Gemeinschaftsgarten






Mobiler Gemeinschaftsgarten in Köln-Ehrenfeld


Ein Gemeinschaftsgarten ist ein als Garten genutztes Stück Land, das von einer Gruppe von Personen gemeinsam bewirtschaftet wird.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Beschreibung


  • 2 Besondere Formen


  • 3 Gemeinschaftsgärten in Deutschland: Beispiele


    • 3.1 Himmelbeet (Berlin)


    • 3.2 HirschGrün und Vielfeld (Aachen)


    • 3.3 Inselgarten (Berlin)


    • 3.4 Münchner Krautgärten (München)


    • 3.5 Neuland (Köln)


    • 3.6 Pagalino und kügäli (Hannover)


    • 3.7 Rosa Rose (Berlin)




  • 4 Gemeinschaftsgärten in anderen Ländern


    • 4.1 Entwicklungsländer




  • 5 Siehe auch


  • 6 Literatur


  • 7 Weblinks


  • 8 Einzelnachweise





Beschreibung |


Gemeinschaftsgärten sind kollektiv betriebene Gärten in der Tradition der community gardens.
Die Grundstücke befinden sich meistens in der Stadt. Oft sind die Gärten öffentlich zugänglich.
Der rechtliche Status ist sehr unterschiedlich. Es kann sich um Besetzungen handeln, es können aber auch Privatgrundstücke sein oder öffentliche Gelände.
Die Initiatoren und Träger der Gemeinschaftsgärten können ebenfalls sehr verschieden sein: Nachbarn, politische Gruppen, Kirchen, Schulen und Guerilla-Gärtner. Dies hängt unmittelbar mit den jeweiligen Zielen sowie den örtlichen und regionalen Bedingungen, Bedürfnissen und den betreibenden Interessengruppen zusammen.
Viele Gemeinschaftsgärten haben sich beispielsweise bereits mit dem Ziel des interkulturellen Gärtnerns zusammengefunden. Hier gärtnern Menschen unterschiedlichster nationaler Herkunft miteinander.
Die Gemeinschaftsgärten entstanden zum einen aus einem neu erwachten Bedürfnis nach der Produktion eigener gesunder Lebensmittel (insbesondere in den Großstädten), aber auch mit dem Ziel des Austausches untereinander, nicht nur über gärtnerisches Alltags- und Fachwissen, und eben der Pflege von Gemeinschaftsleben.
Viele Gärten entstanden durch öffentliche Förderung, aber mit dem Ziel der Erhaltung aus eigener Kraft. Nicht alle Gemeinschaftsgärten sind jedoch dauerhaft gesichert.



Besondere Formen |


Eine weitere Form des Gemeinschaftsgartens ist Gardensharing (auch Landsharing), bei dem ein Grundbesitzer einem Gärtner (oder mehreren) Zugang zu Land, in der Regel einem Garten ermöglicht, um Nahrungsmittel anzubauen. Dies kann in einer vertraglich geregelten Beziehung zwischen zwei Personen (Personen im rechtlichen Sinn: es kann sich auch um Gruppen von Menschen oder juristische Personen handeln) oder über die Vermittlung durch ein Web-basiertes Projekt erfolgen. Land zu teilen ist keine Schenkökonomie, sondern der Share Economy zuzuordnen. Ermöglicht wird der rasche Zugang zur Nutzung von Erde, wenn Gemeinschaftsgärten nicht oder nur über Wartelisten genutzt werden können.


Eine Sonderform des Gemeinschaftsgartens ist der Gemeinschaftsdachgarten.[1]


In vielen Städten sind so genannte Mobile Gemeinschaftsgärten anzutreffen. Charakteristisch des Mobilen sind folgende Eigenschaften:




Hochbeet aus umgebauten Paletten mit Bigbag.




Palette auf Steinblöcke. Kontaminierter Boden mit Tennisplatzsand überdeckt.



  • Es wird Brachland in der Innenstadt verwendet, das im Regelfall nur temporär Brachland sein kann, aber dafür kostenlos oder gegen geringe Miete befristet überlassen wird.

  • Der komplette Garten wird mobil gehalten, indem alle Pflanzen nicht in den Boden gepflanzt werden, sondern auf Transportpaletten, Kisten, Fässern oder Säcken. Der komplette Gemeinschaftsgarten kann so umziehen, sobald das Brachland als Bauland genutzt werden soll. Bevorzugt werden Hochbeete auf Paletten, weil diese besonders gut per Gabelstapler umziehen können. Oft werden diese Paletten auf Steinblöcke gelegt, damit die Bodenfeuchtigkeit nicht das Holz angreift.

  • Sehr oft werden mobile Gemeinschaftsgärten auf kontaminierte Böden angelegt, weil dieses Brachland erst durch eine aufwendige Sanierung als Bauland genutzt werden kann. Charakteristisch an dieser Situation ist, dass oft der Boden zunächst mit einer unbedenklichen Schutzschicht überzogen werden muss, ggf. oft auch mit einer Folie als Trennschicht, um bei der Sanierung nicht die Entsorgungsmenge zu erhöhen. Das Pflanzen in Paletten ist hier auch erforderlich, damit das Wurzelwerk nicht mit dem kontaminierten Boden in Berührung kommt.

