Giovanni di Lorenzo






Giovanni di Lorenzo (2013)


Giovanni di Lorenzo (* 9. März 1959 in Stockholm)[1] ist ein italienisch-deutscher Journalist und Autor. Er ist Chefredakteur der Wochenzeitung Die Zeit, Mitherausgeber des Berliner Tagesspiegels und Moderator der Talkshow 3 nach 9 bei Radio Bremen.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Leben


  • 2 Privates


  • 3 Beruf


  • 4 Sonstiges


  • 5 Kritik


  • 6 Auszeichnungen


  • 7 Schriften


  • 8 Weblinks


  • 9 Einzelnachweise





Leben |


Di Lorenzo wuchs als Sohn eines Italieners und einer Deutschen zunächst in Rom auf, wo er die Deutsche Schule besuchte.[2] Ab dem elften Lebensjahr lebte er mit seinem Zwillingsbruder Marco und seiner Mutter in Hannover und besuchte dort zunächst das Ratsgymnasium und später bis zum Abitur die Tellkampfschule.[3] Er studierte Kommunikationswissenschaft, Politologie und Neuere und neueste Geschichte an der LMU in München. Seine Magisterarbeit schrieb er über Strategie und Aufstieg des Privatfernsehens in Italien am Beispiel der Networks von Silvio Berlusconi.



Privates |


Di Lorenzo war von 2005 bis 2015 mit der Moderatorin Sabrina Staubitz liiert; ihre gemeinsame Tochter wurde 2008 geboren.[4]



Beruf |


Seine journalistische Tätigkeit begann er 1979 bei der hannoverschen Tageszeitung Neue Presse (bis 1982), wo er auf seinen journalistischen Mentor Michael Radtke traf. Außerdem arbeitete er für das Stadtmagazin Schädelspalter.


Erste Erfahrungen im Fernsehen machte di Lorenzo mit Live aus dem Alabama, dem wöchentlichen Jugendmagazin des Bayerischen Rundfunks. Ab März 1984 ergänzte er das Moderatorenteam, und 1986 wurde Gerd Aschmann stellvertretend für dieses Team für eine Sendung über AIDS mit dem Adolf-Grimme-Preis mit Silber ausgezeichnet. 1988 und 1989 moderierte er die ARD-Kulturreportage live vom Münchner Filmfest. Seit 1989 wird die Fernseh-Talkshow 3 nach 9 von ihm mitmoderiert.


Von 1985 bis 1986 wirkte er als Berater an der Neugestaltung der Süddeutschen Zeitung und des Münchner Stadtanzeigers mit. Im Mai 1987 wurde di Lorenzo Mitglied der innenpolitischen Redaktion der Süddeutschen Zeitung, von Mai 1994 bis Ende 1998 Ressortleiter der Reportagen vorbehaltenen Seite Drei. Anfang 1999 wechselte er als Chefredakteur zur Berliner Tageszeitung Der Tagesspiegel. Seit August 2004 ist er Chefredakteur der ebenfalls bei der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck erscheinenden Wochenzeitung Die Zeit. Auch wurde er einer von derzeit drei Herausgebern des Tagesspiegels.


Im November 2011 veröffentlichte er ein vierseitiges Interview mit Karl-Theodor zu Guttenberg in der Wochenzeitung Die Zeit und kurz darauf mit Guttenberg ein gemeinsames Buch. Länge und Inhalt des Interviews hatten zahlreiche Leserbeschwerden zur Folge und wurden von einem Großteil der deutschen Presse kritisiert: Man warf ihm besonders mangelnde Distanz vor, wenn nicht gar Werbung.[5][6] Di Lorenzo antwortete darauf, dass Guttenberg ein Forum gegeben werden könne, da er weder Extremist noch Verbrecher sei. Eine Rückkehr Guttenbergs hänge nicht von ihm als Journalisten, sondern von den Wählern ab.[7] Im April 2012 äußerte er gegenüber der Berliner Zeitung, dass das Buch ein Fehler war, den er bereue.[8]



Sonstiges |


Di Lorenzos erster Zeitungsartikel erschien unter dem Pseudonym Hans Lorenz, da der verantwortliche Redakteur di Lorenzos Namen für einen Künstlernamen hielt und dieser ihm zu fantasievoll erschien.[9]


