Grabeskirche






















Grabeskirche
Ναός της Αναστάσεως
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כנסיית הקבר

كنيسة القيامة
ECCLESIA SANCTI SEPVLCHRI

Jerusalem Holy Sepulchre BW 19.JPG



Konfession:


  • Armenische Apostolische Kirche

  • Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche

  • Griechisches Patriarchat von Jerusalem

  • Koptische Kirche

  • Römisch-katholische Kirche

  • Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien



Weihedatum:
13. September 335

Orden:

Franziskaner (OFM)

31.77861135.229444Koordinaten: 31° 46′ 43″ N, 35° 13′ 46″ O




Eingang der Grabeskirche, Foto um 1900


Als Grabeskirche oder Kirche vom heiligen Grab wird die Kirche in der Altstadt Jerusalems bezeichnet, die an der überlieferten Stelle der Kreuzigung und des Grabes Jesu steht. Die Grabeskirche zählt zu den größten Heiligtümern des Christentums.


Grabeskirche ist die in der Westkirche übliche Bezeichnung. In der Ostkirche bzw. von orthodoxen Christen wird das Gebäude Auferstehungskirche (griechisch Ναός της Αναστάσεως, von ἀνάστασις anastasis, „Auferstehung“) genannt. Die Kirche ist der Sitz des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem und des katholischen Erzpriesters der Basilika des heiligen Grabes. Das „Heilige Grab“ (Πανάγιος Τάφος, Sanctum Sepulcrum) im Innern der Kirche wurde verschiedentlich nachgebaut (siehe Nachbildungen des Heiligen Grabs).


Neben diesem Kirchengebäude tragen weitere Kirchen die Bezeichnung Grabeskirche. So ist St. Peter in Rom die Grabeskirche des Apostels Petrus. Mit dem Heiligen Grab ist jedoch stets die Grabeskirche Christi bezeichnet.


Es gibt weitere Orte, an denen das Grab Jesu vermutet bzw. verehrt wird, siehe eigener Abschnitt.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Die Grabeskirche heute


  • 3 Das Innere der Kirche


    • 3.1 Das Heilige Grab


      • 3.1.1 Instandsetzung 2016/2017


      • 3.1.2 Ökumenische Feier




    • 3.2 Der Salbungsstein


    • 3.3 Der Golgotafelsen


    • 3.4 Die Adamskapelle


    • 3.5 Das Katholikon


    • 3.6 Die Helenakapelle und die Kreuzauffindungskapelle


    • 3.7 Die Sankt-Vartan-Kapelle


    • 3.8 Orgel


      • 3.8.1 Hauptorgel


      • 3.8.2 Magdalenen-Orgel


      • 3.8.3 Golgota-Orgel






  • 4 Andere Lokalisierungen des Grabes Jesu


  • 5 Film


  • 6 Siehe auch


  • 7 Literatur


  • 8 Weblinks


  • 9 Einzelnachweise





Geschichte |




Außenansicht von Südosten: große graue Kuppel über dem Grab (Rotunde), kleine graue Kuppel über dem Katholikon




Seitenriss: heutige Kirche und Rekonstruktion des Geländes zur Zeit der Kreuzigung (Skizze)




Heutiger Grundriss: Katholikon unter der kleinen Kuppel quadratisch, südlich der Rotunde der Glockenturm




Grundriss der spätantiken Grabeskirche mit Basilika anstelle der heute östl. anschließenden Helena-Kapelle


Nach dem Zeugnis mehrerer spätantiker Schriftsteller des 4. Jahrhunderts wurden 325 im Gefolge eines Besuchs von Helena, der Mutter des Kaisers Konstantin, in Jerusalem die Stätten von Tod und Auferstehung Jesu Christi unter einem römischen Tempel der Venus aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. aufgefunden. Dies führte zu einer Verbreitung von Kreuzreliquien und einem Wiederaufleben der Verehrung des Grabes, die durch den Bau des darüberliegenden Tempels hatte unterbunden werden sollen.


Die Lokalisierung der Grabeskirche als Ort der Kreuzigung Jesu und einiger Ostererscheinungen gilt als durchaus berechtigt.[1][2] Für diese Annahme sprechen neben der langen Überlieferung und Tradition auch historische und archäologische Hinweise sowie die Tatsache, dass jenes Gebiet zur Zeit Jesu außerhalb der damaligen Stadtmauern, aber bereits zur Zeit Konstantins im Stadtgebiet lag. Wie mehrere Gräber und Grabnischen auf dem Gebiet der Kirche belegen (derzeit sind sieben weitere Gräber bekannt), gab es hier um die Zeitenwende tatsächlich Begräbnisse.



