Sanremo-Festival
Das Festival della canzone italiana (übersetzt „Festival des italienischen Liedes“) ist ein großer Musikwettbewerb in der ligurischen Stadt Sanremo und wird nach seinem Austragungsort meist als Festival di Sanremo (Sanremo-Festival) bezeichnet. Er ist der bedeutendste Musikwettbewerb Italiens und der älteste Popmusikwettbewerb Europas. Das 1951 ins Leben gerufene Festival war Anregung zur Ausrichtung des Eurovision Song Contest.
Das Festival wird von der RAI veranstaltet und findet einmal jährlich statt, meistens Ende Februar oder Anfang März. Derzeit wird es an fünf Abenden von Dienstag bis Samstag ausgestrahlt. Die Stimmabgabe erfolgt meistens durch eine Expertenjury und eine demoskopische Jury, die über das ganze Land verteilt ist und in der jeden Abend neue Leute verschiedenen Alters sitzen.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
1.1 International erfolgreiche Teilnehmer
1.2 Teilnahme internationaler Stars in den 1960er Jahren
1.3 Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest
1.4 Moderation
2 Sieger
3 Sieger der Kategorie Newcomer
4 Weblinks
5 Einzelnachweise
Geschichte |
Seit 1951 wird der Wettbewerb ausgetragen. Es ist somit der älteste Popmusikwettbewerb Europas, älter als der Eurovision Song Contest (seit 1956). Das staatliche Fernsehen RAI überträgt das Festival seit Jahren im Fernsehen (seit 1955 auf Rai 1). Die ersten Editionen wurden im Radio ausgestrahlt. Zwischen 1951 und 1976 fand das Festival im Casino von Sanremo statt, seit 1977 ist der Austragungsort das Teatro Ariston. Seit 1982 wird ein Mia Martini gewidmeter Kritikerpreis im Rahmen des Sanremo-Festivals verliehen. Seit 1984 besteht neben dem Hauptwettbewerb auch ein Wettbewerb für Newcomer, den 1984 Eros Ramazzotti gewann.
Das Festival war einer der Gründe für den weitgehenden Verzicht Italiens auf eine Teilnahme am Eurovision Song Contest seit Mitte der 1990er Jahre. Wegen der großen nationalen Bedeutung des Sanremo-Festivals war das Interesse an dem europäischen Wettbewerb relativ gering. Seit 2011 nimmt Italien wieder am Eurovision Song Contest teil; der Gewinner des Sanremo-Festivals 2011 in der Kategorie Newcomer, Raphael Gualazzi, wurde als Teilnehmer ausgewählt.
Es treten nicht nur bekannte Sänger auf, sondern auch neue Talente und internationale Stars, die zwar nicht am Wettbewerb teilnehmen, aber der Veranstaltung ein großes Ansehen verleihen.
Das Festival wurde selten von Rockkünstlern oder den Cantautori besucht. Der Liedermacher Luigi Tenco nahm sich 1967 das Leben, nachdem er im Halbfinale des Festivals ausgeschieden war. Musiker wie Fabrizio de André oder Francesco Guccini haben sich seitdem dem Mainstream der Veranstaltung verweigert. Aber nicht alle Cantautori hielten diese zurückhaltende Einstellung aufrecht. Beispielsweise hatte Pino Daniele 2009 einen Gastauftritt und Roberto Vecchioni trat 2011 nicht nur als prominenter Gast auf, sondern nahm am Wettbewerb teil und gewann. Der Cantautore Enrico Ruggeri nahm 1987 teil und gewann und Stefano Belisari erreichte mit seiner Band Elio e le Storie Tese zweimal den zweiten Platz. Auch Renato Zero erreichte bei einer seiner Teilnahmen den zweiten Platz.
International erfolgreiche Teilnehmer |
Heutzutage hat das Sanremo-Festival nur noch eine nationale Bedeutung in Italien. Früher – am deutlichsten in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts – gingen aus dem Festival zahlreiche Welthits hervor, deren Interpreten zu internationalen Stars wurden, so z. B.
