Tobolsk
Stadt Tobolsk Тобольск
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Liste der Städte in Russland |
Tobolsk (russisch Тобо́льск) ist eine russische Stadt in der Oblast Tjumen östlich des Uralgebirges mit 99.694 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010).[1] Sie liegt gegenüber der Mündung des Tobol in den Irtysch.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Einwohner
2.1 Bevölkerungsentwicklung
3 Sehenswürdigkeiten
4 Söhne und Töchter der Stadt
5 Persönlichkeiten mit Bezug zur Stadt
6 Trivia
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Geschichte |
Tobolsk liegt im Siedlungsgebiet der Chanten, Mansen, Nenzen und Selkupen. Es ist nach Tjumen die älteste russische Stadt in Sibirien. Sie wurde 1587 durch die Kosaken von Daniil Tschulkow als Ostrog gegründet. In der Nähe befand sich Qashliq, auch Isker genannt, die Hauptstadt des Khanats Sibir. 1621 wurde Tobolsk zum Zentrum der Eparchie Sibirien. Im 17. und 18. Jahrhundert entwickelte sich die Siedlung zum Handelszentrum der Region am Irtysch, ab 1712 war sie Verwaltungszentrum des Gouvernements Sibirien, später des Gouvernements Tobolsk und wird als die alte Hauptstadt Sibiriens bezeichnet. Tobolsk beherbergt das älteste Theater Sibiriens.[2] 1803 und 1864 wurden Anläufe zur Gründung einer Universität unternommen.[3]
Tobolsk Anfang des 20. Jahrhunderts
Tobolsker Kreml
Ehemaliges Handelshaus in Tobolsk
Klimadiagramm von Tobolsk[4]
Einwohner |
2004 wurden die Orte Irtyschski, Mendelejewo, Werchnefilatowo, Alemassowa, Anissimowa, Wolgina, Saschtschitina, Syrjanowa und Sawina eingemeindet. Durch die Eingemeindung überschritt Tobolsk die Grenze von 100.000 Einwohnern und erhielt damit den Status einer Großstadt. In den folgenden Jahren sank die Einwohnerzahl wieder leicht und lag 2010 für die eigentliche Stadt bei 99.698. Zum Standkreis gehört jedoch außer Tobolsk selbst noch die Siedlung Sumkino mit 3.887 Einwohnern, sodass die Gesamteinwohnerzahl des Stadtkreises 103.585 beträgt.[1] Von den Einwohnern waren per 1. Januar 2011 75,6 % Russen, 16,0 % Tataren, 2,5 % Ukrainer, 0,6 % Deutsche, 0,6 % Weißrussen, 0,5 % Baschkiren, 0,3 % Aserbaidschaner und 3,3 % Angehörige anderer Ethnien.[5]
Bevölkerungsentwicklung |
Jahr | Einwohner |
---|---|
1782 | 13.279 |
1867 | 20.330 |
1897 | 20.425 |
1926 | 18.519 |
1939 | 32.244 |
1959 | 39.034 |
1970 | 49.260 |
1979 | 61.969 |
1989 | 94.143 |
2002 | 92.880 |
2010 | 99.694 |
Anmerkung: ab 1897 Volkszählungsdaten
Sehenswürdigkeiten |
Die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt ist der für Sibirien untypische steinerne Kreml, dessen Ausbau von Peter dem Großen angeordnet wurde. Im Museum der Stadt befindet sich eine reiche Sammlung zur Kultur der Chanten und Mansen.[2]
Söhne und Töchter der Stadt |
Semjon Remesow (1642–nach 1720), Geograph und Historiker
Alexander Kokorinow (1726–1772), Architekt
Alexander Aljabjew (1787–1851), Komponist
Gawriil Batenkow (1793–1863), Oberst und Schriftsteller
Nikolai Afanassjew (1821–1898), Violinvirtuose und Komponist
Wassili Perow (1834–1882), Maler
Dmitri Mendelejew (1834–1907), Chemiker
Karus Kahanez (1868–1918), weißrussischer Dichter, Romancier, Autor der ersten weißrussischen Lehrbücher, Übersetzer, Sprachwissenschaftler, Maler und Bildhauer
Wladimir Polonski (1893–1937), Politiker
Alexander Zakin (1903–1990), russisch-US-amerikanischer Pianist
Nikolai Nikitin (1907–1973), Architekt
Lidija Smirnowa (1915–2007), Schauspielerin
Juri Ossipow (* 1936), Mathematiker und Mechaniker, Präsident der Russischen Akademie der Wissenschaften
Arnold Fruchtenbaum (* 1943), US-amerikanischer Theologe und Autor
Alexander Abdulow (1953–2008), Schauspieler
Alexander Popow (* 1965), Biathlet
Jelena Korikowa (* 1972), Schauspielerin und Sängerin[6]
Andrei Makowejew (* 1982), Biathlet
Rachim Tschachkijew (* 1983), russischer Boxer inguschetischer Nationalität, Olympiasieger (2008) im Schwergewicht
Persönlichkeiten mit Bezug zur Stadt |
August von Kotzebue (1761–1819), Schriftsteller und Dramatiker; war im Sommer 1800 für einige Monate nach Tobolsk verbannt
Wilhelm Küchelbecker (1797–1846) stirbt, nach Sibirien verbannt, 1846 in Tobolsk
Pjotr Pawlowitsch Jerschow (1815–1869), Schriftsteller und Lehrer
Zar Nikolaus II. (1868–1918) und seine Familie wurden am 26. August 1917 für einige Zeit in die Stadt verbracht[7]
Johannes von Tobolsk (1651–1715), Bischof und Metropolit sowie Heiliger der Russisch-Orthodoxen Kirche
Karl Radek (1885–1939), russischer Revolutionär, war 1927 in Verbannung in Tobolsk[8]
Trivia |
Der am 10. August 1994 entdeckte Hauptgürtelasteroid (13125) Tobolsk wurde nach der Stadt benannt.
Weblinks |
Commons: Tobolsk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Website der Stadtverwaltung (russisch)
Tobolsk auf mojgorod.ru (russisch)
Architektur von Tobolsk (russisch)
Tobolsk auf „Kleine Städte Russlands“ (russisch)
Einzelnachweise |
↑ abc Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
↑ ab Soja Sokolowa: Das Land Jugorien. Progress und F.A. Brockhaus, Moskau und Leipzig 1982, S. 47 ff.
↑ Allgemeine academische Zeitung, Bd. 4 (1864)
↑ Geoklima 2.1
↑ „Pass“ der Stadt (MS Word; 1,5 MB) S. 22 (russisch)
↑ Biographie auf elena-korikova.ru (Memento vom 18. September 2012 im Internet Archive)
↑ Das Ende des Zarenreiches. Der erste Bericht nach amtlichen bolschewikischen Quellen. In der Verbannung in Tobolsk. In: Arbeiter-Zeitung, Morgenblatt, Nr. 201/1926, 23. Juli 1926, S. 8, oben rechts. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/aze.
↑ Dietrich Möller: Karl Radek in Deutschland. Revolutionär, Intrigant, Diplomat. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1976, ISBN 3-8046-8465-3, S. 43.
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