Saly Mayer








Saly Mayer, auch Sally Mayer (* 3. Juni 1882 in Basel; † 30. Juli 1950 in St. Moritz, heimatberechtigt in Stein und ab 1930 in St. Gallen) war ein Schweizer Textilunternehmer und Politiker (FDP).




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Leben


  • 2 Sonstiges


  • 3 Literatur


  • 4 Weblinks


  • 5 Einzelnachweise





Leben |


Die Eltern von Saly Mayer wanderten aus Süddeutschland nach Basel ein und zogen einige Jahre später nach St. Gallen. Zusammen mit seinem Bruder Max gründete Saly Mayer 1907 in England eine Textil-Exportfirma. Nachdem Max 1911 verunglückt war, ging Saly Mayer nach St. Gallen zurück und baute sein Unternehmen aus. 1930 erwarb er das Bürgerrecht von St. Gallen. 1933 wurde er Mitglied der in der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP), für die er zum Mitglied des Stadtparlamentes gewählt wurde. Ab 1929 hatte er auf ehrenamtlicher Basis das Sekretariat des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) geführt, von 1936 bis 1943 war er dessen Vorsitzender. Aus seiner privaten wirtschaftlichen Situation als ein erfolgreicher, international tätiger Fabrikant und loyalem Staatsbürger, versuchte er die staatliche Flüchtlingspolitik zu unterlaufen ohne diese öffentlich zu kritisieren. Die neutrale Schweiz wurde anfangs ein Zufluchtsort für Naziverfolgte. Für die Unterhaltskosten jüdischer Flüchtlinge musste aber die kleine und finanzschwache SIG aufkommen. Hauptsitz von Mayers Firmen war St. Gallen. Durch die Aktivitäten seiner Firmen im internationalen Textilhandel bestanden vielfältige Möglichkeiten auch für finanzielle Transaktionen der SIG. St. Gallen wurde dadurch die Drehscheibe für die Verteilung der Gelder von Hilfsorganisationen wie dem American Jewish Joint Distribution Committee (JDC) an Juden und jüdische Organisationen in den von Nazi-Deutschland besetzten Gebieten.


Saly Mayer half persönlich dem St. Galler Polizeikommandanten Paul Grüninger nach dessen Entlassung wegen der Hilfe für illegale Flüchtlinge. Eine sehr ambivalente Beziehung hatte er zu dem Leiter der eidgenössischen Fremdenpolizei Heinrich Rothmund. Im August 1938 sperrte die Schweiz die Grenzen und wies tausende Flüchtlinge zurück. Auf Initiative von Chaim Weizmann organisierte Mayer gemeinsam mit Nathan Schwalb, der im August 1939 zum Leiter des Weltbüros des Hechaluz gewählt worden war, ein zionistisches Rettungskomitee in der Schweiz.[1] Über Schwalb erhielt Mayer auch Kontakt zu dem Widerstandskreis um Hans Oprecht und Hans Hausamann, der im September 1940 zusammen mit dem späteren UNO-Flüchtlingskommissar August R. Lindt die Aktion Nationaler Widerstand[2] und im Januar 1941 die Eidgenössische Gemeinschaft initiierte.


Zu den besonderen Problemen, mit denen sich Saly Mayer für die Finanzierung der Rettungsaktionen auseinandersetzen musste, gehörte auch das Feilschen um die Freigabe von Devisen durch die Alliierten.[3] Für das zionistische Rettungskomitee war lange Zeit Gisi Fleischmann in der Slowakei eine wichtige Verbindungsstelle. Sie versuchte die Deportation der slowakischen Juden nach Polen zu stoppen und deren Transfer ins neutrale Ausland zu erreichen. Dazu gab es Verhandlungen mit Dieter Wisliceny, dem Statthalter Adolf Eichmanns in Bratislava. 1943 wurde versucht, den Rest der jüdischen Bevölkerung in Nazi-Europa ausserhalb des Reichs und Polens freizukaufen. Doch das Vorhaben scheiterte, obwohl zwischen dem Rettungskomitee und Wisliceny ein genauer Ablaufplan entwickelt worden war, da die Alliierten ihre Devisenblockade auch für diesen Rettungszweck nicht aufgehoben haben. Im August und September 1944 gab es mehrere Treffen von Saly Mayer mit Kurt Becher und Rudolf Kasztner auf der Grenz-Brücke bei St. Margrethen.[4]


Saly Mayers Tätigkeit war gegen Ende des Krieges nur noch mit verdeckten Methoden möglich. Indem er die schweizerischen und amerikanischen Behörden umging und täuschte, wurde er zu einem „Makler“ bei der „illegalen“ Einwanderung europäischer Juden ins britische Mandatsgebiet Palästina.



Sonstiges |


Die Saly-Mayer-Memorial-Stiftung fördert und unterstützt vor allem jüdische soziale und kulturelle Aufgaben im In- und Ausland.[5]


Das Saly-Mayer-Archiv verwaltet den Nachlass Saly Mayers.[6]



Literatur |




  • Hanna Zweig-Strauss: Saly Mayer (1882–1950). Ein Retter jüdischen Lebens während des Holocaust. Böhlau, Köln 2007[7]ISBN 978-3-412-20053-4

  • Stefan Mächler: Hilfe und Ohnmacht. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund und die nationalsozialistische Verfolgung 1933–1945. Beiträge zur Geschichte und Kultur der Juden in der Schweiz Band 10, Zürich 2005[8]


  • John Mendelsohn: Rescue to Switzerland: the Mussy and Saly Mayer Affairs. Garland Science, ISBN 978-0-8240-4890-7


  • Yehuda Bauer: American Jewry and the Holocaust. 1981

  • Yehuda Bauer: „Onkel Saly“ – die Verhandlungen des Saly Mayer zur Rettung der Juden 1944/45 (PDF; 5,9 MB) In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 25, 1977, Seite 188–219



Weblinks |



  • Marcel Mayer: Mayer, Saly. In: Historisches Lexikon der Schweiz.


  • Saly Mayer in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz

  • Archiv für Zeitgeschichte

  • Saly Mayers Kampf für die Schweizer Juden

  • über Verhandlungen mit der SS

  • Report on Negotiations Between Saly Mayers and the SS

  • Zweiter Weltkrieg: Brisante Akten zur Schweizer Asylpolitik


  • Todesmarsch ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiter 1944–45 (PDF)



Einzelnachweise |




  1. ikg-wien.at


  2. swissinfo.ch


  3. schweizerzeit.ch


  4. Die Brücke von Sankt Margrethen


  5. Handelsregistereintrag der Stiftung


  6. Nachlass Saly Mayers


  7. Rezension von Patrick Kury


  8. Rezension
































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