Epidemie




Eine Epidemie (von griechisch επιδημία epidēmía „Aufenthalt, Ankunft; von Krankheiten: im Volk verbreitet“,[1] zu επί epí „auf“ und δήμος dḗmos „Volk“), deutsch auch Seuche, ist die zeitliche und örtliche starke Häufung einer Krankheit innerhalb einer menschlichen Population, wobei es sich dabei im engeren Sinn um Infektionskrankheiten handelt. Das Robert-Koch-Institut definiert, dass es zwischen den Begriffen Epidemie und Ausbruch keine scharfe Grenze und auch keinen grundsätzlichen Unterschied gäbe und eine Epidemie ein großer Ausbruch sei.[2] Aus epidemiologischer Sichtweise wird von einer Epidemie gesprochen, wenn in einem bestimmten Zeitraum die Inzidenz (als Anzahl der neuen Erkrankungsfälle) zunimmt. Demgegenüber wird als Endemie das andauernd gehäufte Auftreten einer Krankheit in einem begrenzten Bereich bezeichnet. Die Inzidenz in diesem Gebiet bleibt (mehr oder weniger) gleich, ist aber im Verhältnis zu anderen Gebieten erhöht. Eine Abnahme der Erkrankungshäufigkeit wird als Regression, eine länder- und kontinentübergreifende Ausbreitung als Pandemie bezeichnet. Entsprechend der Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Erkrankung kann eine Einteilung in Explosiv- und Tarditivepidemien erfolgen.


Da sich die Endung -demie sprachlich auf Menschen bezieht, sind in der Veterinärmedizin auch die Bezeichnungen Epizootie statt Epidemie und Panzootie statt Pandemie üblich.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Beispiele für Epidemien


  • 2 Vorhersage


  • 3 Etymologie


  • 4 Näheres


  • 5 Siehe auch


  • 6 Literatur


  • 7 Weblinks


  • 8 Einzelnachweise





Beispiele für Epidemien |




Grafische Darstellung der Fallzahlen im zeitlichen Verlauf während der Ebolafieber-Epidemie in Westafrika zwischen 2014 und 2015


Epidemisch auftretende Krankheiten sind viele Tropenkrankheiten wie die Dengue, aber auch Cholera, Grippe, Typhus, Pest und Kinderlähmung. Milzbrand-Epidemien[3] traten früher häufiger im Abstromgebiet von Gerbereien auf.


Im Falle der Grippe spricht das US-amerikanische CDC als leitende staatliche Behörde zum Schutz der dortigen Bevölkerung vor Krankheiten und Seuchen von einer Influenzaepidemie, wenn in einem bestimmten Winter die Übersterblichkeit an Grippe und Lungenentzündung gegenüber einem durchschnittlichen Winter um mehr als 7,5 Prozent erhöht ist.


Von einer heimlichen Epidemie wird im Falle der Chlamydiose bei Jugendlichen (als einer in dieser Bevölkerungsgruppe kaum bekannten sexuell übertragbaren Erkrankung) gesprochen.[4]


An Fallzahlen und im zeitlichen Verlauf „normale“ Ausbrüche des Ebolafiebers überschreitende Epidemien sind beziehungsweise waren beispielhaft die Ebolafieber-Epidemie 2014 in Westafrika und die Ebolafieber-Epidemie seit 2018 im Osten der Demokratischen Republik Kongo.



Vorhersage |


Viele Betroffene suchen im Internet nach Information zu Krankheiten. Durch die Auswertung dieser Big Data kann es gelingen, Epidemien kostengünstig und frühzeitig zu erkennen.[5] Auch die Auswertung von persönlichen Nachrichtendiensten im Internet kann für diese Bewertung herangezogen werden.[6][7]


Es wird allerdings auch darauf hingewiesen, dass die häufige Suche nach Krankheiten oder Erwähnung von Krankheiten im Internet nicht immer durch eine erhöhte Prävalenz dieser Krankheit bedingt sein muss und daher zu überhöhten Prognosen führen kann, wenn schlechte Algorithmen zur Auswertung verwendet werden beziehungsweise wenn nicht noch zusätzliche Datenquellen herangezogen werden.[8]



Etymologie |


Das Wort Epidemie kommt aus dem Griechischen von epí („über“) und démos („Volk“). Das deutsche Wort Seuche (mittelhochdeutsch siuche) dagegen ist verwandt mit siech. Es wird heute meist für epidemisch auftretende Tierkrankheiten (z. B. Maul- und Klauenseuche) verwendet, deren überregionale Ausbreitung oft auch als Seuchenzug bezeichnet wird.


Als Begründer der Historischen Seuchenpathologie gilt Justus Hecker.



