Liste der Stolpersteine im Pardubický kraj
Die Liste der Stolpersteine im Pardubický kraj enthält die Stolpersteine in der tschechischen Region Pardubický kraj (Pardubitzer Region), die an das Schicksal der Menschen dieser Region erinnern, welche von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine werden in der Regel von Gunter Demnig verlegt.
Das tschechische Stolpersteinprojekt Stolpersteine.cz wurde 2008 durch die Česká unie židovské mládeže (Tschechische Union jüdischer Jugend) ins Leben gerufen und stand unter der Schirmherrschaft des Prager Bürgermeisters. Die Stolpersteine liegen vor dem letzten selbstgewählten Wohnort des Opfers.[1][2] Die Stolpersteine werden auf tschechisch stolpersteine genannt, alternativ auch kameny zmizelých (Steine der Verschwundenen).
Inhaltsverzeichnis
1 Chrudim
2 Svitavy
3 Verlegedaten
4 Anmerkungen
5 Weblinks
6 Einzelnachweise
Chrudim |
Stolperstein | Übersetzung | Verlegeort | Name, Leben |
---|---|---|---|
Široká ul. čp. 87 | Jiří Adler (* 9. Juni 1938), Sohn von Otto Adler und Pavla Adlerová, am 5. Dezember 1942 mit Transport Cf aus Pardubice in das KZ Theresienstadt deportiert, am 15. Dezember 1943 mit dem Transport Dr dann weiter ins KZ Auschwitz. Dort ermordet.[3][4] | ||
Široká ul. čp. 87 | Otto Adler[Anm 1] | ||
Široká ul. čp. 87 | Blanka Adlerová (* 2. März 1933), Tochter von Otto Adler und Pavla Adlerová, am 5. Dezember 1942 mit Transport Cf aus Pardubice in das KZ Theresienstadt deportiert, am 15. Dezember 1943 mit dem Transport Dr dann weiter in das KZ Auschwitz. Dort ermordet.[3][4] | ||
Široká ul. čp. 87 | Pavla Adlerová (* 14. Januar 1906), Ehefrau von Otto Adler, am 5. Dezember 1942 mit Transport Cf aus Pardubice in das KZ Theresienstadt deportiert, am 15. Dezember 1943 mit dem Transport Dr dann weiter in das KZ Auschwitz. Dort ermordet.[3][4] | ||
HIER LEBTE | Resselovo náměstí 134 | Artur Pachner (* 24. März 1874 in Německý Brod, heute Havlíčkův Brod), Ehemann von Gabriela Pachnerová, war ein tschechoslowakischer Zahnarzt und Publizist jüdischer Herkunft, der Opfer des Holocaust wurde. Sein Vater, Josef Pachner, war in der jüdischen Gemeinde in Německý Brod aktiv und Mitbegründer des jüdischen Friedhofs. Artur Pachner studierte Medizin an der Karls-Universität in Prag, zog 1899 nach Chrudim um und eröffnete eine Praxis. Er veröffentlichte zahlreiche Fachaufsätze aus dem Bereich Stomatologie, Metallurgie u. a. Nach der Besetzung des Landes durch die Wehrmacht wurde Artur Pachner mit seiner Frau Gabriela Pachnerová verhaftet. Am 5. Dezember 1942 wurden sie mit dem Transport Cf aus Pardubice in das KZ Theresienstadt deportiert, wo Pachner zeitweise in der Kleinen Festung gehalten wurde, am 18. Dezember 1942 wurden sie mit dem Transport Ds in das sogenannte Theresienstädter Familienlager des KZ Auschwitz-Birkenau gebracht. Offenbar im Januar 1944 wurde er dort ermordet.[3][4][6] | |
HIER LEBTE | Resselovo náměstí 134 | Gabriela Pachnerová, geb. Gabriela Schillerová (* 13. März 1881 in Polná), Ehefrau von Artur Pachner. Am 5. Dezember 1942 wurde sie mit dem Transport Cf aus Pardubice in das KZ Theresienstadt deportiert, am 18. Dezember 1942 dann mit dem Transport Ds in das sogenannte Theresienstädter Familienlager des KZ Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie in der Gaskammer 1944 ermordet wurde.[Anm 2][3][4][6] | |
