Mathieu Carrière
Mathieu Carrière (* 2. August 1950 in Hannover) ist ein deutscher Schauspieler und Autor, der bereits als Jugendlicher in Literaturverfilmungen zu sehen war. Als junger Törless wurde er in der Verfilmung von Volker Schlöndorff bekannt. Bereits in den 1980er Jahren wirkte er regelmäßig in französischen Spielfilmen und amerikanischen Serien mit. In unzähligen namhaften Kino- und Fernsehproduktionen spielte er z. B. unter der Regie von Éric Rohmer, Krzysztof Zanussi oder Werner Schroeter, dabei an der Seite von Brigitte Bardot und Romy Schneider. In Deutschland gehört er spätestens seit der hochkarätigen erfolgreichen Fernsehserie Ein Mann will nach oben nach Hans Fallada zu den prominentesten Künstlern.
Wegen seiner öffentlichen Provokationen und seines politischen Engagements wird Mathieu Carrière als ambivalente Gestalt wahrgenommen, über deren Privatleben und öffentliche Auftritte regelmäßig berichtet wird.
Carrière war mehrfach verheiratet und hat zwei Töchter: Alice Isabelle, geb. 1985 in den USA, und Elena, geb. 1996. Seit einem Sorgerechtsstreit mit seiner Ex-Partnerin, der Kostümbildnerin Bettina Proske, Mutter der jüngeren Tochter Elena, gehört Carrière zu den prominentesten Kritikern des deutschen Scheidungs- und Sorgerechts.
Elena Carrière nahm 2016 an der 11. Staffel der Castingshow Germany’s Next Topmodel teil und belegte dabei den zweiten Platz.[1] Inzwischen arbeitet sie als Model.
Carrières Bruder Till Carrière (1952–1979) war ebenfalls Schauspieler; seine Schwester Mareike Carrière (1954–2014) eine vor allem im deutschen Fernsehen sehr populäre Schauspielerin.
Inhaltsverzeichnis
1 Leben
2 Auszeichnungen
3 Gesellschaftliches Engagement
4 Filmografie (Auswahl)
4.1 Kinofilme
4.2 Fernsehproduktionen
4.3 Regie
5 Bühne
6 Veröffentlichungen
7 Hörspiele und Hörbücher
8 Literatur
9 Weblinks
10 Einzelnachweise
Leben |
Mathieu Carrière wuchs in Ilten bei Hannover,[2] in Berlin und ab 1962 in Lübeck auf. Sein Vater Bern Carrière (1921–2015) war praktizierender Neurologe und Psychiater. Seine Eltern Bern und Jutta Carrière sind Deutsche, der französische Familienname ist hugenottischen Ursprungs.[3] Mit 17 Jahren kam Carrière auf ein Jesuiteninternat im bretonischen Vannes. Ab 1969 studierte er Philosophie in Paris. Heute bekennt sich Carrière zum Buddhismus.
Carrière verlor früh seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Till, einen Theaterschauspieler, der im Alter von 26 Jahren seinem Leben durch Suizid ein Ende setzte. Seine Schwester Mareike Carrière (1954–2014), die einem Krebsleiden erlag, war ebenfalls Schauspielerin. Mathieu und sein Cousin Justus Carrière begleiteten sie während dieser Zeit intensiv. 2012 starb seine Mutter, 2015 sein Vater.
Der junge Carrière hatte seine ersten Auftritte als Emil in einer Bühnenfassung von Erich Kästners Emil und die Detektive auf der Schulbühne des Lübecker Gymnasiums Katharineum. Mit 13 Jahren gab Carrière in Rolf Thieles Thomas Mann-Verfilmung Tonio Kröger als Titelheld sein Leinwanddebüt, 1966 machte ihn die Titelrolle in der Literaturverfilmung Der junge Törless, Volker Schlöndorffs Debütfilm nach Robert Musil, international bekannt. Er überzeugte über Jahrzehnte vor allem in Literaturverfilmungen und anspruchsvollen Rollen durch seine vielschichtigen Charakterzeichnungen von teilweise zwielichtigen Figuren.
Den Wechsel ins Seichte erklärte Carrière mit dem Hinweis auf seine zahlreichen Unterhaltsverpflichtungen. So nahm er im April 2010 an der Tanzshow Let's Dance teil, schied jedoch bereits in der zweiten Folge aus.[4] Vom 14. Januar bis zum 26. Januar 2011 ging er in der RTL-Sendung Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! in den Dschungel und belegte in der fünften Staffel den sechsten Platz.
