Liste der Stolpersteine in Polen






Der erste in Polen verlegte Stolper­stein ist Edith Stein gewidmet, einer katholischen Nonne jüdischer Herkunft, die 1998 heiliggesprochen wurde.


Die Liste der Stolpersteine in Polen enthält die Stolpersteine im heutigen Polen, die an das Schicksal der Menschen erinnern, die während der Zeit des Nationalsozialismus in dem Land ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden von Gunter Demnig verlegt.


Stolpersteine werden im Regelfall vor dem letzten freigewählten Wohnort des Opfers verlegt. Die erste Verlegung in Polen erfolgten am 12. Oktober 2008 in Wrocław. Die Verlegungen für die Angehörigen der Familie Zorek in Wrocław erfolgte im Auftrag der Nachfahren dieser Familie, die zur Verlegung aus den USA anreisten.[1] In Szczecin hielt Demnig am 25. Juni 2015 einen Vortrag. Stolpersteine werden auf Polnisch kamienie pamięci (Steine der Erinnerung) genannt.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichtlicher Hintergrund


  • 2 Stolpersteine in Polen


  • 3 Biała Podlaska


  • 4 Łomża


  • 5 Mińsk Mazowiecki


  • 6 Raczki


  • 7 Słubice


  • 8 Wrocław


  • 9 Verlegedaten


  • 10 Weblinks


  • 11 Einzelnachweise





Geschichtlicher Hintergrund |



Polen ist das von den Verbrechen der Nationalsozialisten anteilmäßig am härtesten getroffene Land:



  • Durch den Überfall auf Polen, das geheime Zusatzprotokoll zum Molotow-Ribbentrop-Pakt und die Sowjetische Besetzung Ostpolens verschwand das Land vorübergehend von der Landkarte.

  • Mit dem Massaker von Ciepielów begann am 8. September 1939 eine Serie von Kriegsverbrechen der Wehrmacht in Polen, mit dem Massaker von Przemyśl durch Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD von 16. bis 19. September 1939 begann der Holocaust in Polen. Zwischen dem 1. September und dem 25. Oktober 1939 wurden über 16.000 Zivilisten von deutschen Kräften hingerichtet, in und nach dem Polenfeldzug bis Ende 1939 etwa 60.000 polnische Intellektuelle, darunter 7.000 Juden, ermordet.

  • In den Jahren 1939 bis 1945 sind, so der offizielle Forschungsstand von 2011, insgesamt 5,65 Millionen polnischer Opfer zu verzeichnen gewesen.[2] Darin enthalten sind knapp drei Millionen polnischer Jüdinnen und Juden, die überwiegend Opfer der industriellen Vernichtung in den Gaskammern wurden, sowie 150.000 Polen, die während der Sowjetischen Besetzung Ostpolens ums Leben gebracht wurden.

  • Im vom Deutschen Reich besetzten polnischen Staatsgebiet wurden die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, Belzec, Kulmhof, Majdanek, Sobibor und Treblinka eingerichtet und zur massenhaften Ermordung jüdischer Frauen, Kinder und Männer aus ganz Europa genutzt. Darüber hinaus wurden tausende Juden in Ghettos, u. a. in Warschau und Litzmannstadt durch Überbelegung, Hunger, Seuchen und Erschießungen zu Tode gebracht.



Deutsche Kriegsverbrechen in Polen, 1939 bis 1945

Polish POWs shot by Wehrmacht 1939.jpg

Polish Hostages preparing in Palmiry by Nazi-Germans for mass execution 2.jpg

Execution of Poles by German Einsatzkommando Oktober 1939.jpg

Death in the Warsaw Ghetto.jpg






Stolpersteine in Polen |


Das Projekt Demnigs steht in Polen erst am Anfang, bislang konnten erst zwanzig Stolpersteine in sechs Städten verlegt werden – darunter zwei Städte, die bis 1945 zum sogenannten Altreich zählten. Gewürdigt wurden teilweise NS-Opfer deutscher Herkunft und deutscher Staatsbürgerschaft. Dies steht in heftigem Kontrast zu den Niederlanden, wo bislang mehr als 3.000 Stolpersteine verlegt wurden, zu Tschechien, Italien, Österreich, Norwegen und Ungarn, wo jeweils mehrere Hundert Stolpersteine verlegt wurden, aber auch zu Belgien, Luxemburg, der Slowakei, zu Spanien und Griechenland.(Stand von Juli 2018)


Geplante Verlegungen in Łódź (am 30. April 2014) und Gliwice (am 13. Oktober 2014) fanden nicht statt. In Łódź ergab sich ein Diskurs über die Inschriften.


