Leichter Kreuzer
Der Leichte Kreuzer ist ein Kriegsschifftyp des 20. Jahrhunderts.
Inhaltsverzeichnis
1 Typologie
2 Einsatzzwecke
3 Weiterentwicklung
4 Kuriosa
5 Siehe auch
6 Weblinks
Typologie |
Der Leichte Kreuzer ging aus dem Kleinen Kreuzer hervor. „Leicht“ bezieht sich dabei nicht auf die Wasserverdrängung, sondern auf das Geschützkaliber der Hauptbewaffnung, das um 15 cm liegt – also deutlich unter der bei der Washingtoner Flottenkonferenz 1922 festgelegten Kaliberobergrenze von 20,3 cm für Kreuzer. Erst ab der Flottenkonferenz von London im Jahr 1930 wurde der Leichte Kreuzer mit einer Kaliberobergrenze von 15,5 cm als eigener Schiffstyp definiert. Das Londoner Flottenabkommen von 1936 schließlich legte eine Tonnageobergrenze von 8.000 tn.l. fest.
Bereits vor der Washingtoner Flottenkonferenz kannte die Royal Navy die Klassifizierung als „Light Cruiser“, so etwa bei den Kreuzern der Town-Klasse. Die Bezeichnung leitete sich von „Light Armoured Cruiser“ („leichter Panzerkreuzer“) ab, denn die Schiffe hatten wie die früheren Panzerkreuzer, mit denen sie sonst nichts gemein hatten, einen vertikalen Panzerschutz entlang der Wasserlinie.
Leichte Kreuzer wurden auch für Länder gebaut, die nicht vertragsgebunden waren: Argentinien, das Deutsche Reich, die Niederlande und Spanien.
Einsatzzwecke |
Leichte Kreuzer sollten Gefechte mit gleich großen gegnerischen Schiffen führen, Zerstörer- und Torpedoboot-Angriffe abwehren, Küstenziele bekämpfen, Handelskrieg führen oder als Führungsschiffe für eigene Zerstörergeschwader dienen. Außerdem sollten sie die klassischen Aufklärungsaufgaben übernehmen. Wegen der wachsenden Bedeutung der Luftwaffe erhielten Leichte Kreuzer in den 1930er Jahren eine verstärkte Flugabwehrbewaffnung. Es entstanden auch spezialisierte Formen dieser Schiffe: Die Royal Navy und die US-Navy entwickelten Kreuzer, die als Hauptbewaffnung flugabwehrtaugliche Mehrzweckgeschütze von 12,7–13,3 cm erhielten und später auch als Flugabwehrkreuzer bezeichnet wurden. Die japanische Marine rüstete mehrere Einheiten zu Torpedokreuzern um. Um im Verband mit Zerstörern operieren zu können, hatten die Schiffe recht hohe Geschwindigkeiten; die italienischen Leichten Kreuzer der Alberto-di-Giussano-Klasse liefen bei ihrer Erprobung sogar bis zu 42 Knoten (ca. 77 km/h).
Weiterentwicklung |
Die Rüstungsanstrengungen vor und während des Zweiten Weltkriegs führten dazu, dass die von den Flottenkonferenzen festgelegten Begrenzungen nicht mehr eingehalten wurden. Bis 1945 erreichten Leichte Kreuzer eine Verdrängung von über 15.000 Tonnen und eine für die Größe beachtliche Panzerung. Andererseits entstanden aber auch besonders leichte und schnelle Leichte Kreuzer, die nur sehr wenig Panzerschutz besaßen und von der Auslegung her eher einem Großzerstörer entsprachen, aber dennoch niemals eindeutig als solche klassifiziert wurden.
Nach Einführung von bordgestützten Flugkörpern verloren die Leichten Kreuzer mit ihrer Rohrartillerie zunehmend an Bedeutung. Sie wurden entweder zu Lenkwaffen- bzw. Raketenkreuzern umgebaut oder außer Dienst gestellt. Für die US-Navy wurden während des Zweiten Weltkriegs über dreißig Leichte Kreuzer gebaut, die fast alle den Krieg überstanden. Diese relativ neuen und unverbrauchten Schiffe wurden, sofern sie nicht dem Umbauprogramm zugeführt wurden, in den Reservestatus versetzt und „eingemottet“. Deshalb wurden die noch älteren Leichten Kreuzer aus der Vorkriegszeit ausgemustert und einige an Argentinien und Brasilien verkauft.
Nur vereinzelt wurden nach 1945 noch Leichte Kreuzer gebaut, so von der sowjetischen Marine. Wenige blieben weiter in Dienst und dienten meist als Schulschiffe.
Kuriosa |
Während des Ersten Weltkriegs ließ die Royal Navy drei große Kriegsschiffe von etwa 20.000 tn.l. bauen, die für den Einsatz in der Ostsee vorgesehen waren (Furious, Courageous und Glorious). Die Furious sollte mit zwei 45,7-cm-Geschützen (18 Zoll) in Einzeltürmen bewaffnet werden, die beiden anderen erhielten vier 38,1-cm-Geschütze (15 Zoll) in zwei Doppeltürmen. Die Panzerung war minimal. Sie erhielten die Klassifizierung Large light Cruisers, ähnelten jedoch eher leichten Schlachtkreuzern. Sie erwiesen sich als Fehlkonstruktionen und wurden bald zu Flugzeugträgern umgerüstet.
Leichter Kreuzer De Ruyter der niederländischen Marine (1936–1942)
Leichter Kreuzer HMS Belfast der britischen Royal Navy (heute als Museumsschiff auf der Themse in London)
Die USS San Diego, ein Flugabwehrkreuzer der US Navy
Siehe auch |
- Kreuzer
- Großer Kreuzer
- Schwerer Kreuzer
- Liste von Schiffstypen
Weblinks |
Commons: Leichte Kreuzer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien