Landesgymnasium Birkenruh






Hauptgebäude (2018)


Das Landesgymnasium Birkenruh war im 19. Jahrhundert eine berühmte Schule in der Nähe von Wenden im Gouvernement Livland des Russischen Kaiserreiches.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte der Schule


  • 2 Einrichtungen


  • 3 Nach der Auflösung


  • 4 Lehrer


  • 5 Schüler


  • 6 Literatur


  • 7 Weblinks


  • 8 Einzelnachweise





Geschichte der Schule |


Der Pädagoge Albert Hollander erwarb 1826 das „Höfchen“[1] Birkenruh (lett. Bērzaine) am Stadtrand von Wenden und verlegte seine im Vorjahr gegründete Lehr- und Erziehungsanstalt dorthin.[2] Hollander, der in Deutschland studiert und das Institut von Johann Heinrich Pestalozzi in Yverdon-les-Bains kennengelernt hatte, organisierte die Schule nach dessen Prinzipien. 1837 wurde sie zu einem Gymnasium erweitert. Hollander selbst leitete das Gymnasium bis 1861 und übergab es seinem Schwiegersohn Martin Löffler,[3] der schon von 1839 bis 1846 Lehrer in Birkenruh gewesen war. Dessen Sohn Albert Löffler[4] war von 1869 bis 1882 Direktor der Schule. Bis 1882 gab es insgesamt 212 Lehrer und 1166 Schüler.


Die Livländische Ritterschaft übernahm 1882 die Schule als Livländisches Landesgymnasium Kaiser Alexander II und errichtete das heutige Schulgebäude.[2] Das Gymnasium hatte einen sehr guten Ruf und wurde von vielen später berühmten Deutsch-Balten besucht. Als ab 1892 in den Ostseegouvernements Deutsch als Unterrichtssprache verboten war, wurde das Gymnasium geschlossen. 363 Schüler hatten es besucht. Erst im Jahr nach der Russischen Revolution 1905 wieder eröffnet, bestand es bis 1915.



Einrichtungen |




Livländisches Landesgymnasium


Stand 1892



  • Schülerbibliothek – übernommen von der Birkenruher Privatschule, zur Ergänzung hatte jeder Schüler beim Eintritt 7 Rubel zu zahlen; im ersten Jahr kamen 784 Rubel zusammen. Zuletzt bestand sie aus 809 Bänden. Hinzu kam die 1887 von Oberlehrer Fedorow begründete russische Lesebibliothek. Sie bestand zuletzt aus 260 Werken in 300 Bänden.

  • Physikalisches Kabinett – im ersten Jahr begründet, 1500 Rubel bewilligt, zuletzt 166 Instrumente und Apparate.

  • Meteorologische Station – 1883 begründet, kleine Wetterwarte und 5 Apparate. Die Sekundaner hatten nach der Anleitung des Oberlehrers für Mathematik täglich die Beobachtungen anzustellen und zu notieren.

  • Mineralienkabinett – 1884 durch eine reichhaltige Schenkung des Herrn v. Vegesack-Raiskum begründet; durch verschiedene Schenkungen (Arthur Baron Wolff, A. Baron Pahlen) bereichert, zuletzt ca. 400 Nummern.

  • Herbariensammlung – entstanden 1886/87, Zuwachs durch Schenkung fremdländischer Pflanzen von dem früheren Schüler B. v. Mengden.

  • Naturalienkabinett – anfangs nur wenige schlechte Exemplare ausgestopfter Vögel, ordentliche Begründung erst 1887 von dem Oberprimaner Gottfried Karl Ischreyt (später Augenarzt), umfangreiche Eiersammlung durch Harald von Loudon.

  • Musikaliensammlung – stammte teilweise aus der Birkenruher Privatschule, ergänzt durch eine jährliche Beisteuer von 35 Rubeln, umfasste zuletzt 453 Nummern (3 für Klavier, 64 für Gesang, 12 für Orgel, 47 für Violine und Orchester. An Instrumenten 1 Orgel, 1 Konzertflügel, 2 Übungsklaviere, 1 Basstuba, 1 Violoncello, 1 Fagott, 1 Klarinette, 1 Oboe, 2 Kontrabässe, 2 Triangeln, 6 Instrumente zur Kindersinfonie, 6 Trommeln).