Die Tabellen sind teilweise sortierbar; die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach dem Familiennamen.



Biała Podlaska |


In Biała Podlaska wurden am 11. Dezember 2017 von Gunter Demnig drei Stolpersteine verlegt.



























Bild
Inschrift
Standort
Name, Leben

Stolperstein für Chaim Zylberberg (Biała Podlaska).jpg


HIER LEBTE
CHAIM
ZYLBERBERG
JG. 1920
DEPORTIERT 1942
NACH MIĘDZYRZEC PODLASKI
GESTORBEN 1942
AUF DEM TRANSPORT


ul. Krótka 3

Chaim Hyatt Zylberberg wurde 1920 in Brest Litovsk geboren. Seine Eltern Joel Zylberberg und Gertruda geb. Waskin oder Waksin (beide siehe unten). Er hatte einen Bruder, David (geboren 1913). Er war Student. Im Jahr 1942 wurden Chaim, Gertruda und Joel Zylberberg verhaftet. Er und sein Vater starben bereits auf dem Transport nach Międzyrzec Podlaski. Die Mutter wurde in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort in einer Gaskammer ermordet.[3]

Sein Bruder David überlebte die Deportation und konnte nach Frankreich, später in die USA emigrieren. Seinen einzigen Sohn nannte er Joel Hyatt, eine seiner Töchter Trudy.



Stolperstein für Gertruda Zylberberg (Biała Podlaska).jpg


HIER LEBTE
GERTRUDA
ZYLBERBERG
WASKIN
JG. 1892
DEPORTIERT 1942
NACH AUSCHWITZ
ERMORDET 1942


ul. Krótka 3

Gertruda Zylberberg geb. Waskin oder Waksin wurde 1892 in Brest Litovsk geboren. Sie wurde auch Gitla genannt. Ihre Eltern hießen Moses und Cylic bzw. Bella. Sie heiratete den Zahnarzt Joel Zylberberg (siehe oben). Das Paar hatte zwei Söhne, David (geboren 1913) und Chaim (geboren 1920, siehe oben). Im Jahr 1942 wurden Gertruda, Joel und Chaim Zylberberg verhaftet. Ihr Sohn und ihr Ehemann starben bereits auf dem Transport nach Międzyrzec Podlaski, sie selbst wurde in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort in einer Gaskammer ermordet.[4]

Zwei der Meldungen an Yad Vashem wurden 1980 und 1992 von ihrem Sohn David Zylberberg (1913–2012) eingereicht, der damals in Cleveland (Ohio) wohnte und arbeitete. Der überlebende Sohn war in die Vereinigten Staaten ausgewandert, hatte geheiratet und hatte drei Kinder und sechs Enkelkinder.



Stolperstein für Joel Zylberberg (Biała Podlaska).jpg


HIER LEBTE
JOEL
ZYLBERBERG
JG. 1890
DEPORTIERT 1942
NACH MIĘDZYRZEC PODLASKI
GESTORBEN 1942
AUF DEM TRANSPORT


ul. Krótka 3

Joel Zylberberg wurde 1890 in Brest Litovsk geboren. Seine Eltern hießen David oder Mejer und Bella, Berta oder Rejla. Er studierte Medizin und wurde Zahnarzt. Er heiratete Gertruda geb. Waskin oder Waksin (siehe unten). Das Paar hatte zwei Söhne, David (geboren 1913) und Chaim (geboren 1920, siehe oben). Im Jahr 1942 wurden Joel, Gertruda und Chaim Zylberberg verhaftet. Er und sein Sohn starben bereits auf dem Transport nach Międzyrzec Podlaski. Die Ehefrau wurde in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort in einer Gaskammer ermordet.