Bereits für den Bau des Venustempels dürfte ein Teil des ursprünglichen Felsens entfernt worden sein. Dabei wurde das Grab wiederentdeckt:





„Als sich aber statt des beseitigten Fußbodens ein anderer in der Tiefe der Erde zeigte, da zeigte sich auch gegen aller Erwarten das hehre und hochheilige Denkmal der Auferstehung des Heilandes, und der heiligsten Höhle sollte da ein ähnliches Wiederaufleben beschieden sein wie dem Erlöser selber: nachdem sie lange Zeit im Dunkel verborgen gewesen war, kam sie wiederum ans Licht und gab denen, die sie zu sehen herbeigekommen waren, deutliche Kunde von den daselbst geschehenen Wundern; denn sie bezeugte die Auferstehung des Erlösers durch Tatsachen, die lauter sprachen als jeder Mund.“




Eusebius von Caesarea[3]


Der Bau der Basilika wurde bald nach 326 von Kaiser Konstantin in Auftrag gegeben, trat an die Stelle des römischen Heiligtums und wurde am 13. September 335 geweiht. Die Anlage, die den Ort des Grabes und den nahebei liegenden Golgota-Hügel einbezog, bestand aus einer Rotunde um die zentrale Verehrungsstätte des durch eine Ädikula ausgezeichneten Heiligen Grabes im Westen (teilweise erhalten), einem Eingangsportikus und einer großen Basilika im Osten (nicht erhalten). Der innere, zumindest teilweise nach oben hin offene Raumzylinder der Rotunde wurde im Westen durch einen niedrigeren Umgang auf halbrundem Grundriss mit drei Apsiden und im Osten durch eine aufgeweitete Raumsituation ergänzt, die zum Eingangsportikus überleitete. Innerer Zylinder und Anräume waren durch eine Stützenstellung geschieden, die sich aus vier Pfeilern in den Haupthimmelsrichtungen und je drei monumentalen Säulen auf rechteckigen Postamenten dazwischen zusammensetzte. Die Säulenstellung lässt auf eine konstantinische Stützenfolge von vermutlich 11 Meter Höhe schließen, die im Originalzustand durch ein waagerechtes Gebälk abgeschlossen wurde. Der Golgota-Felsen, heutzutage innerhalb der Grabeskirche, lag unter freiem Himmel zwischen den beiden Gebäuden Rotunde und Basilika. Sie wurden von Eusebius akkurat beschrieben (Vita Constantini III, 34 – 40).


Die Kirche wurde im Jahre 614 bei der Eroberung Jerusalems durch den persischen Sassanidenherrscher Chosrau II. durch Feuer beschädigt, wobei der General Schahrbaraz das Heilige Kreuz nach Ktesiphon verschleppte. 630 marschierte Kaiser Herakleios triumphierend in Jerusalem ein und brachte das Kreuz in die wiedererrichtete Grabeskirche zurück. Die frühen islamischen Herrscher beschützten die christlichen Stätten in Jerusalem, verboten ihre Zerstörung und ihre Verwendung zu Wohnzwecken. So blieb der Bau weiterhin eine christliche Kirche.




Die Grabeskirche im 11. und 12. Jh.


Für den Befehl zur Zerstörung der Grabeskirche bzw. für das Datum zur Zerstörung der Grabeskirche gibt es unterschiedliche Daten in verschiedenen Quellen. Der als zuverlässigster Chronist eingeschätzte Yahya von Antiochia gibt als Datum den 28. September 1009 an (umgerechnet in den heutigen Gregorianischen Kalender).[4] Dagegen nennt z. B. Elias von Nisibis den Beginn des Jahres 400 H.(Hidschra), der 25. Ab (August) des Jahres 1320 seleukidischer Zeitrechnung,[5] also den 31. August 1009 (umgerechnet),[6] als Tag des Zerstörungsbefehls vom Fatimiden-Kalifen al-Hakim. Öfter wird auch – ohne genaue Quellenangabe – der 18. Oktober 1009 (umgerechnet) als „Zerstörungsdatum“ genannt.[7]


