Olten
Olten | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Solothurn (SO) |
Bezirk: | Oltenw |
BFS-Nr.: | 2581i1f3f4 |
Postleitzahl: | 4600 |
UN/LOCODE: | CH OLT |
Koordinaten: | 635447 / 24482647.353337.907785396 |
Höhe: | 396 m ü. M. |
Fläche: | 11,50 km² |
Einwohner: | i18'389 (31. Dezember 2017)[1] |
Einwohnerdichte: | 1599 Einw. pro km² |
Stadtpräsident: | Martin Wey (CVP) |
Website: | www.olten.ch |
Altstadt mit Holzbrücke | |
Karte | |
w |
Olten ist eine politische Gemeinde und der Hauptort des gleichnamigen Bezirks im Kanton Solothurn in der Schweiz. Olten ist die grösste Stadt des Kantons und als wichtiger Bahnknoten der Schweiz eine Eisenbahnerstadt.
Inhaltsverzeichnis
1 Geographie
2 Wappen
3 Bevölkerung
4 Sprache
5 Verkehr
6 Politik
6.1 Gemeindeparlament (Legislative)
6.2 Stadtrat (Exekutive)
6.3 Nationale Wahlen
6.4 Städtepartnerschaften
7 Bildung
8 Gesundheitswesen
9 Kultur
9.1 Theater
9.2 Museen
9.3 Kultur- und Stadtmagazin KOLT
9.4 Kulturelle Veranstaltungen
10 Geschichte
10.1 Frühzeit
10.2 Römerzeit
10.3 Mittelalter
10.4 Neuzeit
10.5 Die beiden Weltkriege
11 Wirtschaft
11.1 Industrie
11.2 Medien
11.3 Weitere Unternehmen (Auswahl)
11.4 Prostitution
12 Sehenswürdigkeiten
13 Persönlichkeiten
14 Galerie
15 Literatur
16 Weblinks
17 Einzelnachweise
Geographie |
Olten liegt in einem Talkessel beidseits der Aare am Jurasüdfuss, zwischen der südlichsten Kette des Faltenjuras und der vorgelagerten Hügelreihe Born, Engelberg und Säli, wobei letzterer als der Hausberg von Olten gilt. Im Süden gehören die links der Aare gelegene Hälfte der grossen Aareklus zwischen Born und Säli, das Ruttigertal, und das Areal von Ruppoldingen südlich des Born zum Gemeindegebiet. Zwischen dem Born und dem Juraabhang liegt der nordöstliche Abschluss der Gäuebene mit der Dünnern auf dem Gebiet der Stadt Olten.
Das Gemeindeareal umfasst eine Fläche von 1149 Hektaren; davon sind 457 Hektaren (40 %) bewaldet.
Nachbargemeinden von Olten sind Boningen, Kappel (SO) und Wangen bei Olten im Westen der Stadt, Trimbach und Winznau im Norden, Starrkirch-Wil und Dulliken im Osten sowie die Aargauer Gemeinden Aarburg und Rothrist im Süden.
Wappen |
Blasonierung:
- In weiss auf grünem Dreiberg drei rotbestammte grüne Tannen
Ein hochmittelalterliches Wappen von Olten ist nicht bekannt. Seit dem späten 14. Jahrhundert führte Olten als Landstadt im Territorium der Stadt Basel das Zeichen des Baselstabs im Wappen. Das um 1580 verwendete neue Siegel zeigte drei Buchsbäume. Nach dem Bauernkrieg 1653 entzog die Stadt Solothurn der Untertanenstadt Olten das Recht, mit diesem Siegel Urkunden zu beglaubigen.
Das Wappen mit drei Tannen wurde spätestens seit dieser Zeit verwendet.[2]
In der Helvetik erhielt die Stadt Olten um 1800 das Siegelrecht wieder zurück. Seit diesem Zeitpunkt gilt für die Stadt Olten auch das neue Siegel mit drei Tannen.