Sohn David (1913–2012) emigrierte in die Vereinigten Staaten. Er war mit Anna geb. Bleiweiss (1918–2011) verheiratet. Das Paar hatte einen Sohn und zwei Töchter sowie sechs Enkelkinder.[5][6]




Łomża |


In der kreisfreien Stadt Łomża in der Woiwodschaft Podlachien wurden am 29. Juli 2018 von Gunter Demnig zwei Stolpersteine verlegt.





















Bild
Inschrift
Standort
Name, Leben

Stolperstein für Rose Kabakeris Katz (Lomza).jpg


HIER LEBTE
ROSE
KABAKERIS KATZ
ERMORDET 1941
IM GHETTO VON SŁONIM


Długa 22

Rose Kabakeris Katz wurde geboren. Ihre Eltern waren Beryl Kabaker (geboren 1861) und dessen Frau Leah geb. Rhinestein oder Ramstein. Sie hatte drei Brüder, Nathan (1899–1941), Leon, auch Leibich (um 1903–1977), Julius (1906–1995) und zwei Schwestern, Luba und Sonya. Sie heiratete Jacob Katz. Das Paar hatte zumindest eine Tochter, Fay, geboren am 17. Dezember 1911. Diese heiratete den Arzt Irving Israel Berwald (siehe unten, unter Raczki). Tochter und Schwiegersohn konnten 1938 in die Vereinigten Staaten emigrieren und so die Shoah überleben. Sie hatten drei Kinder, sieben Enkelkinder und zumindest elf Urenkel. Fay Katz Bergwald starb im Alter von 102 Jahren in St. Louis.[7]

Rose Katz und ihr Ehemann wurden beide vom Nazi-Regime ermordet, die Frau 1941 im Ghetto Słonim, der Mann 1943 im Warschauer Ghetto. Auch der Vater von Rose Kabakeris Katz und ihr ältester Bruder wurden im Rahmen der Shoah ermordet.[8] Die jüngeren Brüder konnten in die Vereinigten Staaten auswandern und so überleben. Das Schicksal der Mutter und der beiden Schwestern ist unbekannt.



Stolperstein für Jacob Katz (Lomza).jpg


HIER LEBTE
JACOB KATZ
JG. 1883
ERMORDET 1943
IM GHETTO VON WARSCHAU




Jacob Katz wurde 1883 geboren. Über ihn ist nur wenig bekannt. Er heiratete Rose geborene Kabakeris (siehe oben). Das Paar hatte eine Tochter, Fay, geboren 1911. Während die Tochter im Exil in den Vereinigten Staaten gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihren Kindern überleben konnte, wurden die Eltern beide vom Nazi-Regime ermordet, Rose 1941 im Ghetto Słonim, Jacob 1943 im Warschauer Ghetto.[9]


Mińsk Mazowiecki |


In der masowischen Stadt Mińsk Mazowiecki wurde am 10. Dezember 2017 von Gunter Demnig ein Stolperstein verlegt.















Bild
Inschrift
Standort
Name, Leben

Stolperstein für Jan Hubert (Minsk Mazowiecki).jpg


HIER LEBTE
JAN HUBERT
JG. 1862
VERHAFTET 17.2.1944
DEPORTIERT 1944
WARSCHAU
ERMORDET 15.4.1944


ul. Sosnkowskiego 4

Jan Hubert wurde 1862 geboren. Er studierte Medizin, heiratete und wurde Fabrikarzt in der Fabrik von Konstanty Rudzki, einem Unternehmer mit sozialer Verantwortung, der beispielsweise das städtische Gymnasium gründete. Anfang des 20. Jahrhunderts ließ er sich eine repräsentative Villa erbauen. Einer seiner häufigen Gäste war der Schriftsteller Stefan Żeromski, ein Verwandter seiner Frau. Es wird allgemein angenommen, dass Jan Hubert das Vorbild für den Doktor Juda in Żeromskis Roman Die Heimatlosen (Ludzie bezdomni) aus dem Jahr 1910 war. Sein Haus war ein wichtiger Treffpunkt von Widerstandskämpfern gegen die deutschen Besatzer. Jan Hubert wurde am 17. Februar 1944 verhaftet und nach Warschau deportiert. Er wurde am 15. April 1944 vom NS-Regime im berüchtigten Pawiak-Gefängnis ermordet.[10]

