Berlin-Johannisthal
Johannisthal Ortsteil von Berlin | |
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Koordinaten | 52° 26′ 36″ N, 13° 30′ 8″ O52.44333333333313.50222222222234 |
Höhe | ≈ 34 m ü. NN |
Fläche | 6,54 km² |
Einwohner | 20.037 (30. Jun. 2018) |
Bevölkerungsdichte | 3064 Einwohner/km² |
Eingemeindung | 1. Okt. 1920 |
Postleitzahl | 12487 |
Ortsteilnummer | 0904 |
Verwaltungsbezirk | Treptow-Köpenick |
Johannisthal ist ein Ortsteil im Bezirk Treptow-Köpenick von Berlin. Bis zur Verwaltungsreform 2001 war es ein Ortsteil des ehemaligen Bezirks Treptow.
Der Ortsteil ist geprägt von lockerer Bebauung. Johannisthal ist vermutlich nach dem Kolonienherrn Kammerrat Johann Wilhelm Werner († 1754) benannt.
Inhaltsverzeichnis
1 Geografie
1.1 Lage
1.2 Siedlungen
2 Geschichte
2.1 Von der Gründung bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
2.2 Von 1945 bis zum Fall der Mauer
2.3 Seit 1989
3 Filmatelier Johannisthal und Studio für Synchronisation
4 Ausgewählte Straßen
5 Prominente Johannisthaler
6 Siehe auch
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Geografie |
Lage |
Der Ortsteil Niederschöneweide geht fließend in die zunehmend lockerere Bebauung von Johannisthal über. So liegen am Nordostrand Arbeitersiedlungen und der S-Bahn-Anschluss Schöneweide. Im Südosten in Richtung Adlershof liegen Betriebsgelände zum ehemaligen Flugplatz Johannisthal. Nach Südwesten in Richtung Rudow wird das Gebiet begrenzt durch die A 113 und den Teltowkanal.
Im Süden und Südwesten Johannisthals befand sich die Berliner Mauer als Grenze zu West-Berlin. Nach Nordwesten in Richtung Baumschulenweg liegt die Königsheide, ein Waldstück, und südwestlich davon die Ortslage Späthsfelde.
Die Abgrenzung des Ortsteils Johannisthal veränderte sich im 20. Jahrhundert zweimal:
Im Zuge einer Grenzregulierung der Verwaltungsbezirke und Polizeiverwaltungen durch das Land Berlin vom 12. Oktober 1937 wurden die Flächen südlich des Lindhorst- und Akeleiwegs (Schliemann-Siedlung) bis zum Teltowkanal von Rudow, die Siedlung Späthsfelde von Britz und Buckow zu Johannisthal umgemeindet.
Mit Beschluss des Bezirksamtes vom Dezember 1997 wurden die Ortsteilgrenzen im Bezirk Treptow an verschiedenen Stellen verändert. Die Siedlung Späthsfelde wurde neu dem Ortsteil Baumschulenweg, die südliche Hälfte des früheren Flugplatzes Johannisthal mit der WISTA dem Ortsteil Adlershof angegliedert.
Siedlungen |
- Eisenbahnsiedlung (Friedrich-List-Straße, Südostallee)
- Kolonialbeamtensiedlung (Am Alten Fenn, Oststraße, Weststraße, Breiter Weg)
- Komponisten-Viertel (Fielitzstraße)
- Schliemann-Siedlung (Eisenhutweg)
- Johannisthal-Süd (Sterndamm, Springbornstraße, Stubenrauchstraße)
- Flugplatz-Siedlung
Geschichte |
Von der Gründung bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs |
Die Siedlung Johannisthal wurde auf der Grundlage des Erbzinsvertrags zwischen dem Kammerrat Johann Wilhelm Werner und dem preußischen Staat vom 16. November 1753 gegründet. Wie das benachbarte Adlershof war Johannisthal somit ein Ergebnis der inneren Kolonisation zur Regierungszeit Friedrichs II. Zu den Kolonisten gehörten Seiler aus der Pfalz.