Insbesondere wurde dabei das zu dieser Zeit noch weitgehend intakte Felsengrab abgebrochen, sodass heute vom eigentlichen Grab nur Bruchstücke erhalten sind. Dieses dunkle Kapitel hängt mit Al-Ḥākim zusammen, der von 1000 bis 1021 in Kairo regierte. Er vollzog eine radikale Wendung in der Politik der herrschenden Fatimiden-Dynastie, die der ismailitischen Richtung der Schiiten angehörte und sich verhältnismäßig tolerant sowohl gegenüber den Sunniten als auch den nicht-islamischen Religionen gezeigt hatte. Al-Ḥākim hingegen wollte den Untertanen seine neue Interpretation von Islam mit allen Mitteln aufzwingen. Die Christen und Juden wurden am härtesten von seiner radikalen Einstellung getroffen. Der Sultan verschärfte das Dhimmi-System, das im islamischen Recht den Status der Nichtmuslime regelte, die auch nach früherer Regelung unter anderem eine Kopfsteuer bezahlen mussten und einer Reihe von Diskriminierungen unterworfen waren.




Grabeskirche 1149




Seite aus dem Reisebuch des Bernhard von Breydenbach: Sanctae peregrinationes, illustriert und gedruckt in Mainz von Erhard Reuwich, 11. Februar 1486


Die Zerstörung des Heiligen Grabes bildete den Höhepunkt dieser religiösen Intoleranz. Das Ereignis löste solches Entsetzen aus, dass der Nachhall schnell das Abendland erreichte und auch dort eine ungeahnte Welle der Empörung auslöste. Beim Wiederaufbau konnten die fast vollständig erhaltenen Außenmauern und Teile der Stützenstellung wiederverwendet werden. Es gilt als wahrscheinlich, dass erst damals das heutige Emporengeschoss über dem Erdgeschossumgang eingerichtet wurde, indem man die konstantinischen Säulenschäfte quer halbierte und zusammen mit den ebenfalls gekürzten Pfeilern in den Haupthimmelsrichtungen für eine nun erheblich gedrungenere Stützenreihe verwendete, die zudem als Arkatur (Bogenstellung) ausgebildet wurde. Auf jeden Fall war ab dem 11. Jahrhundert der heute bestimmende charakteristische Aufbau aus verhältnismäßig hohen Postamenten, die teilweise nach den konstantinischen Mustern nachgearbeitet waren, gedrungenen Säulen mit einer Art korinthischen Kapitellen und darüber Rundbogenarkaden, die keinerlei Profile besaßen, sondern wie aus der dicken Mauer ausgestanzt wirken, zu erleben. Im Osten war der ursprüngliche Rhythmus von Pfeilern und Säulen aufgebrochen zugunsten einer geweiteten Öffnung zu einer neu erbauten Apsis.


Als nach der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzritter 1099 der Bereich östlich der Rotunde um 1160/1170 durch den Anbau der heute noch bestehenden Kirche umgestaltet wurde, war die Anastasis (Ἀνάστασις, griechisch für Auferstehung), der Rundbau über dem Grab Christi, selbst von keinen gravierenden Eingriffen betroffen.


Seit einer Renovierung 1555 wechselte die Kontrolle über die Kirche zwischen den Franziskanern und den Orthodoxen, je nachdem, welche Konfession für bestimmte Zeit einen Ferman von der Hohen Pforte erhalten konnte, oft durch offene Bestechung. 1767, als man genug von den begleitenden Streitereien und Unruhen hatte, erließ die Hohe Pforte einen Ferman, der die Kirche zwischen den Parteien aufteilte. Der letzte Ferman von 1852 (Status quo 1852) bestätigte das Arrangement und ließ es zu einer permanenten Regelung werden.


Der Streit um die Schutzherrschaft über die Grabeskirche war 1853 vordergründig Auslöser des Krimkrieges um die Vorherrschaft im zerfallenden Osmanischen Reich, in dem sich Russland einerseits und das Osmanische Reich, Frankreich und Großbritannien andererseits gegenüberstanden.



Die Grabeskirche heute |




Auf dem Dach der Kirche leben äthiopische Mönche.