Bevölkerung |
Bevölkerungsentwicklung | ||||||||
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Jahr | Um 1660 | 1739 | 1798 | 1850 | 1900 | 1950 | 1970 | 2000 |
Einwohner | 500 ca. | 888 | 1223 | 1634 | 6969 | 16485 | 21209 | 16757 |
Die Einwohnerzahl Oltens ging gegen Ende des 20. Jahrhunderts zurück, von einst über 20'000 auf zwischenzeitlich knapp 17'000, bedingt durch die Deindustrialisierung, aber auch durch den in Stadtregionen üblichen Suburbanisierungsprozess. In den letzten Jahren nahm die Bevölkerungszahl der Stadt wieder zu und liegt nun bei über 19'000. Mit Verwirklichung des Entwicklungsprojekts Olten SüdWest sollen zwei- bis dreitausend neue Einwohner dazukommen. In der Agglomeration Olten leben gut 100'000 Personen in 26 Gemeinden (Amtei Olten-Gösgen).
Bei der Volkszählung vom Dezember 2000 wurde ein Ausländeranteil von 26 % ermittelt, den grössten Anteil stellen Italiener und Bürger des ehemaligen Jugoslawien.
Die Bevölkerung Oltens war früher überwiegend römisch-katholisch. Durch die Einwanderung aus der übrigen Schweiz nahm der Anteil der Menschen römisch-katholischer Konfession ab und betrug im Dezember 2004 41 %. Dahinter folgten die Reformierten mit 26 % Anteil. 12 % der Oltner sind konfessionslos.
Obwohl die Christkatholiken nur 2 % der Bevölkerung ausmachen, hat Olten für die christkatholische Kirche eine wesentliche Bedeutung: Hier entstand in der Stadtkirche die durch den Oltner Walther Munzinger gegründete erste christkatholische Gemeinde der Schweiz; 1875 fand die erste Nationalsynode der Christkatholischen Kirche in Olten statt, der Oltner Pfarrer Eduard Herzog wurde 1876 zum ersten Christkatholischen Bischof gewählt.[3] Auch heute noch hat Olten eine der grössten christkatholischen Gemeinden der Schweiz.
An der Grenze zu Trimbach befindet sich eine Gemeinde der Vereinigung Apostolischer Christen und gleichzeitig die schweizerische Verwaltung der Gemeinschaft.
Sprache |
In Olten wird traditionell ein Nordwestschweizer Dialekt gesprochen, der sich bereits deutlich vom Stadt-Solothurner Dialekt unterscheidet. Er enthält Gemeinsamkeiten mit Dialekten aus dem Bernbiet, dem Baselbiet und dem Aargauer Dialekt, der bereits dem Zürcher Dialekt nahesteht. Insofern schlägt sich die zentrale Lage zwischen den Grosszentren der Deutschschweiz auch sprachlich nieder.
Die Bezeichnung „Bahnhofbuffet-Olten-Dialekt“ bezieht sich allerdings nicht auf den Oltner Dialekt, sondern bezeichnet scherzhaft einen schweizerdeutschen Allerweltsdialekt, dem eine bestimmte regionale Herkunft nicht mehr anzuhören sei – benannt nach dem Ort, an dem Deutschschweizer aller Regionen oft aufeinandertreffen (siehe Bahnhofbuffet Olten und den unteren Abschnitt Verkehr).
Verkehr |
Olten ist als wichtiger Eisenbahnknotenpunkt eine typische Eisenbahnerstadt. Die weiträumigen Bahnanlagen des Bahnhofs Olten befinden sich östlich der Aare. In der Stadt treffen die Nord-Süd-Achse Basel–Mailand (Hauensteinlinie, Gotthardbahn), die West-Ost-Achse Genf–St. Gallen (Bahnstrecke Olten–Bern, Jurasüdfusslinie) sowie einige Regionallinien zusammen. Der grosse, repräsentative Bahnhof in Insellage aus dem Jahr 1903 mit Perronhalle ist im System der SBB ein Knotenbahnhof, d. h. immer zur vollen und zur halben Stunde treffen aus allen Richtungen die Züge ein. Dies erlaubt den Reisenden, bequem und rasch umzusteigen. Überwacht wird der Bahnbetrieb durch Fahrdienstleiter in der Betriebszentrale (BZ) Mitte, welche gut sichtbar neben den Perronanlagen untergebracht ist. Aus der am 1. März 2015 in Betrieb genommenen Betriebszentrale Mitte wird der Zugsverkehr auf den nördlichen Gotthard- und Simplon-Zubringern sowie der West-Ost-Verkehr der SBB gelenkt.
