Chiang Kai-shek





Offizielles Porträt Chiang Kai-shek

Chiang Kai-shek (1945)


Chiang Kai-shek oder Tschiang Kai Schek (chinesisch .mw-parser-output .Hant{font-size:110%}蔣介石 / .mw-parser-output .Hans{font-size:110%}蒋介石, Pinyin Jiǎng Jièshí, W.-G. Chiang Chieh-Shih, Pe̍h-ōe-jī Chiúⁿ Kài-se̍k; später 蔣中正 / 蒋中正, Jiǎng Zhōngzhèng, Chiang Chung-cheng, Pe̍h-ōe-jī ChiúⁿTiong-chìng; * 31. Oktober 1887 in Xikou, Landkreis Fenghua, Provinz Zhejiang; † 5. April 1975 in Taipeh) war ein chinesischer Militär und Politiker in der Zeit nach der Xinhai-Revolution (1911) und ab 1925 Führer der Kuomintang. Als solcher war er im Chinesischen Bürgerkrieg (1927–1949) der Gegenspieler Mao Zedongs und bis zur Machtübernahme der Kommunisten auf dem chinesischen Festland im Chinesischen Bürgerkrieg der führende Politiker Chinas. In dieser Zeit war er mehrfach Präsident sowie als Marschall und Generalissimus militärischer Oberbefehlshaber der Republik China.


Nach der Niederlage gegen die Kommunisten proklamierte Tschiang Ende 1949 auf Taiwan (früher Formosa) die provisorische Regierung der Republik China. Er regierte teilweise diktatorisch und erhob bis zu seinem Tod 1975 mit US-Unterstützung Anspruch auf ganz China.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Aufstieg zur Macht


  • 2 Bürgerkrieg und Krieg gegen Japan


  • 3 Niederlage gegen Mao 1945–1948 – Rückzug auf Taiwan


  • 4 Diplomatischer Niedergang ab 1964


  • 5 Ehrungen


  • 6 Erinnerung


  • 7 Literatur


  • 8 Weblinks


  • 9 Einzelnachweise





Aufstieg zur Macht |


Chiangs Eltern waren Salzhändler und gehörten zur oberen Mittelschicht. Sein Vater hatte Schwierigkeiten mit diesem Geschäft. Nach dem Tod des Vaters 1896 geriet die Familie in Not. In einer arrangierten Ehe heiratete Chiang 1901 die fünf Jahre ältere Mao Fumei aus einem benachbarten armen Dorf.[1] Aus dieser Ehe gingen sein Sohn Ching-kuo und seine Tochter Chien-Hua hervor. Er adoptierte außerdem Chiang Wei-kuo, der von seiner Zweitfrau Yao Yecheng (chinesisch 姚冶誠 / 姚冶诚, Pinyin Yáo Yěchéng) großgezogen wurde.


Chiang versuchte erstmals 1906, eine militärische Ausbildung in Japan zu beginnen. Diese wurde ihm aber verweigert, da er keine Erlaubnis der chinesischen Qing-Regierung vorweisen konnte. Allerdings lernte er bei seinem Aufenthalt in Japan Chen Qimei kennen, der ihm die Tongmenghui-Bewegung näherbrachte, in die Chiang zwei Jahre später eintrat. Chiang kehrte noch im Winter 1906 nach China zurück und begann im Sommer des darauffolgenden Jahres eine Ausbildung an der Baoding-Militärakademie, an der er nach einem Jahr eine Prüfung ablegte, die ihm eine weitere Militärausbildung in Japan erlaubte. Im Anschluss ging Chiang ein weiteres Mal nach Japan, wo er ein Studium an einer speziell für chinesische Studenten eingerichteten Militärschule (Shimbu Gakkō) aufnehmen konnte. Nach seinem dortigen Abschluss im November 1909 wurde er mit einigen anderen Absolventen dem 19. Feldartillerieregiment der Kaiserlich Japanischen Armee zugeteilt, da er Felderfahrung sammeln musste, bevor er die Kaiserlich Japanische Heeresakademie hätte besuchen dürfen.[2]


Als er 1911 vom Wuchang-Aufstand erfuhr, kehrte er in das Kaiserreich China zurück, um sich an der Bewegung zum Sturz der chinesischen Kaiserdynastie zu beteiligen. Mit Hilfe seines Förderers Chen Qimei übernahm er in Shanghai die Führung eines Regiments der revolutionären Streitkräfte und wurde Gründungsmitglied der Kuomintang.


