Cēsis
Cēsis (dt.: Wenden) | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Lettland | ||
Landschaft: | Livland (lettisch: Vidzeme) | ||
Verwaltungsbezirk: | Cēsu novads | ||
Koordinaten: | 57° 19′ N, 25° 17′ O57.31388888888925.275119 | ||
Einwohner: | 17.170 (1. Jan. 2016) | ||
Fläche: | 19,280 km² | ||
Bevölkerungsdichte: | 890,56 Einwohner je km² | ||
Höhe: | 119 m | ||
Stadtrecht: | seit dem 13. Jahrhundert | ||
Webseite: | www.cesis.lv | ||
Postleitzahl: | |||
ISO-Code: |
Cēsis (
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
1.1 Mittelalter
1.2 Neuzeit
2 Der Schlosspark mit Burghügel und Ruinen
3 Wiege der lettischen Nationalflagge
4 Städtepartnerschaften
5 Söhne und Töchter der Stadt
6 Seen und Flüsse
7 Verwaltungsbezirk Cēsu novads
8 Literatur
9 Fußnoten
10 Weblinks
Geschichte |
Mittelalter |
Cēsis wurde 1224 erstmals urkundlich erwähnt.[1] Zwischen 1281 und 1284 wurde die Johanniskirche (lett: Jāņa baznīca) erbaut. Die Lage am Fluss Gauja und an der Handelsstraße Riga – Pleskau förderte die schnelle Entwicklung zu einer blühenden Handelsstadt. Im 14. Jahrhundert trat Cēsis der Hanse bei. Ein Marktplatz und die Kirche bildeten den Stadtmittelpunkt. Eine Mauer aus Dolomit mit acht Türmen und fünf Toren umgab Stadt und Burg.
Neuzeit |
Im Jahre 1524 wurde der erste lutherische Gottesdienst in Cēsis gehalten.[2] 1561 unterstellten sich die livländischen Stände, darunter die Stadt Cēsis, angesichts der russischen Bedrohung dem polnischen König Sigismund II. August. Dieser sicherte ihnen dafür im Privilegium Sigismundi Augusti freie Religionsausübung, die Selbstverwaltung nach deutschem Recht („Teutsche Magistrat“) und das Indigenat (die Besetzung der Ämter mit Einheimischen) zu. Sein Nachfolger König Stephan Báthory hielt sich nicht daran, er versuchte, Livland zu rekatholisieren. 1582 gründete er das katholische Bistum Wenden.[3] 1590 wurde in Cēsis eine der ältesten baltischen Brauereien gegründet. Zwischenzeitlich wurde die Stadt zur Hauptstadt einer Woiwodschaft im nunmehrigen Herzogtum Livland, nachdem Fürst Sigismund III. Wasa im Jahre 1598 Livland für Polen-Litauen erworben hatte. 1621 wurde Cēsis vom schwedischen König Gustav II. Adolf erobert. 1671 und 1748 wurde die Stadt durch Großfeuer erheblich zerstört.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat der Bau der Fernstraße zwischen Rīga und Pleskau (lett.: Pleskava) 1868 sowie der Eisenbahnlinie Rīga – Valka 1889 die Entwicklung der Stadt gefördert.[4] Die Ronneburger (lett.: Raunas) Straße zwischen Bahnhof und Altstadt wurde als breite Prachtstraße angelegt mit dem Haus der lettischen Gesellschaft (Architekt: A. Malvess) als Nummer 10, dem Gebäude des örtlichen Gerichts (Architekt: P. Mengelis) als Nummer 14 sowie anderen wichtigen Gebäuden.
Die Schlacht bei Cēsis, bei der Letten und Esten im Juni 1919 den deutschen Truppen eine Niederlage zufügten, war ein entscheidendes Ereignis im lettischen Unabhängigkeitskrieg.
Cēsis entwickelte sich auch zum Kurort. Vornehme Sommerhäuser und Sanatorien wurden nahe der Gauja gebaut. Cīrulīši ist die bekannteste und befindet sich nahe der Svētavots-Höhle, deren Quelle Heilkräfte zugeschrieben werden. Cēsis wirbt mit seiner erhaltenen Altstadt und ist Ausgangspunkt für Fahrten in den umgebenden Nationalpark. 2007 wurden aus Anlass der 800-Jahr-Feier zahlreiche Gebäude restauriert.
Der Schlosspark mit Burghügel und Ruinen |
Die älteste Siedlung in Cēsis war eine hölzerne Befestigungsanlage der Lettgallen auf einem Hügel neben dem heutigen Schlosspark.
Deutsche Kreuzritter des Schwertbrüderordens begannen 1209 mit dem Bau der Burg 'Wenden' nahe der Bergfestung. Nachdem die Ordensburg aus Stein mit ihren drei befestigten Vorburgen vergrößert und befestigt worden war, diente sie mit verschiedenen Unterbrechungen von 1237 bis 1561 als Wohnsitz des Meisters des Deutschen Ordens und war somit ein Hauptsitz des Ordens.[5] 1577 sprengte sich die Besatzung mitsamt der Burg in die Luft, als Cēsis von den Truppen Ivans des Schrecklichen belagert wurde.[6] Die Burg wurde danach wieder aufgebaut, 1721 im Großen Nordischen Krieg jedoch endgültig zerstört.
Bereits vom Ende des 16. Jahrhunderts an waren die Burggebäude den Erfordernissen des Gutes angepasst worden. Als das Anwesen 1777 durch den Grafen Karl von Sievers übernommen wurde, baute dieser sein neues Wohngebäude an die Ostseite der Burg, mit der rückwärtigen Wand an deren Befestigungsturm.