In dem Historiendrama Bergblut (2010) von Philipp J. Pamer spielt Carrière einen französischen Hauptmann. 2013 nahm er an der Doku-Soap Frauentausch teil. Er wechselte seinen Alltag mit dem von René Weller.
Auszeichnungen |
Carrière ist einer der wenigen deutschen Darsteller, die bereits in den 1980er Jahren regelmäßig in französischen Spielfilmen und amerikanischen Serien mitspielten. Dabei verkörperte er meist ambivalente Charaktere französischer oder deutscher Herkunft.
Am 21. Juni 2002 erhielt Carrière die Ritterwürde der französischen Ehrenlegion für seine künstlerischen Verdienste.[5]
Gesellschaftliches Engagement |
Carrière gehört zu den prominentesten Kritikern des deutschen Scheidungs- und Sorgerechts. Er beanstandet, dass das Wohlergehen des Kindes ausschließlich über die Mutter definiert werde, und fordert, Elternrechte nicht über das biologische Geschlecht, sondern die „Sorgefähigkeit“ zu bestimmen.[6]
Unter anderem trat er in dieser Sache Anfang 2005 bei Domian im WDR auf. Dort vertrat er die Meinung, dass in Deutschland geltendes Recht Männer eindeutig benachteilige. Dies rühre von den Rollenbildern der Geschlechter aus der Zeit des Nationalsozialismus her. Er deutete auch an, selbst betroffen zu sein, machte aber keine Angaben zu Personen oder zum Familienstand.
Hintergrund ist ein jahrelanger andauernder Sorgerechtsstreit um seine jüngere Tochter Elena. Deren Mutter Bettina Proske habe ihm jahrelang das Besuchsrecht verweigert und ihn auf eine Unterhaltsfunktion und einen Wochenendvater reduziert. Im Jahr 2004 wurde Mathieu Carrière nach Klage von Proske zur Zahlung eines Ordnungsgeldes von 5.000 Euro verurteilt: Er habe nicht verhindert, dass die gemeinsame Tochter bei einem Zirkusbesuch von Reportern fotografiert worden sei. Aus Protest gegen die bestehende Gesetzeslage weigerte Carrière sich, die Summe zu zahlen, und saß dafür zehn Tage in Ordnungshaft.[6] Vor dem Untersuchungsgefängnis fand daraufhin eine Demonstration von etwa 200 Männerrechtlern in Häftlingskleidung statt.[7]
Inzwischen hat das Verhältnis zwischen Carrière und Proske wieder entspannt.[8]
In den Bundestagswahlkämpfen 2005 und 2009 unterstützte Carrière Die Linke.
Filmografie (Auswahl) |
Kinofilme |
- 1964: Tonio Kröger
- 1965: Der junge Törless
- 1967: Die Pforten des Paradieses (Gates to Paradise)
- 1970: Das Haus der Bories (La maison des Bories)
- 1971: Malpertuis
- 1971: Rendezvous in Bray (Rendez-vous à Bray)
- 1972: Der Mann mit dem zweiten Gehirn
- 1973: Kein Rauch ohne Feuer (Il n’y a pas de fumée sans feu)
- 1973: Don Juan 73 (Don Juan ou Si Don Juan était une femme …)
- 1973: Giordano Bruno
- 1974: Ein wildes Leben (La jeune fille assassinée)
- 1975: Parapsycho – Spektrum der Angst
- 1975: India Song (India Song)
- 1976: Police Python 357
- 1976: Germicide
- 1976: Der Fangschuß
- 1976: Die Hinrichtung
- 1976: Zerschossene Träume
- 1977: Bilitis
- 1977: Die Indianer sind noch fern (Les indiens sont encore loin)
- 1979: Mein Partner Davis (L’associé)
- 1979: Eine Frau zwischen Hund und Wolf
- 1979: Ungeduld des Herzens (La Pitié dangereuse)
- 1981: Die Frau des Fliegers (La Femme de l'aviateur)