Široká ul. čp. 87 | Richard Schmidl (* 27. März 1882), am 5. Dezember 1942 mit Transport Cf aus Pardubice in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort am 2. Februar 1943 ermordet.[3][4] | ||
Pod Myší Dírou/Soukenická ul. | Emil Seidlitz (* 2. Mai 1877), am 5. Dezember 1942 mit Transport Cf aus Pardubice in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort am 22. Januar 1943 ermordet.[3][4] | ||
Pod Myší Dírou/Soukenická ul. | Františka Seidlitzová (* 15. März 1877), am 5. Dezember 1942 mit Transport Cf aus Pardubice in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort am 12. Februar 1943 ermordet.[3][4] | ||
Široká ul. čp. 87 | Olga Říhová (* 15. April 1904), mit einem Schuldirektor in einer Mischehe verheiratet; sie wurde zwar geschieden, ihr Ehemann ließ den gemeinsamen Sohn in ihrer Pflege, was sie vor der ersten Deportationswelle vermutlich schützte. Sie wurde erst 1943 denunziert und durch die Gestapo verhaftet und in das KZ Auschwitz deportiert, wo sie am 12. September 1943 ermordet wurde.[4][7] | ||
Pod Myší Dírou/Soukenická ul. | Irma Vtípilová (* 5. April 1898), am 5. Dezember 1942 mit Transport Cf aus Pardubice in das KZ Theresienstadt deportiert, am 23. Januar 1943 mit dem Transport Cr dann weiter in das KZ Auschwitz. Dort ermordet.[3][4] |
Svitavy |
Bild | Name | Verlegeort | Leben |
---|---|---|---|
HIER WOHNTE ARNOŠT FREUND JG. 1911 DEPORTIERT 1941 NACH THERESIENSTADT ERMORDET 1942 IM LAGER IZBICA | náměstí Míru č. 97 | Arnošt Freund wurde am 23. September 1911 geboren und war mit Irma Freundová verheiratet. Das Paar hatte einen Sohn – Jiří, geboren am 11. Dezember 1937. Die Familie lebte in Brno. Am 2. Dezember 1941 wurde er zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn mit dem Transport G (seine Nummer auf dem Transport lautete 64) von Brno nach Theresienstadt deportiert. Von dort wurde er am 25. Mai 1942 mit seiner Familie mit dem Transport Az (seine Nummer auf dem Transport lautete 585) ins Ghetto Izbica überstellt. Mit diesem Transport wurden 997 Menschen deportiert, nur ein Mensch dieses Transportes hat überlebt. Arnošt Freund und seine Familie wurden ermordet.[8] | |
HIER WOHNTE EMIL FREUND JG. 1878 DEPORTIERT 1942 NACH THERESIENSTADT ERMORDET 1942 IN AUSCHWITZ | náměstí Míru č. 97 | Emil Freund wurde am 1. September 1878 in Ubušín geboren und war Vater von Arnošt Freund und Louise Hermanová. Entweder 1918 oder 1919 starb seine Frau an der Spanischen Grippe. Am 19. März 1942 wurde er mit dem Transport Ac von Brno ins Ghetto Theresienstadt deportiert (seine Nummer auf dem Transport lautete 121), am 27. April 1942 erfolgte seine Überstellung ins Ghetto Izbica mit Transport Aq (Nr. 944).[9] Laut eines Interviews mit seiner Tochter Louise, wurde er hingegen nach Auschwitz transportiert – mit dem Zug, mit dem sie in Theresienstadt ankam. Er hatte zu diesem Zeitpunkt eine Lungenentzündung und hohes Fieber.[10] | |
HIER WOHNTE LOUISE HERMANOVÁ GEB. FREUNDOVÁ JG. 1916 DEPORTIERT 1942 NACH THERESIENSTADT AUSCHWITZ UND BERGEN-BELSEN ÜBERLEBTE | náměstí Míru č. 97 | Louise Hermanová wurde am 8. Mai 1916 in Svitavy geboren. Ihr Vater war Emil Freund. Ihr Vater, er besaß ein Geschäft für Herren-Kurzwaren, heiratete nach dem Tode von ihrer Mutter erneut. 