Heute ist die Grabeskirche in den Händen von sechs christlichen Konfessionen: Die Hauptverwaltung der Kirche haben die Griechisch-Orthodoxen, die römisch-katholische Kirche, vertreten durch den Franziskaner-Orden, und die Armenische Apostolische Kirche inne. Im 19. Jahrhundert kamen die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, die Kopten und die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche hinzu. Sie bekamen nur einige kleinere Schreine und Aufgaben zugeteilt; die Äthiopier leben als kleine Gruppe auf einem Dach der Kirche. Dieses Deir-al-Sultan-Kloster wird jedoch von den Kopten beansprucht und ist seit 2004 einsturzgefährdet. Der Streit verhindert eine Renovierung. Protestantische Konfessionen sind in der Kirche nicht vertreten.


Wegen der Streitigkeiten verwahrt die muslimische Familie Joudeh seit mehreren Jahrhunderten die Schlüssel der Kirche und die ebenfalls muslimische Familie Nusseibeh schließt die Haupttür morgens auf und abends wieder zu. Außerdem traten die Familienmitglieder oft als Schlichter auf. Die Joudehs und Nusseibehs werden mindestens seit der Zeit Saladins mit der Kirche in Verbindung gebracht.


Die israelischen Behörden beließen die festgesetzte Aufteilung (status quo), nachdem die Altstadt nach dem Sechstagekrieg 1967 unter ihre Verwaltung gekommen war. Die komplizierten Besitzverhältnisse erschweren bauliche Maßnahmen, da jede Veränderung eine Verletzung des Status quo verursachen könnte. So steht zum Beispiel eine längst nutzlos gewordene Holzleiter an der Fassade über dem Hauptportal. Sie diente im 19. Jahrhundert den Mönchen zum Einstieg in die Kirche, wenn die Tore behördlich geschlossen waren. Seit vielen Jahrzehnten laufen Bestrebungen, sie zu entfernen, doch ist nicht geregelt, wer dazu befugt wäre.


Nicht nur der Besitz in der Kirche ist genau geregelt, sondern auch, wer wann wo wie lange beten darf. So muss zum Beispiel das Grab für die tägliche Prozession der Franziskaner von den Orthodoxen frei gemacht werden. Besonders kritisch wird die Situation zu Ostern, wenn alle Kirchen das Hochfest der Auferstehung feiern. Da die Katholiken selten am Termin der Ostkirche feiern, kommt es da vor allem zum Konflikt unter den Orthodoxen. So kommt es gelegentlich zu Handgreiflichkeiten zwischen Mönchen wegen der nicht eingehaltenen Gebetsordnung. Auch während der Sperrzeiten in der Nacht bleiben Mönche aller Konfessionen in der Kirche. In der Kirche gelten wegen der unumstößlichen Zeiteinteilung auch keine Sommerzeitregelungen. Im Sommer ist daher eine entsprechende Zeitverschiebung zu berücksichtigen.[8]



Das Innere der Kirche |




In der Rotunde die Ädikula über dem Grab. Zustand 2008 mit stützender Stahlkonstruktion.



Das Heilige Grab |




Ädikula, Graphik vom Ende des 19. Jh.


Die für Christen bedeutendste Stätte der Grabeskirche ist das Heilige Grab, der überlieferte Ort des Grabes Jesu. Es ist die 14. Station des Kreuzweges.


Das Heilige Grab befindet sich in der Grabeskapelle, die heute weitgehend ein Neubau von 1809 (nach Brandschaden) im Stile des osmanischen Barock ist. Sie steht im Zentrum der Rotunde, welche von der großen Kuppel der Kirche überwölbt ist. Im Laufe der Zeit offenbarten Risse an den Wänden der Kapelle konstruktive und bauliche Mängel: Die Marmorplatten an den Seiten waren zu schwer, der verwendete Mörtel ungenügend.[9] Nach der weiteren Beschädigung durch das Erdbeben von Jericho im Jahre 1927 war die Grabeskapelle einsturzgefährdet. 1947, im letzten Jahr ihres Mandates für Palästina, versahen die Briten die Ädikula zur vorläufigen Sicherung mit einem Stahlkorsett.



Instandsetzung 2016/2017 |


In streng vertraulichen Verhandlungen in Athen verständigten sich der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., der armenische Patriarch Nourhan Manougian sowie namens der katholischen Kirche der Kustos des Heiligen Landes, Pierbattista Pizzaballa OFM, im März 2016 darauf, die überfällige Instandsetzung der Grabeskapelle durchführen zu lassen.