Nachdem Chiang 1923 Sun Yat-sen und dessen Frau Song Qingling bei einem Attentat das Leben gerettet hatte, wurde er Suns Protegé. 1923 leitete er eine Studienreise in die Sowjetunion, der an einer Stärkung der jungen Republik China gelegen war. 1924 wurde er von Sun zum Leiter der neugegründeten Whampoa-Militärakademie ernannt. Whampoa wurde finanziell und personell von der Sowjetunion unterstützt. Sowjetische Berater halfen auch, die Kuomintang als Einheitspartei zu formen.[3] Die chinesischen Kommunisten wurden aufgefordert, der Kuomintang beizutreten.[4]


Nach dem Tod von Sun Yat-sen übernahm Chiang 1925 die Kontrolle über die Kuomintang. Seine Machtposition war aber bedroht, zum einen durch die Kommunisten außerhalb der Partei und durch den linken Flügel in der Partei, vertreten beispielsweise durch Wang Jingwei. Außerdem wurden viele Regionen Chinas durch Warlords, zum Beispiel die Nördlichen Militaristen, beherrscht oder waren gänzlich dem politischen Chaos verfallen. Unterstützung erhielt Chiang Kai-shek unter anderem von Du Yuesheng, dem Chef der Grünen Bande, der 1925 in die Kuomintang eintrat.


1926 begann er als Kuomintang-Führer die Nordexpedition, einen Feldzug gegen das Regime Zhang Zuolins in Nordchina. Das Ziel war die Einigung Chinas unter der Kuomintang-Regierung. 1928 beendete er diese Mission siegreich. Im April 1927 schlug Chiang mit Hilfe der Grünen Bande im Shanghai-Massaker Aufstände in der Arbeiterschaft Shanghais blutig nieder. 145 aufständische Arbeiter wurden exekutiert, die Kommunisten verloren ihre wichtigste Wirkungsstätte.[5]


Die erfolgreiche Durchführung der Nordexpedition und die Hochzeit mit Song Meiling im Dezember 1927, der Tochter einer einflussreichen Familie und Schwester von Suns Witwe Song Qingling, stärkten Chiangs Position gegenüber seinen Gegnern, darunter Wang Jingwei. Auf Bitten seiner Frau und nach „sorgfältiger Prüfung des Fragenkomplexes“ war Chiang Methodist geworden. Später hat er selbst eine chinesische Bibelübersetzung redigiert und ein Vorwort zu einer Psalmübertragung geschrieben.[6]


Nach der Ausschaltung der Kommunisten und der Wiedererlangung der Kontrolle über Nordchina wurde Chiang auch vom Ausland als der neue starke Mann Chinas anerkannt. Die Anzahl der ausländischen Konzessionen verringerte sich. Die Kuomintang-Regierung gewann die Kontrolle über Steuern und Zölle zurück, die unter der Qing-Dynastie an die ausländischen Mächte abgetreten worden waren. Chiang stützte seine Macht auf die Bourgeoisie der Ostküste, deren Geschäftsinteressen gewahrt wurden. Die harten Lebensumstände der Bauern hingegen verbesserten sich nicht.[7]



Bürgerkrieg und Krieg gegen Japan |




Chiang Kai-shek in Generalsuniform, 1943




Chiang Kai-shek mit seiner Frau Song Meiling und General Joseph Stilwell, April 1942




Chiang Kai-shek mit Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill auf der Kairoer Konferenz am 25. November 1943


Mit dem Mukden-Zwischenfall begann 1931 Japans Invasion der Mandschurei. Sie gehörte schon seit 1895 bzw. 1905 zum japanischen Einflussbereich, die chinesische Nationalregierung versuchte aber, dort ihren Einfluss auszubauen. Um seine Machtposition zu schonen, befahl Chiang den Rückzug. 1932 errichtete Japan in der Mandschurei seinen Satellitenstaat Mandschukuo.


Um Japans Dominanz zu begegnen und den innerchinesischen Konflikt mit den Kommunisten für sich zu entscheiden, war es notwendig, die Modernisierung von Wirtschaft und Militär voranzutreiben. Unterstützung erhielt Chiang von Nazideutschland, das im Zuge seiner Aufrüstung auf chinesische Rohstoffe angewiesen war. Im Rahmen der chinesisch-deutschen Kooperation waren Hans von Seeckt von 1933 bis 1935 und dann Alexander von Falkenhausen von 1935 bis 1938 als Militärberater für Chiang tätig.