  • Da ein mobiler Gemeinschaftsgarten auf temporärem Brachland angelegt wird, sollte er möglichst ohne ortsgebundene Investitionen errichtet werden. Hilfreich ist hier die Nutzung von Abfällen aus der Wirtschaft, die sonst entsorgt werden müssten wie zum Beispiel Transportpaletten von Baustellen, Bigbags aus der Lebensmittelindustrie oder jährlich ausgetauschter Tennisplatzsand (bspw. als Schutzschicht gegenüber kontaminiertem Boden).



Gemeinschaftsgärten in Deutschland: Beispiele |



Himmelbeet (Berlin) |


Hauptartikel: Himmelbeet


Das Himmelbeet ist ein interkultureller Gemeinschaftsgarten im sozialen Brennpunkt Wedding. Unter dem Motto „zusammen wachsen“ hat er sich der Aufgabe verschrieben, Nachbarn sowie soziale Randgruppen (Migranten, Senioren, sowie körperlich und geistig Benachteiligte) bei der Gartenarbeit friedlich zusammenzuführen. Das Miteinander wird außerdem bei zahlreichen Kultur- und Lehrveranstaltungen zur Ernährungs- und Umweltbildung gestärkt. Besonderen Schwerpunkt wird dort auf den ökologischen Anbau regionaler und alter Kultursorten gelegt. Was 2009 als Idee eines urbanen Gartens über den Dächern Berlins auf einem Parkdeck begann, hat sich seit 2013 seinen festen Platz auf dem Boden nahe dem Leopoldplatz geschaffen, nachdem Brandschutzbestimmungen das Dachvorhaben scheitern ließen.



HirschGrün und Vielfeld (Aachen) |


Der Gemeinschaftsgarten HirschGrün wurde im April 2013 auf einer ehemaligen Brachfläche von ca. 1200 gegründet. Auf dem Gelände stehen noch ein Schrank für Foodsharing und eine Give-Box.
Neben dem Gemeinschaftsgarten HirschGrün wurde noch der Garten Vielfeld auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei im Stadtpark, gleich hinter dem Neuen Aachener Kunstverein, gegründet.



Inselgarten (Berlin) |




Auf Gehwegplatten entsteht der Inselgarten mit den mobilen Hochbeeten. Die Schilder an den Pflanzen sind mehrsprachig ausgezeichnet


Im Jahr 2016 entwickelt sich aus einem Projekt ein gemeinschaftlich genutzter Stadtgarten im öffentlichen Raum (Urban Gardening) an der Cheruskerstraße nahe dem S-Bahnhof Julius-Leber-Brücke.[2] Es ist eine Initiative von Über den Tellerrand e. V.,[3] dem Lebensmittelgeschäft Bio-Insel[4] und der Technischen Universität Berlin. Dort wird der Bau des Inselgartens in eine Lehrveranstaltung am Institut für Architektur eingebunden.[5] Das Projekt soll sich auf die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse[6] auf der Roten Insel beziehen und die Anwohnenden aktiv einbeziehen. Zwei Bienenstöcke, zwei Nistkästen, eine aus Europaletten gebaute Bank und ein Wassertank ergänzen die mobile Gartenanlage.



Münchner Krautgärten (München) |


Seit 1999 wurden in München 21 Krautgärten (Stand 2015) auf privaten Ackerflächen oder Stadtgütern am Stadtrand angelegt, aufgrund hoher Nachfrage sollen weitere hinzukommen. Ziel der Stadt München ist es, den Grüngürtel um die Stadt zu erhalten, lokale Landwirte zu unterstützen und urbanes Gärtnern zu fördern. Die Organisation am jeweiligen Standort übernimmt der Landwirt oder ein dafür gegründeter Verein. Die 30–60 m² großen Parzellen werden für jeweils eine Gartensaison verpachtet und von professionellen Gärtnern vorbepflanzt. Die weitere Pflege und Ernte übernehmen dann die Pächter.[7]



Neuland (Köln) |


Als Mobiler Gemeinschaftsgarten ist Kölner Neuland e.V. im Jahre 2011 entstanden und wird durch die Stiftung Mitarbeit unterstützt in dessen Folge 1,5 Stellen finanziert sind.[8] Es ist ein großer Gemeinschaftsgarten der sich in die Richtung eines „OpenAir Bürgerzentrums“ entwickelt. Besonderes Merkmal ist, dass eine beliebte Wegabkürzung mitten durch den Garten geht, wodurch eine leichtere soziale Interaktion möglich ist.