Im Mai 2016 begannen die Arbeiten.[10] Ein Team von Restauratoren der Nationalen Technischen Universität Athen unter Leitung von Antonia Moropoulou trug den Bau ab, besserte die Steine aus oder ersetzte sie und baute die Ädikula originalgetreu und erdbebensicher wieder auf. Die Kosten der Renovierung waren auf drei Millionen Euro veranschlagt. Infrarotkameras, Endoskope, Laserscanning und eventuell eine Flugdrohne kamen zum Einsatz.[11] Am 26. Oktober 2016 wurde die Marmorplatte über der Grabbank für 60 Stunden zwecks wissenschaftlicher Untersuchung entfernt, um die ursprüngliche Felsoberfläche begutachten zu können, auf die Jesu Leichnam der Überlieferung nach abgelegt wurde.[12] Der Zugang der Gläubigen zum Heiligen Grab blieb während der Arbeiten gewährleistet.[9]


Im Zuge der Restaurierung wurde eine Fensteröffnung in die Marmorverkleidung der Grabkammer-Innenwand auf der gegenüberliegenden Seite der Grabbank geschnitten und verglast. Das Fenster gewährt den Blick auf die Reste der aufgehenden Felswand, die bestätigen, dass es sich bei der Grabkammer um ein in der Region selten vorkommendes Einzelgrab handelt, was wiederum der Bemerkung im Johannesevangelium entspricht, dass Jesus in einem neuen Grab beigesetzt wurde, in das noch niemand gelegt worden war.



Ökumenische Feier |


Die Restaurierung wurde mit einer ökumenischen Feier abgeschlossen, dort segneten die beiden Patriarchen der Griechisch-Orthodoxen und der Armenischen Apostolischen Kirche sowie der neue Franziskanerkustos Francesco Patton die Grabkapelle am 22. März 2017 in Gegenwart des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Bartholomäus I. und des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras feierlich ein. Die Würdenträger betonten einhellig, dass die historische Feier, bei der erstmals alle Konfessionen der Grabeskirche gemeinsam beteten, und die vorausgegangene mehrmonatige Kooperation den Beginn einer neuen ökumenischen Ära in der Heiligen Stadt markierten. Der armenische Patriarch Nourhan Manougian schlug in seiner Ansprache seinen Mitbrüdern (die die Grabeskirche verwalten) vor, den anderen Konfessionen einmal pro Jahr nach Ostern die Möglichkeit zu geben, einen Gottesdienst in der Grabeskirche zu feiern.



Der Salbungsstein |


Neben der Grabeskapelle beinhaltet die Grabeskirche zahlreiche weitere christliche Heiligtümer. Am Salbungsstein beim Eingang der Kirche soll der Leichnam Jesu für die Bestattung vorbereitet worden sein. Je nach Zählung gilt dieser Ort als 13. Kreuzwegstation. (Eine alternative Zählung erachtet als 13. Station eine von den Franziskanern an der Via Dolorosa aufgestellte Statue der schmerzerfüllten Muttergottes, die von den Katholiken in Jerusalem mit Bezug auf das entsprechende mittelalterliche Gedicht „Stabat mater“ genannt wird, und den zugehörigen Altar.)



Der Golgotafelsen |


Rechts des Eingangs liegt der Kalvarienberg oder Golgotafelsen, der Überlieferung nach die Stelle, an der Jesus am Kreuz gestorben ist. Oben stehen, über steile Treppen zu erreichen, der römisch-katholische Kreuzannagelungsaltar (11. Kreuzwegstation) und der griechisch-orthodoxe Kreuzigungsaltar (12. Kreuzwegstation).



Die Adamskapelle |


Unterhalb des Kalvarienbergs steht die griechisch-orthodoxe Adamskapelle. Hier soll der Schädel Adams gelegen haben. Die Legende besagt, dass das Blut Jesu durch Felsritzen auf den Schädel geflossen sei und so Adam von der Erbsünde befreit habe. Ein Fels mit teilweise rötlicher Färbung, der neben der Adamskapelle zu sehen ist, soll diese Geschichte belegen.



