Schwedische Kirche










Wappen der Schwedischen Kirche


Die Schwedische Kirche (schwedisch Svenska kyrkan) ist die evangelisch-lutherische Kirche und ehemalige Staatskirche Schwedens. Sie zählt 5.993.368 Mitglieder (Stand 2017).[1] Das entspricht 59,3 % der Bevölkerung.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Heutige Situation


  • 3 Verwaltungsgliederung


    • 3.1 Gegenwärtige Bistümer


    • 3.2 Ehemalige Bistümer


    • 3.3 Auslandsgemeinden




  • 4 Siehe auch


  • 5 Weblinks


  • 6 Einzelnachweise





Geschichte |


Ansgar, ein fränkischer Mönch, kam nachweislich im Jahre 829 erstmals als Missionar auf schwedisches Gebiet. Aber auch schon vorher kamen Wikinger durch ihre Züge mit der christlichen Lehre in Berührung. Etwa um 1000 ließ sich König Olof Skötkonung taufen. Das Bistum Uppsala wurde 1164 Sitz eines Erzbischofs. 1210 wurde mit Erik Knutsson erstmals ein König von einem Bischof gekrönt, dies führte zur Verbindung von Kirche und Staat.


König Christian II. – die nordischen Länder waren in der Kalmarer Union zusammengeschlossen – ließ 1520 in Stockholm unter anderem auch zwei Bischöfe im Zuge des Stockholmer Blutbades hinrichten. Dies führte zum Aufruhr und schließlich zur Unabhängigkeit Schwedens 1523.


Beeinflusst durch Martin Luther führte Olaus Petri in Stockholm die reformatorische Lehre ein. Der Reichstag von Västerås 1527 bestätigte die Grundentscheidung für die Reformation, indem er König Gustav I. Wasa – anstelle des Papstes – zum Oberhaupt der Schwedischen Kirche bestimmte. Ein definitiver Bruch mit Rom erfolgte allerdings erst 1531 mit der Wahl von Laurentius Petri zum ersten evangelischen Erzbischof von Uppsala. Damit beschleunigte sich die Durchsetzung der Reformation etwas, aber immer noch wurden viele alte Ordnungen beibehalten. Der König war zwar Kirchenoberhaupt, hatte aber nie solche Macht wie die deutschen Landesfürsten. 1541 war die gesamte Bibel ins Schwedische übersetzt, bereits seit 1531 wurden Gottesdienste in der Landessprache gehalten. Lange Zeit waren andere Glaubensrichtungen verboten. König Johann III. neigte zu einem humanistisch-reformkatholischen Christentum. Erst nach seinem Tod kam es auf der Synode von Uppsala 1593 zur Annahme der Augsburger Konfession als unverbrüchlicher Norm der schwedischen Kirche. Im 17. Jahrhundert setzte sich die Lutherische Orthodoxie vollends durch, während der Pietismus nur wenig Wurzeln schlug.


Erst 1784 wurde in Stockholm wieder ein öffentlicher katholischer Gottesdienst abgehalten. Im 18. und 19. Jahrhundert gab es auch in der schwedischen Kirche Erweckungsbewegungen, es waren der Laestadianismus, Rosenianismus und Schartauanismus. Infolge von Spannungen kam es zur Gründung freier Gemeinden. Die Zeit brachte eine größere Religionsfreiheit, aber erst 1951 wurde sie vom Gesetz vollständig garantiert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bemühte sich die Junge-Kirche-Bewegung (Ungkyrkorörelsen) um eine Modernisierung der Kirche.



Heutige Situation |




Palast des Erzbischofs in Uppsala


Die Trennung von Kirche und Staat trat am 1. Januar 2000 in Kraft; seitdem ist die Schwedische Kirche nicht mehr Staatskirche. Verbliebene staatliche Forderungen, die aus dem Gesetz über die Schwedische Kirche hervorgehen, sind etwa, dass diese evangelisch-lutherisch und demokratisch bleibt sowie dass sie ihre Tätigkeit schwedenweit betreibt. Heute wird man erst durch Taufe in dieser Kirche Mitglied, doch hat sie auch heute noch verschiedene Aufgaben und Privilegien, wie die Verwaltung der Friedhöfe und diverse Fördermittel. Erziehungsberechtigte können auch ihre nicht getauften Kinder als Mitglieder anmelden.[2]


