Laurence Olivier






Laurence Olivier (1939); Fotografie von Carl van Vechten aus der Van Vechten Collection der Library of Congress




Laurence Olivier, Baron Olivier (1972); Fotografie von Allan Warren


Laurence Kerr Olivier, Baron Olivier, OM (* 22. Mai 1907 in Dorking, Surrey, England; † 11. Juli 1989 in Steyning, West Sussex, England), war ein britischer Schauspieler, Regisseur, Produzent und Theaterleiter. Der dreifache Oscar-Preisträger wird als einer der größten englischsprachigen Bühnen- und Filmdarsteller des 20. Jahrhunderts angesehen.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Karriere


  • 2 Privatleben


  • 3 Auszeichnungen und Ehrungen


  • 4 Filmografie (Auswahl)


  • 5 Literatur


  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Karriere |


Laurence Olivier wurde als jüngstes von drei Kindern des Pfarrers Gerard Kerr Olivier (1869–1939) und seiner Frau Agnes Louise (1871–1920) geboren. Der streng religiös erzogene Junge besuchte die St. Edwards School in Oxford. Als er 17 Jahre alt war, entschied sein Vater, dass er eine Schauspielschule besuchen solle. 1926 trat er der Birmingham Repertory Company bei, bei der er mit der Zeit anspruchsvollere Rollen spielen konnte. 1930 heiratete er die Schauspielerin Jill Esmond. Im selben Jahr drehte er seinen ersten Film, The Temporary Widow, nach dem Theaterstück Hokuspokus von Curt Goetz. Schon bald erarbeitete er sich einen Ruf als exzellenter Darsteller, vor allem in Shakespeare-Stücken. Den endgültigen Durchbruch zum Theaterstar brachte ihm Romeo und Julia im Jahre 1935. Der Autor Charles Bennett schrieb über Oliviers Leistungen in Shakespeare-Stücken, dass seine Sprache so natürlich wirke, als ob er seine Sätze gerade erst denken würde.[1]


Laurence Olivier begann Ende der 1930er-Jahre eine Affäre mit der damals noch unbekannten Vivien Leigh. Nachdem sie ebenfalls berühmt geworden war, drehte er mehrere Filme mit ihr (darunter als Lord Nelson in Lord Nelsons letzte Liebe) und heiratete sie im August 1940. Seine Darstellung des hasserfüllten Liebhabers Heathcliff im Film Wuthering Heights (1939) nach Emily Brontës gleichnamigen Roman brachte Olivier seine erste Oscar-Nominierung ein. Durch Wuthering Heights wurde er auch in Hollywood schlagartig bekannt und war dort in der Folge meist in aufwendigen Filmen in „typisch britischen“ Rollen zu sehen. Weitere anspruchsvolle Liebhaberrollen in Literaturverfilmungen, darunter als aufbrausender Maxim de Winter in Alfred Hitchcocks Hollywood-Debüt Rebecca und als eitler Mr. Darcy in Robert Z. Leonards Stolz und Vorurteil, folgten.


Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges ließ sich Olivier zum Piloten ausbilden, er kam aber nie zum Einsatz. 1944 war er Mitbegründer der neuen Old Vic Company, mit der er fünf erfolgreiche Spielzeiten am Old Vic Theatre absolvierte. So reüssierte er als Richard III.; als ein darstellerischer Höhepunkt wurde auch seine Verkörperung von Sophokles’ Ödipus und die des Mister Puff in Sheridans Komödie Der Kritiker an einem Theaterabend angesehen. Seine Liebe für Shakespeares Dramen brachte er als Schauspieler und Regisseur auch durch einige Filme zum Ausdruck, bei denen er zum Teil auch als Produzent fungierte: 1944 drehte er seinen ersten Shakespeare-Film, Heinrich V., es folgten die Verfilmungen Hamlet 1948 und Richard III. 1955. In allen diesen Filmen spielte er jeweils auch die Titelrolle und erhielt exzellente Kritiken.