Die SBB unterhalten zudem an diesem zentralen Punkt im Netz nördlich des Personenbahnhofes einen Rangierbahnhof, der allerdings vergleichsweise klein ist, seit 1927 keinen Ablaufberg mehr besitzt und auf dem seit 2008 keine Zugszerlegung mehr stattfindet, ausserdem mehrere Wartungsbetriebe, so unter anderem das grosse Industriewerk SBB, früher «Hauptwerkstätte» genannt. Im Frühjahr 2011 hat SBB Cargo International ihren Hauptsitz in Olten nahe dem Bahnhof bezogen.
Südlich der Stadt verläuft die Autobahn A1 von Zürich nach Bern, im Westen die Autobahn A2 durch den Belchentunnel nach Basel. Olten leidet unter dem Durchgangsverkehr. In den Stosszeiten kommt es regelmässig zu Staus auf den Einfallstrassen und im Stadtzentrum. Im Jahr 2013 wurde eine grosse Umfahrung («Entlastung Region Olten») eröffnet; sie soll den Verkehr durch die Innenstadt reduzieren.
Der Busbetrieb Olten Gösgen Gäu (BOGG) unterhält ein dichtes Busnetz in Stadt und Umgebung. Die Schweizerische Post betreibt eine Postauto-Linie nach Wolfwil und Oensingen.
Politik |
Gemeindeparlament (Legislative) |
Die Anliegen der Bevölkerung werden durch ein Gemeindeparlament vertreten. Es besteht aus 40 Mitgliedern (bis zur Wahl 2017 aus 50 Mitgliedern) und wird alle vier Jahre im Proporzwahlverfahren gewählt. Die nebenstehende Grafik zeigt die Sitzverteilung nach der Wahl vom 23. April 2017.[4]
* Vor 2017: Total 50 Sitze |
Stadtrat (Exekutive) |
Der Stadtrat von Olten besteht aus einem Stadtpräsidenten im Vollamt sowie vier Mitgliedern im Nebenamt. Die Mitglieder werden im Majorzverfahren gewählt.
Die fünf Stadträte für die Legislaturperiode August 2017–2021 sind:
- Martin Wey (CVP), Stadtpräsident
- Thomas Marbet (SP)
- Benvenuto Savoldelli (FDP)
- Marion Rauber (SP)
- Iris Schelbert (Grüne)
Nationale Wahlen |
Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2015 betrugen die Wähleranteile in Olten: SP 31,2 %, SVP 20,3 %, FDP 18,1 %, CVP 10,4 %, Grüne 8,8 %, glp 4,5 %, EVP 2,6 %, BDP 2,2 %.[5]
Städtepartnerschaften |
Olten hat Städtepartnerschaften mit:
Altenburg, Thüringen (Deutschland)
Stierva, Kanton Graubünden (Schweiz); die ehemalige Gemeinde Stierva ist aufgrund einer Volksabstimmung anfangs 2015 durch Fusion zusammen mit andern Gemeinden im Kreis Alvaschein in der neuen Gemeinde Albula/Alvra aufgegangen.
Bildung |
Olten ist ein bedeutender Bildungsstandort. In der Stadt befinden sich die Fachhochschule Nordwestschweiz mit den Bereichen Wirtschaft, angewandte Psychologie, Soziale Arbeit sowie das Institut für Optometrie (Teil der Hochschule für Technik), das Berufsbildungszentrum Olten, die Kantonsschule Olten und das Heilpädagogische Schulzentrum hpsz. Dazu kommen zahlreiche Privatschulen.
Der Bevölkerung steht eine Stadtbibliothek zur Verfügung. Für eine noch breitere Auswahl kann die Zentralbibliothek Solothurn benützt werden.
Seit 1816 wird alle zwei Jahre das Oltner Schulfest gefeiert, jeweils am Wochenende vor Beginn der Sommerferien, heute in den ungeraden Jahren, mit einem grossen Umzug am Sonntag.[6][7]
Gesundheitswesen |
Das Kantonsspital Olten wurde 1880 eröffnet. In den 1960er Jahren wurde ein Neubau der Architekten Frey und Schindler errichtet, 1995 begann eine längere Um- und Neubauphase, die 2012 abgeschlossen wurde. Seit 2006 ist das Kantonsspital Teil der Solothurner Spitäler AG.
Kultur |
Theater |
Das Oltner Stadttheater[8] ist alljährlich der Hauptveranstaltungsort der Oltner Kabarett-Tage. Olten zählt zudem einige Kleintheater, z. B. das Theaterstudio Olten.
