Heinrich IV. (England)










Heinrich IV. Phantasiedarstellung aus dem späten 16. Jahrhundert[1]




Unterschrift von Heinrich IV.


Heinrich IV. (engl.: Henry IV., auch Henry Bolingbroke) (* April oder Mai 1366 oder 1367 auf Bolingbroke Castle, Lincolnshire; † 20. März 1413 in London) war, nachdem er zuvor Richard II. entthront hatte, König von England von 1399 bis 1413. Er war der Sohn und Erbe von John of Gaunt, 1. Duke of Lancaster, und der erste englische König aus dem Hause Lancaster, welches später in den sogenannten Rosenkriegen um seinen Machterhalt kämpfte.


Seine weiteren Titel waren: Ritter des Hosenbandordens, Duke of Hereford, Earl of Derby, Earl of Northampton, Earl of Lincoln und Earl of Leicester.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Leben


  • 2 Nachkommen


  • 3 Rezeption


  • 4 Literatur


  • 5 Weblinks


  • 6 Anmerkungen





Leben |




königliches Wappen von Heinrich IV.


Heinrich IV. war der einzige überlebende Sohn von John of Gaunt, dem dritten überlebenden Sohn von Edward III., aus dessen erster Ehe mit Blanche of Lancaster, Tochter und Erbin von Henry of Grosmont, 1. Duke of Lancaster. Damit gehörte er einer Nebenlinie des Königshauses Plantagenet an und war der Erbe des Herzogtums Lancaster mit seinen umfangreichen Ländereien. Über die Geburt von Heinrich lässt sich mit Sicherheit nur sagen, dass er auf Bolingbroke Castle geboren wurde, weshalb er auch Henry Bolingbroke genannt wurde. Das genaue Geburtsdatum ist allerdings nicht überliefert. Am häufigsten findet man allerdings Angaben, welche seine Geburt im April oder Mai des Jahres 1366 beziehungsweise 1367 ansiedeln.[2]


Während der Auseinandersetzungen seines Cousins Richard II. mit den Parlamenten befand sich Heinrich zunächst wie die Mehrheit des englischen Adels auf der Seite der Opposition gegen den König. Im Gnadenlosen Parlament von 1388 gehörte Heinrich zu den Appellanten, die mehrere Todesurteile gegen Parteigänger Richards durchsetzten. Als der König in den folgenden Jahren wieder an Macht gewann, wechselte Heinrich auf die Seite von Richard II. 1390/91 und 1392 unternahm er Preußenfahrten,[3] 1392/93 pilgerte er nach Jerusalem.


Im Jahr 1398 wurde Heinrich nach einer Hofintrige und im Rahmen einer allgemeinen Prozesswelle auf zehn Jahre verbannt. Als kurz darauf John of Gaunt starb, verlängerte der König diese Verbannung auf Lebenszeit, um sich das reiche Erbe Heinrichs anzueignen. Als Richard jedoch zu einem Irland-Feldzug aufbrach, landete Heinrich Bolingbroke in Yorkshire und erhielt sofort einen gewaltigen Zulauf aus nahezu dem gesamten englischen Adel. Richard II. kehrte umgehend aus Irland zurück, doch sein Heer löste sich auf und lief zum Großteil zu Heinrich über. Dieser nahm Richard gefangen und schaffte ihn nach London. Im Tower eingekerkert, wurde Richard II. gezwungen, die Krone abzugeben und Heinrich Bolingbroke, der sich nun Heinrich IV. nannte, als Nachfolger einzusetzen. Das einberufene Parlament erklärte Richard der Krone für unwürdig. Am 13. Oktober 1399 wurde Heinrich IV. gekrönt.