1992 war di Lorenzo Mitorganisator der ersten deutschen Lichterketten gegen Fremdenfeindlichkeit unter dem Motto München – eine Stadt sagt Nein.[10]


Aufgrund seines Buches über einen Rechtsradikalen im Jahr 1984 suchte die damalige Moderatorin Amelie Fried di Lorenzo für eine Sendung über das Thema Rechtsradikalismus bei Live aus dem Alabama aus. Beide verband die gemeinsame Studienzeit. Im gleichen Jahr noch übernahm di Lorenzo die Mitmoderation. Di Lorenzo: „Ich kam als Gast und ging als Moderator.“ 1998 „revanchierte“ sich di Lorenzo bei Amelie Fried, als eine Nachfolgerin für die verstorbene Juliane Bartel bei 3 nach 9 gesucht wurde. Von 1998 bis zum Ausscheiden von Fried im August 2009 moderierten sie die Talkshow gemeinsam. Von September 2009 bis Januar 2010 war Charlotte Roche neben di Lorenzo Moderatorin des Formats.[11]


1987 drehte er für den Bayerischen Rundfunk die Sendereihe Briefe aus Italien, bei der er im Wechsel mit Aviva Ronnefeld über italienische Städte und Regionen berichtete.


Giovanni di Lorenzo ist Mitglied in den Kuratorien der ZEIT-Stiftung[12] und des Journalists Networks. Er engagiert sich ehrenamtlich für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei und für die Aufarbeitung der SED-Diktatur. Seit 2003 ist er Gründungsmitglied des Fördervereins[13] der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.


Di Lorenzo gehört zu den Initiatoren der Charta der Digitalen Grundrechte der Europäischen Union, die Ende November 2016 veröffentlicht wurde.



Kritik |


Am Abend der Europawahl 2014 erklärte di Lorenzo in der Polit-Talkshow Günther Jauch, er habe aufgrund seiner doppelten Staatsangehörigkeit zweimal abgestimmt.[14] Dies ist nach § 6 Abs. 4 des Europawahlgesetzes nicht zulässig.[15] Aufgrund einer Strafanzeige eines AfD-Landesverbands ermittelte die Hamburger Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Wahlfälschung nach § 107a StGB[16][17]. Di Lorenzo begründete sein Verhalten damit, dass er sowohl als deutscher als auch als italienischer Staatsbürger eine Wahlbenachrichtigung erhalten habe und es ihm nicht bewusst gewesen sei, nur in einem Land wählen zu dürfen. Er bedauere sein Verhalten.[18] Das Ermittlungsverfahren wurde im November 2014 nach Zahlung eines „namhaften Betrags“ von di Lorenzo als Geldauflage eingestellt.[19][20][21]



Auszeichnungen |



  • 1986 Mitglied des Teams, für das Gerd Aschmann den Adolf-Grimme-Preis mit Silber entgegennahm

  • 1992 Bambi

  • 1993 Theodor-Wolff-Preis

  • 2001 München leuchtet

  • 2001 Goldene Feder für seine Tätigkeit als Chefredakteur des Tagesspiegels

  • 2001 Preis der europäischen Presse – RAI/Radiotelevisione Italiana

  • 2005 Premio Ischia, einer der angesehensten italienischen Journalistenpreise; „Horizont“: Mann des Jahres in der Kategorie „Medien und Media“

  • 2006 Medienpreis für Sprachkultur – Sparte Presse

  • 2007 Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik

  • 2007 Chefredakteur des Jahres – Auszeichnung vom Medium-Magazin

  • 2009 Julius-Hirsch-Preis – Ehrenpreis der Jury[22]



Schriften |




  • Stefan, 22, deutscher Rechtsterrorist: „Mein Traum ist der Traum von vielen“. Rowohlt, Reinbek 1984, ISBN 3-498-03827-3.


  • Auch unsere Generation hat Werte. Aber welche? Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-9809603-6-6.


  • Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009; Taschenbuch ebd. 2010, ISBN 978-3-462-04215-3.


  • Wofür stehst Du? Was in unserem Leben wichtig ist – eine Suche (mit Axel Hacke). Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010; Taschenbuch ebd. 2011, ISBN 978-3-462-04372-3. (Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste vom 7. Februar bis zum 13. Februar 2011)


  • Wölkchen, Simon und der Regenbogen (mit Sabrina Staubitz). Carlsen, Hamburg 2011, ISBN 978-3-551-05200-1 (Pixi-Bücher, Nr. 1807).