Nel blu dipinto di blu von Domenico Modugno (1958)
Piove (Ciao, ciao Bambina) von Domenico Modugno (1959)
Al di là von Betty Curtis (1961)
Tango Italiano von Milva (1962)
Non ho l’età von Gigliola Cinquetti (1964)
Se piangi, se ridi von Bobby Solo (1965)
Terra promessa von Eros Ramazzotti (1984)
Adesso tu von Eros Ramazzotti (1986)
Uomini soli von Pooh 1990
Teilnahme internationaler Stars in den 1960er Jahren |
Während der 1960er Jahre waren auch ausländische Stars eingeladen, am Festival teilzunehmen. Damals war es üblich, dass jedes Lied von jeweils zwei Interpreten mit unterschiedlichen Orchesterarrangements vorgetragen wurde. Damit sollte die Bedeutung des Festivals als Komponisten- und nicht als Sängerwettstreit hervorgehoben werden. Diese Vorgehensweise machte es möglich, dass viele Beiträge sowohl von einem italienischen Star als auch von einem ausländischen Gast vorgetragen wurden.
Es nahmen zahlreiche ausländische Stars am Wettbewerb teil:
Frankie Laine – 1964 mit Una lacrima sul viso, im Finale (Teampartner von Bobby Solo)
Peter Kraus – 1964 mit Piccolo piccolo nur Vorrunde, nicht für das Finale qualifiziert (Teampartner von Emilio Pericoli)
Peggy March – 1964 mit Passo su passo nur Vorrunde, nicht für das Finale qualifiziert (Teampartner von Claudio Villa)
Connie Francis – 1965 mit Ho bisogno di vederti, Platz 5 im Finale (Teampartnerin von Gigliola Cinquetti) und 1967 mit Canta ragazzina, nur Vorrunde, nicht für das Finale qualifiziert (Teampartnerin von Bobby Solo)
Petula Clark – 1965 mit Invece no, Platz 6 im Finale (Teampartnerin von Betty Curtis)
Udo Jürgens – 1965 mit Abracciami forte, Platz 2 im Finale (Teampartner von Ornella Vanoni) und 1968 mit Per vivere, nur Vorrunde, nicht für das Finale qualifiziert (Teampartner von Iva Zanicchi)
Dusty Springfield – 1965 mit Tu che ne sai, nur Vorrunde, nicht für das Finale qualifiziert (Teampartnerin von Fabrizio Ferretti) und mit Di fronte all’amore, ebenfalls nur Vorrunde, nicht für das Finale qualifiziert (Teampartnerin von Gianni Mascolo)
Gene Pitney – 1964 mit Quando vedrai la mia ragazza, im Finale (Temapartner von Little Tony), und E se domani, nicht für Finale qualifiziert (Teampartner von Fausto Cigliano); 1965 mit Amici miei, im Finale (Teampartner von Nicola di Bari); 1966 mit Nessuno mi può giudicare, Platz 2 im Finale (Teampartner von Caterina Caselli) und 1967 mit La rivoluzione, Platz 14 im Finale (Teampartner von Gianni Pettinati) sowie mit Guardati alle spalle, nur Vorrunde, nicht für das Finale qualifiziert (Teampartner von Nicola Di Bari)
Françoise Hardy – 1966 mit Parlami di te, Platz 14 im Finale (Teampartnerin von Edoardo Vianello)
Dalida – 1967 mit Ciao, amore ciao, nur Vorrunde, nicht für das Finale qualifiziert (Teampartnerin von Luigi Tenco)
Cher – 1967 mit Ma piano (per non svegliarti), nur Vorrunde, nicht für das Finale qualifiziert (Teampartnerin von Nico Fidenco)
Dionne Warwick – 1967 mit Dedicato all’amore, nur Vorrunde, nicht für das Finale qualifiziert (Teampartnerin von Peppino di Capri) und 1968 mit La voce del silenzio, Platz 14 im Finale (Teampartnerin von Tony Del Monaco). Warwicks Teilnahme war bereits mit den Titeln, die später von Dusty Springfield gesungen wurden, für 1965 vorgesehen, doch sagte Warwick ihre Teilnahme kurzfristig wieder ab.
Louis Armstrong – 1968 mit Mi va di cantare, Platz 13 im Finale (Teampartner von Lara Saint Paul)
Paul Anka – 1968 mit La farfalla impazzita, geschrieben von Mogol und Lucio Battisti nur Vorrunde, nicht für das Finale qualifiziert (Teampartner von Johnny Dorelli)
France Gall – 1969 mit La pioggia, Platz 6 im Finale (Teampartnerin von Gigliola Cinquetti)
Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest |
Von 1956 bis 1966 diente das Festival ebenfalls zur Bestimmung des italienischen Beitrags beim Eurovision Song Contest. Von 1967 bis 2010 spielte das Festival lediglich 1972 und 1997 eine Rolle zur Bestimmung des italienischen Beitrags.