1934 begann sie eine Ausbildung zur Montessori-Pädagogin in Prag. Sie arbeitete in verschiedenen jüdischen Familien als Erzieherin. Im Februar 1942 wurde auch sie ins Ghetto Theresienstadt deportiert, ihr Bruder Arnošt und ihr Vater befanden sich bereits dort. Jedoch wurde der Vater am Tag ihrer Ankunft ins Ghetto Izbica überführt, sie verblieb in Theresienstadt. Mitte Dezember 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert, wo sie am 24. Dezember 1943 ankam. Ihr wurde die Häftlingsnummer 72708 eintätowiert und sie kam in den Block 6, den Vergnügungsblock der SS. Später wurde sie im Frauen-/Kinderblock 30/31 untergebracht, wo sie sich um die von ihren Familien getrennten Kinder kümmerte. Louise wurde zur Zwangsarbeit ins KZ Christianstadt eingeteilt, sie arbeitete dort in der Munitions- und Waffenherstellung. Anfang 1945 wurde das Lager evakuiert, die Häftlinge mussten auf einem Todesmarsch Richtung Westen ziehen. Louise versuchte zu fliehen, wurde aber wieder eingefangen. Im KZ Bergen-Belsen erkrankte Louise Hermanová an Typhus. Am 15. April 1945 wurde das Lager an die Briten übergeben. Am 14. Juli 1945 wurde sie entlassen werden reiste nach Prag. Im Herbst 1946 arbeitete sie in einem Auffanglager für jüdische Überlebende. Hier half sie polnischen Juden, die nach Palästina ausreisen wollten, und lernte den Arzt Dr. Alexander Hermann kennen, der Auschwitz überlebte. Sie heirateten 1947 und zogen nach Broumov, wo er eine Praxis eröffnete, in der auch Louise arbeitete. Sie wurden Eltern zweier Kinder, Jana und Otto. Ehrenamtlich engagierte sie sich für Holocaust-Überlebende, war Mitglied in Organisationen und Zusammenschlüssen ehemaliger jüdischer KZ-Häftlinge. Sie arbeitete auch mit der Landeszentrale für Politische Bildung - Gedenkstätte Bergen-Belsen zusammen. Am 2. Februar 2013 starb sie in České Budějovice. | |
HIER WOHNTE DR. MED. ALBERT MELLER JG. 1890 DEPORTIERT 1943 NACH THERESIENSTADT ERMORDET 1943 IN AUSCHWITZ | náměstí Míru č. 13 | Albert Meller wurde am 9. Januar 1890 geboren und war Arzt. Er lebte zuletzt in Prag, in der Walderaushova 6. Am 13. Juli 1943 wurde er mit dem Transport Di von Prag nach Theresienstadt deportiert (seine Nummer auf dem Transport lautete 215). Von dort wurde er am 6. September 1943 mit dem Transport Dl nach Auschwitz überstellt (seine Nummer auf dem Transport lautete 1377). Hier wurde er ermordet.[11] | |
HIER WOHNTE DR. MED. OLGA MELLEROVÁ JG. 1897 DEPORTIERT 1943 NACH THERESIENSTADT ERMORDET 1943 IN AUSCHWITZ | náměstí Míru č. 13 | Olga Mellerová wurde am 13. Mai 1897 geboren und lebte zuletzt in Prag in der Slezská 120. Am 13. Juli 1943 wurde sie mit dem Transport Di von Prag nach Theresienstadt deportiert (ihre Nummer auf dem Transport lautete 214). Von dort wurde sie am 6. September 1943 mit dem Transport Dl nach Auschwitz überstellt (ihre Nummer auf dem Transport lautete 1378). Hier wurde sie ermordet.[12] |
Verlegedaten |
- Die Stolpersteine in Chrudim wurden am 19. September 2017 von Gunter Demnig persönlich verlegt.[13]
- Die Stolpersteine in Svitavy (dt: Zwittau) wurden am 15. September 2014 von Gunter Demnig persönlich verlegt.[14]
Anmerkungen |
↑ In der Datenbank des Portals holocaust.cz befindet sich ein „Ota“ Adler (mit dem tschechisierten Vornamen), dessen sonstige Daten (Geburtstag am 21. Oktober 1891, Transporte Cf nach Theresiensrtadt sowie Dr nach Auschwitz) an sich gut in das Bild passen; auf der Abbildung des Stolpersteins für Otto Adler (hier zu sehen) auf chrudim.eu/vismo/ (Kameny zmizelých v Chrudimi položeny ...) ist jedoch eindeutig eine Notiz über eine Deportation nach Buchenwald zu sehen.