Im Jahr 1880 wurde der bisherige Haltepunkt an der Berlin-Görlitzer Eisenbahn, Johannisthal-Neuer Krug, nach Südosten verlegt, zum Bahnhof umgebaut und in Johannisthal-Niederschöneweide umbenannt. Ab 1895 hieß der Bahnhof Niederschöneweide-Johannisthal. Seit 1929 gilt der gegenwärtige Name Berlin-Schöneweide. 1884 wurde dem Ort der Titel „Bad Johannisthal“ zugesprochen, der jedoch aufgrund der zunehmend verdichteten Bebauung mit folgendem Versiegen der Quelle rasch wieder verlorenging. 1901 eröffnete das Wasserwerk Johannisthal seinen Betrieb. 1905–1906 erbaute die Gemeinde nach Entwürfen des Charlottenburger Bildhauers und Architekten Georg Roensch das im Neorenaissance-Stil gehaltene Rathaus Johannisthal (heute: Soziokulturelles Zentrum und Heimatmuseum). 1912 erfolgte die Umbenennung der Landgemeinde Johannisthal in Berlin-Johannisthal.
In Johannisthal wurde 1909 der zweite deutsche Motorflugplatz, der Flugplatz Johannisthal, eröffnet. Am 11. Juni 1911 starteten von Johannisthal 25 Piloten zum Deutschen Rundflug, der in 13 Etappen über 1854 Kilometer bis nach Köln und zurück führte. Der Flug war auf vier Wochen begrenzt. Einige der Pioniere der Luftfahrt in Deutschland gingen an den Start: Emile Jeannin (Flugschein Nr. 6), Eugen Wiencziers, (Nr. 8), Robert Thelen (Nr. 9) und Otto Lindpaintner (Nr. 9), der als einziger die erste Etappe bis nach Magdeburg schaffte. Zum Sieger wurde Benno König ernannt, der mit seinem Albatros-Doppeldecker fast die gesamte Strecke geflogen war.[1]
Im Jahr 1913 stürzte hier das Zeppelin-Luftschiff LZ 18 ab. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg siedelten sich am Rande des Flugplatzes insbesondere Unternehmen des Flugzeugbaus an, hier wurden Flugzeuge wie die Rumpler-Etrich-Taube gebaut.
In Johannistal begann die Geschichte der zivilen Luftpost in Deutschland am 5. Februar 1919. Von diesem Tag an starteten zweimal täglich Flugzeuge in Berlin-Johannisthal, um Postsendungen – vor allem Zeitungen – von der Hauptstadt zum Tagungsort der verfassunggebenden Nationalversammlung in Weimar zu transportieren. Diese Flugpostverbindung konnte vorerst ausschließlich von den Abgeordneten der Nationalversammlung in Anspruch genommen werden, die wegen der revolutionären Lage in Berlin in die damalige thüringische Hauptstadt ausgewichen war. Wenige Monate später wurde diese Flugpostlinie auch für die Öffentlichkeit freigegeben.
Die Eingliederung Johannisthals zu einem Ortsteil Groß-Berlins erfolgte im Jahr 1920 durch das Groß-Berlin-Gesetz.
Die evangelische Kirche Johannisthal wurde 1921 in einem Gebäude am Sterndamm 92–96, das früher als Kurhaus und Kino gedient hatte, eingeweiht.
Zwischen 1933 und 1945 befand sich am südlichen Rand des Flugplatzes der Hauptsitz des Medikamentenherstellers Temmler, der dort unter anderem das als kriegswichtig eingestufte Pervitin produzierte.
Von 1945 bis zum Fall der Mauer |
Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 nutzte die Rote Armee kurzzeitig den Flugplatz. Im Jahr 1953 entstand in Johannisthal der erste Großplatten-Experimentalbau der DDR als Versuchsbau der Deutschen Bauakademie in der Engelhardstraße 11–13. Carl Fieger hatte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung dieses Projekts.
Am 13. August 1961 wurde der Ortsteil durch den Bau der Berliner Mauer vom benachbarten West-Berliner Bezirk Neukölln getrennt. Von 1986 bis Herbst 1989 war auf dem Gelände am Groß-Berliner Damm 82–100 das Artillerieregiment 26 bzw. ab 1986 die 1. und 2. Abteilung der 40. Artilleriebrigade der NVA, unter Mitnutzung von Gebäuden und Flächen des ehemaligen Flugplatzes Johannisthal (u. a. die historische Flugzeughalle) stationiert, nachdem das zuvor dort ansässige Grenzwachregiment der Grenztruppen der DDR diesen Standort räumen musste.