Seit 2011, mit Ausnahme von 2014, dient das Festival wieder indirekt als Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest. 2011 und 2012 wählte RAI jeweils nur den Interpreten aus den Kandidatenfeld des Sanremo-Festivals aus. 2013 bestimmte RAI den Sanremo-Sieger Marco Mengoni mit seinem Titel L'essenziale als Beitrag zum ESC. Seit 2015 wird dem Sanremo-Sieger auf der Pressekonferenz nach dem fünften Abend nun die Teilnahme am Song Contest von RAI angeboten. Lediglich 2016 lehnten die Sanremo-Sieger Stadio eine Teilnahme ab, sodass RAI die Zweitplatzierte Francesca Michielin mit ihrem Lied No Degree of Seperation zum Contest schickte.[1][2]
Moderation |
Jedes Jahr werden verschiedene Namen für die Moderation des Festivals gehandelt, aber die Wahl fällt oft auf Moderatoren, die diese Aufgabe schon zuvor übernommen haben: Pippo Baudo führt die Statistik mit 13 Moderationen an, vor Mike Bongiorno mit elf Einsätzen, weit dahinter abgeschlagen, Nunzio Filogamo mit fünf Moderationen. 2007 moderierte Pippo Baudo das von den Einschaltquoten her erfolgreichste Festival zusammen mit Michelle Hunziker. Zwischen 2015 und 2017 war Carlo Conti Moderator und musikalischer Leiter der Veranstaltung.
Sieger |
Die meisten Siege, jeweils vier, errangen Claudio Villa und Domenico Modugno. Die Sängerin mit den meisten Siegen ist Iva Zanicchi (drei).
1951: Nilla Pizzi – Grazie dei fiori
1952: Nilla Pizzi – Vola colomba
1953: Carla Boni / Flo Sandon’s – Viale d’autunno
1954: Giorgio Consolini / Gino Latilla – Tutte le mamme
1955: Claudio Villa / Tullio Pane – Buongiorno tristezza
1956: Franca Raimondi – Aprite le finestre
1957: Claudio Villa / Nunzio Gallo – Corde della mia chitarra
1958: Domenico Modugno / Johnny Dorelli – Nel blu dipinto di blu
1959: Domenico Modugno / Johnny Dorelli – Piove (Ciao ciao bambina)
1960: Tony Dallara / Renato Rascel – Romantica
1961: Betty Curtis / Luciano Tajoli – Al di là
1962: Domenico Modugno / Claudio Villa – Addio… addio…
1963: Tony Renis / Emilio Pericoli – Uno per tutte
1964: Gigliola Cinquetti / Patricia Carli – Non ho l’età (per amarti)
1965: Bobby Solo / New Christy Minstrels – Se piangi, se ridi
1966: Domenico Modugno / Gigliola Cinquetti – Dio come ti amo
1967: Claudio Villa / Iva Zanicchi – Non pensare a me
1968: Sergio Endrigo / Roberto Carlos – Canzone per te
1969: Bobby Solo / Iva Zanicchi – Zingara
1970: Adriano Celentano / Claudia Mori – Chi non lavora non fa l’amore
1971: Nada / Nicola Di Bari – Il cuore è uno zingaro
1972: Nicola Di Bari – I giorni dell’arcobaleno
1973: Peppino di Capri – Un grande amore e niente più
1974: Iva Zanicchi – Ciao cara, come stai?