Schon seit 1930 versuchte er mit seiner national-chinesischen Partei Kuomintang jegliche kommunistische Bewegung auszulöschen. Damit war er in mehreren Feldzügen und mit weiträumigen Belagerungen relativ erfolgreich, mit Ausnahme in den von Mao Zedong (Mao Tse-tung) kontrollierten Gebieten, der durch Chiang aufgrund der Aneinanderreihung verschiedener Zufälle, wie zum Beispiel dem Angriff Japans, verschont wurde.


Am 12. Dezember 1936, im Zwischenfall von Xi’an, wurde Chiang von General Zhang Xueliang, der zwar Chiangs Kommando unterstand, aber als langjähriger Warlord auch eigene Interessen verfolgte, entführt. Um den Machtkampf für sich zu entscheiden, baute er auf die Unterstützung der Sowjetunion und wollte im Gegenzug die Bedrängung der chinesischen Kommunisten aufgeben. Bereits am 14. Dezember 1936 verurteilten jedoch die Zeitungen Prawda und Iswestija die Entführung. Am 16. Dezember leitete die Nationalregierung militärische Aktionen gegen Zhang Xueliang ein. Er gab schließlich auf und ließ sich von Chiang unter Hausarrest stellen, aus dem er erst 1990 wieder entlassen wurde. Zeitgleich stellte die Sowjetunion aber in Aussicht, Chiangs Sohn Chiang Ching-kuo aus der Sowjetunion ausreisen zu lassen, was von Chiang Kai-shek sehnlichst erwartet wurde. Chiang entschloss sich für ein Bündnis mit den Kommunisten, das formal bis zum Ende des Krieges mit Japan hielt.[8]


Während des Zweiten Chinesisch-Japanischen-Krieges (1937–1945), eines Teils des Zweiten Weltkriegs, konnte sich Chiang trotz der Kampfhandlungen mit den Japanern einerseits und des Konfliktes mit den Kommunisten andererseits an der Macht halten. Japans Militärs meinten, China in drei Monaten besetzen zu können, was aber schon in Shanghai am chinesischen Widerstand scheiterte; allein die Einnahme dieser Stadt dauerte vier Monate. Entgegen der Meinung seiner militärischen Berater befahl Chiang den Großteil seiner besten Einheiten in die Schlacht um Shanghai. Die Japaner konnten zwar die Stadt erobern, der erbitterte Widerstand stärkte aber die Moral der Chinesen. Chiang musste sich nach dem Fall der Hauptstadt Nanjing nach Wuhan und 1938 nach Chongqing zurückziehen, es gelang ihm aber, den Japanern empfindliche Rückschläge zuzufügen, wie 1938 bei der Schlacht um Tai’erzhuang oder bei den vier Schlachten um Changsha 1939, 1941, 1942 und 1944.


Chiangs Deichbruchaktion in der Provinz Henan am Gelben Fluss am 9. Juni 1938 mit der Idee, durch das Fluten ganzer Provinzen die japanische Armee aufzuhalten, forderte fast eine Million Tote. Die Flutungen bewirkten immerhin eine monatelange Unterbrechung des japanischen Feldzugs. Die Überlebenden wurden unter japanischer Waffengewalt zum Wiederaufbau der Deiche gezwungen; erst 1947 waren alle Deiche wieder aufgebaut.


Mao Zedong und Chiang hatten zwar offiziell eine (zweite) Einheitsfront gegen die Japaner geschmiedet. Dies war aber nur ein brüchiger Frieden. Chiang und Mao wussten, dass sie ihre Armeen für den absehbaren innerchinesischen Konflikt brauchen würden.


Nach dem Kriegseintritt wurde Chiang trotz zunehmender Korruption und abnehmenden Rückhalts in der Bevölkerung von den USA zunächst bis 1945 und anschließend bis 1949 mit jeweils zwei Milliarden US-Dollar unterstützt.[9]



Niederlage gegen Mao 1945–1948 – Rückzug auf Taiwan |




Nationale Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle in Taipeh


Der Kriegseintritt der Sowjetunion gegen Japan erfolgte gemäß den Beschlüssen der Konferenz von Jalta mit ihrem Einmarsch am 8. August 1945 in den japanischen Marionettenstaat Mandschukuo (Mandschurei). Der schnelle Erfolg ermöglichte Stalin, wieder Einfluss auf China zu nehmen. So sollten neben den bei der Operation Auguststurm eroberten Gebieten auch die erbeuteten Waffen vertragsgemäß der chinesischen Regierung übergeben werden. Während die Mandschurei nach dem Abzug der Roten Armee an die Republik China ausgehändigt wurde, ging erbeutetes Kriegsgerät nach der Niederlage Japans auch an die Kommunistische Partei Chinas.