Seit 1989 |
Im Jahr 1995 wurde der Flugplatz endgültig geschlossen. Auf einem größeren Teil der Fläche befindet sich der Landschaftspark Johannisthal/Adlershof. Am nördlichen Rand dieses Landschaftsparks blieb eine Fläche als Brache bis in die 2010er Jahre erhalten. Der Berliner Senat hat im Jahr 2018 einen Stadtentwicklungsplan veröffentlicht, nach dem hier entlang des Segelfliegerdamms ein „qualitätsvolles Wohngebiet“ mit 1800 Wohnungen bis zum Jahr 2015 entstehen soll.[2]
Seit 2005 ist Johannisthal durch die Anschlussstelle Stubenrauchstraße der A 113 an das Autobahnnetz angebunden.
Filmatelier Johannisthal und Studio für Synchronisation |
Als Folge des Versailler Friedensvertrages, in dem der Bau von Flugzeugen eingeschränkt wurde, gründete sich in ehemaligen Werkhallen des Flugplatzes am 20. Januar 1920 die Johannisthaler Filmanstalt GmbH (JOFA-ATELIER). Der Eigentümer des Geländes ließ zuvor durch den Ingenieur Willy Hackenberger einige Produktionshallen umbauen. Als das damals „größte Filmatelier der Welt“[3] entwickelte es sich unter der folgenden Geschäftsführung des Ingenieurs Hanns Otto zu einem der erfolgreichsten Filmstudios Deutschlands.[4]
Hier entstanden bis 1930 fast 400 Filme, darunter verschiedene Klassiker:
- 1921 und 1922: Dr. Mabuse, der Spieler, Regie: Fritz Lang, Drehbuch: Thea von Harbou,
- 1921 und 1922: Danton, Regie: Dimitri Buchowetzki, nach einem Buch von Georg Büchner und Othello (1922), Regie: Dimitri Buchowetzki, Drehbuch: Buchowetzki/Hagen,
- 1922: Nosferatu, eine Symphonie des Grauens (Studioaufnahmen), von Friedrich Wilhelm Murnau mit Max Schreck,
- 1928: Schinderhannes, Regie: Curtis Bernhardt, Drehbuch: Carl Zuckmayer,
- 1929: Mutter Krausens Fahrt ins Glück, Regie: Phil Jutzi, Drehbuch: Willi Döll/Johannes Fethke.
Im Jahr 1929 wurde auf Tonfilm umgestellt und in den 1930er Jahren wurden die Ateliers durch die Tobis-Filmkunst GmbH übernommen.
Bereits kurz nach dem Kriegsende 1945 wurde auf diesem Gelände die Synchronfassung von Iwan der Schreckliche produziert.
Am 17. Mai 1946 übernahm die DEFA neben der Ufa auch den Tobis-Standort in Johannisthal. Im gleichen Jahr entstand dort der erste gesamtdeutsche Nachkriegsspielfilm Die Mörder sind unter uns mit Hildegard Knef in der Hauptrolle unter der Regie von Wolfgang Staudte.
Ab 1952 entstand hier das DEFA-Studio für Synchronisation, in dem bis 1989 über 7000 Spielfilme bzw. Serienfolgen synchronisiert wurden.