Seine Frau Anna (1870–1955) konnte überleben. 1948 stiftete sie die Villa für einen wohltätigen Zweck. Bis in die 1980er Jahre befand sich dort eine Niederlassung des Polnischen Roten Kreuzes. Seit 1992 steht das Haus unter Denkmalschutz. Seit 2005 ist dort das Museums des 7. Ulanenregiments in Lublin untergebracht.[11]




Raczki |


In der podlachischen Gemeinde Raczki verlegte Gunter Demnig am 29. Juli 2018 fünf Stolpersteine für Mitglieder der Familie Bergwald. Die Initiative für die Verlegungen in Łomża und Raczki ging von Bruce Berwald aus, einem Nachfahren von Israel Berwald.







































Bild
Inschrift
Standort
Name, Leben

Stolperstein für Fania Streyew Berwald (Raczki).jpg


HIER LEBTE
FANIA STREYEW
BERWALD
ERMORDET 1941
IM GHETTO VON SLONIM


Plac Kościuszki

Fania Streyew Berwald

Stolperstein für Isaac Berwald (Raczki).jpg


HIER LEBTE
ISAAC
BERWALD
ERMORDET 1941
IM GHETTO VON SLONIM


Plac Kościuszki

Isaac Berwald

Stolperstein für Israel Berwald (Raczki).jpg


HIER LEBTE
ISRAEL
BERWALD
GEBOREN 1911
EMIGRIERTE 1938
IN DIE VEREINIGTEN STAATEN


Plac Kościuszki

Irving Israel Berwald wurde 1911 geboren. Er ging auf das Gymnasium in Suwałki und besuchte Schulen in Grodno und Vilnius. Er studierte Medizin in Frankreich und der Schweiz und heiratete im Jahr 1933 die ebenfalls 1911 geborene Fay geb. Katz, die Tochter von Jacob und Rose Katz (beide siehe oben unter Łomża). Nach der Hochzeit verbrachte das Paar Zeit in Italien. Dort beschloss er 1936 an der Universität Genua sein Medizinstudium. Danach lebte das Paar in Łomża und Vilnius. Israel musste verschiedene Jobs annehmen, ehe ihm als Jude erlaubt wurde als Arzt zu arbeiten. Fallweise besuchte er seine Eltern in Raczki. Nachdem es in Polen im Januar 1937 zu antisemitischen Ausschreitungen gekommen war, beschloss das junge Ehepaar zu emigrieren. Bereits 1938 konnten Irving und Fay Bergwald in die Vereinigten Staaten einwandern (und so die Shoah überleben). Sie hatten drei Kinder, sieben Enkelkinder und zumindest elf Urenkel. Eines ihrer Kinder wurde David genannt. Irving Israel starb im Alter von 90 Jahren in St. Louis, Fay Katz Bergwald mit 102 Jahren ebendort.[12][7][13][14]

Stolperstein für Joshua Berwald (Raczki).jpg


HIER LEBTE
JOSHUA (ZEYDEL)
BERWALD
ERMORDET 1941
IM GHETTO VON SLONIM


Plac Kościuszki

Joshua Berwald

Stolperstein für Mina Berwald (Raczki).jpg


HIER LEBTE
MINA
BERWALD
ERMORDET 1941
IM GHETTO VON SLONIM


Plac Kościuszki

Mina Berwald


Słubice |





















Bild
Inschrift
Standort
Name, Leben
Derzeit Baustelle
(Stand: März 2016)