- 1981: Außergewöhnliche Geschichten (Histoires extraordinaires)
- 1981: Egon Schiele – Exzesse
- 1982: Die Spaziergängerin von Sans-Souci (La passante du Sans-Souci)
- 1982: Versuchung
- 1983: Das anonyme Bekenntnis (Benvenuta)
- 1983: Die flambierte Frau
- 1983: Blutiger Schnee
- 1984: Blutiger Asphalt
- 1984: Das nächste Opfer
- 1985: Der Filou (L’amour en douce)
- 1985: Marie Ward – Zwischen Galgen und Glorie
- 1985: Flügel und Fesseln
- 1985: Beethoven – Die ganze Wahrheit
- 1986: Johann Strauß – Der König ohne Krone
- 1986: Soldat Richter
- 1987: Terminus
- 1987: Blutiger Asphalt = Schwarze Beute
- 1987: Sie töten aus Lust (El placer de matar)
- 1989: Zugzwang
- 1990: Ungarisches Requiem
- 1990: Rosamunde
- 1991: Erfolg
- 1991: Malina
- 1991: Ungarisches Requiem
- 1992: Wie ein Licht in dunkler Nacht
- 1992: Christopher Columbus – Der Entdecker
- 1992: Die Zeit danach
- 1993: Böses Blut
- 1994: Von Frau zu Frau: Die Sammlerin
- 1994: Herz aus Stein
- 1995: Flammen der Liebe
- 1995: Unter dem Hula Mond
- 1995: Tödliche Liebe
- 1995: Alte Freunde küsst man nicht
- 1996: Das Mädchen Rosemarie
- 1996: Die Rückkehr des Sandokan
- 1996: Schuldig auf Verdacht
- 1996: Ein flotter Dreier
- 1997: Die falsche Prinzessin
- 1997: Prinzessin Amina
- 1999: Männer aus zweiter Hand
- 1999: Wer liebt, dem wachsen Flügel
- 2003: Luther
- 2004: Your Name Is Justine (Masz na imię Justine)
- 2004: Das unbezähmbare Herz
- 2004: Tears of Kali
- 2004: Arsène Lupin – Der König unter den Dieben (Arsène Lupin)
- 2007: Du bist nicht allein
- 2009: Die Entbehrlichen
- 2010: Bergblut
- 2014: Auf das Leben!
- 2018: Breakdown Forest - Reise in den Abgrund
Fernsehproduktionen |
- 1970: Thomas Chatterton
- 1972: Der gute Gott von Manhattan
- 1973: Der Kommissar – Sonderbare Vorfälle im Hause von Professor S.
- 1974: Tod in Astapowo
- 1974: Tausend Francs Belohnung
- 1976: Derrick – Das Bordfest
- 1976: Könige sterben einsam (Le jeune homme et le lion, Mehrteiler)
- 1978: Ein Mann will nach oben (Fernsehserie)
- 1979: Wege in der Nacht
- 1979: Derrick – Der L-Faktor
- 1981: Dantons Tod
- 1981: Derrick – Eine ganz alte Geschichte
- 1982: Der Alte – Der Tote im Wagen
- 1983: Der Alte – Perfektes Geständnis
- 1984: Matt in 13 Zügen (Fernsehserie)
- 1984: Der letzte Zivilist (2-teiliger Fernsehfilm nach dem Roman von Ernst Glaeser)[9]
- 1988: Derrick – Mordträume
- 1989: Zurück in die Vergangenheit – Gefährliche Flitterwochen
- 1989: Die Verlobten (I promessi sposi) (Miniserie)
- 1992: Freunde fürs Leben (Fernsehserie)
- 1992–1995: Schloss Hohenstein (Fernsehserie)
- 1994: Nur eine kleine Affäre (Fernsehserie)
- 1995/1996: Inseln unter dem Wind (Fernsehserie)
- 1996: Flammen der Liebe (Fernsehserie)
- 1996: Für Liebe und Gerechtigkeit (Fernsehserie)
- 1996: Tatort: Bei Auftritt Mord
- 1998: Tatort: Manila
- 1999: Der Alte – Die Wahrheit ist der Tod
- 2001: Thomas
- 2002: Utta Danella – Die Hochzeit auf dem Lande
- 2002: Davon stirbt man nicht
- 2005: La signora delle camelie
- 2005: Die Rosenheim-Cops – Mord im Paradies
- 2005: Pfarrer Braun – Adel vernichtet
- 2005: Der Bulle von Tölz: Liebesleid
- 2008–2009: Anna und die Liebe (Folgen 1–154)
- 2010: Sind denn alle Männer Schweine?