Damit endete die Allianz zwischen Chiang Kai-sheks Kuomintang und Mao Zedongs Kommunistischer Partei und der Konflikt entflammte erneut. Zwischenzeitlich wurden die Staatsorgane der Republik China nach Nanjing zurückverlegt. Nachdem eine Verfassungskommission ihre Arbeit beendet hatte, konnten 1947 landesweite Wahlen für die Nationalversammlung und die Gesetzgebungskammer durchgeführt werden. Überraschenderweise gewannen mehrheitlich unabhängige Kandidaten, gefolgt von der Kuomintang, den Sozialdemokraten und der Jungchina-Partei. Wegen der zunehmenden Auseinandersetzungen mit der Volksbefreiungsarmee entschloss sich die Nationalversammlung gleich nach ihrer Konstituierung zur Verabschiedung von Sondergesetzen, die dem künftigen Präsidenten faktisch diktatorische Vollmachten zur Verteidigung der verfassungsmäßigen Ordnung für den Zeitraum der „kommunistischen Rebellion“ verleihen sollte. Erst danach wählte die Nationalversammlung Chiang Kai-shek mit 2430 Stimmen zum Präsidenten. Der Jurist Ju Zheng unterlag bei 269 Stimmen.[10]


Maos militärische Siege führten zu systematischem Terror in den eroberten Gebieten, wozu insbesondere die Verfolgung und Tötung von „Kapitalisten“ und „Großgrundbesitzern“ sowie Geistlichen sämtlicher Religionsgemeinschaften, Personen mit Auslandsverbindungen und Anhängern der Kuomintang und anderer Parteien zählten. 1949 siegten die Kommunisten endgültig. Chiang Kai-shek und seine Anhänger zogen sich nach Taiwan zurück, das durch den Kapitulationsvertrag wieder an China gefallen war.[11]




Chiang Kai-shek und der südkoreanische Ministerpräsident Syngman Rhee im August 1949 in Südkorea


Im Dezember 1949 wurde auf Taiwan der neue Sitz der Verfassungsorgane der Republik China mit einer vorübergehenden Hauptstadt, Taipeh, eingerichtet. Zum damaligen Machtbereich der Republik China auf Taiwan gehörten nunmehr lediglich Taiwan, und die strategisch wichtigen Inselgruppen Pescadores, Dachen-Inseln (Tachen-Inseln), Nanchi, Jinmen (Quemoy) und Matsu, letztere vier direkt vor dem chinesischen Festland. In dieser Position erhob Chiang weiterhin Anspruch auf ganz China.


Auf Taiwan errichtete Chiang Kai-shek ein autoritäres Regime[12][13] innerhalb des rechtlichen Rahmens der Sondergesetze, die ihm die Nationalversammlung 1948 übertragen hatte. Unter dieser diktatorischen Führung konnten die Wirtschaft und das Bildungssystem gefördert werden, weshalb Chiangs Herrschaft als „Entwicklungsdiktatur“ bezeichnet wurde. Demokratische Prozesse waren dagegen auf die Kommunen und Kreise beschränkt.[14] Die Verehrung Chiangs wurde häufig mit dem Personenkult seines Rivalen Mao Zedong verglichen[15] (Chiang-Kai-shek-Statuen) und wurde erst 1987 von seinem Sohn Chiang Ching-kuo beendet.[16]


Chiang Kai-shek betrieb in der Zeit zwischen 1950 und 1975 offiziell eine Politik der Rückeroberung Chinas. Taiwan wurde von den USA finanziell und materiell unterstützt. Eine Aufarbeitung des Massakers an der Bevölkerung von 1947 fand erst Ende der 90er Jahre statt. Chiangs Rumpfparlament – nicht alle Mitglieder der republikanischen Nationalversammlung waren nach Taiwan übergesiedelt – war ein dauerndes Provisorium ohne eigentliche gesetzgebende Funktion. Nach dem Ausbruch des Koreakrieges von 1950 erhielt Taiwan von den USA militärische Unterstützung, um der Volksrepublik China – auch nach der Besetzung Tibets – deutliche Grenzen zu setzen. Dabei hatten die USA Schwierigkeiten, Chiangs militärische Blockaden der Taiwan-Straße und die Gegenwehr durch Artilleriebeschuss aus der Volksrepublik in einem Status quo zu halten. 1955 musste Taiwan die Dachen-Inseln und Nanchi an die Volksrepublik China abtreten, die Bewohner wurden zuvor mit US-amerikanischer Hilfe evakuiert.