HIER LEBTE
KARL RITTER
JG. 1877
VERHAFTET 1933
KONZENTRATIONSLAGER
SONNENBURG/SŁOŃSK
GESTORBEN 1933


ul. Mikołaja Kopernika / Księdza Piotra Wawrzyniaka
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Karl Ritter wurde am 30. Oktober 1877 geboren, lernte den Beruf des Stellmachers und arbeitete im elterlichen Handwerkbetriebe Hufschlag & Wagenbau. Er nahm 1917 an den revolutionären Kämpfen in Russland teil, war Gewerkschaftsfunktionär im „Deutschen Holzarbeiterverband“ und engagierte sich in der SPD. Nachdem er sich im März 1933 in einer Gaststätte „unschön“ über die Nationalsozialisten geäußert hatte, wurde er zeitweise inhaftiert. Am 2. Mai 1933 wurde er, weil er einen Protestmarsch organisiert hatte, erneut inhaftiert und ins Konzentrationslager Sonnenburg, heute Słońsk, verbracht. Im Spätsommer desselben Jahres verstarb er, wofür es zwei verschiedene Erklärung gab – Selbsttötung oder Nachwirkungen der Folter während der Haft.[15][16]

Ritter zählte zu den frühesten Opfern des Hitler-Regimes. Am 11. September 1948 beschlossen die Stadtverordneten von Frankfurt (Oder), den Magazinplatz nach dem Widerstandskämpfer zu benennen.



Stolperstein für Erich Schulz.JPG


HIER LEBTE
ERICH SCHULZ
JG. 1907
MEHRMALS VERHAFTET
ZULETZT 1944
GEFOLTERT
VON DER GESTAPO
ERMORDET
AM 29.6.1944


ul. Sienkiewicza 46
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Erich Schulz wurde 1907 geboren. Er war Arbeiter und schloss sich 1923 der Kommunistischen Partei Deutschlands an. Nach der Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 war er am Aufbau der illegalen Arbeit der KPD in Frankfurt (Oder) und Umgebung beteiligt. 1933 war er auch kurzfristig in Haft. 1936 wurde er erneut in Haft genommen und saß wegen Vorbereitung zum Hochverrat im Zuchthaus Brandenburg-Görden ein, dann in einem Steinbruch in Bayern und schließlich im Emslandlager Aschendorfermoor. Nach seiner Entlassung 1941 musste er sich wöchentlich bei der Gestapo melden. Am 29. Juni 1944 wurde sein Leichnam an der Oder aufgefunden. Sein Tod wurde – trotz seines zerschlagenen Gesichts – offiziell als Selbstmord dargestellt. Seine Frau musste Erich Schulz identifizieren.[17]


Wrocław |



















































Bild
Name
Standort
Leben

Stolperstein für Edith Stein 2.JPG


HIER WOHNTE
EDITH STEIN
JG. 1891
AUSGELÖSCHT 9.8.1942
IN AUSCHWITZ


ul. Nowowiejska 38
Erioll world.svg

Edith Stein wurde als jüngstes von elf Kindern einer jüdisch-orthodoxen Familie am 12. Oktober 1891 in Breslau geboren. Ihr Vater, ein Kaufmann, verstarb bereits ein Jahr nach ihrer Geburt, ihre Mutter führte den Holzhandel weiter. Edith Stein studierte in Breslau, Göttingen und Freiburg i. Br. Psychologie, Philosophie, Geschichte und Germanistik und wollte schon damals der «Menschheit dienen».[18] Nach dem Doktorat war sie bis 1918 Assistentin ihres Doktorvaters, des Philosophen Edmund Husserl. Vier Versuche der Habilitation scheiterten am Faktum, dass sie eine Frau war. Im April 1933 erbat sie in einem Brief an Papst Pius XI., er möge öffentlich gegen die Judenverfolgung protestieren. Die Bitte blieb vier Jahre lang unerhört, erst 1937 wurde die Enzyklika Mit brennender Sorge veröffentlicht.