Die Bühnenproduktion von Othello 1964 war 1965 auch als Film ein weiterer Erfolg. Olivier war einer der Mitbegründer des National Theatre und längere Zeit dessen Intendant. Ab 1967 litt er zunehmend unter gesundheitlichen Problemen. Als Filmregisseur trat er mit Drei Schwestern nach Tschechow 1970 das letzte Mal in Erscheinung; seinen letzten Bühnenauftritt erlebte er im März 1974 als John Tagg in Trevor Griffiths’ The Party. Bis 1985 wirkte er in Filmen von unterschiedlicher Qualität mit. Oliviers deutscher Stammsprecher war Wilhelm Borchert, der zuweilen von Siegmar Schneider, Friedrich Schoenfelder und Siegfried Schürenberg vertreten wurde.[2] Fünfzehn Jahre nach seinem Tod wurden für den Film Sky Captain and the World of Tomorrow alte Aufnahmen von ihm digitalisiert, die für die Rolle des Doktor Totenkopf Verwendung fanden.


Während seiner langen Karriere war er insgesamt 11-mal für einen Oscar nominiert. 1947 wurde er zum Ritter (Knight Bachelor) geschlagen und am 5. März 1971 zum Life Peer als Baron Olivier, of Brighton in the County of Sussex, erhoben. Trotz all dieser Erfolge und auch nach seiner Erhebung in den Adelsstand bestand er darauf, schlicht als „Larry“ angesprochen zu werden. Nach ihm ist der alljährlich vergebene Laurence Olivier Award für Theater- und Musicalproduktionen im Londoner West End benannt.


Mit dem Baronstitel war ein Sitz im House of Lords verbunden, in das er am 24. März 1971 formell eingeführt wurde.[3] Im Hansard ist eine Parlamentsrede von ihm verzeichnet.[4]



Privatleben |


Olivier war von 1930 bis 1940 in erster Ehe mit Jill Esmond verheiratet. Mit ihr hatte er einen Sohn namens Tarquin (Regisseur). Schon 1938 begann er jedoch eine Beziehung zu Vivien Leigh, die seinetwegen ihren Ehemann verließ und ihn 1940 heiratete. Die Ehe hielt offiziell bis 1960. In dritter Ehe war er ab 1961 mit der Schauspielerin Joan Plowright verheiratet, die er 1958 während der Dreharbeiten zu Der Komödiant kennengelernt hatte, in dem er die Titelrolle verkörperte und sie als seine Tochter auftrat. Miteinander hatten sie drei Kinder: Richard (Regisseur), Tamsin und Julie-Kate Olivier (beide Schauspielerinnen).


Laurence Olivier starb im Alter von 82 Jahren in seinem Haus an Nierenversagen. Nach der Einäscherung wurde seine Urne − als eine Ehre für nur wenige Schauspieler − in der Poets’ Corner der Londoner Westminster Abbey beigesetzt.[5][6]



Auszeichnungen und Ehrungen |


Oscar


  • Auszeichnungen


1947: Ehrenpreis für „seine herausragende Leistung als Schauspieler, Produzent und Regisseur in der Kino-Adaption Heinrichs V.“

1949: Bester Hauptdarsteller (Hamlet)

1979: Ehrenpreis für „seine ausfüllende Arbeit, die einzigartigen Leistungen seiner ganzen Karriere und seinen Beitrag zur Kunstform des Films als Lebenswerk“


  • Nominierungen


1940: Bester Hauptdarsteller (Sturmhöhe)

1941: Bester Hauptdarsteller (Rebecca)

1947: Bester Hauptdarsteller (Heinrich V.)

1949: Beste Regie (Hamlet)

1957: Bester Hauptdarsteller (Richard III.)

1961: Bester Hauptdarsteller (Der Komödiant)

1966: Bester Hauptdarsteller (Othello)

1973: Bester Hauptdarsteller (Mord mit kleinen Fehlern)

1977: Bester Nebendarsteller (Der Marathon-Mann)

1979: Bester Hauptdarsteller (The Boys from Brazil)


British Academy Film Award


  • Auszeichnungen


1956: Bester britischer Darsteller (Richard III.)

1970: Bester Nebendarsteller (Oh! What a Lovely War)

1976: Academy Fellowship


  • Nominierungen


1953: Bester britischer Darsteller (Carrie)

1958: Bester britischer Darsteller (Der Prinz und die Tänzerin)

1960: Bester britischer Darsteller (Der Teufelsschüler)

1961: Bester britischer Darsteller (Der Komödiant)

1963: Bester britischer Darsteller (Term of Trial)

1974: Bester Hauptdarsteller (Mord mit kleinen Fehlern)

1974: Bester Fernsehschauspieler (Eines langen Tages Reise in die Nacht)

1983: Bester Fernsehschauspieler (A Voyage Round My Father)


David di Donatello



1957: Beste ausländische Produktion (Richard III.)