↑ ab ".. .12.1943: nicht gut lesbares Datum auf dem Stolperstein; andere Quellen geben als Todesdatum jedoch mit März 1944 an (übereinstimmend "in der Nacht vom 8. auf den 9. März"), s. PACHNER FAMILY..., kehillatisrael.net/... oder Spisovatelka nacistům unikla..., Bericht des Nachrichtenportals iDNES.cz Pardubice vom 7. September 2017, online auf: pardubice.idnes.cz/
Weblinks |
Commons: Stolpersteine im Pardubický kraj – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise |
↑ Zdeňka Kuchyňová: Praha má na chodnících své první pamětní kameny holocaustu, Bericht des tschechischen Rundfunksenders Radio Praha vom 19. Oktober 2008, online auf: www.radio.cz/...
↑ Bericht der Vereinigung Stolpersteine.cz, online auf: Stolpersteine in der Tschechischen Republik (Memento vom 15. Oktober 2015 im Webarchiv archive.is)
↑ abcdefghi
Kurzangaben aus der Opferdatenbank des Portals holocaust.cz, online auf: holocaust.cz/...; Direktlinks zu den Angaben über einzelne Personen: ...artur-pachner, ...gabriela-pachnerova, ...jiri-adler, ...blanka-adlerova, ...ota-adler, ...pavla-adlerova, ...richard-schmidl, ...emil-seidlitz, ...frantiska-seidlitzova, irma-vtipilova
↑ abcdefghij
Alžběta Langová: První kameny zmizelých – stolpersteine – budou položeny v Chrudimi, in Chrudimský zpravodaj 9/2017 (September 2017), S. 14, online auf: chrudim.eu/assets/...
↑ ab
Kameny zmizelých v Chrudimi položeny. Ve středu 20. září bylo v Chrudimi položeno prvních 11 kamenů zmizelých (stolpersteine), Bericht des Stadtamtes Chrudim (Městský úřad Chrudim), offizielle Website der Stadt, online auf: chrudim.eu/vismo/...
↑ ab
PACHNER FAMILY. Havlíčkobrodští Neighbors Who Disappeared, Biographien der Familie Pachner aus Chrudim, eine Forschungsarbeit, unterstützt und veröffentlicht durch das Jüdische Museums in Prag, online auf: kehillatisrael.net/...
↑
Pomozte zaplnit bílá místa v osudech deportovaných Židů, in chrudimský deník.cz vom 23.10.2012, online auf: chrudimsky.denik.cz/...
↑ Arnošt Freund. In: holocaust.cz. 12. Januar 2016, abgerufen am 9. April 2017 (englisch).
↑ Emil Freund in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem
↑ Sabrina Männel, Lars Hanßmann: Zeitzeugenbericht von Louise Hermanová im Mai 2003 im Rahmen eines Seminars an der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven. In: ns-zeitzeugen.de. Archiviert vom Original am 3. März 2016; abgerufen am 9. April 2017.
↑ Albert Meller in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem
↑ Olga Mellerova in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem
↑ Chronik (September 2017), offizielle Website von G. Demnig, online auf: stolpersteine.eu/
↑ Chronik. In: stolpersteine.eu. Abgerufen am 9. April 2017.
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