Josephinische Landesaufnahme






Josephinische Landesaufnahme – regionale Verteilung der Zeiten der Landesaufnahme


Die Josephinische Landesaufnahme, auch Erste Landesaufnahme, ist das erste umfassende Landkartenprojekt (Landesaufnahme) im Herrschaftsbereich der Habsburgermonarchie der 1760er bis 1780er Jahre. Sie ist nach dem Erzherzog von Österreich und römisch-deutschen Kaiser Joseph II. benannt.


Die 3.589 handgezeichneten farbigen Kartenblätter (später erweitert auf 4.096 Sektionen) umfassen die Habsburgischen Erblande; sie werden im Kriegsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs aufbewahrt.





Wien und Umgebung




Gebirgsgegenden sind nur schematisch dargestellt (Rax)





Edlitz und das Pittental





Wienerwald bei Purkersdorf, Gablitz und dem Tal des Wienflusses




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Entstehung und Umfang


  • 2 Beispiele für Blätter der Josephinischen Landesaufnahme


  • 3 Siehe auch


  • 4 Literatur


  • 5 Weblinks


  • 6 Einzelnachweise





Entstehung und Umfang |


Anstoß für die Landesaufnahme gaben militärische Überlegungen. Im Siebenjährigen Krieg 1756 bis 1763 hatte sich das Fehlen verlässlicher Landkarten für die österreichischen Truppen als großer Nachteil erwiesen. Feldmarschall Daun schlug Maria Theresia 1764 vor, ihre Länder von Offizieren des Generalstabes (Generalquartiermeisterstab) kartographisch aufnehmen zu lassen. In der Zeit vorher war die Erstellung von Landkarten Angelegenheit privater Grundeigner gewesen, die einschlägige Karten zur Dokumentation ihres Besitzes anfertigen ließen. Am 13. Mai 1764, nach Genehmigung durch die Kaiserin, erteilte der Hofkriegsrat entsprechende Befehle zu einer ersten umfassenden Landesaufnahme. Die Arbeiten wurden in Böhmen und Mähren begonnen.


Die Josephinische Landesaufnahme wurde unter der Regentschaft von Maria Theresia begonnen und unter Joseph II. abgeschlossen. Die Karten sind handgezeichnet und hatten zunächst den Maßstab 1 Wiener Zoll: 400 Wiener Klafter (etwa 1:28.800).
Neben den punktuellen Höhenkoten wurden zur Darstellung der Höhenentwicklung über die Fläche Schraffuren, die die lokale Steigung und Richtung der Falllinie nachzeichnen, genutzt und noch nicht Höhenschichtlinien.
Aus den Blättern der Landesaufnahme wurden Landkarten im vierfach verkleinerten Maßstab von ca. 1:115.200 abgeleitet. Diese Blätter werden ebenfalls als „Josephinische Landesaufnahme“ bezeichnet.


Als ein Vorläufer der Josephinischen Landesaufnahme gilt die Carte des environs de Schönbrun et ceux de Laxemburg des Südwestens von Wien aus dem Jahr 1755. Autor dieser Karte war Jean-Baptiste Brequin de Demenge.


Die Josephinische Landesaufnahme umfasste schließlich über 4.000 Blätter aus den Jahren 1763 bis 1785. Im Einzelnen wurden die folgenden habsburgischen Landesteile erfasst:












































































































Region
Jahr
Übersicht

Herzogtum Ober-Schlesien
1763

Josephinische Landaufnahme Schlesien.jpg

Königreich Böhmen
1764–1767

Josephinische Landaufnahme Boemia.jpg

Markgrafschaft Mähren
1764–1768

Josephinische Landaufnahme Mähren.jpg

Niederlande
1764–1771

Josephinische Landaufnahme Niederlande.jpg

Temescher Banat
1769–1772

Josephinische Landaufnahme Banat.jpg

Großfürstentum Siebenbürgen
1769–1773

Josephinische Landaufnahme Transylvania.jpg

Banal Grenze
1773–1775

Josephinische Landaufnahme Banal Grenze.jpg

Distrikt Bukovina
1773–1776

Josephinische Landaufnahme Bucovina.jpg

Österreich unter der Enns
1773–1781

Josephinische Landaufnahme Felso Ausztria.jpg

Karlstädter Generalat
1774–1775

Josephinische Landaufnahme Karlstadter.jpg

Oberösterreich mit Innviertel
1775–1777 und 1779–1780

Josephinische Landaufnahme Ober Ausztria.jpg

Galizien und Lodomerien
1779–1783

Josephinische Landaufnahme Gallicischen.jpg

Slavonische Militärgrenze
1780

Josephinische Landaufnahme Slavonischen Distrikt.jpg

Walachisch-Illyrisches Banater Militär-Regiment
1780–1784

Josephinische Landaufnahme Banat.jpg

Deutsch Banater Militär-Regiment
1769–1772

Josephinische Landaufnahme Banat.jpg

Warasdiner Generalat
1781–1782

Josephinische Landaufnahme Varasdi.jpg

Provinz Slavonien
1781–1783

Josephinische Landaufnahme Slavonien.jpg

Königreich Ungarn
1782–1785

Josephinische Landaufnahme Kingdom of Hungary.jpg

Provinz Kroatien
1783–1784

Josephinische Landaufnahme Kroatien.jpg

Innerösterreich
1784–1785

Josephinische Landaufnahme Belso Ausztria.jpg

Tirol blieb anfangs ausgenommen, da bereits seit 1774 das Kartenwerk Atlas Tyrolensis im Maßstab 1:103.800 von Peter Anich und Blasius Hueber vorlag. Die genaue Aufnahme von Tirol, 1803 begonnen, blieb unvollendet und musste 1806 wegen der Französisch-Bayerischen Okkupation abgebrochen werden.[1]