Bis zu seinem Tod 1975 blieb er Präsident der Republik China. Er wurde von der letztmals 1947 noch gesamtchinesisch gewählten Nationalversammlung viermal (1954, 1960, 1966 und 1972) ohne Gegenkandidaten wiedergewählt. Seine eigene Rolle als autoritär herrschender Präsident sah Chiang lediglich als notwendiges Übel zur Verteidigung der Republik China und der Verfassungsdoktrin der Lehren Sun Yat-Sens (Staatliche Unabhängigkeit, wirtschaftliche Gerechtigkeit und Demokratie) an. Gegenüber US-General Wedemeyer erklärte Chiang deshalb: „Sollte ich sterben, solange ich noch Diktator bin, werde ich sicherlich wie andere Diktatoren in Vergessenheit geraten. Sollte ich aber auf der anderen Seite darin erfolgreich sein, das stabile Fundament für eine demokratische Regierung zu schaffen, werde ich für immer in jeder Familie Chinas weiterleben.“[17][18]



Diplomatischer Niedergang ab 1964 |




Ein Beispiel für die Kontroversen um Chiang Kai-shek im heutigen Taiwan. Diese 1981 in Kaohsiung aufgestellte Skulptur wurde 2007 abgebaut, wobei Teile verloren gingen. Im Cihu-Skulpturen-Park in Daxi wurde sie ohne die fehlenden Teile als „postmoderne Repräsentation“ wieder aufgebaut.


Nach dem chinesisch-sowjetischen Zerwürfnis und durch die Zündung von Chinas erster eigener Atombombe im Jahre 1964/65 wurde die internationale Machtposition der Republik China geschwächt. Die Volksrepublik China wurde von immer mehr Staaten als Vertretung anerkannt. Nach dem Verzicht auf Schadenersatz für Kriegsschäden gelang es der Volksrepublik 1972, die diplomatische Anerkennung durch Japan zu erreichen. 1973 wurde Taiwan nur noch von 39 Staaten (2006: von 23 Staaten) als offizielle Vertretung Chinas angesehen.


Chiang Kai-shek starb am 5. April 1975 in Taiwans Hauptstadt Taipeh. Sein Nachfolger als Präsident wurde Vizepräsident Yen Chia-kan, der das Amt bis 1978 innehatte. Die Macht ging danach im Wesentlichen an Chiangs Sohn Chiang Ching-kuo über, der als Premier kurze Zeit später auch das Präsidentenamt übernahm.



Ehrungen |


1937 wurde Chiang Kai-shek gemeinsam mit seiner Ehefrau von der Time zum „Mann des Jahres“ ernannt.



Erinnerung |


In Taipeh war der internationale Flughafen bis zum September 2006 nach Chiang Kai-shek benannt.
Siehe auch Nationale Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle. Darüber hinaus erinnerten in Taiwan jahrelang Statuen und Porträts an öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Gebäuden an Chiang. In fast allen Städten und Gemeinden Taiwans wurden Hauptstraßen nach ihm benannt.


Nach der Demokratisierung Taiwans mehrten sich die Bestrebungen, mit dem Personenkult vergangener Zeiten zu brechen. An vielen Orten wurden Chiangs Bildnisse entfernt und Banknoten mit seinem Konterfei aus dem Umlauf genommen. Am 5. Dezember 2017 verabschiedete der Legislativ-Yuan ein Gesetz, in dem die Entfernung jeglicher verherrlichenden Erinnerung an die Diktatur aus dem öffentlichen Raum angeordnet wird und das neben der vollständigen Entfernung von Chiang-Bildnissen auch die Umbenennung von Straßen und öffentlichen Einrichtungen vorsieht.[19]



Literatur |




  • Frank Dikötter: The Tragedy of Liberation. A History of the Chinese Revolution 1945–57. Bloomsbury, London – New Delhi – New York – Sydney 2013, ISBN 978-1-62040-347-1.

  • Jonathan Fenby: Chiang Kai Shek. China'’s Generalissimo and the Nation He Lost. Carroll & Graf, New York 2004, ISBN 0-7867-1318-6.


