Wirkungsgrad




Der Wirkungsgrad einer technischen Einrichtung oder Anlage ist eine Größe der Dimension Zahl und beschreibt in der Regel das Verhältnis der Nutzenergie Eab{displaystyle E_{mathrm {ab} }} zur zugeführten Energie Ezu{displaystyle E_{mathrm {zu} }}. Wenn keine Verfälschung durch gespeicherte Energie erfolgt, kann auch mit der Leistung gerechnet werden: Verhältnis der Nutzleistung Pab{displaystyle P_{mathrm {ab} }} zur zugeführten Leistung Pzu{displaystyle P_{mathrm {zu} }}. Üblicherweise wird der Wirkungsgrad mit dem griechischen Buchstaben η{displaystyle eta } (eta) bezeichnet.




Darstellung des Wirkungsgrads einer Glühlampe[Anm. 1] in einem Sankey-Diagramm


η=EabEzu{displaystyle eta ={frac {E_{mathrm {ab} }}{E_{mathrm {zu} }}}}

bzw.


η=PabPzu{displaystyle eta ={frac {P_{mathrm {ab} }}{P_{mathrm {zu} }}}}

Pab{displaystyle P_{mathrm {ab} }} ist beispielsweise die mechanische Leistung, die ein Elektromotor an der Welle abgibt und Pzu{displaystyle P_{mathrm {zu} }} die elektrische Leistung, die dem Motor zugeführt wird. Das Verhältnis kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen und kann in Prozent angegeben werden.


Neben der allgemeinen Definition haben sich auch weitere Bezeichnungen wie beispielsweise Nutzungsgrad oder Arbeitszahl etabliert, die je nach Fachbereich bestimmte Randbedingungen und Besonderheiten des Energieflusses in den betrachteten Systemen berücksichtigen. Nutzungsgrade und Arbeitszahlen beziehen sich immer auf einen Betrachtungszeitraum (meist ein Jahr), für den die Energien aufsummiert werden.


Die momentan aufgenommene oder abgegebene Leistung bzw. Energie kann unabhängig vom Wirkungsgrad sehr unterschiedlich sein, wenn Leistungs- bzw. Energieaufnahme und -abgabe zeitlich versetzt auftreten, etwa beim Auf- und Entladen eines Akkumulators, oder bei der Aufnahme solarer Energie durch Pflanzen und späterer Energiefreisetzung durch Verbrennen.


Der Gütegrad beschreibt im Gegensatz dazu nur die inneren Verluste einer Maschine und fällt meistens erheblich besser aus.
Die Differenz von zugeführter und abgegebener Leistung wird als Verlustleistung bezeichnet.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Wertebereich


  • 2 Mechanischer Wirkungsgrad


  • 3 Biologische Wirkungsgrade


  • 4 Wärme-Wirkungsgrade


    • 4.1 Thermischer Wirkungsgrad (Prozesswirkungsgrad)


      • 4.1.1 Temperatur


      • 4.1.2 Leistung


      • 4.1.3 Energie




    • 4.2 Feuerungstechnischer Wirkungsgrad


    • 4.3 Kesselwirkungsgrad


    • 4.4 Exergetischer Wirkungsgrad


    • 4.5 Brutto- und Nettowirkungsgrad


    • 4.6 Anlagenwirkungsgrad und Gesamtwirkungsgrad


    • 4.7 Jahresnutzungsgrad


    • 4.8 Normnutzungsgrad




  • 5 Wirkungsgrade größer 100 %


  • 6 Beispiele


  • 7 Angabe des Wirkungsgrades bei Lautsprecherdaten


  • 8 Siehe auch


  • 9 Literatur


  • 10 Weblinks


  • 11 Einzelnachweise





Wertebereich |


Der theoretisch mögliche Wertebereich geht von 0 bis 1 bzw. 0 bis 100 %. Der höchste Wert (1 bzw. 100 %) kann in der Praxis bei Maschinen nicht erreicht werden, weil bei allen Vorgängen Energie durch Wärme oder Reibung in thermische Energie umgewandelt wird. Bei Wärmekraftmaschinen wird der Wirkungsgrad zusätzlich durch den Abgasverlust begrenzt.


Ein Wirkungsgrad größer 1 entspräche einem Perpetuum Mobile erster Art, was gegen den Energieerhaltungssatz verstößt. Vorrichtungen, die mehr Energie abgeben, als sie aufnehmen oder gespeichert haben, sind nicht möglich.


Bei Wärmekraftmaschinen kann der Wirkungsgrad niemals den idealen Wirkungsgrad des Carnot-Prozesses übersteigen.