  • Vorerst gescheitert: Karl-Theodor zu Guttenberg im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo. Herder, Freiburg im Breisgau 2011, ISBN 978-3-451-30584-9.


  • Verstehen Sie das, Herr Schmidt? Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012, ISBN 978-3-462-04486-7.


  • Vom Aufstieg und anderen Niederlagen: Gespräche mit Zeitgenossen Kiepenheuer & Witsch, Köln 2014, ISBN 978-3-462-04710-3.


  • Erklär mir Italien! Wie kann man ein Land lieben, das einen zur Verzweiflung treibt? (mit Roberto Saviano), Kiepenheuer & Witsch, 2017, ISBN 978-3-462-04971-8



Weblinks |



 Commons: Giovanni di Lorenzo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wikiquote: Giovanni di Lorenzo – Zitate



  • Giovanni di Lorenzo in der Internet Movie Database (englisch)


  • Literatur von und über Giovanni di Lorenzo im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

  • Vom Paradies in die Hölle und zurück - Meine Lehrjahre: Giovanni di Lorenzo, aufgezeichnet von Dorothée Stöbener



Einzelnachweise |




  1. Bodo Krüger: Auf eine Wurst mit Giovanni di Lorenzo, in: Neue Presse vom 27. Oktober 2018, S. 25


  2. Botschaft der Bundesrepublik Deutschland: Una scuola da Champions: il Bayern-Monaco alla Scuola Germanica di Roma.@1@2Vorlage:Toter Link/www.rom.diplo.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) i Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Pressemitteilung vom 18. November 2010, abgerufen am 12. April 2014.


  3. Welche Schule für mein Kind?, Verlagsbeilage der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 12. Januar 2011, S. 4.


  4. welt.de: Giovanni di Lorenzo und Sabrina Staubitz trennen sich


  5. Felix Dachsel: Kapitän überraschend in Not. In: Die Tageszeitung. 1. Dezember 2011.


  6. Wolfgang Storz: Wenn das Marketing feiert. In: Die Tageszeitung, 6. Dezember 2011.


  7. Giovanni di Lorenzo: Warum dieses Interview? In: Die Zeit, 1. Dezember 2011.


  8. Di Lorenzo bereut Guttenberg-Interview. In: Spiegel Online, 4. April 2012.


  9. Andrea Zoppolato: Giovanni di Lorenzo: „Berlin - die einzige Stadt der Welt mit einer dominierenden Arbeiterkultur“. cafebabel.de, 17. September 2010


  10. Pegida und Lichterkette: Di Lorenzo über 1992 und heute merkur.de. 21. Januar 2015.


  11. Michael Hanfeld: Charlotte Roche verlässt Talkshow „3nach 9“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Januar 2010.


  12. Kuratoren der ZEIT-Stiftung.@1@2Vorlage:Toter Link/www.zeit-stiftung.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) i Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. zeit-stiftung.de


  13. Gründung (Memento des Originals vom 2. Juni 2009 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.foerderverein-hsh.de auf der Homepage des Fördervereins der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen


  14. AfD erstattet Anzeige gegen di Lorenzo In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Mai 2014.


  15. Doppelt gewählt: Ermittlungen gegen „Zeit“-Chefredakteur. In: Focus, 26. Mai 2014.


  16. Ermittlungen gegen di Lorenzo wegen doppelter Stimmabgabe. In: Die Zeit, 26. Mai 2014.


  17. Strafverfahren gegen "Zeit"-Chef wegen Wahlfälschung. In: Focus, 26. Mai 2014.


  18. Jauch verteidigt „Zeit“-Chef di Lorenzo. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Mai 2014.


  19. Geldstrafe! Verfahren gegen di Lorenzo eingestellt. In: Hamburger Abendblatt. 18. November 2014, abgerufen am 18. November 2014. 


  20. Verfahren gegen "Zeit"-Chefredakteur vorläufig eingestellt. In: Spiegel Online, 19. November 2014.


  21. Verfahren gegen di Lorenzo wegen doppelter Stimmabgabe eingestellt. In: Die Zeit, 19. November 2014.


  22. Mutige Löwen gegen rechte Rattenfänger In: DFB aktuell, Seite 77, 9. September 2009 (PDF).


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