Näheres |


Im Unterschied zur Endemie, bei der sich eine Krankheit mit einer Basisreproduktionszahl R0{displaystyle R_{0}} von exakt 1 verbreitet, jedes infizierte Individuum im statistischen Mittel also genau eine Folgeinfektion bewirkt und die Krankheit so dauerhaft in der Population verbleibt, verbreitet sich eine Epidemie mit einer Reproduktionsrate größer 1. Dies bedeutet, dass die Anzahl der Neuinfektionen innerhalb der Population zunächst stark ansteigt, hierdurch jedoch der Anteil anfälliger, aber nicht infizierter Individuen schnell reduziert wird. In Folge sinkt die Zahl der Neuinfektionen nach einiger Zeit immer weiter ab, bis die Krankheit letztlich in der Population ausstirbt.



Siehe auch |


  • Liste von Epidemien und Pandemien


Literatur |



  • Hans-Joachim Giehl: Naturkatastrophen, Epidemien und Krieg. Geißeln der Menschheit. Engelsdorfer, Leipzig 2010, ISBN 978-3-86901-774-7.

  • Victor Heiser: Eines Arztes Weltfahrt. Erlebnisse und Abenteuer in fünfundvierzig Ländern. (Originaltitel von 1936: „An American Doctor's Odyssey. Adventures in Forty-Five Countries“, aus dem Amerikanischen übertragen von Rudolf von Scholtz), Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart (1951 u.ö.)


  • Stefan H. E. Kaufmann u. a. (Hrsg.): Wächst die Seuchengefahr? Globale Epidemien und Armut; Strategien zur Seucheneindämmung in einer vernetzten Welt. (= Fischer TB. 17664). Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-596-17664-9.

  • J. Andrew Mendelsohn: Von der „Ausrottung“ zum Gleichgewicht. Wie Epidemien nach dem ersten Weltkrieg komplex wurden. In: Christoph Gradmann, Thomas Schlich (Hrsg.): Strategien der Kausalität. Konzepte der Krankheitsverursachung im 19. und 20. Jahrhundert. Pfaffenweiler 2002, S. 227–268.

  • Oliver Razum, Jürgen Breckenkamp, Patrick Brzoska: Epidemiologie für Dummies. VCH, Weinheim 2009, ISBN 978-3-527-70514-6.

  • Jacques Ruffié, Jean-Charles Sournis: Die Seuchen in der Geschichte der Menschheit (Originaltitel: Les épidémies dans l'histoire de l'homme, übersetzt von Brunhild Seeler), Klett, Stuttgart 1987, ISBN 3-608-94001-4.

  • Malte Thießen (Hrsg.): Infiziertes Europa. Seuchen im langen 20. Jahrhundert. De Gruyter, Berlin/ München 2014, ISBN 978-3-11-036434-7.

  • Manfred Vasold: Pest, Not und schwere Plagen. Seuchen und Epidemien vom Mittelalter bis heute. C. H. Beck Verlag, München 1991, ISBN 3-406-35401-7.

  • Jörg Vögele, Stefanie Knöll, Thorsten Noack (Hrsg.): Epidemien und Pandemien in historischer Perspektive, Edition Centaurus – Neuere Medizin- und Wissenschaftsgeschichte, Wiesbaden: Springer VS 2016.

  • Stefan Winkle: Geißeln der Menschheit. Kulturgeschichte der Seuchen. 3. Auflage. Verlag Artemis & Winkler, München 2005, ISBN 3-538-07159-4.



Weblinks |



 Wiktionary: Epidemie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


  • Website des Europäischen Zentrums für die Prävention und Bekämpfung von Seuchen

  • Informationen zu übertragbaren Krankheiten

  • Robert Koch Institut



Einzelnachweise |




  1. Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig 1914, Band 1, S. 937.


  2. Fachwörterbuch A–Z. (PDF) In: Infektionsschutz und Infektionsepidemiologie Fachwörter – Definitionen – Interpretationen. Robert-Koch-Institut, S. 17, abgerufen am 25. Januar 2019.  Berlin 2015, ISBN 978-3-89606-258-1


  3. Paul Richter: Die Bedeutung des Milzbrandes für die Geschichte der Epidemien. In: Sudhoffs Archiv 6, 1913, S. 281–297.


  4. Robert Koch-Institut: Chlamydien - heimliche Epidemie unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen?


  5. Hermann Feldmeier: Seuchensichtung im Internet, In: Berliner Zeitung. 16. September 2010, abgerufen am 25. November 2014.


  6. Jeremy Ginsberg, Matthew H. Mohebbi, Rajan S. Patel, Lynnette Brammer, Mark S. Smolinski, Larry Brilliant: Detecting influenza epidemics using search engine query data. In: Nature. 19. Februar 2009, abgerufen am 25. November 2014.


  7. Patrick Illinger: Google als Gesundheitsamt. In: Süddeutsche Zeitung. 24. Januar 2013.


  8. David Lazer, Ryan Kennedy, Gary King, Alessandro Vespignani: The Parable of Google Flu: Traps in Big Data Analysis. In: Science. 14. März 2014, abgerufen am 25. November 2014.








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