Die Regierung von Schweden legte der Kirche erstmals 1957 nahe, die Gleichberechtigung im Pfarramt einzuführen, die leitende Synode lehnte das jedoch noch ab. Ein Jahr später, 1958, gab es eine Mehrheit für die Frauenordination. Damit begann ein fortwährender Liberalisierungsprozess innerhalb der schwedischen Kirche, der nicht zuletzt auch in der Einführung eines gesonderten Ritus zur Segnung homosexueller Paare Ausdruck fand. Bis 1983 galt eine Übergangsregelung für die Gegner der Frauenordination. Die Einstellung sollte für die Ordination oder die Bischofsweihe keine Rolle spielen. 1983 fiel diese so genannte Gewissensklausel weg (samvetsklausulen). 1997 beschloss die leitende Synode, dass jeder Kandidat/jede Kandidatin schriftlich versichern muss, mit allen Ordinierten (also Diakonen, Pfarrern und Bischöfen) unabhängig von deren Geschlecht zusammenzuarbeiten. Diese Liberalisierung wurde von konservativen Gruppen nicht mitgetragen, was 2003 zur Gründung der Schwedischen Missionsprovinz führte. Der erste Bischof der Missionsprovinz war der pensionierte schwedisch-kirchliche Pfarrer Arne Olsson. Die Missionsprovinz bezeichnet sich als Diözese innerhalb der Schwedischen Kirche, wird allerdings von der Amtskirche als schismatische Gruppe bezeichnet.


Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare führte zu Spannungen mit anderen Kirchen. Die orthodoxen Kirchen brachen die Kontakte zur Schwedischen Kirche ab. Die drei lutherischen Bischöfe des Baltikums sahen die Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft ernsthaft gefährdet, wohingegen Kirchenvertreter in Deutschland (EKD) und den Niederlanden diesen Schritt begrüßten.[3] Im Oktober 2009 ermöglicht die Schwedische Kirche die kirchliche Trauung gleichgeschlechtlicher Paare.[4]


Die Schwedische Kirche ist Mitglied der Porvoo-Gemeinschaft und hat mit diesen Kirchen volle Kirchengemeinschaft. Außerdem führte sie seit 2005 bilaterale Gespräche mit der Internationalen Bischofskonferenz der Altkatholischen Kirchen der Utrechter Union.[5] Im Dialogprozess mit der Altkatholischen Kirche wurde 2013 ein Abschlussbericht vorgelegt. Am 23. November 2016 unterschrieben Erzbischöfin Antje Jackelén für die Schwedische Kirche und Erzbischof Joris Vercammen für die Utrechter Union im Rahmen der Generalsynode der Schwedischen Kirche im Dom von Uppsala die Vereinbarung zur Kirchengemeinschaft[6].



Verwaltungsgliederung |




Diözesen der Schwedischen Kirche (Stand 2010)


Die Verwaltungsgliederung der Schwedischen Kirche mit einer Erzdiözese (ärkestift) in Uppsala und 13 Diözesen (stift), die jeweils von einem Bischof (biskop) geführt werden, geht noch auf die vorreformatorische Zeit zurück. Der Erzbischof von Uppsala ist damit auch der höchste Repräsentant der Schwedischen Kirche. Den Diözesen untergeordnet sind die sogenannten Kontrakte (kontrakt), von denen es insgesamt 174 gibt. Sie werden von einem Propst (kontraktsprost) geführt und unterteilen sich in jeweils mehrere Pastorate (pastorat). Diese wiederum bestehen je aus einer oder mehreren Kirchengemeinden (församlingar).



Gegenwärtige Bistümer |





































































































Bistum
Sitz
Dom
Bischof
Gegenwärtiger Bischof

Bistum Uppsala

Uppsala

Dom zu Uppsala

Liste der Erzbischöfe von Uppsala

Antje Jackelén (Erzbischöfin),
Ragnar Persenius (Bischof)