Bis 1806 entstanden weitere Einzelblätter, die auch Gebiete aus Südwestdeutschland und kleinere Teile der Schweiz, Frankreichs, Venedigs erfassten.[2]


Die Landesaufnahme existierte ursprünglich nur in zwei Ausfertigungen, je eine für den Kaiser und den obersten Feldherrn. Sie wurde geheim gehalten. Die Blätter sind – je nach Engagement der mitarbeitenden Personen – von unterschiedlicher graphischer, aber auch technischer Qualität. Die einzelnen Blätter haben keine einheitliche vermessungstechnische Grundlage (keine Triangulation) und können daher nicht ohne Weiteres zu größeren Einheiten zusammengefügt werden.


Die Karten der Josephinischen Landesaufnahme sind im Österreichischen Staatsarchiv/Kriegsarchiv zugänglich.


Die Josephinische Landesaufnahme wurde dann ab 1807 durch die Franziszeische (2.) Landesaufnahme ersetzt.



Beispiele für Blätter der Josephinischen Landesaufnahme |




Siehe auch |



  • Liste von Kartenwerken

  • Franziszeische Landesaufnahme

  • Franzisco-Josephinische Landesaufnahme

  • Franziszeischer Kataster

  • Vierte Landesaufnahme

  • Österreichisch-Ungarische Landesaufnahmen

  • Carte des environs de Schönbrun et ceux de Laxemburg



Literatur |



  • Ernst Hillbrand: Die Kartensammlung des Kriegsarchivs Wien. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28/1975. Seiten 183–196.

  • Ernst Hofstätter: Beiträge zur Geschichte der österreichischen Landesaufnahmen. Ein Überblick der topographischen Aufnahmeverfahren, deren Ursprünge, ihrer Entwicklungen und Organisationsformen der vier österreichischen Landesaufnahmen. 2 Bände. Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, Wien 1989.

  • Robert Rill: Die Anfänge der Militärkartographie in den habsburgischen Erblanden: Die Josephinische Landesaufnahme von Böhmen und Mähren nach hofkriegsrätlichen Quellen. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs. Band 49/2001. Seiten 183–202.


Regionales:



  • Wilfried Beimrohr, Tiroler Landesarchiv: Spezialkarte Tirol, Vorarlberg und Liechtenstein 1823. 2006 – Informationsblatt zur Josephinischen und Franziszeischen Landesaufnahme und zur Spezialkarte Karte der gefürsteten Grafschaft Tyrol nebst Vorarlberg und dem angrenzenden Souverainen Fürstenthum Liechtenstein, astronomisch trigonometrisch vermessen, topographisch aufgenommen, reduzirt und gezeichnet im Jahre 1823 (pdf, tirol.gv.at)

  • Vincenc Rajšp (Projektleiter): Slovenija na vojaškem zemljevidu 1763 – 1787 Opisi. 7 Bände. Ljubljana 1995–2001. (Josephinische Landesaufnahme 1763–1787 für das Gebiet der Republik Slowenien, Landesbeschreibung)

  • Zdzisław Budzyński, Waldemar Bukowski, Bogusław Dybaś, Andrzej Janeczek, Zdzisław Noga (Redaktionskollegium): Die Josephinische Landesaufnahme von Galizien 1779 – 1783. 15 Bände. Wien 2012–laufend (Josephinische Landesaufnahme für die historische Region Galizien, Landesbeschreibung).



Weblinks |


Karten online:



 Commons: First Military Mapping Survey of Austrian Empire – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



  • mapire.eu: Die Landesaufnahmen in einfach benutzbarer digitaler Form

  • diverse österreichische Landes-GIS: Historische Kartenwerke Tirol (TIRIS)


  • oldmaps.geolab.cz, Universität Ústí: Karten der Ersten Landesaufnahme für das Gebiet von Böhmen, Mähren und Schlesien


  • kbr.be: Gebiet der Österreichischen Niederlande



Einzelnachweise |




  1. Wilfried Beimrohr: Die Erste und die Zweite Landesaufnahme von Tirol. Tiroler Landesarchiv, 2007 (pdf, tirol.gv.at).


  2. Österreichisches Staatsarchiv. Archivplan Kontext. Kartensammlung. Signatur AT-OeStA/KA KPS KS (Archivierungsgeschichte, archivinformationssystem.at).




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