Museen |
Das Kunstmuseum Olten wurde 1902 eröffnet und basiert auf einer Sammlung von Werken des bedeutenden Oltner Malers Martin Disteli. Noch bis 1964 hiess es «Disteli-Museum»; heute umfasst es eine Kollektion von Gemälden und graphischen Blättern aus dem 19. Jahrhundert und eine Abteilung moderner Kunst.
Im Stadtzentrum befindet sich das Historische Museum Olten, das im Jahr 1902 gegründet und zunächst im Frohheimschulhaus untergebracht worden ist. Seit 1932 zeigt es seine Ausstellungen im damals neu errichteten Mehrzweckgebäude an der Konradstrasse. Das Museum pflegt umfangreiche Sammlungen mit Kulturgütern aus der Stadtgeschichte von Olten und aus andern Gemeinden des Kantons Solothurn und führt Vermittlungsprojekte zur Stadt- und Kulturgeschichte durch. Zu seiner Sammlung gehören unter anderem grosse Bildarchive mehrerer Oltner Fotografen, zum Beispiel von Franz Gloor, Werner Rubin und Thomas Ledergerber sowie des Solothurner Industriefotografen Roland Schneider.
Im Gebäude des Historischen Museums Olten befindet sich auch das Archäologische Museum Kanton Solothurn, das sich aus der archäologischen Ausstellung des Historischen Museums entwickelt hat.
Ab Sommer 2019 werden im vollständig renovierten Gebäude an der Konradstrasse das Naturmuseum, das Historische Museum und das kantonale Archäologische Museum unter einem Dach vereint sein.
Die Wertpapierwelt ist das «erste internationale Museum für historische Wertpapiere der Welt». Die Ausstellung dokumentiert 400 Jahre Wirtschaftsgeschichte anhand ausgewählter historischer Aktien und Anleihen aus 63 Ländern.
Die Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts umfasst Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik, Mappenwerke und illustrierte Bücher aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Schwerpunkt bei der Kunst der Romantik Deutschlands und der Schweiz).
Olten hat zudem ein Naturmuseum, das 1872 gegründet wurde.
Kultur- und Stadtmagazin KOLT |
Das Magazin KOLT Kultur//Agenda//Olten erscheint monatlich und berichtet über das kulturelle Leben in Olten. Die erste Ausgabe erschien im Oktober 2009.
Kulturelle Veranstaltungen |
Jährlich findet im November die Buchmesse Olten statt. Der Anlass wurde im Jahr 1946 erstmals durchgeführt. Einige Jahre benützte die Buchmesse die Räumlichkeiten des Buchzentrums in Hägendorf, das aus dem 1882 in Olten gegründeten Schweizerischen Vereinssortiment hervorgegangen war. Seit 2006 bildet die Buchmesse Olten wieder einen festen Programmpunkt im Kulturleben der Stadt Olten.[9]
Ebenfalls im November finden seit 1996 die Oltner Tanztage statt, die vom Verein Tanzinolten organisiert werden. Sie sind dem professionellen, zeitgenössischen Tanz in einem internationalen Rahmen gewidmet.
Geschichte |
Frühzeit |
Frühe steinzeitliche Höhlensiedlungen konnten in den Sälihöhlen nachgewiesen werden, auch der Mammutfund von Olten wird mit diesen Siedlungen in Zusammenhang gebracht. Reiche Feuersteinvorkommen im Chalofen wurden abgebaut und in der Gegend als Rohmaterial für Werkzeuge verwendet.
Römerzeit |
Zahlreiche Bodenfunde belegen, dass auf dem Plateau der Oltner Innenstadt schon zur Römerzeit eine bedeutende Siedlung bestand, dessen Ortsname jedoch in keiner Inschrift überliefert ist. Wegen der vielen römischen Fundobjekte gab die Stadt der neu angelegten Quartierstrasse nördlich des Kapuzinerklosters im späten 19. Jahrhundert den Strassennamen Römerstrasse. Im Bereich zwischen der Aare und der Baslerstrasse lag ein kleiner Vicus, ein römisches Strassendorf an der grossen Durchgangsstrasse zwischen der Stadt Aventicum und dem Legionslager Vindonissa. In den Stadtgebieten Im Grund und Römerpark kamen ausgedehnte Ruinen römischer Landhäuser aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. zum Vorschein. In der Spätantike errichteten die Römer – wie bei Solothurn – wohl zur Sicherung des Flussübergangs ein stark befestigtes Kastell, dessen Umfassungsmauer im Hochmittelalter als Fundament der Stadtmauer diente.[10][11]
Mittelalter |
Obwohl eine ältere Besiedlung nachgewiesen ist, wird die Gründung von Olten den Grafen von Frohburg zugeschrieben. Im Stadtbrand von 1422 wurde leider das gesamte Archiv verbrannt, so dass keine Dokumente aus dieser Zeit mehr vorhanden sind.