Am 14. Oktober 1933 trat Edith Stein als Postulantin dem Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen in Köln bei und nahm ein halbes Jahr später den Ordensnamen Teresia Benedicta a Cruce an. 1936 ließ sich auch Ediths ältere Schwester Rosa Stein (1883–1942) taufen, lebte danach als Gast im Kloster und arbeitete als Pförtnerin. Um ihr Stammhaus zu schützen, übersiedelte Edith Stein mit ihrer Schwester 1938 in den Karmel des Ordens im niederländischen Echt. Im Rahmen der Deportationen des Holocaust wurden auch die beiden Schwestern Stein am 2. August 1942 von der Gestapo verhaftet, in das Durchgangslager Westerbork verbracht, fünf Tage später in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und am 9. August 1942 in der Gaskammer ermordet.[19] Papst Johannes Paul II. sprach Edith Stein 1987 selig und 1998 heilig. Sie galt und gilt als Brückenbauerin zwischen Christen und Juden.[20]


Zwei weitere Stolpersteine für Edith Stein befinden sich in Köln und ein weiterer in Freiburg im Breisgau.



Stolperstein für Anita Treitel.JPG


HIER WOHNTE
ANITA TREITEL
JG. 1920
DEPORTIERT
ZUR ZWANGSARBEIT
16.11.1941 SELBSTMORD


ul. Świdnicka 39
Erioll world.svg

Anita Treitel wurde am 29. Januar 1920 als Tochter von Rose und Walter Treitel in Breslau geboren. Ihr Vater war Arzt. Sie hatte einen älteren Bruder, Wolf­gang (1918–2013), der – wie der Vater – rechtzeitig in die Ver­einigten Staaten emigrieren konnte. Ihr Onkel, Arnold Bernstein, versuchte sie und ihre Mutter in die USA zu holen, allerdings vergeblich. Anita Treitel musste in einem Lager Zwangs­arbeit verrichten und nahm sich am 16. November 1941 das Leben. Ihre Mutter wurde im April 1942 vom NS-Regime deportiert und ermordet.[21]

Stolperstein für Rose Bernstein Treitel.JPG


HIER WOHNTE
ROSE BERNSTEIN
TREITEL
JG. 1891
1942 DEPORTIERT
IN DAS GHETTO VON IZBICA
ERMORDET 1942


ul. Świdnicka 39
Erioll world.svg

Rose Treitel geb. Bernstein wurde am 10. Dezember 1891 in Breslau geboren. Am 23. Juli 1914 heiratete sie den Arzt Walter Treitel, das Paar hatte zwei Kinder: Wolf­gang (geboren am 10. Juni 1918) und Anita (geboren am 29. Januar 1920). Ehe­mann und Sohn konnten sich 1938 bzw. 1939 durch Emigration in die Vereinigten Staaten retten und änderten dort ihren Familien­namen auf Tritell. Ihr Bruder Arnold Bernstein (1888–1971) versuchte vergeblich Rose und Anita Treitel in die USA zu retten.[22] Die Tochter nahm sich am 16. November 1941 das Leben. Rose Treitel wurde im April 1942 im Ghetto Izbica vom NS-Regime ermordet.

Rose Treitels Sohn heiratete Anita Sorkowitz (1922–1998) und hatte mit ihr zwei Kinder. Er starb hochbetagt im Jahr 2013.[23]



Stolperstein für Alfred Zorek.JPG


HIER WOHNTE
ALFRED ZOREK
JG. 1884
1943 DEPORTIERT
NACH AUSCHWITZ
ERMORDET: 03.1943


ul. Jedności Narodowej 95
Erioll world.svg

Alfred Zorek wurde 1884 in Wreschen als Sohn von Gustav und Rosalie Zorek geboren. Er hatte vier Geschwister, darunter die zwei Schwestern Martha und Gunda sowie der Bruder Rudolf. Er heiratete Frieda Freund, das Paar hatte zwei Kinder: Erna (geb. 1923) und Werner (geb. 1925). Die Familie wohnte in der Matthias-Straße 95 in Breslau. Während der Sohn 1939 mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit gebracht werden konnte, wurden Alfred Zorek, seine Frau und seine Tochter 1943 ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet.

In Magdeburg wurden Stolpersteine für seinen Bruder Rudolf Zorek und dessen Frau Betty (geb. Grzebinasch) verlegt, die beide im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurden.[24]



Stolperstein für Erna Zorek.JPG


HIER WOHNTE
ERNA ZOREK
JG. 1923
1943 DEPORTIERT
NACH AUSCHWITZ
ERMORDET: 03.1943


ul. Jedności Narodowej 95
Erioll world.svg

Erna Zorek wurde 1923 in Breslau als Tochter von Alfred und Frieda Zorek geboren. Sie hatte einen Bruder, Werner, geb. 1925, der im Jahr 1939 mit einem Kindertransport nach England ging. Sie selbst wurde 1943 gemeinsam mit ihren Eltern ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet.