In den Filmateliers produzierte die „Gruppe Johannisthal“ der DEFA bis 1990 Filme wie Jakob der Lügner (1974), nach Jurek Becker (einzige DDR-Produktion, die für den Oscar in der Kategorie bester fremdsprachiger Film nominiert wurde) oder so erfolgreiche[5]Musikfilme wie Heißer Sommer (1968) und Lustspielfilme Der Mann, der nach der Oma kam (1972).[6]
Ab den 1960er Jahren wurden die Ateliers auch zu Produktionen des DDR-Fernsehens benutzt.[4]
Ausgewählte Straßen |
- Sterndamm
- Königsheideweg
- Südostallee
- Groß-Berliner Damm
- Segelfliegerdamm
- Springbornstraße (benannt nach Otto Springborn)
- Straße am Flugplatz
- Herrenhausstraße
- Winckelmannstraße (ältester Teil Johannisthals und benannt nach Johann Joachim Winckelmann)
- Johannes-Werner-Straße (benannt nach dem Namensgeber des Ortsteils Johannisthal)
- Eisenhutweg (verlief neben der Berliner Mauer)
- Stubenrauchstraße (benannt nach Ernst von Stubenrauch)
- Engelhardstraße (benannt nach Paul Engelhard)
- Hagedornstraße (benannt nach Friedrich von Hagedorn)
- Haeckelstraße (benannt nach Ernst Haeckel)
- Friedrich-List-Straße (benannt nach Friedrich List)
- Ellernweg (benannt nach der volkstümlichen Bezeichnung für Erlen) Hier befindet sich das Gebrüder-Montgolfier-Gymnasisum; die Schule hieß zuvor 9. POS Herta Geffke[7]
Prominente Johannisthaler |
Angelika Barbe (* 1951), DDR-Bürgerrechtlerin, MdB 1990–1994
Melli Beese (1886–1925), erste deutsche Pilotin- Robert Busch, (Gemeindevorsteher 1911)[8]
Luigi Colani (* 1928), Designer
Heinrich Deiters (1887–1966), Reformpädagoge
Ludwig Deiters (1921–2018), Architekt, Generalkonservator der DDR
Friedrich Ebert junior (1894–1979), Oberbürgermeister von Ost-Berlin
Klaus Feldmann (* 1936), DDR-Journalist
Horst Gibtner (1940–2006), letzter DDR-Verkehrsminister
Bernhard Grzimek (1909–1987), Tierarzt, Zoologe
Gregor Gysi (* 1948), Rechtsanwalt, Politiker, MdB
Klaus Gysi (1912–1999), DDR-Kulturminister, Botschafter
Jürgen Hilbrecht (* 1942), Schauspieler, Regisseur, Sänger, Kabarettist
Lutz Jahoda (* 1927), Schauspieler, Entertainer, Sänger und Autor
Helene Kirsch (1906–1999), Mitglied des Reichstages (KPD)
Inge Kießig (1925–2006), Schauspielerin, Autorin
Fritz Klein (1924–2011), Historiker
Claudia Uhle (* 1976), Musikerin,
Sängerin der Gruppe X-Perience
Matthias Uhle (* 1973), Musiker,
Gründer der Gruppe X-Perience
- Carl August Uthemann und seine Ehefrau Friederike, geb. Bunzel, Gutsbesitzer 1836[9]
Dieter Zechlin (1926–2012), Pianist
Siehe auch |
- Liste der Kulturdenkmale in Berlin-Johannisthal
- Liste der Stolpersteine in Berlin-Johannisthal
- Flugplatz Johannisthal
Weblinks |
Commons: Berlin-Johannisthal – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
BA Treptow-Köpenick – Johannisthal – Information zum Ortsteil, Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin
Einzelnachweise |
↑ Ich kann nicht mehr. Ich muss landen. In: FAZ, 7. Juni 2011, S. T6
↑ Ulrich Paul: Berlin wächst – Der Senat plant elf neue Wohngebiete. Die Berliner sollen mitreden. In: Berliner Zeitung, 29. Mai 2018, S. 14.
↑ Film-Kurier, 11. Mai 1920
↑ ab JOFA-ATELIER, Johannisthal, Am Flughafen 6. In: Onlinepublikation Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon. Abgerufen am 30. Januar 2014.
↑ Die erfolgreichsten Filme der DDR, auf insidekino.com mit Zuschauerzahlen
↑ Filmographie der Künstlerischen Arbeitsgruppe „Johannisthal“, auf Internet Movie Database
↑ Schule ohne Rassismus. In: Neues Deutschland, 25. Mai 2013
↑ Alexander Kauther, Paul Wirtz: Der Friedhof und das Pumpwerk in Berlin-Johannisthal. Dokumentenreihe, Heft 18, über den Flugplatz Berlin-Johannisthal 1909–1914, S. 7
↑ Ludwig Oehmigke: Topographie der Untergerichte der Kurmark Brandenburg und der dazugeschlagenen Landestheile. 1837, S. 121
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