1383 wurde Olten durch Bern und Solothurn belagert, aufgrund eines Unwetters mussten diese jedoch unverrichteter Dinge abziehen. Daraufhin wurde von ihnen das Gerücht verbreitet, dass das Unwetter durch eine Hexe beschworen wurde. Kurz darauf wurde in Niederbipp eine Frau aus der Klus als «Hexe von Olten» verhaftet. Dem Feuertod entging sie nur der Fürsprache der Frauen der Ratsherren.
Aufgrund der beiden verheerenden Stadtbrände von 1411 und 1422 erlosch das Interesse der Stadt Basel, und im Jahr 1426 gelangte Olten pfandweise in den Besitz der Stadt Solothurn. Im Jahr 1532 gingen die Herrschaftsrechte vom Bischof zu Basel für 1800 Gulden auf die Stadt Solothurn über.
1611 brach die Pest aus und soll die Oltner Einwohnerschaft bis auf 14 Bürger dahingerafft haben.
Die Unterstützung der aufständischen Bauern kostete die Stadt im Jahr 1653 sämtliche politische Privilegien und machte Olten zu einem gewöhnlichen Untertanenstädtchen. Erst die Helvetische Republik händigte am 12. November 1800 das seit 1653 in Solothurn deponierte Stadtrecht und Siegel wieder aus.
Neuzeit |
Um 1850 wurde Olten zum Knotenpunkt der wichtigen schweizerischen Eisenbahnlinien, die Stadt lockte die Schweizerische Centralbahn mit einer grosszügigen Offerte. Noch heute erinnert der Kilometer-Null-Stein daran, dass das gesamte Schienennetz der Schweiz von Olten aus vermessen wurde.
Die beiden Weltkriege |
Im Bereich der Fortifikation Hauenstein (Wisenberg-Hauenstein-Ifenthal-Belchen) wurde im Ersten Weltkrieg ein Festungssystem mit 50 km Länge und über 150 Geschützstellungen angelegt. Der rückwärtige Dienst war mit über 72'000 Armeeangehörigen und 10'000 Pferden in Olten stationiert.
1918 wurde das Oltener Aktionskomitee durch den Führer der schweizerischen Arbeiterbewegung, Robert Grimm, ins Leben gerufen. Der Generalstreik in Olten verlief friedlich.
Auch im Zweiten Weltkrieg wurden in Olten wieder über 60'000 Armeeangehörige einquartiert. Zusätzlich gab es in Olten über 18'000 Flüchtlinge und Internierte. Der Flugplatz Gheid wurde mit einer Messerschmitt-Staffel von fünf Flugzeugen belegt.
Wirtschaft |
Industrie |
Die Industrialisierung der Region Olten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts führte zur Gründung vieler Firmen und Niederlassungen:
- 1855 Zentralwerkstätte der Schweizerischen Centralbahn SCB, später SBB Hauptwerkstätte Olten, heute SBB Industriewerk Olten
- 1866 Giesserei von Roll
- 1866 Schuhfabrik Strub und Glutz
- 1868 Maschinenfabrik Louis Giroud
- 1888 Steinbaukasten Dr. Richter AG
- 1898 Seifenfabrik Helvetia, 1909 umbenannt in Seifenfabrik Sunlight, erste kontinentaleuropäische Tochterfirma von Lever Brothers[12]
- 1901 Lampenfabrik Pfändler
- 1903 R. Nussbaum AG
- 1904 Berna
- 1906 Glashütte Maetz und Söhne
- 1911 Nago (Nährmittelwerke AG, Olten). Brachte 1927 das Instant-Kakao-Getränk Banago auf den Markt. 1971 von Lindt & Sprüngli übernommen
- 1917 OLMA
Heute existieren davon noch die Giroud-Olma AG als Fusion der beiden obigen Firmen sowie die R. Nussbaum AG.