1973: Bester ausländischer Schauspieler (Mord mit kleinen Fehlern)


Emmy


  • Auszeichnungen


1960: Herausragende Einzeldarbietung eines Darstellers – Haupt- oder Nebenrolle (The Moon and the Sixpence)

1973: Herausragende Einzeldarbietung eines Hauptdarstellers (Eines langen Tages Reise in die Nacht)

1975: Herausragender Hauptdarsteller in einem Special – Drama oder Komödie (Liebe in der Dämmerung)

1982: Herausragender Nebendarsteller in einer limitierten Serie oder einem Special (Great Performances: Brideshead Revisited)

1984: Herausragender Hauptdarsteller in einer limitierten Serie oder einem Special (König Lear)


  • Nominierungen


1968: Herausragende dramatische Sendung (Onkel Wanja)

1970: Herausragende Einzeldarbietung eines Hauptdarstellers (David Copperfield)

1974: Bester Hauptdarsteller in einem Drama (Der Kaufmann von Venedig)

1987: Herausragender Nebendarsteller in einer Miniserie oder einem Special (Lost Empires)


Golden Globe Award


  • Auszeichnungen


1949: Bester Hauptdarsteller (Hamlet)

1977: Bester Nebendarsteller (Der Marathon-Mann)

1983: Cecil B. DeMille Award für sein Lebenswerk


  • Nominierungen


1961: Bester Hauptdarsteller – Drama (Spartacus)

1973: Bester Hauptdarsteller – Drama (Mord mit kleinen Fehlern)

1980: Bester Nebendarsteller (Ich liebe dich – I love you – Je t’aime)


National Board of Review



1946: Bester Hauptdarsteller (Heinrich V.)

1978: Bester Hauptdarsteller (The Boys from Brazil)


New York Film Critics Circle Award



1946: Bester Film (Heinrich V., Platz 3)

1946: Beste Regie (Heinrich V., Platz 2)

1946: Bester Hauptdarsteller (Heinrich V.)

1948: Beste Regie (Hamlet, Platz 2)

1948: Bester Hauptdarsteller (Hamlet)

1960: Bester Hauptdarsteller (Der Komödiant, Platz 3)

1972: Bester Hauptdarsteller (Mord mit kleinen Fehlern)


Weitere Auszeichnungen



1948: Goldener Löwe der Filmfestspiele von Venedig (Hamlet)

1949: Bodil für den Besten europäischen Film (Hamlet)

1949: Kinema-Jumpō-Preis für den Besten fremdsprachigen Film (Heinrich V.)

1950: Italienischer Filmkritikerpreis der Filmfestspiele von Venedig (Hamlet)

1950: Nastro d’Argento des Italienischen Nationalverbands der Filmjournalisten als Bester Regisseur eines ausländischen Films (Heinrich V.)

1956: Internationaler Preis der Berlinale (Richard III.)

1957: Jussi als Bester ausländischer Schauspieler (Richard III.)

1960: Darstellerpreis der Internationalen Filmfestspiele von Karlovy Vary (Der Komödiant)

1966: Sonning-Preis der Universität Kopenhagen

1971: Mitglied der American Academy of Arts and Sciences

1979: Saturn-Award-Nominierung als Bester Hauptdarsteller (The Boys from Brazil)

1983: Film Society of Lincoln Center Gala Tribute

1984: CableACE Award als Schauspieler in einer dramatischen- oder Theatersendung (Mr. Halpern und Mr. Johnson)

1985: Banff Television Festival Award of Excellence

1988: Internationaler Antonio-Feltrinelli-Preis

  • Das American Film Institute wählte ihn auf Platz 14 in der Liste der 25 größten männlichen Filmlegenden aller Zeiten.

  • Ein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame trägt seinen Namen bei der Adresse 6321 Hollywood Blvd.

  • Sein Grab liegt im Poets’ Corner in der Westminster Abtei in London; er ist – nach David Garrick – bisher der zweite Bühnenschauspieler, dem diese Ehrung zuteilwurde.

  • Der nach ihm benannte Laurence Olivier Award gilt als renommiertester Theaterpreis Großbritanniens.