  • Friedrich Wilhelm Schlomann, Paulette Friedlingstein: Tschiang Kai-schek. Ein Leben für China. Lizenzausgabe. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1979, ISBN 3-404-01158-9, (Bastei Lübbe 61040).


  • Jung Chang, Jon Halliday: Mao. Das Leben eines Mannes. Das Schicksal eines Volkes. 2. Auflage. Pantheon, München 2008, ISBN 978-3-570-55033-5.


  • Oskar Weggel: Geschichte Taiwans. Vom 17. Jahrhundert bis heute. Edition global, München 2007, ISBN 3-922667-08-2.

  • Thomas Weyrauch: Chinas demokratische Traditionen vom 19. Jahrhundert bis in Taiwans Gegenwart. Longtai, Giessen (i. e.) Heuchelheim 2014, ISBN 978-3-938946-24-4.

  • Thomas Weyrauch: Chinas unbeachtete Republik. 100 Jahre im Schatten der Weltgeschichte. Longtai, Giessen (i. e.) Heuchelheim 2009, ISBN 978-3-938946-14-5.

  • Thomas Weyrauch: Chinas unbeachtete Republik. 100 Jahre im Schatten der Weltgeschichte. Band 2 (1950–2011). Longtai, 2011, ISBN 978-3-938946-15-2.



Weblinks |



 Commons: Chiang Kai-shek – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


 Wikiquote: Chiang Kai-shek – Zitate (englisch)



  • Literatur von und über Chiang Kai-shek im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek


  • Zeitungsartikel über Chiang Kai-shek in der Pressemappe 20. Jahrhundert der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW).


  • Chiang Kaishek – ein Diktatorenleben, auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung



Einzelnachweise |




  1. Jay Taylor; The Generalissimo: Chiang Kai-shek and the Struggle for Modern China. 2009, S. 12.


  2. Jay Taylor: The Generalissimo: Chiang Kai-shek and the Struggle for Modern China. 1. Ausgabe, Harvard University Press, 2009, S. 17–20.


  3. Jacques Gernet; Die chinesische Welt. Suhrkamp, S. 532.


  4. Jung Chang, Jon Halliday; Mao. Das Leben eines Mannes. Das Schicksal eines Volkes. 2. Ausgabe, Pantheon,2008, S. 52.


  5. Thomas Weyrauch: Chinas unbeachtete Republik. Bd. 1, S. 127 f.


  6. Jede Sonne geht einmal unter. In: Der Spiegel. Nr. 10, 1950, S. 18 (online). 


  7. Jacques Gernet; Die chinesische Welt. Suhrkamp, S. 532–534.


  8. Jung Chang, Jon Halliday, Mao. Das Leben eines Mannes. Das Schicksal eines Volkes. 2. Aufl., Pantheon, 2008, S. 240–250.


  9. Jacques Gernet: Die chinesische Welt. Suhrkamp, S. 537


  10. Thomas Weyrauch: Chinas unbeachtete Republik. Bd. 1, S. 272 ff., 280 ff.


  11. Thomas Weyrauch: Chinas unbeachtete Republik. Bd. 1, S. 311 ff.; Thomas Weyrauch: Chinas unbeachtete Republik. Bd. 2, S. 17 ff.; Frank Dikötter: The Tragedy of Liberation. S. 85 ff.


  12. Remembering Taiwan's martial law. BBC News, 13. Juli 2007.


  13. Taiwan Ends 4 Decades of Martial Law. In: New York Times vom 15. Juli 1987.


  14. Thomas Weyrauch: Chinas unbeachtete Republik. Bd. 2, S. 79 ff.


  15. Hinnerk Berlekamp: Der Generalissimus als Unperson. In: Berliner Zeitung. 8. Januar 2008, abgerufen am 17. Juni 2015. 


  16. Matthias Naß: Die stille Revolution im kleinen China. In: Die Zeit Nr. 32/1993. 6. August 1993, abgerufen am 17. Juni 2015. 


  17. Thomas Weyrauch: Chinas unbeachtete Republik. Bd. 2, S. 58


  18. Bewertung der Politik Chiangs nach 1950: Thomas Weyrauch: Chinas demokratische Traditionen. S. 275 ff.


  19. Taiwan acts to purge authoritarian past, The Straits Times vom 7. Dezember 2017.


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Chinesische Personennamen

Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Vornamen der Person gesetzt. Das ist die übliche Reihenfolge im Chinesischen. Chiang ist hier somit der Familienname, Kai-shek ist der Vorname.



































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