Medien |
Olten ist Standort von Medienfirmen, so z. B.:
Dietschi AG, Herausgeberin des Oltner Tagblatts
Walter Verlag, 1992 vom Patmos-Verlag übernommen- Der Verlag Schweizerisches Jugendschriftenwerk wurde 1931 in Olten gegründet.
Weitere Unternehmen (Auswahl) |
Atel (Aare-Tessin Aktiengesellschaft für Elektrizität), 2009 im Energiekonzern Alpiq aufgegangen mit Sitz in Lausanne und Olten
Swiss Prime Site, Immobilieninvestmentgesellschaft
Usego (Union Schweizerische Einkaufsgesellschaft Olten), Detailhandelsunternehmen. Nach diversen Fusionen und Übernahmen seit den 1970er Jahren 2005 als rechtliche Einheit liquidiert. Markantes Geschäfts- und Lagerhaus an der Bahnlinie Olten-Wangen
Alternative Bank Schweiz AG (ABS), ein Kreditinstitut, das als Ziel nicht die Gewinnmaximierung, sondern die Förderung von ökologischen und sozialen Projekten hat
Prostitution |
Olten hatte während vieler Jahre den Ruf, den «längsten Strassenstrich der Schweiz» zu beheimaten. In einer Richtlinie von 1992 tolerierte der Stadtrat die gut zwei Kilometer lange Industriestrasse offiziell als Strichzone. Im Oktober 2004 beschloss der Stadtrat, der offenen Prostitution in diesem Gebiet ein Ende zu setzen, um den vorhandenen Betrieben und etwaigen Neu-Investoren ein angenehmeres Umfeld zu bieten. Für die Industriestrasse gilt seit Anfang 2005 zwischen 20 und 5 Uhr ein Nachtfahrverbot. Mit strengen Polizeikontrollen werden Prostituierte und Freier vertrieben. Die Strategie hatte schrittweise Erfolg.
Sehenswürdigkeiten |
- Die 1803 von Blasius Balteschwiler erbaute Holzbrücke über die Aare führt vom Bahnhofsquai schräg vis-à-vis des Hauptbahnhofes direkt in die Altstadt mit einigen sehenswerten Kirchen, alten Bürgerhäusern und dem Stadtturm.
- Das Bahnhofbuffet Olten ist in der ganzen Schweiz bekannt, hier wurden zahlreiche bedeutende Vereinigungen gegründet, z. B. die Schweizer literarische Gruppe Olten und der Schweizer Alpen-Club SAC.
- Das Altstadtrestaurant Rathskeller (im Volksmund Chöbu) fällt auf mit seiner Fassade und der Waffensammlung.
- Mehrere Wanderwege führen von Olten in die Umgebung, zum Beispiel auf die Frohburg oder das Sälischlössli, das Starkoch Anton Mosimann kurzzeitig als Gourmetrestaurant bewirtschaftete, mittlerweile aber wieder verkaufte. Am Ufer der Aare führen ebenfalls mehrere Wanderwege entlang.
- Die Berge des Schweizer Jura bieten in nächster Umgebung Gipfelziele wie den Belchen (1123 m) mit Panorama ins nordwestlich gelegene Baselbiet und nach Süden auf die Berner Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau.
- Bemerkenswert ist auch die Pfarrkirche St. Marien, sie wurde nach Plänen des Architekten Hermann Baur aus Basel erbaut. Besonderheit ist der Turm in Form eines Campanile, wo sich vier Glocken befinden. Bemerkenswert ist auch das Gehr-Gemälde über dem Altarraum.
- Die beiden Geläute von St. Martin und der Friedenskirche sind erwähnenswert. Sie haben je eine mächtige Nulloktavglocke als grosse Glocke. Beide Geläute erklingen in As-Dur.
- 2016 wurde der Schweizer Schriftstellerweg eröffnet.[13] Den Autoren Franz Hohler, Alex Capus und Pedro Lenz ist je eine Audio-Tour mit je 8 Standorten gewidmet. An diesen Orten kann man mit einem Smartphone mittels eines QR-Codes Geschichten anhören, die von den Autoren selber vorgelesen wurden. Auf einer vierten Tour sind Werke von anderen Autoren zu hören.
