Gau Westfalen-Nord
Der Gau Westfalen-Nord war als Parteigau eine Gliederung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte und Struktur
2 Literatur
3 Weblinks
4 Einzelbelege
Geschichte und Struktur |
Einen Gau Westfalen gab es bereits seit 1924 unter dem Freikorps- und späteren SA-Führer Franz Pfeffer von Salomon. Schon 1926 ging er im Gau Ruhr unter Karl Kaufmann (Gauleiter) bzw. ab 1929 Josef Wagner (Gauleiter) auf. Der nach der Abtrennung von Adolf Hitler eingesetzte Gauleiter von 1931 bis 1945 war Alfred Meyer MdR, sein Stellvertreter seit 1931 Peter Stangier MdR. Der Gau umfasste das nördliche Gebiet der preußischen Provinz Westfalen, also die damaligen Regierungsbezirke Münster und Minden (heute Regierungsbezirk Detmold), dem Landkreis Grafschaft Schaumburg der Provinz Hessen-Nassau bzw. der Provinz Hannover (ab 30.09.1932) sowie die Gebiete der Länder Schaumburg-Lippe und Lippe. Sein Pendant war der Gau Westfalen-Süd.
Auf der Staatsseite wurde der konservative Katholik (DNVP) Ferdinand von Lüninck wurde 1933 zum Oberpräsidenten der preußischen Provinz Westfalen ernannt und erst 1938 durch den Gauleiter Meyer ersetzt, womit die Staats- und die Parteiebene nicht mehr zu trennen waren. Schon seit dem 16. Mai 1933 war Meyer Reichsstatthalter in den Ländern Schaumburg-Lippe und Lippe. Am 24. Februar 1936 wurde er dort Führer der Landesregierung und Staatsminister (Ministerpräsident) (mit Wirkung vom 1. Februar 1936). Karl-Friedrich Kolbow sorgte als Landeshauptmann für die Durchsetzung der NS-Politik.
Eine Parteizeitung gab es mit der Roten Erde, die in Bochum erschien, sowie der Nationalzeitung (Essen). Der Verwaltungssitz des Gaus war bis 1. Oktober 1932 in Gelsenkirchen, dann in der Provinzialhauptstadt Münster in wechselnden Gebäuden, ab Ende 1936 in der Bismarck-Allee 5.[1] Die Fläche betrug 14.559 km², die Einwohnerzahl (1941) 2.822.603. Gauamtsleiter und Gauinspekteur war von 1936 bis 1938 Wilhelm Rosenbaum, Gaupropagandaleiter und Gaukulturwalter der spätere Reichskommissar für die Niederlande Fritz Schmidt (Generalkommissar). Der Münsteraner Hermann Bartels (Architekt) war Gaukulturamtsleiter und für die Renovierung der Wewelsburg sowie die Umgestaltung der Gauhauptstadt Münster zuständig. Gauwirtschaftsberater war der IHK-Präsident Christian Franke. Gauführerschulen bestanden in Schloss Nordkirchen und in Lübbecke (Am Weingarten).
Meyer vereinte viele weitere staatliche Ämter auf sich: Beauftragter des Reichsverteidigungskommissars für den Wehrkreis VI (Münster) im Gau Westfalen-Nord, zugleich Mitglied des Verteidigungsausschusses des Wehrkreises VI, 17. Dezember 1939 mit städtebaulichen Maßnahmen für Münster beauftragt, 29. Mai 1940 – 20. Februar 1942 "für die Dauer der Abwesenheit des Oberpräsidenten Terboven" (in Norwegen) mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Reichsverteidigungskommissars im Wehrkreis VI beauftragt, 15. November 1940–1945 Gauwohnungskommissar des Gaues Westfalen-Nord, 20. Januar 1942 Teilnehmer der "Wannsee-Konferenz", 6. April 1942–1945 Beauftragter des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz Fritz Sauckel für den Gau Westfalen-Nord, 16.11.1942-11.04.1945 Reichsverteidigungskommissar für den Gau Westfalen-Nord, 25. September 1944–1945 Führer des Deutschen Volkssturms im Gau Westfalen-Nord. Er verübte wahrscheinlich am Ende mit einem Bekenntnis zu Hitler Selbstmord.
Meyer versuchte mit einer regionalen Kulturpolitik Loyalitäten zu sichern. So führte er den Westfalentag im Sinne der NSDAP und der Heimatschutzbewegung durch, ließ in Lippe den Dichter Christian Dietrich Grabbe hochleben und pflegte den Kult um das Hermannsdenkmal. 1938 schuf er die Annette von Droste-Hülshoff-Tage. Im Ruhrgebiet wurde der erfolgreiche Fußballverein Schalke 04 besonders geehrt, um die Sympathien der Arbeiterschaft zu gewinnen.
Literatur |
Der Gau Westfalen-Nord, hrsg. vom Gau Westfalen-Nord. Vorw. Alfred Meyer, Detmold: Lippische Staatszeitung/NS-Verlag 1939- Joachim Kuropka: Auf dem Weg in die Diktatur. Zu Politik und Gesellschaft in der Provinzialhauptstadt Münster 1929–1934 , in: Westfälische Zeitschrift 134, 1984, S. 157–199
- Heinz-Jürgen Priamus: Regionale Aspekte in der Politik des nordwestfälischen Gauleiters Meyer, in: Möller/Wirsching/Ziegler: Nationalsozialismus in der Region: Beiträge zur regionalen und lokalen Forschung und zum internationalen Vergleich, München 1996, S. 175–198 ISBN 3-486-64500-5
- Christoph Schmidt: Nationalsozialistische Kulturpolitik im Gau Westfalen-Nord: regionale Strukturen und lokale Milieus (1933–1945), Paderborn u. a. 2005
Weblinks |
Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Der Gau Westfalen-Nord. Abgerufen im September 2018 (Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006).
- Internet-Portal Westfälische Geschichte
- Reinhard Tenhumberg: Gau Westfalen-Nord mit den Kreisleitern und Ortsgruppen
Einzelbelege |
↑ Joachim Kuropka: Auf dem Weg in die Diktatur. In: Westfälische Zeitschrift 134, 1984, S. 184 / Internet-Portal „Westfälische Geschichte“
.mw-parser-output div.NavFrame{border:1px solid #A2A9B1;clear:both;font-size:95%;margin-top:1.5em;min-height:0;padding:2px;text-align:center}.mw-parser-output div.NavPic{float:left;padding:2px}.mw-parser-output div.NavHead{background-color:#EAECF0;font-weight:bold}.mw-parser-output div.NavFrame:after{clear:both;content:"";display:block}.mw-parser-output div.NavFrame+div.NavFrame,.mw-parser-output div.NavFrame+link+div.NavFrame{margin-top:-1px}.mw-parser-output .NavToggle{float:right;font-size:x-small}
51.9618937.635434Koordinaten: 51° 57′ 42,8″ N, 7° 38′ 7,6″ O