Das Katholikon |


Im Zentrum der Kirche, von der Rotunde her zugänglich, liegt das Mittelschiff mit Altar. Es wird als Katholikon bezeichnet und steht in der Obhut der griechisch-orthodoxen Kirche. An dieser Stelle befand sich nach mittelalterlicher christlicher Auffassung der Nabel der Welt. Über der Vierung sitzt eine Kuppel, die nach dem Erdbeben von 1927 gänzlich erneuert wurde. Die Mosaiken, die Christus als Pantokrator (s. die Abbildung) sowie Maria und ostkirchliche Heilige darstellen, wurden 1994 angefertigt.[13]


Seit 1996 bekrönt eine von Paul Nagel als Lichtkreuz geschaffene und vom griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem Diodoros I. geweihte monumentale Kreuzskulptur die Kuppel des Katholikon.[14]
Es war die Initiative des Professors für Kunstgeschichte Gustav Kühnel, ein neues Kreuz zu errichten, das nicht nur der Einzigartigkeit des Ortes würdig sein sollte, sondern auch das Symbol für alle Bemühungen um die Einheit der christlichen Glaubensgemeinschaften.[15]



Die Helenakapelle und die Kreuzauffindungskapelle |


Auf tieferem Niveau als der Kircheneingang befinden sich die armenisch-orthodoxe Helena-Kapelle und die römisch-katholische Kreuzauffindungskapelle. In letzterer, einer ehemaligen, direkt in den Felsen geschlagenen Zisterne, soll der Fundort des Kreuzes von Jesus liegen.




Die Sankt-Vartan-Kapelle |


Seitlich des Altars der Helena-Kapelle führt eine weitere Treppe hinab zur Sankt-Vartan-Kapelle, die allerdings meist für Besucher unzugänglich ist. Entdeckt wurde dieser Ort bei Restaurierungsarbeiten in den späten 1970er Jahren. Bemerkenswert ist die Sankt-Vartan-Kapelle zum einen, weil dort die mutmaßlich letzten Reste einer hadrianischen Stützmauer zu finden sind und zum anderen, weil darauf ein Graffito angebracht ist, das ein römisches Segelschiff zeigt und die Unterschrift (übersetzt) „Gott, wir haben uns auf den Weg gemacht“. Allgemein wird angenommen, es sei die Inschrift eines frühchristlichen Pilgers des 2. Jahrhunderts. Die Datierung schwankt allerdings zwischen dem späten 1. und dem frühen 4. Jahrhundert.



Orgel |


Die Grabeskirche hat drei Orgeln, die für die Liturgie der Franziskaner (Lateiner) verwendet werden. Die anderen vertretenen Konfessionen nutzen sie nicht. Alle drei Orgeln sind von Rieger Orgelbau aus Schwarzach in Vorarlberg.[16]



Hauptorgel |


Am westlichen Teil der Rotunde steht auf einer Empore die 1981/82 errichtete Hauptorgel mit 39 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Sie wurde von Kardinal König am 29. April 1982 geweiht. Die Orgel ist etwas zurückgesetzt und daher schwer zu erkennen.[17]



Magdalenen-Orgel |


Die sogenannte Magdalenen-Orgel befindet sich westlich des Altars der Maria Magdalena und neben der Kapelle der Franziskaner. Die 2014 gebaute Chororgel ersetzte eine ältere Orgel an derselben Stelle. Das Orgelwerk ist in ein Hauptwerk und ein Oberwerk geteilt.[18] Das Instrument hat 15 Register auf zwei Manualen und Pedal.[19]






































I Hauptwerk C–g3

Bordone 16′
Principale 8′
Flauto 8′
Bordone 8′
Ottava 4′
Decimaquinta 2′
Ripieno III
113'






























II Brustwerk C–g3

Principalino 8′
Viola da Gamba 8′
Quintade 8′
Bordone camino 8′
Flauto 4′
Flautino 2′

Tremolo













Pedal C–f1

Subbasso 16′
Bordone 8′



  • Koppeln: II/I, I/P, II/P.


Golgota-Orgel |


Die am 21. Oktober 2016 von Kustos P. Francesco Patton eingeweihte Orgel ersetzt eine kleinere, von Fra Delfino Fernandez etwa Mitte der 1970er Jahre gebaute Kleinorgel (Truhenorgel).[20] Diese Orgel hat 5 Register auf 2 Manualen. Die Manuale sind aus Strünken von abgestorbenen Olivenbäumen aus dem Garten Getsemani gefertigt. In die Mitte des Notenpults ist ein aus Perlmutt ausgearbeitetes Wappen der Kustodie eingefügt. Dieses Wappen wurde in Betlehem geschaffen, wo die Franziskaner im 17. Jahrhundert die Technik der Perlmuttverarbeitung einführten.