Mechanischer Wirkungsgrad |


Der mechanische Wirkungsgrad wird beispielsweise bei Getrieben oder Lagern angegeben und ist Teil des Gesamtwirkungsgrades einer Anlage (z. B. Antriebsstrang). Er berücksichtigt die Verluste durch Reibung, die die abgegebene mechanische Eingangsleistung reduziert und zur Erwärmung der Bauteile führt (Abwärme). Reibungsverluste treten dabei durch direkte Reibung zwischen bewegten Oberflächen auf (Schlupf), durch Scherung von Schmierfilmen oder Strömungsverlusten in Fluiden, insbesondere Luftreibung bei schnellen Strömungen oder beim Pumpen in Kolbenmaschinen.



Biologische Wirkungsgrade |


Muskeln wandeln chemische Energie aus Nahrung in mechanische Energie um. Auch hier lässt sich ein Wirkungsgrad aus dem Verhältnis der als Nahrung aufgenommenen Energie und der abgegebenen mechanischen Arbeit abschätzen. Für die Flugmuskulatur von Tauben werden ca. 20 %–25 % angegeben, für Forellen etwa 45 %.[1]


Solche Wirkungsgrade lassen sich beispielsweise mit der indirekten Kalorimetrie bestimmen.



Wärme-Wirkungsgrade |



Thermischer Wirkungsgrad (Prozesswirkungsgrad) |



Temperatur |


Die Obergrenze für jeden thermischen Wirkungsgrad ist der Carnot-Wirkungsgrad:



ηC=1−TnTh{displaystyle eta _{mathrm {C} }=1-{frac {T_{mathrm {n} }}{T_{mathrm {h} }}}},

wobei Tn{displaystyle T_{mathrm {n} }} die niedrigste und Th{displaystyle T_{mathrm {h} }} die höchste im Prozess auftretende Temperatur in Kelvin ist.



Leistung |


Der mechanische oder thermische Wirkungsgrad oder Prozesswirkungsgrad gibt das Verhältnis der gewonnenen mechanischen Leistung zum zugeführten Wärmestrom in einer Wärmekraftmaschine, z. B. einer Dampfturbine, an:


ηth=PmechQ˙{displaystyle eta _{mathrm {th} }={frac {P_{mathrm {mech} }}{dot {Q}}}}

mit ηth{displaystyle eta _{mathrm {th} }} als dem thermischen Wirkungsgrad, mit P{displaystyle P} (in Watt) als der gewonnenen mechanischen Leistung und mit {displaystyle {dot {Q}}} (in Watt) als dem zugeführten Wärmestrom.



Energie |


Wenn die spezifische Heizenergie des Treibstoffs (Hi{displaystyle H_{i}} in kWh/kg) und der spezifische Kraftstoffverbrauch der Maschine (be{displaystyle b_{e}} in kg/kWh) bekannt ist, kann der mechanische oder thermische Wirkungsgrad (Kraft aus Wärme) ausgerechnet werden:


ηth=1Hi⋅be{displaystyle eta _{th}={frac {1}{{H_{i}}cdot {b_{e}}}}}


Feuerungstechnischer Wirkungsgrad |


Der feuerungstechnische Wirkungsgrad (FTW) gibt die Nutzung der aus der Verbrennung eines Brennstoffes entstehenden Wärme bei Nennleistung an. Er berücksichtigt lediglich den Wärmeverlust durch Abkühlung der Abgase auf Umgebungstemperatur. Eine Bewertung der energetischen Effizienz eines Wärmeerzeugers allein mit Hilfe dieses Abgasverlustes ist möglich, wenn alle anderen Verluste vernachlässigbar sind. Bis Ende des 20. Jahrhunderts war diese Näherungsrechnung für Heizungsanlagen üblich, heute wird der Anlagenwirkungsgrad bzw. Jahresnutzungsgrad betrachtet.


Der FTW ist die Differenz aus 1 (100 %) und dem Abgasverlust qa{displaystyle q_{mathrm {a} }}:[2]


ηFTW=1−qa{displaystyle eta _{text{FTW}}=1-q_{mathrm {a} }}

Moderne Anlagen steigern den Wirkungsgrad durch Absenken der Abgastemperaturen und durch Rückgewinnung der Kondensationswärme von Wasserdampf und Kohlenwasserstoffen. Sie nutzen den Brennwert eines Brennstoffes, während in alten Anlagen nur der Heizwert genutzt werden konnte. Es werden hohe Anforderungen an die Kaminanlage gestellt. Die Abgase müssen teilweise aktiv (z. B. Gebläse) abtransportiert werden, da sie nicht mehr warm genug sind, um selbst aufzusteigen. Der Schornstein ist korrosiven Angriffen durch die im kondensierten Wasser gelösten Verbrennungsrückstände ausgesetzt (Versottung). Unter bestimmten Bedingungen bildet sich zudem Teer, der aufgefangen und in die Verbrennung zurückgeführt werden muss.