Seit 1949 befindet sich das Geschichtsmuseum von Cēsis in diesem neuen Schloss auf dem Gelände. Der Vorhof des neuen Schlosses ist von einem Kornspeicher und einem Kutschen-Stall umschlossen, Letzterer beherbergt heute die Ausstellungshalle des Museums. Neben dem Speicher steht die älteste Brauerei Lettlands, die 1878 während der Zeit des Grafen Emanuel von Sievers gebaut wurde, deren Ursprünge jedoch bis in die Ordenszeit zurückreichen. In der Nähe liegt der Schlosspark von Cēsis, der, 1812 angelegt, die üblichen romantischen Merkmale eines Gartens dieser Zeit zeigt: gewundene Fußwege, fremdartige Pflanzen und einen Teich, in dem sich die Burgruine widerspiegelt.
Wiege der lettischen Nationalflagge |
Nach Überlieferungen wurde hier einst der lettische König Visvaldis im Kampf gegen fremde Eindringlinge verwundet. Als er sich auf die weiße Flagge der Kapitulation legte und starb, färbte sein Blut die Fahne rechts und links seines Körpers in tiefem Rot. Da, wo der Körper des Königs lag, blieb das Banner weiß. Seit 1270 ist das rot-weiß-rote Banner schriftlich bezeugt. Nach 1870 wurde es zur lettischen Nationalflagge.
Städtepartnerschaften |
Es besteht seit 1992 eine Städtepartnerschaft zwischen Cēsis und Achim (Weser) in Deutschland. Weitere Städtepartnerschaften werden seit 1991 mit Tyresö (Schweden) und Venafro (Italien), seit 2000 mit Rokiškis (Litauen) unterhalten.
Söhne und Töchter der Stadt |
Johann Graf von Sievers (1778–1827), russischer General
Emanuel Graf von Sievers (1817–1909), russischer Senator und Oberhofmeister
Heinrich Leonhard Adolphi (1852–1918), deutsch-baltischer Pastor und Schachkomponist, evangelisch-lutherischer Märtyrer
Alfrēds Kalniņš (1879–1951), Komponist
Eduard Erdmann (1896–1958), deutscher Pianist und Komponist
Max Hildebert Boehm (1891–1968), Soziologe
Adolf Rüütel (1906–1981), estnischer Fußballnationalspieler
Wilhelm Theodor Georg Lenz (1906–1976), Historiker
Anita Stukāne (* 1954), sowjetische Weitspringerin
Laima Vaikule (* 1954), Sängerin
Edvīns Ķeņģis (* 1959), Schachspieler
Ingrīda Amantova (* 1960), sowjetische Rennrodlerin
Vita Heine (* 1984), lettisch-norwegische Radrennfahrerin
Gerda Krūmiņa (* 1984), Biathletin
Baiba Bendika (* 1991), Biathletin
Seen und Flüsse |
Die Gauja fließt etwa 3 km westlich von Cēsis.
Verwaltungsbezirk Cēsu novads |
2009 bildete sich zusammen mit der Landgemeinde Vaive der Verwaltungsbezirk Cēsu novads.
Literatur |
Hans Feldmann, Heinz von zur Mühlen (Hrsg.): Baltisches historisches Ortslexikon, Teil 2: Lettland (Südlivland und Kurland). Böhlau, Köln 1990, ISBN 3-412-06889-6, S. 690–693.- Jegór von Sivers: Wenden, seine Vergangenheit und Gegenwart. Ein Beitrag zur Geschichte Livlands. Nicolai Kymmel, Riga 1857. Nachdruck: v. Hirschheydt, Hannover-Döhren 1975, ISBN 3-7777-0852-6.
Erich Seuberlich: Notizen über Wendens Bürger bis zum Jahre 1773. Nach dem Kirchenbuch der Stadt Wenden in Livland und Pastor Heinrich Baumanns Manuskripten. Vogt, Papiermühle 1907.
Baltische Länder – Reisehandbuch, Michael Müller Verlag, Erlangen 2008, ISBN 978-3-89953-380-4, S. 368 ff.
Fußnoten |
↑ Heinrich von Hagemeister: Materialien zu einer Geschichte der Landgüter Livlands, Band 1, Eduard Frantzen, Riga 1836, S. 179.
↑ Jegór von Sivers: Wenden, seine Vergangenheit und Gegenwart. Ein Beitrag zur Geschichte Livlands. Nicolai Kymmel, Riga 1857, S. 20.
↑ Reinhard Wittram: Baltische Geschichte. Die Ostseelande Livland, Estland, Kurland 1180–1918. Oldenbourg, München 1954, S. 81.
↑ Hans Feldmann, Heinz von zur Mühlen (Hg.): Baltisches historisches Ortslexikon, Teil 2: Lettland (Südlivland und Kurland). Böhlau, Köln 1990, S. 690.
↑ Reinhard Wittram: Baltische Geschichte. Die Ostseelande Livland, Estland, Kurland 1180–1918. Oldenbourg, München 1954, S. 29.
↑ Reinhard Wittram: Baltische Geschichte. Die Ostseelande Livland, Estland, Kurland 1180–1918. Oldenbourg, München 1954, S. 76.
Weblinks |
Commons: Cēsis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Wenda in der Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte
Wenden/Cēsis im Online Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa- Eintrag zur Burg Cesis / Wenden in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts