit der Toskana, sondern umfasst auch den nördlichen Teil des heutigen Latium und Teile Umbriens. Unter Etrurien versteht man insbesondere in der Etruskologie das spätere Siedlungsgebiet der Etrusker, das sich vom Tiber bis zum Po erstreckte.[1] Daher unterscheidet man in der Etruskologie zwischen dem tyrrhenischen Etrurien am Tyrrhenischen Meer und dem padanisch-adriatischen Etrurien in der Po-Ebene.[2]




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Übersichtskarten


  • 3 Wichtige Städte des alten Etruriens


  • 4 Siehe auch


  • 5 Literatur


  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Geschichte |


Die Etrusker waren eines der maßgebenden Völker im Mittelmeerraum. Ihr Einflussgebiet reichte im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. weit über das eigentliche Etrurien hinaus und umfasste auch die Po-Ebene und Teile Kampaniens. Im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. wurden wichtige Städte des südlichen Etrurien, darunter Veji, Tarquinia, Cerveteri, Vulci und Volsinii, von der aufstrebenden römischen Republik unterworfen. Die Städte des nördlichen Etrurien, darunter Arezzo, Volterra, Perugia und Cortona, schlossen dagegen Bündnisverträge mit Rom ab und konnten eine gewisse Autonomie bewahren, bis sie schließlich mit der Gewährung der uneingeschränkten römischen Bürgerrechte im Jahr 90 v. Chr. auch formal ihre Unabhängigkeit verloren.


Mit der Verwaltungsreform von Oktavian, dem späteren Kaiser Augustus, im Jahr 40 v. Chr. wurde die Regio VII „Etruria“ geschaffen, die nun eine der elf Regionen Italiens bildete und etwa dem Kernland der Etrusker entsprach. Somit gehörten auch die durch den Tiber von der Stadt getrennten Vororte Roms, wie z. B. Trastevere, zur Regio Etruria. Im weiteren Verlauf der Kaiserzeit entstand der Name „Tuscia“ für diese Region und verdrängte allmählich den Namen „Etruria“. In der Römischen Republik hatte man nur die Etrusker als „Tusci“ (Singular „Tuscus“) bezeichnet, ihr Siedlungsgebiet dagegen als „Etruria“. Mit der Neugliederung der Verwaltung durch Kaiser Diokletian und seine Nachfolger wurden die elf Regionen Italiens zu acht Provinzen zusammengefasst. Tuszien wurde mit Umbrien zur Provinz V „Tuscia et Umbria“ vereinigt, die mindestens bis zum Jahr 400 bestand.


Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches geriet das Gebiet unter die Herrschaft der Ostgoten und später der Byzantiner, bevor es 569 von den Langobarden erobert wurde, die das Herzogtum Tuszien errichteten. Mit der Unterwerfung der Langobarden durch Karl den Großen wurde das Herzogtum zu einer Grafschaft und später Markgrafschaft erhoben. Der südliche Teil Etruriens, etwa vom Umfang der heutigen Provinz Viterbo, ging mit der Pippinschen Schenkung an den Kirchenstaat. Der nördliche Teil bildete unter den Staufern zusammen mit der Lombardei und der Markgrafschaft Verona das Königreich Italien im Heiligen Römischen Reich. Nach den Staufern zerfiel die Region in die Städteherrschaften von Lucca, Pisa, Florenz und Siena.





Cosimo III. de’ Medici als Magnus Dux Etruriae


Die Bezeichnung „Etrurien“ mit seinen historischen Bezügen zu den Etruskern lebte fort bis in die Renaissance. Als Cosimo I. de’ Medici 1569 Großherzog der Toskana (Granduca di Toscana) wurde, nannte er sich Magnus Dux Etruriae, wodurch er ausdrücklich auf die etruskischen Vorläufer Bezug nahm. Auch seine Nachfolger, darunter Ferdinando II. de’ Medici und Cosimo III. de’ Medici, verwendeten diesen Titel. Die Bezeichnung
„Toscana“ leitet sich von „Tuscia“ ab.


Nach der französischen Eroberung der Toskana 1799 wurde eine „Etrurische Republik“ ausgerufen, 1801 das Königreich Etrurien unter einer bis dahin in Parma regierenden Seitenlinie der Bourbonen gebildet. 1807 wurde dieser französische Satellitenstaat direkt an Frankreich angeschlossen. 1814 erfolgte eine Restauration des Großherzogtums der Toskana. Im Zuge des Risorgimentos wurde die Toskana 1860 an das Königreich Sardinien-Piemont angeschlossen und gehörte ab 1861 zum vereinigten Königreich Italien. Später wurde die Toskana zu einer der 20 italienischen Regionen. Der südliche Teil Etruriens war bis zur Ausrufung des Königreichs Italien 1861 ein Teil des Kirchenstaates.


Das Gebiet des alten Etruriens umfasst heute die Toskana, den nördlichen Teil von Latium und einen westlichen Teil von Umbrien. Das südliche Drittel des alten Etruriens hat als Landschaft den Namen Tuscia behalten. Die Provinz heißt nach ihrer Hauptstadt Viterbo. Der Name Tuscia wird im täglichen Leben immer noch verwendet. So wurde zum Beispiel die 1979 gegründete staatliche Universität von Viterbo Universität Tuscia genannt.



Übersichtskarten |




Wichtige Städte des alten Etruriens |




Etrurien mit den wichtigsten etruskischen Städten



















































































Etruskisch Latein
Italienisch
Aritim Arretium
Arezzo
Clevsin Clusium
Chiusi
Curtun Cortona
Cortona

Kaiserie, Cisra
Caere
Cerveteri

Perusna, Persna
Perusia
Perugia

Pupluna, Fufluna
Populonia
Populonia
Rusel Rusellae
Roselle

Tarchuna, Tarchna
Arretium
Arezzo
Tlamu Telamon
Talamone
Veia Veii
Velathri Volaterrae
Volterra

Velcha, Velch
Vulci

Velzna, Velsna

Volsinii veteres
Volsinii novi

Orvieto (?)
Bolsena

Vatluna, Vetluna
Vetulonia
Vetulonia

Vipsul, Visul
Faesulae
Fiesole


Siehe auch |



  • Etrusker

  • Liste etruskischer Ortsnamen

  • Zwölfstädtebund

  • Königreich Etrurien

  • Toskana



Literatur |




  • Christopher Smith: Die Etrusker. Reclam, Stuttgart 2016, ISBN 9783150204030.


  • Massimo Pallottino: Etruskologie: Geschichte und Kultur der Etrusker. 7. Auflage, Springer, Basel 1988, ISBN 303486048X.



Weblinks |



 Commons: Karten von Etrurien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wiktionary: Etrurien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


Einzelnachweise |




  1. Christopher Smith: Die Etrusker. S. 10.


  2. Massimo Pallottino: Etruskologie: Geschichte und Kultur der Etrusker. S. 183 ff.




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