Bistum Göteborg

Göteborg

Dom zu Göteborg

Liste der Bischöfe von Göteborg

Per Eckerdal

Bistum Härnösand 

Härnösand 

Dom zu Härnösand 

Liste der Bischöfe von Härnösand 

Eva Nordung Byström

Bistum Karlstad

Karlstad

Dom zu Karlstad

Liste der Bischöfe von Karlstad

Sören Dalevi

Bistum Linköping

Linköping

Dom zu Linköping

Liste der Bischöfe von Linköping

Martin Modéus

Bistum Luleå

Luleå

Dom zu Luleå

Liste der Bischöfe von Luleå

Hans Stiglund

Bistum Lund

Lund

Dom zu Lund

Liste der Bischöfe von Lund

Johan Tyrberg

Bistum Skara

Skara

Dom zu Skara

Liste der Bischöfe von Skara

Åke Bonnier der Jüngere

Bistum Stockholm

Stockholm 

St. Nicolai

Liste der Bischöfe von Stockholm

Eva Brunne

Bistum Strängnäs

Strängnäs

Dom zu Strängnäs

Liste der Bischöfe von Strängnäs

Johan Dalman

Bistum Visby

Visby

Dom zu Visby

Liste der Bischöfe von Visby

Sven-Bernhard Fast

Bistum Västerås

Västerås

Dom zu Västerås

Liste der Bischöfe von Västerås 

Mikael Mogren

Bistum Växjö

Växjö

Dom zu Växjö

Liste der Bischöfe von Växjö

Fredrik Modéus


Ehemalige Bistümer |
























Bistum
Sitz
Dom
Bischof
Anmerkung

Bistum Kalmar 

Kalmar

Kalmarer Dom

Liste der Bischöfe von Kalmar
Existierte 1678–1915; ging im Bistum Växjö auf

Superintendenz Mariestad

Mariestad 

Dom zu Mariestad 

Liste der Superintendenten von Mariestad 
Existierte als Superintendenz 1580–1646; ging im Bistum Karlstad auf


Auslandsgemeinden |




Schwedische Mission Wien


Die Schwedische Kirche ist auf allen fünf Kontinenten mit Auslandsgemeinden vertreten.[7]



  • In der Schweiz ist die Schwedische Kirche mit den Gemeinden Bern, Genf, Lausanne und Zürich–Basel vertreten.[8]

  • In Deutschland gibt es schwedische Kirchengemeinden in Berlin (Schwedische Kirche (Berlin)), Frankfurt am Main, Hamburg und München.[9] In Hamburg befindet sich die 1907 geweihte Gustaf Adolfskyrkan.

  • Die Wurzeln der Schwedischen Kirche in Wien reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. 1982 wurde die schwedische Pfarrgemeinde in Wien[10] gegründet.[11] Die Schwedische Israelmission befand sich seit 1922 im später von der evangelischen Pfarre A.B. Alsergrund (Messiaskapelle) verwendeten Haus,[12] übersiedelte 1985 dann aber in das Freihaus des ehemaligen Barnabitenklosters im 18. Bezirk.[13]



Siehe auch |


  • Kirchensteuer in Schweden


Weblinks |




  •  Commons: Church of Sweden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

  • Website der Schwedischen Kirche



Einzelnachweise |




  1. Mitgliederzahl der Schwedischen Kirche 1972–2017


  2. Über die Mitgliedschaft (Homepage der Schwedischen Kirche, schwedisch)


  3. Queer: Schwedische Kirche unterstützt Ehe-Öffnung


  4. Queer:Schwedische Kirche traut Schwule und Lesben


  5. Bericht des Dialogs zwischen den Altkatholischen Kirchen und der Kirche von Schweden Homepage der Alt-Katholischen Kirche in Deutschland, abgerufen am 14. März 2015


  6. Information des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland zur Kirchengemeinschaft mit der Kirche von Schweden Homepage der Alt-Katholischen Kirche in Deutschland, abgerufen am 23. November 2016


  7. Hitta kyrkan utomlands. Website der Schwedischen Kirche. Abgerufen am 1. Januar 2011.


  8. Svenska kyrkan – Schweiz. Website der Schwedischen Kirche. Abgerufen am 1. Januar 2011.


  9. Europa – Svenska kyrkan – Utlandskyrkorna. Website der Schwedischen Kirche. Abgerufen am 1. Januar 2011.


  10. Willkommen in der Schwedischen Kirche in Wien!, svenskakyrkan.se (deutsch)


  11. Historien om Svenska Kyrkan i Wien. Website der Schwedischen Kirche. Abgerufen am 1. Januar 2011.


  12. Die schwedische Israelsmission, Pfarrgemeinde Alsergrund


  13. Schwedische Kirche in Wien – Gemeindezentrum der Svenska Kyrkan, Pfarre Messiaskapelle Alsergrund








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