- 2010: Der Gewaltfrieden
- 2010: Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei – Kopfgeld auf Kim Krüger
- 2011: Die Machtergreifung
- 2012: Der letzte Bulle – Es lebe der Sport (Fernsehserie)
- 2012: SOKO Leipzig – Stilbruch (Fernsehserie)
- 2012: Verfolgt – Der kleine Zeuge
- 2013: The Tunnel – Mord kennt keine Grenzen (The Tunnel/Tunnel, Fernsehserie, 2 Folgen)
- 2013: Tiere bis unters Dach – Der Wunderheiler
- 2014: Promi Shopping Queen
Regie |
- 1973: Alcazar de Paris (Co-Regie)
- 1989: Zugzwang
Bühne |
- 2000: Karl-May-Spiele Bad Segeberg – Der Ölprinz
- 2003: Salzburger Landestheater – Bulgakow oder Der Dichter und sein Diktator
- 2007: Musical Theater Bremen – Robin Hood – Für Liebe und Gerechtigkeit
- 2014: Hamburger Kammerspiele – Unsere Frauen
- 2015: Bad Hersfelder Festspiele – Komödie der Irrungen
- 2016: Burgfestspiele Jagsthausen - Götz von Berlichingen
- 2016: Bad Hersfelder Festspiele - Unsere Frauen
- 2017: Karl-May-Spiele Bad Segeberg - als General Douglas
Veröffentlichungen |
Für eine Literatur des Krieges, Kleist. Essay. Stroemfeld/Roter Stern, Basel und Frankfurt 1981, ISBN 3-87877-151-7.
Wilde Behauptung: Jennifer Bartlett und die Kunst. Gespräch. Boer, München 1994, ISBN 3-924963-61-4.
Im Innern der Seifenblase. Roman. Frankfurter Verl.-Anst., Frankfurt 2011, ISBN 978-3-627-00174-2.
Hörspiele und Hörbücher |
Der Process. Erzählt von Alexander Khuon, Mathieu Carriere und Anja Niederfahrenhorst, Verlag Patmos, Düsseldorf 2007.
Franz Kafka. 1 Audio-CD, gelesen von Mathieu Carrière und C. Bernd Sucher, Argon Verlag 2008, ISBN 3-866-10521-5 oder ISBN 978-3-866-10521-8.
Lesung aus Kalter Wind in Genua. am 31. Oktober 2007, Universum Lounge, Berlin Mathieu Carrière liest aus dem Werk von Bruno Morchio.
Literatur |
- Rolf Aurich, Susanne Fuhrmann, Pamela Müller (Red.): Lichtspielträume. Kino in Hannover 1896–1991. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Theater am Aegi vom 6. Oktober bis zum 24. November 1991. Gesellschaft für Filmstudien, Hannover 1991, S. 152f.
Weblinks |
Commons: Mathieu Carrière – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur von und über Mathieu Carrière im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Mathieu Carrière in der Internet Movie Database (englisch)
Mathieu Carrière bei filmportal.de
- Website des Künstlers
Interview zur Kreuzigungsaktion in Berlin 2006 (Memento vom 8. März 2012 im Internet Archive)
ARD Ich stelle mich, 14. August 2016, 21:45 Uhr, 62 min., abgerufen am 17. November 2016
ARD Krause kommt, 22. Januar 2016, 23:30 Uhr, 45 min., abgerufen am 17. November 2016
Einzelnachweise |
↑ Elena Carrière, www.gala.de
↑ Schauspieler Mathieu Carrière: „Es tut mir leid“. In: Hamburger Abendblatt, 28. Januar 2011.
↑ http://www.munzinger.de/search/portrait/mathieu+carriere/0/18411.html
↑ „Let´s Dance“ bei RTL: Mathieu Carrière ausgeschieden – Hillu Schwetje konnte nicht antreten (Memento vom 18. April 2010 im Internet Archive)
↑ Maike Schiller: Carrière zum Ritter geschlagen. In: abendblatt.de. 21. Juni 2002, abgerufen am 2. Dezember 2012.
↑ ab Focus: Sorgerecht. Väter an die Front, 1. Dezember 2003, abgerufen am 1. Dezember 2012
↑ Focus: Sorgerechtsstreit. Haft wegen eines Fotos mit der Tochter, 29. November 2004, abgerufen am 1. Dezember 2012
↑ „Zwischen uns gibt es kein heimlich“, www.gala.de vom 12. Juni 2017, abgerufen am 27. September 2018
↑ http://www.filmstarts.de/kritiken/203818.html
Personendaten | |
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NAME | Carrière, Mathieu |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler und Autor |
GEBURTSDATUM | 2. August 1950 |
GEBURTSORT | Hannover |