1975: Gilda – Ragazza del Sud
1976: Peppino di Capri – Non lo faccio più
1977: Homo Sapiens – Bella da morire
1978: Matia Bazar – …e dirsi ciao
1979: Mino Vergnaghi – Amare
1980: Toto Cutugno – Solo noi
- 1981: Alice – Per Elisa
- 1982: Riccardo Fogli – Storie di tutti i giorni
- 1983: Tiziana Rivale – Sarà quel che sarà
- 1984: Al Bano & Romina Power – Ci sarà
- 1985: Ricchi e Poveri – Se m’innamoro
- 1986: Eros Ramazzotti – Adesso tu
- 1987: Gianni Morandi, Umberto Tozzi, Enrico Ruggeri – Si può dare di più
- 1988: Massimo Ranieri – Perdere l’amore
- 1989: Anna Oxa und Fausto Leali – Ti lascerò
- 1990: Pooh / Dee Dee Bridgewater – Uomini soli
- 1991: Riccardo Cocciante / Sarah Jane Morris – Se stiamo insieme
- 1992: Luca Barbarossa – Portami a ballare
- 1993: Enrico Ruggeri – Mistero
- 1994: Aleandro Baldi – Passerà
- 1995: Giorgia – Come saprei
- 1996: Ron und Tosca – Vorrei incontrarti fra 100 anni
- 1997: Jalisse – Fiumi di parole
- 1998: Annalisa Minetti – Senza te o con te
- 1999: Anna Oxa – Senza pietà
- 2000: Piccola Orchestra Avion Travel – Sentimento
- 2001: Elisa – Luce (Tramonti a nord est)
- 2002: Matia Bazar – Messaggio d’amore
- 2003: Alexia – Per dire di no
- 2004: Marco Masini – L’uomo volante
- 2005: Francesco Renga – Angelo
- 2006: Povia – Vorrei avere il becco
- 2007: Simone Cristicchi – Ti regalerò una rosa
- 2008: Giò Di Tonno & Lola Ponce – Colpo di fulmine
- 2009: Marco Carta – La forza mia
- 2010: Valerio Scanu – Per tutte le volte che…
- 2011: Roberto Vecchioni – Chiamami ancora amore
- 2012: Emma Marrone – Non è l’inferno
- 2013: Marco Mengoni – L’essenziale
- 2014: Arisa – Controvento
2015: Il Volo – Grande amore
2016: Stadio – Un giorno mi dirai
2017: Francesco Gabbani – Occidentali’s Karma
2018: Ermal Meta und Fabrizio Moro – Non mi avete fatto niente
2019: Mahmood – Soldi
Sieger der Kategorie Newcomer |
- 1984: Eros Ramazzotti – Terra promessa
- 1985: Cinzia Corrado – Niente di più
- 1986: Lena Biolcati – Grande grande amore
- 1987: Michele Zarrillo – La notte dei pensieri
- 1988: Future – Canta con noi
- 1989: Mietta – Canzoni
- 1990: Marco Masini – Disperato
- 1991: Paolo Vallesi – Le persone inutili
- 1992: Aleandro Baldi und Francesca Alotta – Non amarmi
- 1993: Laura Pausini – La solitudine
- 1994: Andrea Bocelli – Il mare calmo della sera
- 1995: Neri per Caso – Le ragazze
- 1996: Syria – Non ci sto
- 1997: Paola & Chiara – Amici come prima
- 1998: Annalisa Minetti – Senza te o con te
- 1999: Alex Britti – Oggi sono io
- 2000: Jenny B – Semplice sai
- 2001: Gazosa – Stai con me (Forever)
- 2002: Anna Tatangelo – Doppiamente fragili
- 2003: Dolcenera – Siamo tutti là fuori
- 2004: kein Unterschied zwischen Hauptprogramm und Newcomern
- 2005: Laura Bono – Non credo ai miracoli
- 2006: Riccardo Maffoni – Sole negli occhi
- 2007: Fabrizio Moro – Pensa
- 2008: Sonohra – L’amore
- 2009: Arisa – Sincerità
- 2010: Tony Maiello – Il linguaggio della resa
- 2011: Raphael Gualazzi – Follia d’amore
- 2012: Alessandro Casillo – È vero (che ci sei)
- 2013: Antonio Maggio – Mi servirebbe sapere
- 2014: Rocco Hunt – Nu juorno buono
2015: Giovanni Caccamo – Ritornerò da te
2016: Francesco Gabbani – Amen
2017: Lele – Ora mai
2018: Ultimo – Il ballo delle incertezze
2019: (Einar – Centomila volte / Mahmood – Gioventù bruciata)A
A Die Newcomer-Sieger wurden bereits im Wettbewerb Sanremo Giovani 2018 ermittelt und gingen mit neuen Liedern in der Hauptkategorie des Festivals ins Rennen.
Weblinks |
Commons: Sanremo-Festival – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle RAI-Webseite zum Festival
Auftritte der Sanremo-Sieger 1951–2015 auf YouTube
Einzelnachweise |
↑ San Remo Festival 1951–2006
↑ Sanremo 2016, 5 cose da sapere sugli Stadio - Panorama. Abgerufen am 21. November 2018 (italienisch).
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