Kleidermode
Kleidermode bezeichnet die Mode im Bereich der Kleidung. Umgekehrt formuliert ist Kleidermode der Teil der Kleidung, der modischem Wandel unterliegt. Im Gegensatz zum traditionellen Begriff „Tracht“ bezeichnet der Begriff Kleidermode eine nur kurzfristig übliche oder angemessene Art (oder Arten), sich zu kleiden, die in regelmäßigen Abständen aufgrund gesellschaftlicher Veränderung von neuen Moden abgelöst wird.
Damit impliziert der Begriff Kleidermode auch eine ästhetische Bedeutung von Kleidung und geht über das Verständnis von Kleidung als purem Gebrauchsgegenstand hinaus. Der Begriff trägt also dem Tatbestand Rechnung, dass Kleidung nicht nur dazu dient, den menschlichen Körper vor Wärme oder Kälte oder anderweitiger Beeinträchtigung durch die Außenwelt zu schützen, sondern auch dazu, ihn ästhetisch zu gestalten. Dies umfasst, ihn (nach unterschiedlichen Vorgaben) zu dekorieren, ihn zu formen, seine Vorzüge hervorzuheben bzw. als Mangel empfundene Komponenten des Aussehens zu kaschieren, sowie eine ästhetische Stimmung zu vermitteln, ein Lebensgefühl auszudrücken oder eine ästhetische Aussage zu treffen.
Der Geschmack und die Haltung bzgl. vieler dieser ästhetischen Gestaltungsmotiven ist gesellschaftlichen Moden unterworfen. Kleidermode ist der Sammelbegriff für alle Kleidung, die aufgrund dessen entsteht.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte der Mode
2 Museen
3 Ausbildung
4 Modemacher
5 Messen
6 Vermarktung
7 Textilindustrie
8 Motivationen zum Tragen modischer Kleidung
9 Zitate
10 Sonstiges
11 Siehe auch
12 Literatur
13 Weblinks
14 Einzelnachweise
Geschichte der Mode |
In der Antike kannte man bereits die Tunika und die Fibel. Im Römischen Reich trug man eine Toga oder eine Stola, es gab wechselnde Haartrachten; nur dem Imperator war es erlaubt, mit teurem Purpur gefärbte Gewänder zu tragen. Die Kleidung im Mittelalter (500–1500) war aus Flachsfaser oder Nesseltuch und spiegelte die Ständeordnung wider. Gegen Ende des Mittelalters, im 15. Jahrhundert, war eine zeitlang die fantasievolle Mode aus Burgund mit Zaddeln und Zacken, weiten Ärmeln, Hauben oder einem spitzen Hennin tonangebend. Die Kleidermode der Renaissance und der Reformation (1500–1550) kannte das Wams, die Schaube und als Kopfbedeckung das Barett. Die spanische Kleidermode (1550–1620) favorisierte das Korsett, die Heerpauke und die Halskrause. Die Kleidermode zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1610–1650) kannte den Schlapphut und die Stulpenstiefel. Die Kleidermode zur Zeit Ludwigs XIV. (1650–1715) brachte die Allongeperücke und den Manteau und Frankreich stieg für Jahrhunderte zur tonangebenden und führenden Nation in Sachen Mode auf. Die Kleidermode des Rokoko (1720–1789) fand Gefallen an Culottes und Contouche, während sich in der Zeit nach der Französischen Revolution in der Revolutions- und Empiremode (1789–1815) die Mode à la grecque entwickelte und die Herren begannen, lange Hosen zu tragen. Die Kleidermode der Restauration und des Biedermeier (1817–1840) brachte die Schute und den Vatermörder. Die Krinolinenmode (1840–1870) kannte den Reifrock für die Dame. Die Kleidermode der Gründerzeit bis 1900 (1871–1900) kleidete den Herrn militärisch in den Überrock und die Dame in ein Mieder.