Bereits am 23. September 2012 wurde ein Stolperstein für Erna Zorek in der Mozartstraße von Unna, vor dem St. Bonifatius Wohn- und Pflegeheim, verlegt.



Stolperstein für Frieda Freund Zorek.JPG


HIER WOHNTE
FRIEDA FREUND
ZOREK
JG. 1885
1943 DEPORTIERT
NACH AUSCHWITZ
ERMORDET: 03.1943


ul. Jedności Narodowej 95
Erioll world.svg

Frieda Zorek geb. Freund wurde am 29. März 1885 als Tochter von Emma und Selig Freund geboren. Sie hatte sechs Geschwister: Anna (1875), die Zwillinge Georg und Doris (1877), Rosa (1879), Gertrud (1880) und Sigmund. Mit ihrem Ehemann Alfred Zorek hatte sie zwei Kinder: Werner und Erna. Während der Sohn 1939 mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit gebracht werden konnte, wurden Frieda Zorek, ihr Mann und ihre Tochter 1943 ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet.

Stolperstein für Werner Zorek.JPG


HIER WOHNTE
WERNER ZOREK
JG. 1925
7.2.1939 KINDERTRANSPORT
NACH GROSSBRITANNIEN


ul. Jedności Narodowej 95
Erioll world.svg

Werner Zorek wurde am 14. Oktober 1925 in Breslau als Sohn von Alfred und Frieda Zorek geboren. Er hatte eine Schwester, Erna. Am 7. Februar 1939 konnte er –13-jährig – mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit gebracht werden. Er wurde zuerst im Camp Dovercourt, später in Gloucester untergebracht. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, im Jahr 1947, emigrierte er mit Hilfe von Verwandten nach New York, nannte sich Warren Zorek, arbeitete als Manager im Kaufhaus Bloomingdale’s und ehrenamtlich für das American Red Cross. Er lernte Jane Krass kennen und heiratete sie. Das Paar hatte zwei Kinder, Jennifer (1958) und Michael (1960), und vier Enkelkinder. Warren Zorek verstarb am 22. Dezember 2006 im Alter von 81 Jahren in New York, wo er auch bestattet wurde.[25]

Vater, Mutter und Schwester wurden 1943 im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet.




Verlegedaten |


Die Stolpersteine in Polen wurden von Gunter Demnig persönlich an folgenden Tagen verlegt:



  • 12. Oktober 2008: Wrocław (ul. Nowowiejska 38)

  • 12. November 2009: Słubice (ul. Mikołaja Kopernika)

  • 6. Juli 2010: Słubice (ul. Sienkiewicza 46)

  • 2. Februar 2016: Wrocław (ul. Jedności Narodowej 95, ul. Świdnicka 39)

  • 10. Dezember 2017: Mińsk Mazowiecki

  • 11. Dezember 2017: Biała Podlaska


Weitere Verlegungen wurden für 29. Juli 2018 in Raczki und Łomża angekündigt.



Weblinks |



 Commons: Stolpersteine in Polen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



  • Yad Vashem, Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer


  • Stolpersteine.eu, offizielle Website des Stolperstein-Projekts von Gunter Demnig


  • Jüdisches Frankfurt virtuell, Stolpersteine in Frankfurt (Oder) und Słubice



Einzelnachweise |




  1. Deutsches Generalkonsulat Breslau: Stolpersteine in Breslau, abgerufen am 16. März 2016


  2. Edina Rauschenberger: Tagungsbericht Die Einsamkeit der Opfer. Methodische, ethische und politische Aspekte der Zählung der Menschenverluste des Zweiten Weltkriegs. 09.12.2011–10.12.2011, Budapest. In: H-Soz-u-Kult, 8. Juni 2012.