Voll-Brennwertkessel, das Luft-Abgas-System oder die Beheizung von Nebenräumen nutzen bei Brennwertkesseln auch die latente Restwärme des Abgases unterhalb der Rücklauftemperatur des normalen Heizsystems. Dabei ist aber zu beachten, dass Gase eine geringe Wärmespeicherkapazität aufweisen und mitunter mit einer besseren Wärmedämmung des Hauses oder anderen Energiesparmaßnahmen „ums gleiche Geld“ gegebenenfalls ein höherer monetärer Nutzen erreicht werden könnte.


Der Wärmeaustrag infolge der Reaktionsenthalpien bei der Bildung von Stickoxiden bzw. die Reduzierung derselben durch Herabsetzung der Brenntemperaturen mithilfe von Porenbrennern oder katalytischen Brennern wird bei der (dem Stand der Technik nicht mehr entsprechenden und somit veralteten) Berechnungsmethode des feuerungstechnischen Wirkungsgrades nicht berücksichtigt.



Kesselwirkungsgrad |


Der Kesselwirkungsgrad hK (%) ist das Verhältnis von Nennwärmeleistung in Prozent der Nennwärmebelastung bei einer Messung im konstanten Dauerbetrieb bei Nennwärmeleistung. Er berücksichtigt wie der FTW auch den Abgasverlust, aber darüber hinaus auch den Wärmeverlust an die Umgebung des Aufstellungsraumes.



Exergetischer Wirkungsgrad |


Der exergetische Wirkungsgrad, auch isentrope Wirkungsgrad genannt, wird meistens zur Beschreibung von Wärmekraftmaschinen benutzt, die nicht nur mechanische bzw. elektrische Energie abgeben, sondern auch Nutzwärme liefern. Hierbei müssen die zwei unterschiedlichen Energiequalitäten (vgl. mit dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik) auf einen Nenner gebraucht werden. Exergie steht hierbei für die technische Arbeitsfähigkeit und isentrope Prozesse verändern die Entropie nicht.


Thermische Energie kann nicht vollständig in andere Energieformen (z. B. elektrische Energie, mechanische Energie) umgewandelt werden. Die beiden Begriff Anergie und Exergie beschreiben, welcher Teil der thermischen Energie in nützliche physikalische Arbeit umgewandelt werden kann (Exergie) und welcher Teil als nicht nutzbare Abwärme in die Umwelt abgegeben werden muss (Anergie), um die Entropie der Energiewandlung abzuführen. Es gilt:


Energie=Anergie+Exergie{displaystyle {text{Energie}}={text{Anergie}}+{text{Exergie}}}

Die Erzeugung von Wärme ist, selbst in einem Brennwertkessel mit nominal 100 % Wirkungsgrad, stets mit Entropieproduktion verbunden. Damit besteht Niedertemperaturwärme aus viel Anergie und wenig Exergie. Der Exergiegehalt von Wärme entspricht dem Carnot-Faktor.


Der Wirkungsgrad einer realen Wärmekraftmaschine ist immer kleiner oder gleich dem der idealen Wärmekraftmaschine, dem Carnot-Wirkungsgrad


ηC=1−TiTs{displaystyle eta _{mathrm {C} }=1-{frac {T_{i}}{T_{s}}}}

mit Ti als untere Temperatur (inferior) und Ts als obere Temperatur (superior).


Der exergetische Wirkungsgrad einer Energiewandlung bezieht alle ein- und ausfließenden Energieströme auf den Exergiegehalt, also die Arbeitsfähigkeit.


ηexergetisch=Exergie-OutputExergie-Input{displaystyle eta _{text{exergetisch}}={frac {text{Exergie-Output}}{text{Exergie-Input}}}}


Brutto- und Nettowirkungsgrad |


Insbesondere bei Wärmekraftwerken wird zwischen Brutto- und Nettowirkungsgrad unterschieden. Der Bruttowirkungsgrad bezieht sich auf die Bruttoleistung Pbrutto{displaystyle P_{text{brutto}}}, also die elektrische Leistung ohne Berücksichtigung der Eigenverbraucher wie z. B. Speisewasserpumpe:


ηbrutto=Pbruttom˙Hu{displaystyle eta _{text{brutto}}={frac {P_{text{brutto}}}{{dot {m}}cdot H_{text{u}}}}}

(Dabei sind {displaystyle {dot {m}}} der Massenstrom des zugeführten Brennstoffs und Hu{displaystyle H_{text{u}}} der Heizwert des Brennstoffs.)