Die Orgel hat 270 Pfeifen:[21]





















I Manual


Principale 8′
Ottava 4′
Decimaquinta 2′














II Manual


Bordone 8′
Flauto 4′
Koppel



Andere Lokalisierungen des Grabes Jesu |


Nach Überzeugung der überwiegenden Mehrheit der Gelehrten ist die Grabeskirche der tatsächliche Ort der Kreuzigung und des Grabes Jesu.[22] Zwei weitere Orte, die als Begräbnisstätte in Betracht gezogen wurden, sind das Gartengrab, ein 1867 entdecktes Felsengrab nördlich des Damaskustores, etwas außerhalb der Jerusalemer Altstadt, und das 1980 entdeckte Talpiot-Grab, ein Felsengrab fünf Kilometer südlich der Altstadt Jerusalems. Allerdings sprechen keine Indizien für diese Lokalisierungen und einiges spricht dagegen.[23][24][25]


Als angebliche Grabstätten Jesu verehrt werden zum einen der Schrein Roza Bal in Srinagar (Kaschmir, Indien), wo sich das Grab eines Weisen namens Yuz Asaf (= Sohn des Josef?) befindet. Zum anderen wird ein „Jesusgrab“ im Dorf Shingō (Präfektur Aomori, Japan) verehrt. Rund 30.000 Touristen besuchen es pro Jahr.[26]



Film |



  • Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen, Dokumentarfilm von Hajo Schomerus, 2010


Siehe auch |


  • Liste von Heilig-Grab-Kirchen


Literatur |


in der Reihenfolge des Erscheinens



  • Charles Coüasnon: The church of the holy sepulchre. Oxford University Press, London 1974, ISBN 0-19-725938-3.

  • Virgilio C. Corbo: Il Santo Sepolcro di Gerusalemme. The holy sepulchre in Jerusalem. Aspetti archeologici dalle origini al periodo crociata. 3 Bände. Jerusalem 1981.

  • Martin Biddle u. a.: Die Grabeskirche in Jerusalem. Belser, Stuttgart 2000, ISBN 3-7630-2379-8.

  • Jürgen Krüger: Die Grabeskirche zu Jerusalem. Geschichte – Gestalt – Bedeutung. Schnell & Steiner, Regensburg 2000, ISBN 3-7954-1273-0.

  • Shimon Gibson: Die sieben letzten Tage Jesu. Die archäologischen Tatsachen. Verlag C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60502-4.

  • Thomas Pratsch (Hrsg.): Konflikt und Bewältigung. Die Zerstörung der Grabeskirche zu Jerusalem im Jahre 1009. Millennium Studies, Walter de Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-025351-1 und e-ISBN 978-3-11-025352-8.


  • Erwin Reidinger: Ostern 326. Gründung der Grabeskirche in Jerusalem. In: Liber Annuus Studium Biblicum Franciscanum, Jerusalem, Jg. 62 (2012), S. 371–403, erwin-reidinger.heimat.eu (PDF).

  • Ute Verstegen: Die architektonische Inszenierung der christlichen Erinnerungsorte im Heiligen Land – Architektursemantische Betrachtungen zu einem konstantinischen Inovationskonzept. In: INSITU. Zeitschrift für Architekturgeschichte 7 (2/2015), S. 151–170 (160f).


  • Michael F. Feldkamp: Vom Jerusalempilger zum Grabesritter. Geschichte des Ritterordens vom Heiligen Grab (= Propyläen des christlichen Abendlandes, Band 1), Heimbach/Eifel 2016, ISBN 978-3-86417-055-3, bes. S. 40–51.



Weblinks |



 Commons: Grabeskirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wiktionary: Grabeskirche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


  • Die Grabeskirche

  • Die Grabeskirche | Kustodie

  • Umfangreiche virtuelle Tour durch die Grabeskirche

  • Eine virtuelle Tour durch die Grabeskirche

  • Eintrag auf Giga-Catholic (englisch)



Einzelnachweise |




  1. James H. Charlesworth: Jesus and Archaeology. Wm. B. Eerdmans Publishing, Grand Rapids 2006, S. 593 ff. u.ö.


  2. Gerd Theißen, Annette Merz: Der historische Jesus. Ein Lehrbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1. Aufl. 1996, 3. und erw. Aufl. 2001.