  3. The Central Database of Shoah Victims' Names hat mehrere Einträge zu Chaim Zylberberg, darunter drei seines überlebt habenden Sohnes David, alle abgerufen am 28. Juli 2018:


    • Chaim Hyatt Zylberberg (1980),


    • Chaim Zylberberg (1981) und


    • Chaim Zylberberg (1992).



    In allen drei Meldungen schreibt er, sein Bruder sei durch Suizid aus dem Leben geschieden, was der oben angegeben Version nicht unbedingt widersprechen muss.



  4. The Central Database of Shoah Victims' Names hat mehrere Einträge zu Gertruda bzw. Gitla Zylberberg mit sehr unterschiedlichen Geburtsdaten. Hier wurden die beiden Meldungen ihres überlebt habenden Sohnes Davis berücksichtigt, beide abgerufen am 28. Juli 2018:


    • Gertrude Zylberberg (1980) und


    • Gitla Zylberberg (1992).




  5. The Central Database of Shoah Victims' Names hat mehrere Einträge zu Joel Zylberberg, darunter drei seines überlebt habenden Sohnes David, alle abgerufen am 28. Juli 2018:


    • Joel Zylberberg (1980),


    • Joel Zylberberg (1981) und


    • Joel Zylberberg (1992).



    In zwei seiner Meldungen schreibt er, sein Vater sei durch Suizid aus dem Leben geschieden, was der oben angegeben Version nicht unbedingt widersprechen muss.



  6. Find a grave, beide abgerufen am 28. Juli 2018:

    • David Zylberberg

    • Anna Bleiweiss Zylberberg




  7. ab legacy.com: Fay Katz Berwald, Obituary, abgerufen am 9. August 2018


  8. Central Database of Shoah Victims' Names: Natan Kabaker, abgerufen am 30. Juli 2018


  9. Hashimg: Photos and Videos about #demnig, abgerufen am 6. September 2018, mit einem Bild des Paares


  10. Wmurowanie kamienia pamięci poświęconego dr. Janowi Hubertowi, 8. Dezember 2017


  11. Poland 24h: Willa doktora Jana Huberta, abgerufen am 27. Juli 2018


  12. Obituaries of Miscellaneous Physicians - 2002, abgerufen am 3. September 2018


  13. FirstHandHistory: David Berwald: In His Own Words, abgerufen am 26. August 2018


  14. Marcin Halicki: Pamiętnik z Raczek – 1996, abgerufen am 26. August 2018


  15. Jüdisches Frankfurt virtuell: Stolpersteine in Frankfurt (Oder) und Słubice, abgerufen am 8. März 2016


  16. Museum Viadrina: Karl-Ritter-Platz, abgerufen am 8. März 2016


  17. Jüdisches Frankfurt virtuell: Stolpersteine in Frankfurt (Oder) und Słubice, abgerufen am 17. März 2016


  18. Reiner Wimmer: Edith Stein. In: Vier jüdische Philosophinnen. Leipzig 1996, S. 228


  19. Lukas Mihr: Ad maiora mala vitanda – Das Beispiel der Niederlande (abgerufen 23. Juni 2013)


  20. Gedenkfeier für Edith Stein in Auschwitz-Birkenau. Patronin Europas und Frauenrechtlerin. Interview mit Stefan Dartmann, SJ, anlässlich der Predigt von Kardinal Meisner zum 70. Todestag Edith Steins im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Domradio, 8. September 2012.


  21. In re Holocaust Victim Assets Litigation Case No. CV96-4849 Certified Denial, abgerufen am 16. März 2016


  22. Lars U. Scholl: Bernstein, Arnold. In: Hamburgische Biografie. Band 5, Wallstein, Göttingen 2010, ISBN 978-3-8353-0640-0, S. 48–50.


  23. New York Times: Deaths TRITELL, ANITA (NEE SORKOWITZ), 19. August 1998


  24. Gegen das Vergessen: Wir erinnern an Ehepaar Zorek, abgerufen am 16. März 2016


  25. Story of Survival: Warren Zorek (Memento vom 12. März 2016 im Webarchiv archive.is), abgerufen am 16. März 2016


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