Der Nettowirkungsgrad hingegen bezieht sich auf die Nettoleistung Pnetto{displaystyle P_{mathrm {netto} }}, also die elektrische Leistung nach Abzug der Leistungsaufnahme der Eigenverbraucher PEB{displaystyle P_{mathrm {EB} }}:


ηnetto=Pbrutto−PEBm˙Hu=Pnettom˙Hu{displaystyle eta _{mathrm {netto} }={frac {P_{mathrm {brutto} }-P_{mathrm {EB} }}{{dot {m}}cdot H_{text{u}}}}={frac {P_{mathrm {netto} }}{{dot {m}}cdot H_{text{u}}}}}

Im deutschen Sprachraum wird für Kraftwerke der Nettowirkungsgrad angegeben, sofern nicht explizit etwa anderes genannt wird.[3]



Anlagenwirkungsgrad und Gesamtwirkungsgrad |


Arbeiten mehrere Maschinen und Übertrager hintereinander, so werden deren einzelne Wirkungsgrade zum Gesamtwirkungsgrad ηgesamt{displaystyle eta _{text{gesamt}}} der Anlage, dem Anlagenwirkungsgrad multipliziert.


ηgesamt=η1⋅η2⋅ηn{displaystyle eta _{text{gesamt}}=eta _{1}cdot eta _{2}cdot ldots cdot eta _{n}}

Beispiel:




  • Kraftwerk mit Generator 40 % (0,40)


  • Transformator am Kraftwerk 99 % (0,99)

  • Transformator in der Nähe des Verbrauchers 95 % (0,95)


  • Elektromotor 90 % (0,90)


Gesamtwirkungsgrad: ηgesamt=0,40⋅0,99⋅0,95⋅0,90=0,34{displaystyle eta _{text{gesamt}}=0{,}40cdot 0{,}99cdot 0{,}95cdot 0{,}90=mathbf {0{,}34} } oder 34 %.


Bei diesem Beispiel wird angenommen, dass die Energieübertragung zwischen den einzelnen Maschinen verlustfrei passiert. Ist dieses nicht der Fall, so müssen zusätzlich Wirkungsgrade der Energieübertragung mitgerechnet werden.


Wird die bei einem thermischen Umwandlungsprozess freiwerdende Abwärme weiter genutzt, zum Beispiel zur Luftvorwärmung, Ölvorwärmung oder Fernheizung, wie es bei Blockheizkraftwerken der Fall ist (siehe Tab. unten), so vergrößert sich der Wirkungsgrad der Anlage, da ein Teil der eigentlich für den Prozess verloren gegangenen Wärme trotzdem genutzt werden kann.



Jahresnutzungsgrad |


Der Jahresnutzungsgrad ist der jahresdurchschnittliche Anlagenwirkungsgrad über alle Betriebszyklen eines Wärmeerzeugers.


Er ermöglicht eine realistischere Kosten-Nutzen-Rechnung für Energiesparmaßnahmen, als dies mit der Näherungsrechnung des FTW möglich ist. Da auch durchschnittliche Häuser durch Verbesserung der Dämmung immer weniger Energie verbrauchen, wird die Betrachtung anderer Verluste immer wichtiger. Darunter fallen der Wärmeverlust der Wärmeerzeuger durch Abstrahlung, der Verlust durch Kondensation des Wassers im Brennstoff, benötigte Wärme durch häufige Starts der Heizung mit schlechtem Wirkungsgrad in der Startphase, niedrige Brennerlaufzeit durch zu groß dimensionierten Kessel.


Auch wenn moderne Einzelgeräte einer Heizungsanlage in der Regel einen Wirkungsgrad bei Nennleistung von über 90 % haben, beläuft sich der Jahresnutzungsgrad nur auf 60–80 %, die vom Heizkörper abgegeben werden.



Normnutzungsgrad |


Der Normnutzungsgrad bezieht die neue Technik der Brennwertkessel mit modulierender Leistungsregelung (Teillastbetrieb) durch gestufte Teillastbetriebspunkte von 12,8 %, 30,3 %, 38,8 %, 47,6 % und 62,6 % der Nennleistung mit ein.


Die Berechnung ist nach DIN 4702 Teil 8 festgelegt für



  1. Heizbetrieb,

  2. kombinierter Heizbetrieb mit allerdings nur etwa fünf Prozent Anteil Warmwassererwärmung,

  3. Warmwassererwärmung.



Wirkungsgrade größer 100 % |



Maschinen mit Wirkungsgraden größer als 100 % werden als „Perpetuum Mobile erster Art“ bezeichnet. Solche Maschinen können aufgrund des Energieerhaltungssatzes nicht einmal theoretisch existieren. Falls in der Praxis trotzdem Wirkungsgrade über 100 % angegeben werden, so liegt die Ursache in dem Aufstellen einer unvollständigen Energiebilanzgleichung.