Pagalino und kügäli (Hannover) |




Gemeinschaftsgarten Pagalino in Hannover


Im Stadtteil Linden-Nord entstand mit dem Bürgergartenprojekt Pagalino (Palettengarten Linden-Nord) auf der Lichtung in einem Waldstück am Freizeitheim Linden 2012 ein Palettengarten.[9] Vorläufer war das 2011 entstandene Gartenprojekt kügäli im Stadtteil Limmer, das seinen ersten Standort auf einem brach liegenden Parkplatz des Unternehmens Continental hatte. Wegen Baumaßnahmen zog das mobile Gartenprojekt auf ein Brachgelände in Nachbarschaft zum Platzprojekt Hannover im Stadtteil Linden-Mitte um.[10]



Rosa Rose (Berlin) |


Ein Beispiel für einen Gemeinschaftsgarten ist Rosa Rose in Berlin. Seit Mai 2004 nutzten Nachbarinnen und Nachbarn gemeinsam eine etwa 2000 m² große, aus drei Grundstücken bestehende Fläche im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, einem Bezirk mit nur wenigen innerstädtischen Grünflächen. Ein großer Teil dieser Fläche ist im Sommer 2008 geräumt worden, die verbliebenen Gemeinschaftsgartennutzer versuchten, mit Hilfe einer Unterschriftenkampagne, den Fortbestand ihres Gartens zu sichern. 2009 wurde jedoch auch der übrige Teil der Fläche geräumt.[11] Inzwischen ist Rosa Rose umgezogen und macht auf neuer Fläche weiter.



Gemeinschaftsgärten in anderen Ländern |



Entwicklungsländer |




Cooperative Alamar, Kuba, im Film Voices of Transition


Auch in der Entwicklungszusammenarbeit spielen Gemeinschaftsgärten eine wachsende Rolle, da sie helfen, den weit verbreiteten Mangel an Mikronährstoffen zu überwinden, und darüber hinaus den Zusammenhalt der Beteiligten stärken können.[12] In Kubas Landwirtschaft spielen Gemeinschaftsgärten und landwirtschaftliche Kooperativen seit Beginn der 1990 eine wichtige Rolle für die Versorgung der Landwirtschaft.[13][14]



Siehe auch |



  • Allmende

  • Guerilla Gardening

  • Gartenbau

  • Kleingarten

  • Internationaler Garten



Literatur |



  • Christa Müller (Hrsg.): Urban Gardening. Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt. Oekom-Verlag, München 2011, 350 S., ISBN 978-3-86581-244-5

  • Marit Rosol: Gemeinschaftsgärten in Berlin: Eine qualitative Untersuchung zu Potenzialen und Risiken bürgerschaftlichen Engagements im Grünflächenbereich vor dem Hintergrund des Wandels von Staat und Planung. Taschenbuch, Verlag Mensch & Buch, Berlin 2006, ISBN 978-3866640764

  • Elisabeth Schwiontek: Grünes Glück: Gärten erobern die Großstädte. Goethe-Institut 2008, abgerufen am 28. Februar 2013.



Weblinks |



 Commons: Community gardens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



  • Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis (Memento vom 4. Juli 2009 im Internet Archive) zur urbanen Landwirtschaft

  • Berliner Gemeinschaftsgärten


  • Städte ohne Hunger, Organisation in São Paulo (u. a. Projekt Gemeinschaftsgärten)

  • Gemeinschaftsgärten in Österreich



Einzelnachweise |




  1. Website des Vereins Dachgärten für alle e.V.


  2. Inselgarten Projektbeschreibung (PDF). Abgerufen am 17. August 2016. 


  3. Über den Tellerrand e. V


  4. Bio-Insel


  5. CoCoon. Abgerufen am 17. August 2016. 


  6. [1]


  7. Die Münchner Krautgärten. Landeshauptstadt München, 2014, abgerufen am 3. Juli 2015 (PDF). 


  8. mitarbeit.de/... (Memento des Originals vom 26. Dezember 2015 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mitarbeit.de - Rubrik „Exemplarische Starthilfsprojekte“ (abgerufen 25. Dezember 2015)


  9. Pagalino - Der Palettengarten in Linden-Nord@1@2Vorlage:Toter Link/www.tthannover.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) i Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.


  10. Küchengärten Limmer - kügäli (Memento des Originals vom 12. Mai 2015 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tthannover.de


  11. Beleg Räumung Rosa Rose (Memento des Originals vom 23. Juli 2008 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rosarose-garten.net


  12. Hans-Heinrich Bass, Klaus von Freyhold und Cordula Weisskoeppel: Wasser ernten, Bäume schützen. Ernährungssicherung im Sahel, Bremen 2013


  13. The Avery Diet: The Hudson Institute’s Misinformation Campaign Against Cuban Agriculture (PDF; 339 kB). Online publication: Funes, Altieri & Rosset, abgerufen am 4. Januar 2013.


  14. Jack Fairweather, Christina Asquith: How Can Cuba’s Sustainable Agriculture Survive the Peace? In: The Solutions Journal. Volume 1, Issue 2, S. 56–58.




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