  3. Über das Leben des seligen Kaisers Konstantin, III, 28, Bibliothek der Kirchenväter


  4. Bettina Krönung: Al-Hākim und die Zerstörung der Grabeskirche. In: Thomas Pratsch (Hrsg.): Konflikt und Bewältigung. Die Zerstörung der Grabeskirche zu Jerusalem im Jahre 1009. De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-025351-1, S. 140.


  5. Dorothea Weltecke: Die Zerstörung der Grabeskirche: Anfragen an orientchristliche Quellen. In: Thomas Pratsch (Hrsg.): Konflikt und Bewältigung. Die Zerstörung der Grabeskirche zu Jerusalem im Jahre 1009. De Gruyter, Berlin 2011, S. 267.


  6. Kalenderrechner: Islamischer Kalender zu Gregorianischer Kalender


  7. 1009: Vor tausend Jahren wurde die Grabeskirche in Jerusalem zerstört – und nie wieder vollständig aufgebaut, abgerufen am 20. Januar 2014.


  8. Sommerzeit einigt Israel und Palästina. In: Potsdamer Neueste Nachrichten, 25. März 2010.


  9. ab Hans-Christian Rößler: Ein kleines Osterwunder in Jerusalem. Die Ädikula über dem Heiligen Grab soll restauriert werden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. März 2016, S. 7.


  10. Katholische Nachrichtenagentur, 22. August 2016.


  11. Stefanie Järkel: Christentum: Das Grab Jesu wird erdbebensicher. In: Welt online. 4. August 2016, abgerufen am 29. Oktober 2016. 


  12. Zitat: Fredrik Hiebert in: Experten öffnen erstmals seit Jahrhunderten das Grab Jesu. In: Welt online. 28. Oktober 2016, abgerufen am 29. Oktober 2016. 


  13. Jürgen Krüger: Die Grabeskirche zu Jerusalem. Geschichte – Gestalt – Bedeutung. Schnell & Steiner, Regensburg 2000, S. 106.


  14. Gustav Kühnel: Ein neues Kreuz für die Grabeskirche. In: Michael Hammers, Johannes Nagel (Hrsg.): Metallarbeiten im kirchlichen Raum: Geist und Hände Werk. Coleman, Lübeck 1999, ISBN 3-87128-045-3.


  15. Lichtkreuz über Golgotha.


  16. Petrus Schüler: Die Orgeln der Grabeskirche. In: Im Land des Herrn. Franziskanische Zeitschrift für das Heilige Land, Jg. 71 (2017), Heft 1, S. 13–19.


  17. Petrus Schüler: Die Orgeln der Grabeskirche. In: Im Land des Herrn. Franziskanische Zeitschrift für das Heilige Land, Jg. 71 (2017), Heft 1, S. 13–19, hier S. 14 f.


  18. Petrus Schüler: Die Orgeln der Grabeskirche. In: Im Land des Herrn. Franziskanische Zeitschrift für das Heilige Land, Jg. 71 (2017), Heft 1, S. 13–19, hier S. 15.


  19. Informationen zur Chororgel auf der Website der Erbauerfirma.


  20. Diese Truhenorgel bleibt erhalten und wird weiterhin eingesetzt.


  21. Im Land des Herrn, Franziskanische Zeitschrift für das Heilige Land, 71. Jahrgang 2017, Heft 1, S. 15 ff.


  22. Rainer Riesner: Das Grab von Jesus, 26. März 2002.


  23. New Bible Dictionary. Leicester UK / Weaton IL 1982, S. 162.


  24. Kurt Hennig (Hrsg.): Jerusalemer Bibellexikon. Neuhausen-Stuttgart 1990, ISBN 3-7751-1271-5, S. 300.


  25. Bargil Pixner: Wege des Messias und Stätten der Urkirche. Jesus und das Judenchristentum im Licht neuer archäologischer Erkenntnisse. Brunnen-Verlag, Giessen/Basel 1991, ISBN 3-7655-9802-X, S. 275.


  26. Märchen: Jesus ruht in Japan. abgerufen am 2. April 2016.


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