Ein Beispiel sind Brennwertkessel, bei denen teilweise heizwertbezogene Wirkungsgrade von über 100 % angegeben werden. Dabei wird unter „aufgewendeter Energie“ der Heizwert des Brennstoffes angesetzt. Der Heizwert berechnet sich jedoch aus der insgesamt freiwerdenden Wärme abzüglich der Verdampfungswärme für das bei der Verbrennung entstehende Wasser. Der Heizwert beinhaltet also nur einen Teil der gesamten Brennstoffenergie. Im Unterschied zum „konventionellen“ Heizkessel wird beim Brennwertkessel das Abgas soweit abgekühlt, dass das bei der Verbrennung verdampfte Wasser kondensiert. Die dabei freiwerdende Kondensationswärme kommt der Nutzenergie zugute, wurde aber anfangs nicht zur Eingangsenergie bilanziert.


Wird der Wirkungsgrad nicht auf Basis des Heizwertes, sondern auf Basis des Brennwertes des Brennstoffes berechnet, wird im Idealfall ein Wirkungsgrad von 100 % erreicht.


Wärmepumpen und Kälteanlagen – z. B. Klimaanlagen und Kühlschränke – funktionieren als umgekehrte Wärmekraftmaschine. In der Fachliteratur wird bei diesen Geräten neben dem Begriff „Wirkungsgrad“ die Leistungszahl (ε{displaystyle varepsilon }) als Maß für die Effizienz verwendet. Die Herstellerangaben bezeichnen die Leistungszahl für Kälteanlagen allerdings oft als „Wirkungsgrad“. Die Wärmepumpe fördert die Wärmeenergie aus der Umwelt und bringt sie auf das gewünschte Temperaturniveau. Die dabei insgesamt bereitgestellte Wärmeleistung ist größer als die beim Verdichtungsprozess entstehende Wärmeleistung. Daher werden für diesen Prozess „Wirkungsgrade“ von über 100 % erreicht. Typische Werte liegen zwischen 300 % und 800 %, was einer Effizienz (= Leistungszahl) von 3 bis 8 entspricht. Zur Vermeidung von Verwechslungen wird der thermische Wirkungsgrad von Wärmepumpen und Kältemaschinen als COP (engl. Coefficient Of Performance) bezeichnet, der kleiner ist als der reziproke Carnot-Wirkungsgrad.



Beispiele |

















































































































































































































































































































Wirkungsgrad, Beispiele
Maschine, Prozess Eingesetzte Energie Nutzenergie Wirkungsgrad [%]

Bereitstellung von Nutzenergie

Kernkraftwerk
nuklear
elektrisch

33

GuD-Kraftwerk (Erdgas)
chemisch
elektrisch
50–62

MHD-Generator
kinetisch
elektrisch
30 (max.)

Solarzelle
elektromagnetisch (Sonnenstrahlung)
elektrisch
5–27 (40)

Thermoelement (thermoelektrischer Generator)
thermisch
elektrisch
3–8

Wärmekraftwerk (Kohle)
chemisch
elektrisch
25–50

Wärmekraftwerk oder Motor
mit Kraft-Wärme-Kopplung[Anm. 2]
chemisch
elektrisch & (thermisch) **)
30–40 & (50–60)

Wasserkraftwerk
mechanisch
elektrisch
80–90

Windkraftanlage[Anm. 3]
mechanisch
elektrisch
50 (max.)

Elektrolyse von Wasser
elektrisch
chemisch

70–80

Thermolyse von Wasser
thermisch
chemisch

90 (fiktiv)

Maschinen und Geräte

Brennstoffzelle
chemisch
elektrisch
20–60

Dampfmaschine
chemisch
mechanisch
3–44

Stirlingmotor
thermisch
mechanisch
10–66

Verpuffungsstrahltriebwerk
chemisch
mechanisch
?

Ottomotor (1000 PS im Bestpunkt)
chemisch
mechanisch
35–40

Dieselmotor
(10.000 PS mit Turbo und Ladeluftkühlung)
chemisch
mechanisch
50
Zweitakt-Schiffsdiesel (100.000 PS Auslass
ventilgesteuert, mit Turbo und Ladeluftkühlung)
chemisch
mechanisch
55

Elektromotor im Bestpunkt
elektrisch
mechanisch

94–99,5 (> 90)

Fahrrad
mechanisch
mechanisch
90 (min.)