Im zwanzigsten Jahrhundert folgten viele Trends aufeinander: Der französische Modeschöpfer Paul Poiret, Kreateur des so genannten Humpelrock (1910/11), brach als einer der ersten mit alten Konventionen, indem er Kleider kreierte, die auch ohne Korsett getragen werden konnten. Dies wird manchmal aber auch Coco Chanel zugeschrieben. Die Knickerbocker, welche schon seit den 1890er Jahren getragen wurden, trugen Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem weiteren Aufbrechen der traditionell geschlechterspezifischen Kleidermoden bei. Die Zeit des Ersten Weltkrieges brachte den Trenchcoat (engl. trench = Schützengraben); gegen Ende der 1920er Jahre und Beginn der 1930er Jahre begann sich eine immer freizügiger werdende Mode durchzusetzen, welche zu einem großen Teil der Designerin Elsa Schiaparelli zuzuschreiben ist. In den 1940er Jahren kamen die Nylonstrümpfe und als die Bedürfnisse der Kunden durch den Zweiten Weltkrieg eher "minimalistisch" wurden, erlebten in den 1950er Jahren Schöpfungen wie die Jeans und das T-Shirt einen großen Trend. In den 1960er Jahren begleitete der von Mary Quant propagierte Minirock die fortschreitende sexuelle Befreiung. Mit dem Aufkommen der Hot Pants war das 20. Jahrhundert noch lange nicht zu Ende. Kleidermode kann auch sein, überhaupt keine Kleidung zu tragen (siehe Freikörperkultur, Nude-Look) oder den Oberkörper unbedeckt zu lassen (siehe oben ohne).[1]
Folglich stellt die Kleidermode einen Bestandteil und eine Ausdrucksart des Überbegriffs Mode dar, welcher die Gesamtmenge der vorherrschenden Verhaltens-, Denk- und Gestaltmuster umschreibt.
Museen |
Heute dokumentieren die Galleria del custume in Florenz, das Metropolitan Museum of Art in New York, das Victoria and Albert Museum in London und das Musée Galliera in Paris die Modegeschichte. In Deutschland ist im Schloss Meyenburg eine der größten Sammlungen vom Mode der ersten acht Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, die Josefine Edle von Krepl zusammengetragen hat, ausgestellt.[2]
Ausbildung |
Der Schneider stellt traditionell Kleidungsstücke her. Man kann danach
Modedesign studieren. In London besteht zum Beispiel die Central Saint Martins College of Art and Design, in München die Deutsche Meisterschule für Mode.
Modemacher |
Bekannte deutsche Modemacher waren und sind etwa: Gabriele Strehle, Anja Gockel, Karl Lagerfeld, Tomas Maier; in Italien Giorgio Armani und Miuccia Prada; in Frankreich Jean Paul Gaultier und Christian Dior, in den Vereinigten Staaten Oleg Cassini und Ralph Lauren; in Russland Slawa Saizew.
Messen |
In Europa ist Düsseldorf die umsatzstärkste Modemessestadt; hier ist die Igedo tätig. Daneben gibt es die Messe Bread & Butter. Seit 2007 hat sich die Berlin Fashion Week etabliert. In Italien existiert die Mailänder Modewoche, in den USA die New York Fashion Week, in Frankreich die Fashion Week de Paris.
Vermarktung |
Die Modefotografie vermarktet Mode, indem sie Models bucht: Bekannte Gesichter waren und sind Claudia Schiffer, Marcus Schenkenberg, Toni Garrn, in Brasilien Gisele Bündchen.
Textilindustrie |
Die Bekleidungsindustrie nutzt das menschliche Verlangen nach Abwechslung zu verkaufsfördernden Zwecken und entwirft und produziert regelmäßig neue, zur Jahreszeit (Saison) passende Textilien. Durch Wechsel der Farben, Materialien und Modelle wird beim Konsumenten der Wunsch erzeugt, die alten, vielleicht noch nicht abgetragenen und immer noch passenden Kleidungsteile gegen neue auszutauschen, um die Gebote der Mode zu befolgen.
Von Modedesignern werden (mindestens) halbjährlich Entwürfe erarbeitet. Sie werden als aufeinander abgestimmte Kollektionen von Models auf Modeschauen oder Messen neun Monate vor Saisonbeginn vorgestellt. Oft wird hier (nicht nur zwecks Aufmerksamkeit) sehr künstlerisch und experimentell gearbeitet. Dadurch werden neue Stile sehr konsequent und radikal vorgeführt und so die vorgeschlagenen Neuerungen sehr klar und deutlich gemacht.
Die Textilindustrie und der Textilhandel lassen sich davon inspirieren und übernehmen die aktuellen Ideen (Farbe, Muster, Schnitt, Material) und erarbeiten daraus gemäßigtere, für den Massenmarkt "tragbare" Entwürfe. Diese werden heute zum großen Teil in Billiglohnländern günstig hergestellt und u. a. in Europa zum Saisonbeginn verkauft. Mode-Ketten wie H&M werfen pro Saison mehrere Kollektionen auf den Markt und können sich so kurzfristigen Trends anpassen. Unter der Produktion in Billiglohnländern leidet die europäische Textilindustrie.
Schon bevor Kleidermoden von Modedesignern, Modeunternehmen und Modehäusern propagiert werden, kündigen sich neue ästhetische Entwicklungen in der Gesellschaft, besonders bei innovativen, experimentierfreudigen und gesellschaftskritischen Bevölkerungsgruppen an. Modeunternehmen spüren diese Trends nicht selten mittels Trendscouts auf (Coolhunting) und lassen sich in ihren Entwürfen davon inspirieren.
