Mineralölunternehmen
Mineralölunternehmen (auch Mineralölgesellschaften) sind Konzerne, die in der Förderung, der Veredelung und dem Vertrieb von Mineralöl bzw. Erdöl und Erdöl-Produkten tätig sind.
Inhaltsverzeichnis
1 Wirtschaftliche Bedeutung
2 Größte private Mineralölkonzerne
3 Kritik
4 Siehe auch
5 Literatur
6 Weblinks
7 Einzelnachweise
Wirtschaftliche Bedeutung |
Erdöl ist einer der wichtigsten und meistverwendeten Rohstoffe überhaupt, insbesondere als Rohstoff in der Chemieindustrie, als Treibstoff im Transport und als Brennstoff in der Wärmeerzeugung. Dank dem enormen Stellenwert des Erdöls bildet die Erdölindustrie den größten Wirtschaftszweig der Welt. Die Abhängigkeit der industrialisierten Staaten vom Erdöl verhilft der Erdölindustrie zu einer strategischen Machtposition. Mineralölkonzerne sind daher weltweit sehr einflussreich und haben eine starke Lobby, was von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) oft kritisiert wird.
Über weite Strecken des 20. Jahrhunderts waren die Erdölmärkte von Kartellbildung und Oligopolisierung geprägt. So bildete sich nach dem Achnacarry Abkommen 1928 ein Kartell führender Ölkonzerne, die sog. „Sieben Schwestern“. Dieses Kartell erlangte besonders in den 1950er Jahren eine beherrschende Stellung auf dem Weltmarkt.[1]
Grundsätzlich lassen sich Mineralölunternehmen in zwei Gruppen aufteilen, die privaten, börsennotierten Konzerne und die staatlich kontrollierten Erdölfördergesellschaften. Während in den USA und in Großbritannien die Mineralölunternehmen traditionell schon immer private, börsennotierte Konzerne waren, waren diese in Kontinentaleuropa bis in die 1980er und 1990er Jahre meist unter staatlicher Kontrolle und wurden erst in den letzten 10 bis 20 Jahren größtenteils privatisiert. In praktisch sämtlichen erdölexportierenden Ländern hingegen stehen die Erdölfördergesellschaften unter staatlicher Kontrolle.
Der Anteil der westlichen Multis wie ExxonMobil, Royal Dutch Shell, BP, Chevron, Total und ConocoPhillips an der weltweiten Ölförderung beträgt derzeit 15 Prozent. Den weitaus größten Anteil an der weltweiten Ölförderung haben die staatlich kontrollierten Unternehmen der erdölexportierenden Länder. So ist mit einer Fördermenge von 10,3 Millionen boe am Tag die staatliche Ölgesellschaft Saudi Arabiens, Saudi Aramco, das größte Erdölunternehmen der Welt.
Wegen der knapper werdenden Erdölressourcen steigen die westlichen Erdöl-Konzerne zunehmend auch in den Bereich der erneuerbaren Energien ein.
Durch die in den letzten Jahren stark gestiegene Nachfrage nach Erdöl und Erdgas und die damit verbundenen starken Preissteigerungen konnten die Erdölkonzerne ihre Umsätze und ihre Gewinne erheblich steigern. Am Umsatz gemessen befinden sich unter den 20 größten börsennotierten Unternehmen der Welt gleich sieben Erdölkonzerne.
BP erzielte von 2011 bis 2014 einen Gewinn von mehr als 63 Milliarden Dollar. Insgesamt beliefen sich die Gewinne (nach Steuern) der vier Erdölkonzerne Shell, Exxon Mobil, BP und Chevron in demselben Zeitraum auf ca. 400 Milliarden Dollar (ca. 362 Milliarden Euro).[2]
Größte private Mineralölkonzerne |
Wikipedia:WikiProjekt Ereignisse/Vergangenheit/2009
Unternehmen | Umsatz (2008) 12 in Mrd. USD | Gewinn (2008) 12 in Mrd. USD | Fördermenge 1 in Mio. boe pro Tag | Sichere Reserven 1 in Mrd. boe | Sitz |
---|---|---|---|---|---|
ExxonMobil | 477,4 | 45,2 | 4,237 | 22,8 | USA |
Royal Dutch Shell | 448,4 | 24,5 | 3,473 | 11,8 | Niederlande |
BP | 365,7 | 21,7 | 3,926 | 17,7 | Großbritannien |
Chevron | 273,0 | 23,9 | 2,667 | 8,6 | Brasilien, USA |
Total | 180,0 | 16,2 | 2,356 | 10,9 | Frankreich |
ConocoPhillips | 246,2 | -16,9 | 1,936 | 9,4 | USA |
Eni | 108,9 | 9,6 | 1,770 | 6,4 | Italien |
1 gemäß Geschäftsbericht der einzelnen Konzerne
2 für die Umsätze von Total und Eni gleicher Umrechnungskurs von 1,2888 wie von Shell in seinem Geschäftsbericht verwendet
Die großen international tätigen Mineralölunternehmen werden oft auch als Ölmulti bezeichnet. Der Begriff wird häufig in kritischer Auseinandersetzung mit dem Verhalten der Unternehmen gegenüber Arbeitnehmern, Fragen des Umweltschutzes und der Globalisierung benutzt.
Diesen steht eine zunehmende Rolle der mehrheitlich staatlich kontrollierten oder stark unter staatlichem Einfluss stehenden Erdölfördergesellschaften gegenüber wie Saudi Aramco (10,3 Millionen boe pro Tag), PEMEX (3,7 Millionen), China National Petroleum Corporation (3,5 Millionen), Petróleos de Venezuela (3,3 Millionen), Kuwait Petroleum Corporation (2,5 Millionen), Nigerian National Petroleum Corporation (2,3 Millionen), Petrobras (2,0 Millionen), Lukoil (1,9 Millionen) und Rosneft (1,7 Millionen).
Kritik |
Die amerikanischen Ölkonzerne galten oder gelten immer noch als kritikwürdig: Die systematische Eliminierung der Straßenbahnen in den USA zum Beispiel geht mit auf ihr Konto, aber auch die Blockierung der Direkt-Auflade-Batterie für Elektrofahrzeuge durch den Aufkauf der bis 2014 gültigen Patente durch Chevron (damals Texaco).[3]
Bei der Erdölförderung existieren ungelöste Umweltprobleme, deren Kosten jeweilen erst dann nicht mehr der Allgemeinheit überantwortet werden, wenn sie überhaupt erst bekannt werden wie die kaum beachteten radioaktiven Abfälle der Erdölförderung. Im Gegensatz zu früheren Jahren müssen zwar die Konzerne für die Schäden einer Ölpest aufkommen, die Risiken der Förderung werden jedoch aufgrund des steigenden Aufwandes ebenfalls immer größer.
Siehe auch |
- Liste von Mineralölunternehmen
Globales Ölfördermaximum (peak oil)
Literatur |
Anthony Sampson: The Seven Sisters. The Great Oil Companies and the World They Made. Hodder and Stoughton, London u. a. 1975, ISBN 0-340-19427-8.
Weblinks |
Wiktionary: Ölmulti – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise |
↑ Jean-Claude Debeir/Jean-Paul Deléage/Daniel Hémery: Prometheus auf der Titanic. Geschichte der Energiesysteme. Frankfurt a. M. 1989, S. 202–208
↑ Fünf Jahre Deepwater Horizon-Katastrophe: Zeit sich vom Tropf des Erdöls zu lösen, 17. April 2015
↑ Die Geschichte der nie käuflichen Elektroautos EV1 und RAV4-EV in Kalifornien (Englisch) Zugriff 7. Jänner 2014