Fahrraddynamo[Anm. 4]
mechanisch
elektrisch
20–65
Gasverdichter / Gasturbine[Anm. 5]
mechanisch
mechanisch
90 (ca.)

Generator[Anm. 6]
mechanisch
elektrisch
95–99,3

Glühlampe (keine Halogenlampe)[Anm. 1]
elektrisch
elektromagn. (sichtb. Licht)
3–5

Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung[Anm. 7]
elektrisch
elektrisch
95

Lautsprecher[Anm. 8]
elektrisch
akustisch
0,1–40, typ. 0,3 für Hifi

LED[Anm. 1]
elektrisch
elektromagn. (sichtb. Licht)
5–25

Schaltnetzteil (für el. Geräte)
elektrisch
elektrisch
50–95

Sendeanlage
elektrisch
elektromagnetisch (Radiowellen)
30–80

Thermoelement[Anm. 9]
thermisch
elektrisch
3–8

Transformator
elektrisch
elektrisch
50–99,7

Turbinentriebwerk (zivile Luftfahrt)
chemisch
mechanisch
40 (max.)

Wechselrichter
elektrisch
elektrisch
93–98

Zahnradpumpe
mechanisch
mechanisch
90 (max.)

Wärmeproduktion
Gasherd (Haushalt)[Anm. 10]
chemisch
thermisch
30–40
Elektroherd (Haushalt)[Anm. 10]
elektrisch
thermisch
50–60

Gasheizung
chemisch
thermisch
80–90

Kohleofen (Haushalt)
chemisch
thermisch
30–50
Kohleofen (Industrie)
chemisch
thermisch
80–90
Lagerfeuer (Kochstelle)[Anm. 11]
chemisch
thermisch
15 (max.)

Offener Kamin
chemisch
thermisch
10–30

Sonnenkollektor
elektromagnetisch (Sonnenstrahlung)
thermisch
85 (max.)

Boiler,[4]Tauchsieder
elektrisch
thermisch
80–98

Natürliche Prozesse

Photosynthese-Reaktion[Anm. 12]
elektromagnetisch (Sonnenlicht)
chemisch
35

Glühwürmchen (Leuchtreaktion)
chemisch
elektromagnetisch (Licht)
95 (max.)

Mensch (Skelettmuskulatur)[Anm. 13]
chemisch
mechanisch
0–30[5]

Umfangreichere Prozesse

Kohleabbau (Abbau von Kohle und
anschließende Verbrennung)[Anm. 14]
chemisch
thermisch
30–60 (?)

Photosynthese (Erzeugung von Biomasse und
anschließende Verbrennung)[Anm. 15]
elektromagnetisch (Sonnenlicht)
chemisch
0,1–2,5

Anmerkungen:




  1. abc Die Angabe eines Wirkungsgrades für Nutzgrößen, die eine andere Dimension als Energie bzw. Leistung besitzen, ist generell nicht möglich. Im Falle von Lichtquellen z. B. ist die Nutzgröße der Lichtstrom, der die spektrale Empfindlichkeit des menschlichen Auges berücksichtigt. Die Größe für die Effizienz einer Lichtquelle ist die Lichtausbeute (Einheit: Lumen pro Watt). Es ist jedoch möglich, die Effizienz als das Verhältnis der Strahlungsleistung in einem „Idealspektrum“ gegenüber der Verbrauchsleistung anzugeben. Wählt man als Idealspektrum eines, das im sichtbaren Bereich zwischen 400 und 700 Nanometern dem Schwarzkörperspektrum entspricht und außerhalb dessen null ist, ergibt das für ein Schwarzkörperspektrum bei 2700 Kelvin (näherungsweise Standardglühlampe 60 Watt) eine Effizienz von etwa 5 %. Aufgrund der unscharfen Grenzen des sichtbaren Spektrums zum Infrarot- und Ultraviolettbereich ist solch eine Definition jedoch nicht eindeutig.

    • Beispiele für die Effizienz von Lichtquellen siehe: Lichtausbeute.


    In Dietrich Pelte: Die Zukunft unserer Energieversorgung: Eine Analyse aus mathematisch-naturwissenschaftlicher Sicht. Springer DE, 26 November 2009, ISBN 978-3-8348-0989-6, S. 32– (Abgerufen am 10 February 2013). wird eine Glühlampe als schwarzer Körper mit einer Temperatur von 2000 K angenommen. Dies ergibt einen Wirkungsgrad bezogen auf das sichtbare Strahlungsspektrum von 10%. Durch weitere Wärmeverluste durch Konvektion wird ein Gesamtwirkungsgrad von 5% angegeben.