Diese Gruppen, sowie Modedesigner und Trendsetter, spielen eine Schlüsselrolle für die Verbreitung und den Erfolg einer von den Designern vorgeschlagenen neuen Mode.
Motivationen zum Tragen modischer Kleidung |
- Lust an Abwechslung
- Bedürfnis nach Anpassung, Nicht unangenehm auffallen: Konformismus durch Tragen der bereits in der Bezugsgruppe etablierten Mode; Bedürfnis nach Anpassung infolge von Unsicherheiten in ästhetischen oder anderen Fragen
- Bedürfnis nach Abgrenzung, Lust am modischen Experiment, Beeindrucken, Abhebung von der Masse, Statussymbol: Tragen der neuen, in der Bezugsgruppe noch nicht etablierten Mode; Zeigen, dass man auf dem neuesten Stand ist, kreativ ist, innovativ, etc; Tragen sehr seltener, individueller und teurer Moden; Zur-Schau-Stellen des gesellschaftlichen Ranges
Zitate |
"Wissen Sie, Phipps, Mode ist das, was man selber trägt. Geschmacklos ist das, was andere tragen." (Oscar Wilde)
"Ich bin gegen Mode, die vergänglich ist. Ich kann nicht akzeptieren, dass man Kleider wegwirft, nur weil Frühling ist." (Coco Chanel)
"Kleide Dich nicht unter und nicht über Deinen Stand; nicht über und nicht unter Dein Vermögen; nicht phantastisch; nicht bunt; nicht ohne Not prächtig, glänzend noch kostbar; aber reinlich, geschmackvoll, und wo Du Aufwand machen mußt, da sei Dein Aufwand zugleich solide und schön. Zeichne Dich weder durch altväterische, noch jede neumodische Torheit nachahmende Kleidung aus. Wende einige größere Aufmerksamkeit auf Deinen Anzug, wenn Du in der großen Welt erscheinen willst. Man ist in Gesellschaft verstimmt, sobald man sich bewußt ist, in einer unangenehmen Ausstaffierung aufzutreten." - Adolph Freiherr von Knigge, Allgemeine Bemerkungen und Vorschriften über den Umgang mit Menschen
"Mode ist eine so unerträgliche Form der Hässlichkeit, dass wir sie alle sechs Monate ändern müssen." (Oscar Wilde)
"Mode ist nicht nur eine Frage der Kleidung. Mode hat etwas mit Ideen zu tun, damit, wie wir leben." (Coco Chanel)[3]
"Der Stil ist der Mode überlegen. Er läßt sich von der Mode anregen und greift ihre Ideen auf, ohne sie ganz zu übernehmen. Niemand mit Stilbewußtsein würde seine Art, sich zu kleiden, nur um der Mode willen radikal ändern. Was Stil von Mode unterscheidet, ist die Qualität." (Giorgio Armani)
Sonstiges |
Die Hutmode, genauer das Tragen von Kopfbedeckung, war dasjenige Kleidungsstück, das vom 10. – 20. Jahrhundert die längste andauernde Kleidermode im westlichen Kulturkreis war.
Siehe auch |
- Mode
- Modedesign
- Kleidung
- Textil- und Bekleidungsindustrie
- Kategorie:Modeschule
Literatur |
- Gertrud Lehnert: Mode. Ein Schnellkurs. Aktualisierte Neuauflage DuMont, Köln 2003, ISBN 978-3-8321-9123-8.
- N. J. Stevenson: Die Geschichte der Mode: Stile, Trends und Stars (Originaltitel: The Chronology of Fashion, übersetzt von Waltraud Kuhlmann und Birgit Lamerz-Beckschäfer), Haupt, Bern / Stuttgart / Wien 2011, ISBN 978-3-258-60032-1.
- Jutta Sywottek: Darf man jetzt von Mode sprechen? Bekleidung und Textilwirtschaft im Nachkriegsdeutschland. Arete Verlag, Hildesheim 2014. ISBN 978-3-942468-22-0.
- Barbara Schmelzer-Ziringer: Mode Design Theorie, Böhlau Verlag/Uni-Taschenbücher-Verlag, Köln/Weimar/Wien 2015, ISBN 9783825244033
Weblinks |
Das Fashion-Wörterbuch Glossar der Modefachsprache von Burkhard Treude
La Couturière Parisienne Umfassende Informationen zur Modegeschichte
Modeszene Online-Magazin des Goethe-Instituts über die deutsche Modeszene
Einzelnachweise |
↑ Entwicklungen der Mode-Welt
↑ Bei der Modegräfin. In: Deutschlandfunk. (deutschlandfunk.de [abgerufen am 25. November 2018]).
↑ Coco-Chanal-Zitate