Persönlichkeiten |
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Caroline Agnou (* 1996), Leichtathletin
Fabio Antoniali (* 1975), Musikproduzent, Musiker
Umberto Arlati (1931–2015), Jazzmusiker und Musikpädagoge
Benedikt von Arx (1817–1875), Notar, Richter, Politiker
Casimir von Arx (1852–1931), Politiker und erster Verwaltungsratspräsident der SBB
Ildefons von Arx (1755–1833), Pater des Klosters St. Gallen, Archivar und Historiker
Blasius Balteschwiler (1752–1832), Zimmermann
Ursula Berger (* 1950), Tänzerin, Tanzpädagogin und Choreografin
Hanspeter Betschart (* 1951), Theologe, Kapuziner, Pfarrer
Peter André Bloch (* 1936), Germanist und Hochschullehrer
Alex Capus (* 1961), Schriftsteller
Werner Nydegger (* 1945), Cartoonist, Grafiker, Maler, Designer, Plastiker
Hans Derendinger (1920–1996), Rechtsanwalt, Redaktor, Stadtammann
Eugen Dietschi-Kunz (1881–1951), Buchdrucker und Historiker
Peter Dietschi (1830–1907), Redaktor, Verleger, Politiker
Martin Disteli (1802–1844), Maler
Maria Felchlin (1899–1987), Vorkämpferin für das Frauenstimmrecht
Thomas Frei (* 1985), Radrennprofi
Ernst Gaugler (1891–1963), christkatholischer Geistlicher, Theologe und Professor
Hans Gerny (* 1937), christkatholischer Bischof
Arnold Gilg (1887–1967), christkatholischer Geistlicher und Professor
Otto Gilg (1891–1976), christkatholischer Geistlicher und Kirchenhistoriker
Franz Gloor (1948–2009), Fotograf
Joris Gratwohl (* 1973), Schauspieler
Marco Grob (* 1965), Porträt-Modefotograf
Bernhard Hammer (1822–1907), Bundesrat
Adelheid Hanselmann (* 1946), Künstlerin
Bruno Bernhard Heim (1911–2003), Erzbischof und Heraldiker
Anna Heer (1863–1918), Ärztin und erste Präsidentin des Krankenpflegebundes
Eduard Herzog (1841–1924), Theologe und christkatholischer Bischof
Franz Hohler (* 1943), Schriftsteller, Kabarettist und Liedermacher
Gökhan Inler (* 1984), Fussballspieler
Ueli Jäggi (* 1954), Schauspieler und Hörspielsprecher
Eduard Kaeser (* 1948), Physiker, Philosoph, Publizist
Conny Kissling (* 1961), Freestyle-Skierin
Walter Kräuchi (1913–1996), Gewerkschafter, Redaktor, Politiker
Hermann Kull (1873–1961), Maschinen- und Elektroingenieur
Michael Lauber (* 1965), Bundesanwalt
Denis Malgin (* 1997), Eishockeyspieler
Bruno Moll (* 1948), Dokumentarfilmer
Mike Müller (* 1963), Kabarettist und Schauspieler
Paul Hermann Müller (1899–1965), Chemiker, Nobelpreis für Medizin 1948
Josef Munzinger (1791–1855), Bundesrat
Marie Munzinger (1885–1952), Pädagogin und Lehrmittelautorin
Ulrich Munzinger (1787–1876), Kaufmann, Stadtammann
Walther Munzinger (1830–1873), Kirchenrechtler
Werner Munzinger (1832–1875), Afrikaforscher
Fritz von Niederhäusern (1876–1955), Baumeister und Architekt
Rudolf Peyer (1929–2017), Schriftsteller
Stefano Prada (* 1973), House-DJ und Produzent
Niklaus Riggenbach (1817–1899), Erfinder des Zahnradbahnsystems
Christof Schelbert (* 1956), Künstler und Hochschullehrer
Karl Schmid (1827–1909) Buchhändler, Gründer des Vereinssortiments
Leo Schürmann (1917–2002), Politiker und SRG-Generaldirektor
Daniel Schwartz (* 1955), Fotograf
Johann Jakob Speiser (1813–1856), Kaufmann und Politiker
Marvin Spielmann (* 1996), schweizerisch-kongolesischer Fussballspieler
Rhaban Straumann (* 1972), Schauspieler, Satiriker und Autor
Walter Straumann (* 1943), Politiker, Regierungsrat
Emil Strub (1858–1909), Eisenbahningenieur
Lilian Uchtenhagen (1928–2016), Politikerin (SP)