  2. Mit Berücksichtigung der Wärme spricht man häufiger vom Nutzungsgrad. Der Wirkungsgrad zur Erzeugung von Strom ist bei Auskopplung von Wärme geringer als ohne Wärmeentnahme.


  3. Der Wirkungsgrad von Windkraftanlagen wird dadurch begrenzt, dass nach dem Betzschen Gesetz maximal 59,3 % der im Wind enthaltenen mechanischen Leistung in Nutzleistung umgewandelt werden kann. Da das Verhältnis der an die Rotorwelle abgegebenen Leistung zu der Leistung, die der Strömung im Nachlauf fehlt, bei einer modernen Windkraftanlage zwischen 70 und 85 % liegt, errechnet sich der gegebene Wert aus 85 % von 59,3 %.


  4. Bei fast allen Fahrraddynamos ist der Wirkungsgrad bei ca. 20 % anzutreffen, besonders effektive Dynamos mit Reiberädchen erreichen 25–30 %. Werte von 65 % lassen sich nur durch alternative Bauarten, wie beispielsweise Nabendynamos im optimalen Geschwindigkeitsbereich erreichen.


  5. Laut Siemens-Website (PDF): 'Bei der Aerodynamik liegt der Wirkungsgrad schon bei 92 %', verrät Bernard Becker. 'Zwei bis drei Prozentpunkte sind vielleicht noch drin.'


  6. Gas- und Dampfturbinen besitzen einen Wirkungsgrad über 95 %. Bei thermischen Kraftwerken begrenzt der Carnot’sche Kreisprozess den Gesamtwirkungsgrad auf 35–60 %. Hinzu kommen bis zum Endverbraucher noch Umform- und Leitungsverluste. Wasserturbinen haben einen hydraulischen Wirkungsgrad von über 95 %, jedoch ist der effektive Wirkungsgrad einer Maschinengruppe (Staubecken-Druckrohr-Turbine-Generator oder Damm-Turbine-Generator) Durch mechanische und elektromagnetische Reibungs/Wärmeverluste bei meist 70 bis maximal 87 %.


  7. ohne Leitungsverluste


  8. Anders als bei Bühnenlautsprechern ist bei Heim-Lautsprechern und Studio-Monitoren die klangneutrale Wiedergabe wichtiger als „lauter“ Wirkungsgrad. Bei Lautsprechern wird in den Daten häufig der sogenannte „Wirkungsgrad“ angegeben, der gar keiner ist. Was man dort findet ist der Kennschalldruckpegel in dB/W/m – dB pro Watt in einem Meter Abstand, besser also dB/(W*m) – was unwissenderweise gerne mit Wirkungsgrad bezeichnet wird.


  9. Thermoelemente werden für manche Zwecke auch zur Bereitstellung von Nutzenergie verwendet.


  10. ab Ein Gasherd heizt die Umgebung. Ein Elektro-Induktionsherd heizt gezielt das Kochgeschirr, mit Wärmeverlusten in der Induktionselektronik. Dabei ist allerdings nur der Wirkungsgrad am Ort der Umwandlung berücksichtigt und nicht der Energieverlust bei der Stromerzeugung. Wird dieser berücksichtigt, hat ein Gasherd mindestens einen eben so guten Wirkungsgrad wie ein Elektroherd – je nach Wirkungsgrad des Kraftwerks.


  11. Ein Lagerfeuer setzt den Heizwert des Brennstoffs mit hohem Wirkungsgrad in Wärme um (Unterscheidung zwischen Brenn- und Heizwert beachten). Aber nur ein geringer Teil der Wärme erhitzt einen Topf, der über dem Feuer hängt. Der größte Teil erwärmt die umgebende Luft.


  12. Lichtreaktion, also die Spaltung von Wasser in Protonen, Elektronen und Sauerstoff.


  13. Das Minimum von 0 ergibt sich dadurch, dass die Muskulatur auch bei Tätigkeiten, bei denen keine Arbeit verrichtet wird Energie verbraucht (siehe Haltearbeit). Beispiel zur Veranschaulichung: ein Tisch kann im Gegensatz zu einem Muskel ein schweres Objekt in Position halten, ohne dafür eine Energiezufuhr zu benötigen.


  14. Wirkungsgrad der Kohleförderung: Wie viele Tonnen Braun- bzw. Steinkohle muss ich fördern und für die Produktionsanlagen verstromen, um eine Tonne verkaufen zu können?


  15. Gesamtwirkungsgrad, d. h. auch einschließlich Energie, die zur Bereitstellung der Reaktionsmoleküle erforderlich ist.