Mit der Absetzung des Königs war die Thronfolge aber noch keineswegs klar. Bei strenger Auslegung des Erbrechts hätte Edmund Mortimer, 5. Earl of March, in der Erbfolge vor Heinrich gestanden. Dies war für Heinrich und den Kronrat jedoch nicht akzeptabel, da angesichts der Minderjährigkeit Edmunds die Gefahr bestand, dass Richard, der zu diesem Zeitpunkt noch lebte, den Thron zurückerobern würde oder dass ein minderjähriger König erneut zu Bürgerkrieg und zu Anarchie geführt hätte. Heinrich gelang es, den eigenen Herrschaftsanspruch, mit Bezugnahme auf seine enge Verwandtschaft zu seinem Vorgänger, durch Parlamentsbeschlüsse und mit Verweis auf das Gottesgnadentum durchzusetzen. Angesichts dieser fadenscheinigen Begründungen blieben während seiner gesamten Regierungszeit massive Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Thronfolge bestehen, die vor allem durch Kritik und Intrigen aus dem Klerus entstanden, der Heinrich gegenüber wegen der antiklerikalen Einstellung seines Vaters John of Gaunt eher feindlich gesinnt war. Er versuchte eine politische Annäherung an den deutschen König Ruprecht, indem er die Vermählung seiner ältesten Tochter Blanca mit dessen ältestem Sohn Ludwig III. dem Bärtigen, in die Wege leitete. Die „englische Heirat“ fand am 6. Juli 1402 in Köln statt.


Realpolitisch konnte Heinrich IV. in seiner kurzen Regierungszeit eine Reihe von Erfolgen erzielen. Wenige Monate nach der Machtübernahme gelang es ihm, einen Aufstand mächtiger Parteigänger Richards II. niederzuschlagen. Kurz darauf wurde Richard während seiner Haft im Schloss Pontefract ermordet, vermutlich auf Befehl Heinrichs. In den folgenden Jahren kam es mehrfach zu Revolten der mächtigen nordenglischen Adelsfamilie Percy, die Heinrich kurz zuvor noch bei der Durchsetzung seines Thronanspruchs unterstützt hatte, sowie zu einem ungewöhnlich umfassenden, bis 1410 andauernden Aufstand der Waliser unter Owain Glyndŵr. Der Percy-Aufstand endete mit der Niederlage des aus der Familie stammenden Herzogs von Northumberland 1408 in der Schlacht bei Branham Moor. Aus allen diesen Auseinandersetzungen ging Heinrich als Sieger hervor. Der Erfolg des Königs ist zum Teil auch den militärischen Fähigkeiten seines ältesten Sohnes Heinrich zu verdanken, der später König Heinrich V. wurde. Verbündete fand er vor allem im Klerus, insbesondere in Thomas Arundel, Erzbischof von Canterbury. Dies bedeutete eine Stärkung der Commons im Parlament, die zeitweise ihr Mitspracherecht in der königlichen Haushaltsführung ausweiten konnten. Eine weitere Folge dieser Politik war das harte Vorgehen gegen die Lollarden, eine Bewegung, die grundlegende kirchliche Lehrsätze bezweifelte und vor allem in der Spätphase von Heinrichs Herrschaft als Ketzerei verfolgt wurde.


1406 nahmen englische Soldaten den späteren Jakob I. von Schottland gefangen, der auf der Reise nach Frankreich war. Jakob blieb Gefangener bis zum Ende von Heinrichs Herrschaft.


Ab 1405 zeigte der König zunehmende Krankheitssymptome. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich im Winter 1408/09 dramatisch. Dennoch behielt er die Macht fest in der Hand, obwohl ihn sein Sohn, der spätere Heinrich V., zum Rückzug aus der Politik drängte. Dies führte zu einem Zerwürfnis zwischen Vater und Sohn, das aber kurz vor Heinrichs IV. Tod beendet wurde. Heinrich IV. wurde von verschiedenen Krankheiten heimgesucht, unter anderem auch Epilepsie. Am 20. März 1413 starb er im Jerusalemzimmer im Haus des Abtes von Westminster an einer Hautkrankheit, die wohl Lepra war, und wurde in der Kathedrale von Canterbury begraben. Sollte es sich bei der Todesursache um Lepra gehandelt haben, hatte er sich mit dieser Krankheit wohl bei seiner Pilgerfahrt nach Jerusalem infiziert, der späte Ausbruch ist aufgrund einer längeren Karenzzeit bei dieser Krankheit nicht ungewöhnlich. Eine Exhumierung einige Jahrhunderte später brachte zum Vorschein, dass sein Körper hervorragend einbalsamiert worden war.


