Psalm 51







Brasse des englischen Kanonikers Roger Lupton († 1540) in der Eton College Chapel. Auf der Schriftrolle ist das Incipit des Psalms zu lesen.


Der 51. Psalm (nach griechischer Zählung der 50.) gehört in die Reihe der sieben Bußpsalmen. Nach seinem Incipit in der lateinischen Vulgata (Miserere mei, Deus, secundum magnam misericordiam tuam, „Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen“) wird der Psalm im liturgischen Kontext auch kurz als Miserere bezeichnet.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Auslegungsgeschichte


  • 2 Liturgie


  • 3 Rezeption


  • 4 Literatur


  • 5 Weblinks


  • 6 Einzelnachweise





Auslegungsgeschichte |


Die älteste Auslegung des 51. Psalms findet sich in den Enarrationes in Psalmos von Augustinus von Hippo. Er hält den Psalm für ein Beispiel für alle Christen. Im Sinne der mittelalterlichen katholischen Bußpraxis legte zum Beispiel Cassiodor den Psalm aus. Bei Martin Luther nimmt der 51. Psalm eine zentrale Rolle ein – auf ihn bezieht er sich immer wieder in seinen Dictata super Psalterium.



Liturgie |


Im römischen Stundenbuch hat der Psalm seit der Einführung des Vierwochenpsalters bei der Reform des Stundengebets durch die apostolische Konstitution Laudis canticum Papst Pauls VI. vom 1. November 1970 seinen Platz als erster Psalm in den Laudes des Freitags.


Sowohl in der katholischen als auch der evangelischen Tagzeitenliturgie wird der Vers 17 im Eingang der Matutin verwendet. In der jüdischen Liturgie dient derselbe Vers zur Einleitung des täglichen Achtzehnbittengebets. Dort heißt es:





„Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige […]“





Im römischen Ritus kommen die Verse 9 und 1 in der Antiphon zum Asperges vor:





„Asperges me, Domine, hyssopo, et mundabor: lavabis me, et super nivem dealbabor. Miserere mei, Deus, secundum magnam misericordiam tuam.“





Die seit dem frühen Mittelalter entstandenen Gebete, die der Priester zur Vorbereitung auf die heilige Messe verrichtete, begannen mit dem Beten des Psalms 51, ergänzt um Versikel und Orationen, es folgten die Gebete zur Händewaschung und die Ankleidegebete.[1]



Rezeption |


Berühmte Vertonungen stammen von Orlando di Lasso, Giovanni Pierluigi da Palestrina, E. T. A. Hoffmann und Gregorio Allegri. Letztere, Allegris doppelchöriges Miserere, ist nicht zuletzt dadurch bekannt geworden, dass Wolfgang Amadeus Mozart deren vom Vatikan geheim gehaltene (neunstimmige) Partitur 1770 nach nur einmaligem Anhören des Werks aus dem Gedächtnis fehlerfrei niederschreiben konnte.


Der Text des protestantischen Chorals Erbarm dich mein o Herre Gott ist eine deutsche Nachdichtung des Psalms von Erhard Hegenwald aus dem Jahr 1524. Das Lied war seinerseits Vorlage für Kompositionen, unter anderem von Johann Sebastian Bach (z. B.: Tilge, Höchster, meine Sünden, BWV 1083, eine Bearbeitung von Pergolesis Stabat mater), Heinrich Schütz (Becker-Psalter: Erbarm dich mein, o Herre Gott, SWV 148) und Heinrich Scheidemann.



Literatur |


  • Jack E. Brush: Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis: Luthers Verständnis des 51. Psalms. 1997, ISBN 3-16-146626-8.


Weblinks |


  • Volltext in verschiedenen Übersetzungen beziehungsweise Originaltext:


    • LUT (Lutherübersetzung)


    • EU (Einheitsübersetzung)


    • GNB (Gute Nachricht Bibel)


    • ZB (Zürcher Bibel)


    • LXX (Septuaginta)


    • VUL (Vulgata)


    • OT (Hebräisch)




Einzelnachweise |




  1. Sakramentar von Amiens (9. Jahrhundert), dargestellt bei Josef Andreas Jungmann: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe. Band 1. 5. Auflage. Herder Verlag, Wien, Freiburg, Basel, 1962, S. 162f., bes. Anm. 15.


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