Kirchliche Hochschule Bethel
Kirchliche Hochschule Bethel | |
---|---|
Aktivität | 1905 – 1. Januar 2007 |
Trägerschaft | kirchlich |
Ort | Bielefeld |
Bundesland | Nordrhein-Westfalen |
Land | Deutschland |
Rektorin | Christa Schäfer-Lichtenberger |
Studierende | 474 |
Website | www.kiho-wuppertal-bethel.de |
Die Kirchliche Hochschule Bethel war eine eigenständige staatlich anerkannte wissenschaftliche Hochschule in kirchlicher Trägerschaft im Ortsteil Bethel des Bielefelder Stadtbezirks Gadderbaum. 1905 wurde sie von Pastor Friedrich von Bodelschwingh als „Theologische Schule“ gegründet. Sie war die älteste evangelische Hochschule in Deutschland. Am 1. Januar 2007 fusionierte sie mit der Kirchlichen Hochschule Wuppertal zur Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel – Hochschule für Kirche und Diakonie an den Standorten Bielefeld und Wuppertal.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Lehre
3 Lehrkörper
4 Dozenten
5 Siehe auch
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Geschichte |
Die Kirchliche Hochschule Bethel wurde im Jahre 1905 von Friedrich von Bodelschwingh als Theologische Schule Bethel gegründet. Er erhob die Forderung nach einer freien kirchlichen theologischen Fakultät und den regelmäßigen Theologischen Wochen in Bethel. Sie sollten die Diakonie kritisch und reflektierend begleiten. Ziel Bodelschwinghs war es, eine theologische Ausbildung mit positiv-biblischer Prägung als Gegenpol zur universitären liberalen Theologie zu ermöglichen.
In der Zeit des Dritten Reiches wurde die Hochschule am 23. März 1939 von der Staatspolizei Bielefeld mit der Begründung, für die Ausbildung der evangelischen Theologen seien die staatlichen Einrichtungen völlig ausreichend, geschlossen. Die theologische und kirchenpolitische Nähe zur Bekennenden Kirche spielte dabei eine entscheidende Rolle.[1] Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sie am Reformationstag 31. Oktober 1945 erneut eröffnet werden. Rechtliche Trägerin wurde die Zionsgemeinde Bethel bei Bielefeld. Mit der Verleihung der Promotions- und Habilitationsrechte im Jahr 1979 war die Hochschule vollständig staatlich anerkannt.
Im Jahr 2005 wurde das Hundertjährige Bestehen der älteste evangelische Hochschule in Deutschland gefeiert.[2]
Mit Kirchenvertrag vom 17. November 2005 ist von der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Von Bodelschwinghschen Stiftungen die Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel (Hochschule für Kirche und Diakonie) mit Sitz in Wuppertal gegründet worden. Sie trat zum 1. Januar 2007 an die Stelle der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und der Kirchlichen Hochschule Bethel.
Während sich der Arbeitsbereich Bethel auf Diakoniewissenschaften konzentriert, bildet der Arbeitsbereich Wuppertal auch weiterhin Pfarrerinnen und Pfarrer aus. Sieben der 17 Hochschullehrerstellen sollen in den nächsten Jahren wegfallen, zwei in Bethel und fünf in Wuppertal. In Bethel verbleiben dann vier Professuren mit dem Schwerpunkt Diakoniewissenschaft. Durch die Fusion soll der Haushalt der Evangelischen Kirche im Rheinland um eine Million Euro entlastet werden.
Lehre |
An der Kirchlichen Hochschule Bethel wurde in Kooperation mit der Universität Bielefeld der Studiengang Evangelische Theologie mit den fünf klassischen Disziplinen Altes Testament, Neues Testament, Kirchen- und Dogmengeschichte, Systematische Theologie und Dogmatik, Praktische Theologie seit der Neugründung 1945 angeboten. Außerdem gab es Lehrveranstaltungen in den Fächern Philosophie, Klassische Philologie, Religionspädagogik, Medizinisch-Theologische Grenzgebiete, Missions- und Religionswissenschaften, Sprecherziehung, Kirchenrecht, Feministische Theologie.
Heute studieren an der ältesten evangelischen Hochschule Deutschlands knapp 500 Frauen und Männer aus Europa, Asien und Lateinamerika, darunter etwa 200 Pfarramtsanwärter, 250 Lehramtskandidaten und 50 Gasthörer. Unterrichtet werden sie von neun Dozenten, vier Assistenten, 14 Privatdozenten sowie etlichen Wissenschaftlern mit Lehraufträgen.
An der Hochschule studierten 2005 rund 200 Ersthörer mit Studienziel Pfarramt/Magister/Diplom und 250 Zweithörer in dem gemeinsam mit der Universität Bielefeld angebotenen Bachelor/Master-Studiengang. Unterrichtet wurden sie von neun Dozenten, vier Assistenten, 14 Privatdozenten sowie etlichen Wissenschaftlern mit Lehraufträgen.[3]
Die Kirchliche Hochschule Bethel war besonders bei Studienanfängern wegen der Sprachkurse in Hebräisch, Latein und Griechisch sowie bei den Examenskandidaten beliebt.
Im Zuge der Fusionierung mit der Kirchlichen Hochschule Wuppertal im Jahre 2007 wurden diese Lehrmöglichkeiten nur noch bis 2009 angeboten. Am 13. Februar 2009 wurden die Theologiestudiengänge abgeschafft. Sie werden nun nur noch am Standort Wuppertal der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel fortgeführt. Alternativ wird ein evangelisches Theologiestudium an der Universität Bielefeld angeboten. Am Standort Bethel wird 2009 ein neues Institut gegründet, das am 21. April 2009 unter dem Namen Fachhochschule der Diakonie Kooperationen mit weiterführenden Masterstudiengängen sowie eine Promotion ermöglichen soll. Damit bietet Bethel in einer bundesweit bislang einmaligen Fakultät den Schwerpunkt „Diakoniewissenschaften“ an.
Lehrkörper |
Besonders verbunden war Pastor Bodelschwingh dem Schweizer Professor Adolf Schlatter, den er schließlich nach Bethel warb und der die Schule und die Theologischen Wochen nachhaltig prägte. Um das Alte Testament machte sich der reformierte Schweizer Theologe Wilhelm Vischer verdient. Er hatte an der ersten Fassung des Betheler Bekenntnisses maßgeblich mitgearbeitet. 1933 wurde er von dem leitenden Bethel-Mediziner und NSDAP-Kreisleiter Hanns Löhr aus Bethel vertrieben.[4] Weitere Mitglieder des Dozentenkollegiums waren Herbert Girgensohn (1946–1955) und Magister Hellmuth Frey, ein Vertreter der pneumatischen biblischen Exegese. Mit Willi Marxsen, der hier 1956–1961 eine Professur für Neues Testament innehatte, kam ein Vertreter der historisch-kritischen Schule an die Einrichtung.
Dozenten |
Wilhelm Anz, 1955–1973
Günther Bornkamm, 1937–1939 und 1945–1946
Frank Crüsemann, Alttestamentler 1980–2004
Hellmuth Frey, Alttestamentler ab 1946
Willi Marxsen, 1956–1961
Georg Merz, 1930–1939
Edmund Schlink, 1935–1939 und 1945–1946
Dietrich Stollberg, Professor für Praktische Theologie mit den Schwerpunkten Seelsorge und Pastoralpsychologie und Direktor des Seelsorgeinstitutes 1971–1979
Wilhelm Vischer (Theologe), 1928–1933
Siehe auch |
- Augustana-Hochschule Neuendettelsau
- Kirchliche Hochschule Wuppertal
- Liste der Hochschulen in Deutschland
- Lutherische Theologische Hochschule Oberursel
Literatur |
Frank-Michael Kuhlemann: Die Kirchliche Hochschule Bethel. Grundzüge ihrer Entwicklung 1905–2005. Schriften des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Bethel Bd. 13, Bielefeld 2005.
Gerhard Ruhbach: Hochschulen, Kirchliche. In: Theologische Realenzyklopädie 15 (1986), S. 423–435.
Weblinks |
Commons: Kirchliche Hochschule Bethel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Kirchliche Hochschule Bethel auf der neuen Unisseite
- Kompetenzzentrum Diakoniewissenschaft
Einzelnachweise |
↑ Kurt Meier: Die theologischen Fakultäten im Dritten Reich. Walter de Gruyter, Berlin 1996, S. 210–220
↑ Kirchenhochschule Bethel 100 jahre alt abgerufen Mai 2010
↑ Pressemeldung der Stadt Bielefeld 2005 (Memento des Originals vom 14. November 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bielefeld-marketing.de abgerufen Mai 2010.
↑ Gottfried Michaelis: Der Fall Vischer. Ein Kapitel des Kirchenkampfes. Ein Beitrag zur Geschichte Bethels 1932 bis 1946. Luther Bielefeld 1994
52.0047788.536774Koordinaten: 52° 0′ 17,2″ N, 8° 32′ 12,4″ O