Ramon Vega (* 1971), Fussballspieler
Otto F. Walter (1928–1994), Schriftsteller
Hans Zaugg (1913–1990), Architekt
Galerie |
Altstadtpartie an der Aare
Olten von der Holzbrücke mit Wasserhöchstständen
Fassadenmalerei beim Restaurant Ratskeller Chöbu: Auszug der Oltner in den Schweizer Bauernkrieg 1653
Rückseite des Ratskellers
Fassadenmalerei über dem Hauptgeingang des Chöbu: Der letzte Frohburger
Olten, Holzstich, 1548
Olten, Kupferstich von Emanuel Büchel, zwischen 1754 und 1773
Literatur |
- Pierre Harb, Rudolf Fellmann, Martin Eduard Fischer, Peter Heim: Olten (Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Ernst Müller: Das römische Castrum in Olten. Oltner Neujahrsblätter, Band 27, 1969[1]
Weblinks |
Commons: Olten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Olten in der Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte
- Offizielle Website der Stadt Olten
Linkkatalog zum Thema Olten bei curlie.org (ehemals DMOZ)- Oltner Tagblatt vom 17. April 2016: Den Römern auf der Spur
Einzelnachweise |
↑ Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach Jahr, Kanton, Bezirk, Gemeinde, Bevölkerungstyp und Geschlecht (Ständige Wohnbevölkerung). In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 31. August 2018, abgerufen am 30. September 2018.
↑ "[ein] Pokal, den die lobl. Bürgerschaft von Olten Anno 1653 dem Altrat und Rittmeister
Benedikt Glutz, der sich im Bauernkriege durch seine Gerechtigkeit und Milde das Vertrauen des aufrührerischen Volkes gewonnen hatte, als Geschenk überreichte. Auf der Innenseite des Deckels befand sich ein Schild, 'das Wappen der Stadt Olten, mit drei Tannbäumen' und einer Umschrift." Hugo Dietschi, Miscellen : Das Wappen von Olten, Jahrbuch für solothurnische Geschichte 12 (1939).
Kurtz deutliche Grund-Zeichnung dess Alt-Teutschen Spartier-Lands, Das ist Schweitzerland. Blösslich entworffen vnd beschrieben von Johann Caspar Steinern, Burgern von Zürich. Rotweil, Bey Johann Jacob Schnell. Im Jahre 1680: "[Olten] ist mittler weil denen Bischoffen zu Basel zugeeignet worden, daher es selbiger Zeiten in de Statt-Wapen drey Stab, gleich wie jetzt drey Tannenbaum, führete."
↑ Martin Eduard Fischer: Der Kulturkampf in Olten : Wegbereiter und Akteure. In: Jahrbuch für solothurnische Geschichte. Band 86, 2013, S. 109–154, doi:10.5169/seals-392520.
↑ Wahlprotokoll. (PDF) Stadt Olten, 23. April 2017, abgerufen am 25. April 2017.
↑ Nationalratswahlen 2015: Stärke der Parteien und Wahlbeteiligung nach Gemeinden. In: Ergebnisse Nationalratswahlen 2015. Bundesamt für Statistik, 2016, abgerufen am 4. September 2016.
↑ Vreny Rötheli, Lotte Brechbühl-Ris: Kinderfeste und Feste mit Kindern: Sommer. In: Schweizerische Lehrerinnenzeitung. Band 85, Nr. 12, 1981, S. 5–6, doi:10.5169/seals-318065.
↑ Gabriele Plüss: Das Schulfest – einst und heute. In: Oltner Neujahrsblätter. 1986, S. 38–41.
↑ Stadttheater Olten, Olten SO. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1726.
↑ Buchmesse Olten
↑ Rumm Kunst: Olodunum
↑ Kantonsarchäologie Solothurn: Zwei Töpferöfen im römischen Vicus von Olten
↑ Sabine Flaschberger: “A bar of soap is a piece of hope.” Die Savonnerie Sunlight Olten 1898–1929. In: Jahrbuch für solothurnische Geschichte. Band 80, 2007, S. 7–193, doi:10.5169/seals-325248.
↑ Olten Tourismus: Olten – LiteraTour Stadt
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