In vielen Chroniken des Mittelalters wird Heinrich IV. als Despot und Usurpator bezeichnet. Dabei handelt es sich wahrscheinlich aber um eine von kirchlichen Kreisen gefärbte Darstellung, mit der der Klerus auf die Einschränkung seiner Macht durch Heinrich, vor allem aber durch seinen Vater, reagierte.



Nachkommen |


1380 heiratete Heinrich Mary de Bohun, mit der er zwei Töchter und fünf Söhne hatte:



  • Eduard (* April 1382) starb früh


  • Heinrich V. (1387–1422), König von England


  • Thomas of Lancaster (1388–1421), Herzog von Clarence


  • John (1389–1435), Herzog von Bedford, Earl of Kendal und Richmond


  • Humphrey (1390–1447), Herzog von Gloucester


  • Blanca, auch Blanche (1392–1409) ⚭ Ludwig III. von der Pfalz


  • Philippa (1394–1430) ⚭ 1406 Erich von Pommern, König von Dänemark, Norwegen und Schweden


Seine Ehefrau Mary starb am 4. Juni 1394. 1403 heiratete Heinrich Johanna von Navarra, die Tochter Karls II. von Navarra. Sie war die Witwe von Johann V. von der Bretagne, dem sie vier Töchter und vier Söhne geboren hatte, aber sie und Heinrich bekamen keine Kinder.



Rezeption |


Heinrich IV. ist die titelgebende Hauptfigur von William Shakespeares zweiteiligem Drama Heinrich IV.



Literatur |



  • A. L. Brown, Henry Summerson: Henry IV (1367–1413). In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press, Oxford 2004 (ergänzter Onlineartikel mit umfassenden Literaturangaben).

  • Gwilym Dodd, Douglas Biggs (Hrsg.): The Reign of Henry IV: Rebellion and Survival, 1403–1413. Woodbridge 2008.

  • Chris Given-Wilson: Henry IV. Yale University Press, New Haven/London 2016. (aktuelle Biographie)



Weblinks |



 Commons: Heinrich IV. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wikiquote: Heinrich IV. von England – Zitate



  • Henry IV, King of England auf thepeerage.com, abgerufen am 27. August 2015 (englisch)


  • Henry IV. in Royal Genealogical Data

  • Rebecca Gable: Kurzbiographie Heinrichs IV.

  • Walther Holtzmann: Die englische Heirat Pfalzgraf Ludwigs III. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. NF 43 (1930), 1-22.



Anmerkungen |




  1. http://www.npg.org.uk/collections/search/portrait.php?search=ap&npgno=4980%289%29&eDate&lDate#sitter


  2. Siehe: thePeerage.com und Royal Genealogical Data@1@2Vorlage:Toter Link/www3.dcs.hull.ac.uk (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) i Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.; für eine genauere Auseinandersetzung mit der Problematik siehe George Edward Cokayne: The Complete Peerage of England, Scotland, Ireland, Great Britain and the United Kingdom – extant, extinct or dormant. Reprint der Ausgabe London, St. Catherine Press: 1910–1959, Sutton, Stroud u. a. 2000, ISBN 0-904387-82-8, S. 412.


  3. Werner Paravicini: Die Preußenreisen des europäischen Adels. Teil 1 (= Beihefte der Francia. Band 17/1). Thorbecke, Sigmaringen 1989, ISBN 3-7995-7317-8, S. 149 (Digitalisat).






































Vorgänger Amt Nachfolger
Humphrey de Bohun
Earl of Northampton
1384–1399

Anne of Gloucester
Titel neu geschaffen
Herzog von Hereford
1397–1399

mit englischer Krondomäne vereinigt
John of Gaunt
Herzog von Guyenne
Herzog von Lancaster
1399

Heinrich V.
John of Gaunt
Earl of Derby
Earl of Lancaster
Earl of Leicester
Earl of Lincoln
1399

mit englischer Krondomäne vereinigt
John of Gaunt
Lord High Steward
1399

Thomas of Lancaster
Richard II.
König von England
Lord von Irland
1399–1413

Heinrich V.



































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