Nach der Auflösung |


Im Gebäude befand sich während des Ersten Weltkriegs der Stab der 12. Armee (Russisches Kaiserreich).[2] Das Gebäude wurde dann wieder für verschiedene Schulen benützt. Heute befindet sich dort eine Internats-Volkschule für asthmakranke Kinder.[2]



Lehrer |



  • Friedrich Bienemann (1860–1915)


  • Maximilian Boehm (1859–1944)


  • Otto Harnack (1857–1914)


  • Hans Henning (1874; † nicht ermittelt)



Schüler |




  • Heinrich Leonhard Adolphi (1852–1918), Pastor, Schachkomponist und Märtyrer


  • Eugen Berg (1855–1919), Pastor und Märtyrer


  • Ernst von Bergmann (1836–1907), Chirurg


  • Paul von Bienenstamm (1843–1911), Finanzbeamter


  • Gerhard Deeters (1892–1961), Sprachwissenschaftler


  • Otto Woldemar von Freymann (1828–1871), Offizier


  • Woldemar von Knieriem (1849–1935), Agrarwissenschaftler


  • Harald von Loudon (1876–1959), Ornithologe


  • Harry Marnitz (1894–1984), Arzt


  • Friedrich von Meyendorff (1839–1911), Gutsbesitzer und Politiker


  • Burchard von Oettingen (1850–1923), Oberlandstallmeister


  • Georg Wilhelm Timm (1820–1895), Maler


  • Reinhard Wittram (1902–1973), Historiker



Literatur |



  • Leon Goertz: Beiträge zur Geschichte der baltischen Internate.In: Arbeiten des Zweiten Baltischen Historikertages zu Reval 1912. Reval 1932. S. 195–216.Digitalisat


  • Albert Hollander: Über die Erziehungsanstalt zu Birkenruh. Riga 1850.

  • Albert Löffler: Die Lehr- und Erziehungsanstalt Birkenruh. Ein Gedenkblatt zur 50j. Jubelfeier. Riga 1875.Digitalisat


  • Jahresbericht über den Bestand und die Thätigkeit des Gymnasiums Kaiser Alexander II zu Birkenruh bei Wenden. W. F. Häcker Riga 1882


  • Friedrich Bienemann: In memoriam. Rückblicke auf das livländische Landesgymnasium Kaiser Alexander II zu Birkenruh. Zugleich als letzter Bericht über den Bestand der Anstalt. Nebst drei Beilagen. W. F. Häcker Riga 1892.Digitalisat

  • Alexander Bergengruen: Die Abschiedsgrüße unserer Landesgymnasien. In: Baltische Monatsschrift Bd. 40, 1893, S. 245–263.


  • Album ehemaliger Lehrer und Schüler des Livländischen Landes-Gymnasiums Kaiser Alexander II zu Birkenruh. St. Petersburg 1903.Digitalisat

  • Felix von Schroeder: Das Livländische Landesgymnasium Birkenruh bei Wenden und seine Schüler 1906–1915: das Progymnasium in Wenden. 1966

  • Felix von Schroeder: Livländisches Landesgymnasium Birkenruh 1906–1915. Schilderungen und Urteile gewesener Schüler. 1959.



Weblinks |



  • Seite des heutigen Internats (lettisch)


Einzelnachweise |




  1. Baltisches Rechtswörterbuch: Höfchen: Ein Landhaus mit kleinen Ländereien ohne dazugehörige Bauern, manchmal nur aus einem Wohnhaus mit Garten oder Park bestehend, in der Nähe einer Stadt gelegen


  2. abcd Geschichtlicher Überblick auf der Seite des heutigen Gymnasiums


  3. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Löffler, Johann Martin. In: BBLD – Baltisches Biographisches Lexikon Digital


  4. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Löffler, Albert. In: BBLD – Baltisches Biographisches Lexikon Digital









Popular posts from this blog

Liste der Baudenkmale in Friedland (Mecklenburg)

Single-Malt-Whisky

Czorneboh