**) Die Angabe eines Wirkungsgrades mit unterschiedlichen "Zielenergiearten", in diesem Fall elektrisch & thermisch, ist nicht sinnvoll, da diese Energiearten eine unterschiedliche "Wertigkeit" besitzen (siehe auch Entropie). So können elektrische und mechanische Energie zu 100 % in Wärme umgewandelt werden, in die andere Richtung geht das nur in den weiter oben erwähnten Grenzen. Beispiel: ein Blockheizkraftwerk mit Umwandlung in 30 % elektrische und 60 % thermische Energie würde nach dieser Betrachtung einen (falschen) "Wirkungsgrad" von 30 % + 60 % = 90 % ergeben. Mit einem GuD-Kraftwerk mit 60 % elektrischen Wirkungsgrad kann ich 30 % elektrische Energie zur Verfügung stellen und mit den verbleibenden 30 % elektrischer Energie eine Wärmepumpe betreiben. Mit einer Nutzungsziffer von 5 erhalte ich damit 150 % Wärme (z. B. für eine Heizung) – also die 2,5-fache Menge des Blockheizkraftwerkes.



Angabe des Wirkungsgrades bei Lautsprecherdaten |


Akustischer Wirkungsgrad η (Eta) eines Lautsprechers:


η=PakPe{displaystyle eta ={frac {P_{mathrm {ak} }}{P_{mathrm {e} }}},}

Pak = abgegebene akustische Leistung


Pe = zugeführte elektrische Leistung


Die Definition des akustischen Wirkungsgrads stimmt mit der des akustischen Umsetzungsgrads überein.


In den Lautsprecherdaten wird nie der sehr niedrige Wirkungsgrad in Prozent angegeben, sondern der Kennschalldruckpegel in dB/W/m (bzw. dB/(W·m) ), der unrichtig mit „Wirkungsgrad“ bezeichnet wird. Der Wirkungsgrad liegt zwischen 0,002 und 0,02 – also nur zwischen 0,2 und 2 Prozent. Er kann in den Kennschalldruck umgerechnet werden:


Kennschalldruckpegel in dB=112+10⋅log10⁡(Wirkungsgrad){displaystyle {text{Kennschalldruckpegel in dB}}=112+10cdot log _{10}({text{Wirkungsgrad}}),}
































Wirkungsgrad in Prozent Kennschalldruckpegel
0,05 5 % 99 dB
0,02 2 % 95 dB
0,01 1 % 92 dB
0,005 0,5 % 89 dB
0,002 0,2 % 85 dB


Siehe auch |



  • Energieeinsparung


  • Erntefaktor von Kraftwerken

  • Wirkungsgrad von Transformatoren

  • Kohlekraftwerk#Wirkungsgrad

  • Akkumulator#Energiedichte und Wirkungsgrad

  • Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk#Wirkungsgrad



Literatur |



  • Adolf J. Schwab: Elektroenergiesysteme – Erzeugung, Transport, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie. Springer Verlag, 2006, ISBN 3-540-29664-6, S. 76.

  • Joachim Grehn, Joachim Krause: Metzler Physik. Schroedel Verlag, 1998, ISBN 3-507-10700-7, S. 156–167.

  • Gerold Schneider, Irmingard Thannhausser: Physik. Trauner, Linz 1986, ISBN 3-85320-364-7.



Weblinks |



 Wiktionary: Wirkungsgrad – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


  • Kennschalldruckpegel und Wirkungsgrad bei passiven Lautsprechern (sensitivity)

  • Wirkungsgrad von Bühnenscheinwerfern

  • Energetischer Wirkungsgrad – Erklärung und Beispiele

  • Typen von Heizungsanlagen Wirkungsgradberechnungen wie vom Schornsteinfeger



Einzelnachweise |




  1. Herbert Oertel jr., Sebastian Ruck: Bioströmungsmechanik. 2. Auflage. Vieweg+Teubner Verlag / Springer Fachmedien, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-8348-1765-5, 3.1.4 Energiebilanz. 


  2. Günter Cerbe: Grundlagen der Gastechnik: Gasbeschaffung – Gasverteilung – Gasverwendung. Hanser Verlag, March 2008, ISBN 978-3-446-41352-8, S. 114– (Abgerufen am 10 February 2013).


  3. Adolf J. Schwab: Elektroenergiesysteme. Erzeugung, Transport, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie. Springer, 2009, S. 84–86 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 4. Januar 2012]). 


  4. Wassererwärmung im Haushalt


  5. Klaus Golenhofen: Basislehrbuch Physiologie: Lehrbuch, Kompendium, Fragen und Antworten. Elsevier, München, ISBN 978-3-437-42482-3, S. 110




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