Negativpreise


Goldene Himbeere



1981: Schlechtester Nebendarsteller (Der Jazz-Sänger)

1983: Schlechtester Schauspieler (Inchon)



Filmografie (Auswahl) |


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  • 1930: The Temporary Widow (engl. Vers. des dt. Films Hokuspokus)

  • 1936: Wie es Euch gefällt (As You Like It)

  • 1937: Feuer über England (Fire Over England)

  • 1939: Sturmhöhe (Wuthering Heights)

  • 1939: Testflug QE 97 (Q Planes)

  • 1940: Rebecca

  • 1940: Stolz und Vorurteil (Pride and Prejudice)

  • 1941: Lord Nelsons letzte Liebe (That Hamilton Woman)

  • 1941: 49th Parallel

  • 1944: Heinrich V. (Henry V)

  • 1948: Hamlet

  • 1951: Der wunderbare Flimmerkasten (The Magic Box)

  • 1952: Carrie

  • 1953: Die Bettleroper (The Beggar’s Opera)

  • 1955: Richard III.

  • 1957: Der Prinz und die Tänzerin (The Prince and the Showgirl)

  • 1959: Der Teufelsschüler (The Devils’s Disciple)

  • 1960: Der Komödiant (The Entertainer)

  • 1960: Spartacus

  • 1962: Spiel mit dem Schicksal (Term of Trial)

  • 1965: Bunny Lake ist verschwunden (Bunny Lake Is Missing)

  • 1965: Othello

  • 1966: Khartoum

  • 1968: In den Schuhen des Fischers (The Shoes of the Fisherman)

  • 1968: Romeo und Julia (Romeo and Juliet)

  • 1969: Oh! What a Lovely War

  • 1969: Luftschlacht um England (Battle of Britain)

  • 1971: Nikolaus und Alexandra (Nicholas and Alexandra)

  • 1972: Mord mit kleinen Fehlern (Sleuth)

  • 1972: Die große Liebe der Lady Caroline (Lady Caroline Lamb)

  • 1973: Die Welt im Krieg (Sprecher)

  • 1975: Liebe in der Dämmerung (Love Among the Ruins)

  • 1976: Kein Koks für Sherlock Holmes (The Seven-Per-Cent Solution)

  • 1976: Der Marathon-Mann (Marathon Man)

  • 1977: Die Brücke von Arnheim (A Bridge Too Far)

  • 1977: Jesus von Nazareth (Jesus of Nazareth)

  • 1978: The Boys from Brazil

  • 1979: Dracula

  • 1979: Ich liebe dich – I Love You – Je t’aime (A Little Romance)

  • 1980: Der Jazz-Sänger (The Jazz Singer)

  • 1981: Inchon

  • 1981: Kampf der Titanen (Clash of the Titans)

  • 1983: Agenten sterben zweimal (The Jigsaw Man)

  • 1983: Wagner – Das Leben und Werk Richard Wagners (Fernsehserie, 5 Folgen)

  • 1984: Elfenbeinturm (The Ebony Tower, TV)

  • 1984: Die Bounty (The Bounty)

  • 1984: Die letzten Tage von Pompeji (The Last Days of Pompeii, Fernsehdreiteiler)

  • 1985: Wildgänse 2 (Wild Geese II)

  • 1989: War Requiem

  • 2004: Sky Captain and the World of Tomorrow (posthum)




Literatur |



  • Laurence Olivier: Confessions of an Actor. Simon & Schuster 1982, ISBN 0-671-41701-0. / deutsch: Bekenntnisse eines Schauspielers aus d. Engl. von Gerhard Beckmann u. Irene Rumler (Anh.). Bertelsmann, München 1985, ISBN 3-570-00896-7.

  • Robert L. Daniels: Laurence Olivier : Cinema and Theatre. A.S. Barnes/Tantivy Press, 1980, ISBN 0-498-02287-0.

  • Donald Spoto: Sir Laurence Olivier. Eine Biographie. (OT: Laurence Olivier. A Biography). Heyne, München 1992, ISBN 3-453-05596-9.

  • Jerry Vermilye: The Complete Films of Laurence Olivier. Carol, 1992, ISBN 0-8065-1302-0.



Weblinks |



 Commons: Laurence Olivier – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien



  • Literatur von und über Laurence Olivier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek


  • Laurence Olivier in der Internet Movie Database (englisch)


  • Laurence Kerr Olivier, Baron Olivier bei ThePeerage.com



Einzelnachweise |




  1. imdb.com


  2. Laurence Olivier in der Deutschen Synchronkartei


  3. Hansard: Lord Olivier


  4. Hansard: Mr Laurence Oliver: Contributions 1971


  5. knerger.de: Das Grab von Laurence Olivier


  6. history.co.uk: Biographie von Laurence Olivier (englisch)




































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